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Mineralität

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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Gerald

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 10:34

Hallo Ulli,

ich habe ja auch gemeint, dass Chlorid für mich recht unplausibel klingt. Allerdings denke ich schon, dass - falls solches im Boden vorhanden wäre - es von der Pflanze aufgenommen würde, denn sonst sollte Streusalz & Co ja nicht die bekannten Schäden verursachen.

"Trauben und viele Stein- und Kernobstarten reagieren empfindlich auf einen zu hohen Chloridgehalt im Boden" (http://www.kali-gmbh.com/dede/fertilise ... rance.html)

und Sulfat (wobei letzteres vielleicht auch erst aus derr Vinifikation und nicht aus dem Traubenmaterial stammt)


das verstehe ich nicht ganz. Sulfat ist doch die primäre Schwefelquelle von Pflanzen, bei der Vinifikation könnte Sulfit daraus entstehen, hast du das gemeint?

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 10:55

Gerald hat geschrieben: Sulfat ist doch die primäre Schwefelquelle von Pflanzen, bei der Vinifikation könnte Sulfit daraus entstehen, hast du das gemeint?


Ne, das hatte ich nicht gemeint (und ich halte es auch für eher unwahrscheinlich, dass die Bedingungen bei der Vinifikation Sulfat zu Sulfit reduzieren können). Meine Vermutung ging genau in die umgekehrte Richtung: Oxidation eines Teils der schwefligen Säure, die bei der Vinifikation zugesetzt wird, zu Sulfat - dafür reicht schon Luftsauerstoff.

Was Chlorid betrifft, werde ich nochmal nach Literatur suchen. Kann schon sein, dass es mit der Wasseraufnahme einfach konvektiert wird. Bei der Aufnahme mehrwertiger Ionen hingegen liegt meistens aktiver Transport vor, und der ist geregelt. Aber einerlei; Chlorid findet sich im Wein jedenfalls nicht in geschmacksrelevanten Mengen.

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 10:59

und ich halte es auch für eher unwahrscheinlich, dass die Bedingungen bei der Vinifikation Sulfat zu Sulfit reduzieren können


doch, das ist doch das Problem mit Sulfit im Wein, das aus dem Hefestoffwechsel stammt und nicht vom Winzer zugesetzt wurde. Siehe z.B.

"Die Hefe Saccharomyces cerevisiae ist in der Lage, über den Stoffwechselweg der reduktiven Sulfatassimilation Sulfit zu bilden." (aus https://zidapps.boku.ac.at/abstracts/oe ... 0&paLIST=0)

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 11:05

Doch - um wieder zum Thema zurückzukehren: kann vielleicht jemand, der den Begriff "salzige Mineralität" verwendet, ihn ein bisschen näher erklären?

Ist es tatsächlich ein salziger Geschmackseindruck am Gaumen oder ist das nur als Metapher zu verstehen, da die Aromatik an Meerwasser erinnert (ich glaube so etwas schon in Weinbeschreibungen gelesen zu haben). Der typische Geruch an einer Meeresküste kommt aber meines Wissens von Wasserpflanzen in Kombination mit Bakterien.

Grüße,
Gerald
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weinfidél

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 12:52

Immer wieder sehr zu empfehlen, sind "Abhandlungen" bei Bernhard Fiedler (rechts unter Weinblogs - We(in)blog (Bernhard Fiedler).
Man gebe dort mal den Suchbegriff "Mineralität" ein.

fidélst
Rico
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Bernd Schulz

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 13:31

kann vielleicht jemand, der den Begriff "salzige Mineralität" verwendet, ihn ein bisschen näher erklären?


Ich verwende den Begriff schon mal (ebenso wie in meinen VKNs das Wörtchen "mineralisch" in Ermangelung eines besseren Attributs recht häufig auftaucht :oops: ), aber ich wüsste nicht, wie ich ihn noch "näher" erklären könnte. Für mich liegt er ungefähr auf einer Ebene mit Beschreibungen wie "süße Pfirsichfrucht" oder "grobkörnige Tannine".

Auch wenn das dem Naturwissenschaftler möglicherweise nicht gefällt: Sprache ist auf der ästhetischen Ebene nie kongruent mit der "Realität", ist immer nur eine Annäherung, eine Metapher. Nun gibt es einfache und stark erklärungsbedürftige Metaphern - aber "salzige Mineralität" würde ich erst einmal zu den einfachen, selbsterklärenden Bildern zählen wollen.

Beste Grüße

Bernd
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Gerald

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 13:34

Hallo Bernd,

ich wäre schon - fürs Erste ;) - zufrieden, wenn mir jemand erklären kann, ob man "salzige Mineralität"

a) nur riechen kann
b) auch (oder nur) schmeckt
c) nichts dergleichen, sondern nur als Metapher für den Wein als Ganzes verwendet, wie z.B. "ein poetischer Wein" ...

Bitte Zutreffendes ankreuzen ;)

Danke,
Gerald
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Einzelflaschenfreund

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 13:55

Imho geht der Eindruck von Salzigkeit oft einher mit Noten, die an Jod erinnern (geschmacklich, nicht nur in der Nase). Evtl. liegt hier ja ein Erklärungsansatz.

Gruß
Guido
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Gerald

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 14:00

Danke für die Info. Stellt sich nur die Frage, ob es wirklich Jodgeruch ist (der Geruch ist meines Wissens nicht mehr allgemein bekannt, da Jodtinktur als Desinfektionsmittel seit langem ausgedient hat) oder ob der Geruch am Meer gemeint ist - das ist nämlich (wie ich gerade gelesen habe) Dimethylsulfid, das von Wasserpflanzen zusammen mit Bakterien gebildet wird. Und Dimethylsulfid könnte ich mir auch als böckserähnliche Substanz bei sehr reduktivem Weinausbau vorstellen ...

Grüße,
Gerald
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UlliB

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Re: Mineralität

BeitragMo 22. Aug 2011, 14:25

Beim Salz ist für mich die Situation eindeutig - das schmeckt man, riecht es aber nicht (zumindest wenn es raffiniertes Salz ist; in unraffiniertem Meersalz haben manche Leute schon die drolligsten Dinge gerochen).

Mit der Mineraliät ist das so eine Sache. An und für sich sollten die meisten anorganischen Dinge nicht riechen, weil sie keinen messbaren Dampfdruck haben. Aber dennoch: wer schon mal Zement mit Wasser angerührt hat, weiß, dass das ganz charakteristisch riecht. Gips anrühren riecht ebenfalls - und zwar anders als Zement. Gebrannten Kalk löschen riecht. Und warmer Schiefer riecht auch.... das sind alles Töne, die ich mit "mineralisch" in Verbindung bringe.

Was man riecht, "schmeckt" man auch (per Retroolfaktion), aber häufig mit anderen oder zusätzlichen Varianten. Generell würde ich sagen, dass ich "Mineralität" eher mit dem Mundaroma in Verbindung bringe als beim Riechen assoziiere - aber eben, man kann es gelegentlich auch riechen.

Gruß
Ulli
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