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Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: So 13. Jan 2019, 15:12
von Gast1
Der von mir seit über 20 Jahren bevorzugte Winzer hat pro Jahrgang mehrere hervorragende Lagenrieslinge im Sortiment, die sich geschmacklich deutlich voneinander unterscheiden.

Nach meinem Empfinden spiegelt sich darin in erster Linie der Charakter der Lage wider, was durch unterschiedlichen Ausbau noch optimiert wird, wobei der typische Charakter der Lage aber stets im Vordergrund steht.

Das Preisniveau der insgesamt sechs Lagenrieslinge bewegt sich dabei zwischen aktuell 28,00 EUR und 57,00 EUR pro Flasche.

Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: Fr 23. Dez 2022, 22:03
von Rieslingfan
Gerald hat geschrieben:...Ich habe schon öfters den Eindruck gehabt (teilweise auch vom Winzer bestätigt), dass unterschiedliche Lagen desselben Weinguts absichtlich unterschiedlich ausgebaut werden. ...
Dies kann ich ausgehend von einem mir sehr gut bekannten und bis vor einigen Monaten bevorzugten Weingut, anhand der Expertisen bestätigen.

Die Weine wurden (werden?) je nach Lage mehr oder weniger intensiv im Holzfass/Stahl ausgebaut. Ob dies nur dazu gedient hat um die Lagen besser voneinander unterscheiden zu können oder um die Einzigartigkeit einer Lage noch besser zu unterstreichen, vermag ich nicht zu sagen.

Zumindest hatte jede Lage ihren eigenständigen Charakter.

Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: Sa 24. Dez 2022, 10:23
von jessesmaria
Interessant fand ich ja, dass an der Ahr nach dem Flutjahr auch die besten Winzer (so etwa Stodden) nicht mit Sicherheit die Fässer den jeweiligen Lagen zuordnen konnten. Selbst die Einteilung in drei Qualitäten war ja eine Schätzung, also die Unterscheidung von schwächeren und GG-Lagen scheint ja nicht mit letzter Sicherheit möglich gewesen zu sein. So glasklar scheinen die Unterschiede also auch für die Experten bzw. die Winzer selbst nicht zu sein.

Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: Sa 24. Dez 2022, 12:00
von Bernd Schulz
jessesmaria hat geschrieben:Interessant fand ich ja, dass an der Ahr nach dem Flutjahr auch die besten Winzer (so etwa Stodden) nicht mit Sicherheit die Fässer den jeweiligen Lagen zuordnen konnten. Selbst die Einteilung in drei Qualitäten war ja eine Schätzung, also die Unterscheidung von schwächeren und GG-Lagen scheint ja nicht mit letzter Sicherheit möglich gewesen zu sein. So glasklar scheinen die Unterschiede also auch für die Experten bzw. die Winzer selbst nicht zu sein.
Ich glaube, dass man da keine allgemeingültigen Aussagen treffen kann. Beim Rotwein beziehungsweise Spätburgunder habe ich so gut wie keine Chance, blind Lagenunterschiede herauszuschmecken. Wenn man mir aber einen Trarbacher Hühnerberg und einen Trabener Würzgarten von Martin Müllen verdeckt vorsetzt, traue mir eine Trefferquote von 99% zu (und dem Winzer selber eine von 100%). Ob die signifikante Lagenunterschiede, die man bei diesen beiden Rieslingen feststellen kann, jetzt direkt der jeweiligen Lage selber oder dem bewusst unterschiedlichen Ausbau durch den Erzeuger zuzuschreiben sind, ist noch einmal eine andere Frage - ich habe aber Anlass, zu glauben, dass in diesem Fall tatsächlich die Eigenschaften der beiden Lagen die Hauptrolle spielen.....

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: Sa 24. Dez 2022, 18:58
von EThC
...interessant wird sowas insbesondere dann, wenn der Winzer seine unterschiedlichen Lagen auch alle gleich behandelt, zumindest soweit möglich. Als schöne Beispiele dafür gelten für mich da die Lagenboxen von Tesch oder mit kleinen Abstrichen auch von Weninger. Bei letzterem mit der Einschränkung, daß hier auch preislich und qualitativ sehr unterschiedliche Blaufränkisch enthalten sind, die Lagenunterschiede werden hier dennoch deutlich.

Dem Hühnerberg bzw. den Müllen-Weinen von dort kann ich auch eine gewisse Eigenständigkeit bestätigen, wär mal interessant, da andere Erzeuger in den Vergleich mit einzubeziehen. Mischt da noch jemand außer Tennstedt mit (der für so einen Vergleich aus meiner Sicht eher ungeeignet wäre)?

Re: Lagenunterschiede - Werk der Natur oder des Winzers?

Verfasst: Sa 24. Dez 2022, 19:09
von Bernd Schulz
EThC hat geschrieben:...interessant wird sowas insbesondere dann, wenn der Winzer seine unterschiedlichen Lagen auch alle gleich behandelt, zumindest soweit möglich.
Bei Martin Müllen gehe ich mal davon aus, dass es sich weitgehend so verhält. Die Rieslinge aus verschiedenen Lagen liegen dort alle nebeneinander in der gleichen Art von altem Holzfass, sie werden samt und sonders spontan vergoren, als Kühlmöglichkeit dient das Öffnen und Schließen der Kellertür, wovon dann aber die Fässer gleichermaßen betroffen sind.....
EThC hat geschrieben:Mischt da noch jemand außer Tennstedt mit (der für so einen Vergleich aus meiner Sicht eher ungeeignet wäre)?
Meines Wissens gibt es sowohl im Hühnerberg wie im Würzgarten keinen anderen Erzeuger, dessen Weine sich für einen Vergleich eignen würden. Schade eigentlich!

Herzliche Grüße

Bernd