Nochmal kurz zu Terry Theise, der Süßreserve und dem Terroir: In dem aktuellen Katalog zu Deutschland 2010 (http://www.skurnikwines.com/msw/documen ... atalog.pdf äußert er sich explizit dazu. Kurz zu dem Katalog: diesen finde ich sehr lesenswert, kann aber auch die Vorbehalte gegen die Person Terry Theise jetzt etwas besser nachvollziehen. Er schreibt und inszeniert sich eben recht amerikanisch - hands down, pragmatisch, extrem offen und wenig kategorisch. So einen Ansatz mag man ablehnen, er ist aber finde ich zur Horizonterweiterung jedenfalls interessant.
In einem Glossar zum deutschen Wein am Ende des Katalogs schreibt er dann eine halbe Seite zur Süßreserve, die er angelehnt an die Champagne Dosage nennt, da der Begriff so negativ belegt ist. Er steht voll drauf, sieht aber auch, dass die Süßreserve immer weniger populär wird, was er wiederum zu kategorisch findet (Zitat: "In any case I applaud purism in most places it is found, but the anti-dosage crusage in Germany smacks not of science, but of religion"). Ich denke, die Diskussion ist schon oft genug geführt worden, welche Manipulationen den Ausdruck eines Weins verfälschen und welche nicht (Theise zieht konkret den Vergleich zum Abstoppen der Gärung mittels Kälte oder Schwefel, den er auch als Manipulation auffasst). Einer der Winzer, die er importiert, nämlich Andreas Adam, lehnt die Süßreserve ganz offen ab, auch gegenüber Theise, mit der Begründung, diese verfälsche das Terroir. Darauf geht Theise ganz explizit ein. Er selbst ist halt anderer Meinung und schwört auf die Flexibiliät, die man mit der Süßreserve hat. Ganz aufschlussreich ist der Satz, mit dem er sein Plädoyer für die Süßreservere beschließt: "And so the argument isn't really about dosage, terroir or purism; it is a shadow argument about ameliorating the despicable sweetness."
Ich bin da anderer Meinung, aber die Leidenschaft von Theise für Süße im Riesling und die Vielfalt seiner Eindrücke zeigt m.E., dass er einen anderen Geschmack hat als viele von uns, dass er aber jedenfalls eine ausreichende Basis dafür hat, was er für seine Kunden für gut hält und was nicht. Immerhin wird offen damit umgegangen.
Wenn noch jemand das Buch liest oder gelesen hat, würde mich noch eine zweite Meinung zu den ersten vier Kapiteln interessieren.