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Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bettane

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susa

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terrois - Interview mit Bett

BeitragFr 24. Jun 2011, 17:00

es kommt beides zusammen,aber die Winzer, die sich mit guter Qualität auf die veränderten Bedingungen einstellen können, haben durchaus noch ihre Chancen am Markt

lg
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Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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UlliB

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terrois - Interview mit Bett

BeitragFr 24. Jun 2011, 17:45

Bei der Diskussion darf man nicht vergessen, dass eine große Anzahl AOCs erst in den vergangenen 20 oder 30 Jahren durch Umwandlung von vormaligen VDQS (gibt's die eigentlich noch ?) oder VdPs entstanden sind und in einem global expandierenden Weinmarkt überhaupt keine Chance hatten, sich im Bewusstsein der Konsumenten in irgendeiner Weise zu verankern. Darüber hinaus fragt man sich, ob bei manchen AOCs der individuelle Charakter wirklich so einmalig ist, dass man eine separate Herkunftsbezeichnung braucht, oder ob das Unterbringen unter einer gemeinsamen Dach-AOC nicht wesentlich produktiver gewesen wäre. Die Diversifikation ist hier eher ein Fluch als ein Segen gewesen.

Um mal willkürlich eine dieser obskuren Neu-AOCs herauszugreifen: Orléans-Cléry. 2006 zur AOC erhoben. Für den Interessierten: Anbaugebiet an der Loire bei Orléans, Rotwein aus Cabernet franc (Cabernet sauvignon ist noch bis 2020 zugelassen). Kennt keiner? Kein großes Wunder: die Gesamt-Anbaufläche dieser AOC beträgt 35 Hektar :lol:

Solche Beispiele könnte man im Dutzend bringen.

Wer braucht denn sowas? Und wer wundert sich dann, dass die Konsumenten am Ende die AOC für ein völlig inhaltsleeres Statement auf dem Etikett halten - was die Angabe der Rebsorte eben gerade nicht ist?

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 17:46

aber die Winzer, die sich mit guter Qualität auf die veränderten Bedingungen einstellen können, haben durchaus noch ihre Chancen am Markt


Klar, aber die reussieren dann doch gewissermaßen auf Kosten der anderen Winzer, oder? Anders gesagt - wenn das gesamte Languedoc ab sofort nur mehr Weine in Cru Bourgeois-Qualität produzieren würde, wären die Absatzprobleme auch nicht beseitigt, denn irgendjemand muss die Weine ja auch trinken ...

Grüße,
Gerald
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thvins

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 18:17

Hallo Ulli,

sag mir ja nichts gegen Orleans - Clery ! :lol: :lol: :lol: 8-)

Im Ernst, man wäre wohl besser beraten gewesen, die AOC nur Orleans zu nennen und eben die reinsortigen Cabernet Franc Weine als solche auf dem Etikett kenntlich zu machen.

In der AOC Orleans sind Pinot Noir, Pinot Gris / Meunier und Chardonnay zugelassen. Die AOC Orleans - Clery bedeutet nichts anderes als Weine aus nur Cabernet Franc (schon heute wird das bissel Cabernet Sauvignon unter den 15% Tisch gekehrt). Bis auf die wenigen Freaks, die sich damit auseinander setzen, weiß der Normalo weder diese Tatsache, noch dass Chardonnay die Traubensorte für die Weißen ist und die beiden Pinots einzeln oder als Cuvée in den Roten und Rosés der AOC Orleans zu finden sind. Hier wäre deutlich verbraucherfreundlicher gewesen:
Orleans als Ort (AOC Name) + Angabe der Rebsorte auf dem Etikett. Zumal alle hier genannten Rebsorten ja sehr reputiert sind.

Ich mag die Weine von hier übrigens sehr, zumindest die von Clos St.Fiacre, die ich seit dem 1995er Jahrgang immer mal wieder gern getrunken habe, super was das PGV angeht!
Kann ich nur wärmstens empfehlen.
Beste Grüße

Torsten

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UlliB

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 19:25

thvins hat geschrieben:sag mir ja nichts gegen Orleans - Clery ! :lol: :lol: :lol: 8-)


Hallo Torsten,

hätte ich mir denken können, dass ich hier im Forum einen finde, der auch die abgedrehteste Mikro-AOCs kennt :)

Aber wie schon gesagt: was soll das? Unterscheidet sich der Cabernet franc von hier in irgendetwas Fundamentalem von CFs aus den Nachbar-AOCs? Und was würde es schaden, Cabernet franc draufzuschreiben - da weiß man wenigstens, was einen erwartet: CF von der mittleren Loire wäre doch auch für einen Kenner eine klare Ansage, und es würde einem ersparen, auf mies zu navigierenden Seiten der INAO zu recherchieren, um was es hier denn überhaupt geht.

Das verlinkte Bettane-Interview zeigt nicht nur in der für mich ziemlich harmlosen Nazi-Analogie eine ganze Reihe von Aspekten des französischen Leidens: Verhaftung in der vermeintlich glorreichen eigenen Geschichte und völlige Selbstbezogenheit bis hin zum Autismus (wenn es z.B. um rebsortendeklarierte Weine geht, fällt einem nur das Elsass ein). Glücklicherweise wird diese Einstellung von einer neuen Winzergeneration, die auch einmal über die Grenzen der grand nation hinausblickt, zunehmend überwunden.

