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TTT - Terry Theise & Terroir

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Gerald

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragFr 17. Jun 2011, 09:32

Aha, da zählt also der Geburtsort und nicht wo man seit vielen Jahren lebt. Erinnert mich an einen kleinen Ort in Tirol, wo ich einmal kurz beruflich zu tun hatte: ein Mitarbeiter, der seit Jahrzehnten in dem Ort lebt, aber in einem anderen Dorf wenige Kilometer weit aufgewachsen ist, wurde immer noch seinem Geburtsort zugeordnet ...

Grüße,
Gerald
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Mr. Nebbiolo

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragFr 17. Jun 2011, 09:36

susa hat geschrieben:.

Dieser Gedanke, einen Wein in einen größeren Zusammenhang zu stellen als den von chemischen Inhaltsstoffen, Erzeugungsspezifika, Boden und Mikroklima, ist mir auch sehr wichtig. Ich bin mir sehr sicher, dass meine Vorliebe für die französischen Weine insbesondere daher rührt, dass ich mich dort fast schon ein wenig zu Hause fühle, die Küche schätze, die Kultur, die Landschaft, die Menschen und vor allem weil ich die Sprache spreche (leidlich, die besonderen Feinheiten hat man frühestens raus, wenn man 10 Jahre im Land lebt ;)). Wäre ich "italienisch sozialisiert" worden, würde ich heute wahrscheinlich das Loblied der Baroli, Chianti, Barberas(?)i(?) etc. singen.



Hallo zusammen,

diesen Absatz aus susa`s posting könnt ich mir auch als Leitsatz in meinen Weinkeller hängen 8-)

Wenn wir bei Wein nur die Inhaltsstoffe und das Getränk sehen würden, wäre dieses Forum gar nicht da. Wein ist zwar "nur" ein sehr gutes Getränk, aber die Menschen, die Landschaft (Natur) und die Erlebnisse, die wir mit Wein in Verbindung bringen (essen, Reisen, Urlaub, Genuss, Gespräche, Freunde, etc.), machen das Kulturgut, den Reiz am Wein doch erst aus.

Ist das alles dann auch Terroir ?


Grüße von einem italienisch sozialisierten Weinfreund 8-)
Grüße

Klaus
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Gerald

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragFr 17. Jun 2011, 09:43

Hallo Klaus,

ich glaube, für jeden von uns spielen diese Faktoren eine große Rolle. Vielleicht (unbewusst?) sogar so stark, dass wir uns jede halbwegs objektive Weinbeurteilung damit von vornherein verbauen :oops: Das ist vielleicht auch das Hauptproblem an der Sache: ein anderer Weinfreund hat eine Flasche mit dem gleichen Wein vor sich, verbindet aber im Kopf andere Assoziationen damit und erlebt ihn damit völlig anders. So gesehen irgendwie fast ein Plädoyer gegen Punkte und Verkostungsnotizen im allgemeinen ...

Grüße,
Gerald
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Mr. Nebbiolo

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragFr 17. Jun 2011, 09:45

Gerald hat geschrieben:Aha, da zählt also der Geburtsort und nicht wo man seit vielen Jahren lebt. Erinnert mich an einen kleinen Ort in Tirol, wo ich einmal kurz beruflich zu tun hatte: ein Mitarbeiter, der seit Jahrzehnten in dem Ort lebt, aber in einem anderen Dorf wenige Kilometer weit aufgewachsen ist, wurde immer noch seinem Geburtsort zugeordnet ...

Grüße,
Gerald



Hallo Gerald,

wenn du in Wien aufgewachsen bist, und dann nach Hamburg ziehst, wie lange wird es dauern, bist du dich, bzw. deine Umgebung dich nicht mehr als Wiener, sondern als Hamburger sieht ?

Du kannst dich sprachlich vielleicht annähern, gefühlstechnisch aber wirst du immer Wiener bleiben, bzw. nie Hamburger werden (außer deine Eltern haben dich in den ersten vier, fünf Lebensjahren in die Fremde entführt :D )

Siehst du das wirklich anders ?

Unabhängig davon, ist natürlich nicht nur eine Verwandtschaft des Dialektes, sondern auch ein Zugehörigkeitsgefühl, eine "gefühlstechnische Verwandtschaft" über Ländergrenzen normal.

Ich fühle mich emotional einem "österreichischem Tiroler" weit näher, als einem "deutschen Berliner" :mrgreen: 8-) :lol:
Grüße

Klaus
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Gerald

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragFr 17. Jun 2011, 09:53

Hallo Klaus,

Siehst du das wirklich anders ?


das kann ich eigentlich nicht so genau sagen. Ich bin in Wien geboren, im südlichen Niederösterreich aufgewachsen und lebe jetzt immer abwechselnd ein paar Tage in Wien und im Weinviertel. Persönlich finde ich mich dem Weinviertel aber am meisten verbunden ...

Ist aber vielleicht mit der Wien-Hamburg-Frage nicht wirklich vergleichbar, denn Wien und Niederösterreich sind ja ansonsten praktisch gleichartig, da geht es nur um die Stadt-Land-Thematik.

Grüße,
Gerald
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Weinzelmännchen

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragSa 18. Jun 2011, 13:39

Wieder zurück zum Thema:

Wein ist Emotion :mrgreen: ! Wer das leugnet, hat Wein nicht verstanden. Aber das tut hier ohnedies niemand ;) .