Gruß
Ulli
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thvins

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 20:04

Hallo Ulli,

es gibt tatsächlich nur wenige AOC´s, wo ich noch nie was von im Glas hatte, klammern wir mal die ganzen Grand Cru´s aus Burgund und dem Elsaß aus, die ja alle als Extra AOC gelten - die hatte ich tatsächlich noch nicht alle im Glas... ;) Ansonsten fällt mir Château Grillet ein und diverse Kleinstappellationen aus Südwestfrankreich (die aber zum Teil noch AOVDQS sind).
Ich glaube Côteaux du Lyonnais, Bordeaux Côtes de Francs, Entre Deux Mers Haut Benauge, Côtes de Bordeaux Saint Macaire, Crépy, Bellet und Palette hatte ich auch noch nie wissentlich im Glas.

Einig sind wir uns aber darüber, dass da längst nicht alles die RIESEN-Reputation hat, vieles undurchsichtig ist und man ständig irgendeine Lektüre bemühen muss,um zu erfahren, was man da grade trinkt.

Und im Einzelfall ginge es aussagekräftiger - um bei deinem Beispiel zu bleiben: Orleans kennt jeder (auch wenn nicht jeder weiß, dass es dort Wein gibt) + die Rebsorte (die dort verwendeten kennt auch jeder Weinfreund und selbst wohl die meisten Weinnormalos).

Clery ist übrigens wohl die letzte Cabernet Franc AOC, wenn man die Loire aufwärts schippert, weiter oben (Gien, Sancerre) gibt es dann nur noch Pinot und Gamay, vielleicht hatte das die Behörden bewogen, den Clery als Extra AOC einzuführen.

Die zusätzliche Nennung der Rebsorten auf dem Etikett wäre schon durchaus wünschenswert und hilfreich, bei nur einer oder zwei auf dem Vorderetikett, bei einer Cuvée halt auf dem Rücketikett. Zum Einen wüßte man besser, was man trinkt, zum anderen lernt man es besser einordnen.

Im Gegensatz zu den Nazis bin ich allerdings nicht der Meinung, dass die Reinrassigen stets die Besten sind. Gelungene Cuvées finde ich auch immer ganz nett und würd mir hier auch in Deutschland mehr Mut wünschen. :twisted: :ugeek:
Beste Grüße

Torsten

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UlliB

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 20:41

Das Thema "Neue AOCs" wird ja durchauis im Interview behandelt, wenn auch ziemlich flapsig:

Que pensez-vous des toutes petites AOC qui se créent à tout va comme l'AOC Brulhois par exemple ?

Chaque clocher, à un moment, croit qu'il est seul au monde et que c'est une victoire d'avoir obtenu une appellation à son nom. C'est normal, c'est une diversification naturelle de l'offre, qui joue sur la curiosité humaine. A un moment, le marginal se vend bien.


Das ist eine typisch innerfranzösische (und außerdem sehr kurzfristige) Sichtweise. Außerhalb Frankreichs bedeutet es nur eins: noch mehr abstruse Zerfledderung.

Na, Torsten, kennst Du den auch; Brulhois - korrekt Cotes de Brulhois ? Ok, das ist im Moment noch keine AOC, aber eine AOP - um der Verwirrung noch eine kleine Facette hinzuzufügen. Südwesten; Cabernet franc, Cabernet sauvignon, Fer, Merlot, Cot, Tannat.

Ok - jetzt kannst Du mich mal echt beeindrucken 8-)

Gruß
Ulli
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thvins

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragFr 24. Jun 2011, 22:14

Hallo Ulli,

irgendwo beim Durchfahren der Gegend um Agen ist mir mal Clos Pountet aus dieser Appellation begegnet, allerdings ohne Eingang in meinen Keller - zumindest hatte ich mal unterwegs was im Glas davon. Ist halt auf einem Weg in die Pyrenäen, da versteckt sich nicht so viel. Obwohl hättest du nach Saint Sardos gefragt, hätt ich passen müssen. Obiger erhält öfter mal seine Sterne im Guide Hachette, Grund genug, wenn ich in der Gegend bin, mal die Augen offen zu halten. War aber noch nicht so, dass ich nach dem Keller gesucht und Kisten weg geschleppt hätte. Vielleicht im richtigen Jahr zur richtigen Zeit... ;)

Auch hier haben wir eigentlich gute Cuvées, die Bordelaiser Rebsorten in Verbindung mit Tannat und Cot (Malbec) ergeben schon Charakter. Grad in Südwestfrankreich finde ich nicht unbedingt die größten Weine Frankreichs, aber oft sehr charakterstarke...
Beste Grüße

Torsten

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UlliB

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragSa 25. Jun 2011, 08:00

Schon gut - ich bin echt beeindruckt :shock:

Und jetzt weiß ich auch, für wen die Franzosen ihre ganzen neuen AOCs machen :lol:

Gruß
Ulli
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thvins

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Re: Die Rebsorte im Dienste des Terroirs - Interview mit Bet

BeitragSa 25. Jun 2011, 09:23

Hallo Ulli,

am Ende dennoch nicht für Leute wie mich, denn solche sind zwar neugierig, aber sie kaufen auch nicht alles voller Enthusiasmus.

Aber wenn ich genau drüber nachdenke, so ist es schon ein Laster von mir, wenn ich durch eine Gegend fahre und dort keinen Wein vermute, dann plötzlich aber mehr als sagen wir 100 Rebstöcke rumstehen, dann packt es mich. So wie letztes Jahr im weintechnischen "Niemandsland" in der Gegend von Montlucon, wo ich zwischen Le Chapelaude und Huriel an einem Weinberg vorbeikam und in Huriel dann zwei Flaschen vom einzigen dort noch überlebenden Winzer kaufte. Aus reiner Neugier...

Und Yvonne hab ich damit schon angesteckt, sie treibt sonstwo noch Wein auf. Ich darf sie am Besten nirgendwo mehr allein hinschicken. Neulich war sie auf Jersey und was bringt sie mit? Wein von der Insel Jesey... :mrgreen:
Beste Grüße

Torsten

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