Einer der emotionalsten Momente in meinem "Trinkerleben" war, wie mir ein Winzer aus Italien (aber kein italienischer Winzer) seine generell unübliche, dort aber regionaltypische Art der Weinbereitung erklärte. Schätzte ich seine Weine schon vorher, war es nach der Keller- und Weingartenbesichtigung ganz um mich geschehen. Sogar der Hamster meiner Kinder, der kurze Zeit später gekauft wurde, trägt den Namen seines Weißweincuvees :twisted: .

Die Weine dieses Winzers so wie die von ein paar Kollegen aus der näheren Umgebung spiegeln Terroir in seiner Gesamtheit wieder. Es ist nicht nur der ganz spezielle Boden dieser Region und die wenigen dort angebauten Traubensorten, sondern auch der kulturelle Umgang mit diesem handwerklich unter größten Mühen hergestellten Naturprodukt. Es ist der Mensch, der seinen Weinen den Stempel aufdrückt, es ist aber auch der sehr spezifische Wind, der diesen Weinen an Charakter mitgibt.

Ich fasse mich hier bewußt allgemein, weil es eben ein allgemeines Phänomen ist, und nicht ein Phänomen eines ganz konkreten Weines, wiewohl diese konkreten Weine den Terroirgedanken für mich archetypisch representieren.

Wie ich unlängst beim Schmökern der aktuellen Ausgabe des Gambero Rosso gesehen habe, wurde dieser Winzer für seine nachhaltige Art der Bewirtschaftung ausgezeichnet. Es gibt hier den Titel der Weinkellerei des Jahres, aber auch den Titel des nachhaltigsten Weinbauern des Jahres.Zu recht!
MvG
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Daniel
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Markus Vahlefeld

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragSa 18. Jun 2011, 14:24

Hi Daniel,

nu spann uns doch nicht auf die Folter! Wer isses denn?

Und wie heisst Dein Hamster? :D
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Mr. Nebbiolo

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragSa 18. Jun 2011, 15:36

Markus Vahlefeld hat geschrieben:
Und wie heisst Dein Hamster? :D



Idila ? ;)
Grüße

Klaus
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Chris

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragSa 18. Jun 2011, 15:39

Der Begriff Terroir ist für mich schon irgendwo fixiert auf Bodenbeschaffenheit und Klima. Für viele gehört auch das Arbeiten mit autochtonen Rebsorten dazu; bei mir nur sehr bedingt. Ähnlichhes gilt für die Art der Vinifikation. Diese Dinge haben eher etwas mit Tradition zu tun. Würde man zb. auf das Arbeiten mit autochtonen Rebsorten bestehen, müsste man z.b. den Australiern das Recht absprechen Wein zu produzieren, was ich für sehr gewagt halte.

Der Gesamtkontext wie von TT beschrieben ist wichtig. Um diesen möglichst gut zu begreifen sollte man möglichst sich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzen. Eine Recherche im Web oder in Büchern kann zwar hilfreich sein, ersetzt aber in keinster Weise den Besuch vor Ort.

Meines Erachtens kann ich nur wenn ich die Menschen, Dörfer und Weinberge vor Ort selbst miterlebt habe, auch wirklich mich mit dem Terroir auseinander setzen. Die traditionelle regionale Küche mit einzubeziehen ist auch interessant, aber für mich nicht wirklich wichtig. Viele der traditionellen Gerichte waren ja für Leute gemacht, die den ganzen Tag auf dem Feld geschuftet haben und die haben dazu auch nicht die heutigen Spitzenweine getrunken.
Grüße, Chris
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Weinzelmännchen

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Re: TTT - Terry Theise & Terroir

BeitragSa 18. Jun 2011, 15:51

Gerne Markus!

Der Winzer heßt Sandi Skerk, gehört der slowenischen Sparchgruppe an und hat seinen Betrieb in Prepotto (ital) bzw Praprot (slow) im Karst von Triest. Wenn ihr meinen Avatar genauer anseht, könnt ihr den Hinweis auf einen Bschenschank (Osmiza) in Prepotto erkennen. Sandi ist hat das Weinmachen von seinem Vater Boris gelernt und führt den Betrieb seit einigen Jahren selbst. Er macht sensationelle, äußerst eigenständige Weine, die ihre Herkunft nicht verleugnen können. Der Betrieb ist ca 6 ha groß, was für den Karst schon wirklich ansehnlich ist.

Per Zufall habe ich eine Weinempfehlung in einer österreichischen Tageszeitung gesehen, die das Phänomen der Karstweine in wenigen Worten gut auf den Punkt bringt. Der in "Die Presse" vorgestellte Wein hat (nota bene) Tre Bicchieri im aktuellen Gambero Rosso. Zur Weinbeschreibung muß ich aber doch eine Ergänzung machen. Dieser Wein duftet (auch) intensiv nach weißfleischigem Pfirsichen (Weingartenpfirsich).
:arrow: http://schaufenster.diepresse.com/home/gourmet/wein/667128/Im-Keller_Zurueck-in-den-Karst?_vl_backlink=/home/gourmet/wein/index.do

So, und der Hamster heißt Ograde wie das Weißweincuvee von Sandi Skerk (Malvasia, Vitovska, Sauvignon Blanc, Pinot Grigio). Ograda heißt auf slowenisch kleiner, von Steinmauern umgebener Obst- oder Gemüsegarten. Weil die Weine für das Cuvee aus unterschiedlichen Kleinparzellen stammen, hat ihn der Winzer Ograde (Plural) genannt.
Zuletzt geändert von Weinzelmännchen am Sa 18. Jun 2011, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
MvG
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Daniel
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