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Die andere Seite der Medaille

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octopussy

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Re: Die andere Seite der Medaille

BeitragDi 28. Jun 2011, 18:49

Sehr schön sind übrigens beide Seiten der Medaille in dem Blog http://www.originalverkorkt.de/ dargestellt (Bericht von der Vin Expo und darum herum). Das ist ohnehin einer meiner Lieblings-Weinblogs: die Fotos, der Schreibstil, diese unaufgeregte Art - das kommt nahe an mein Wunschbild eines Weinblogs heran.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Die andere Seite der Medaille

BeitragDi 28. Jun 2011, 21:07

Bei der "anderen Seite der Medaille" darf man aber auch nicht übersehen, dass die wirklich kleinen Erzeuger - ich meine hier nicht gut etablierte CBs im Preisbereich von 10-15 Euro, sondern diejenigen, die ihre Weine billiger verkaufen müssen - außer in wirklich guten Jahren kaum einmal eine Qualität erzeugen, die heute noch wirklich marktfähig ist.

Das liegt gar nicht mal an der Unfähigkeit der Produzenten. Bei all dem Hype um Bordeaux wird gerne eine Tatsache übersehen: die Gegend ist klimatisch für den Weinbau eine Randzone, und trotz Klimawandel hat sich daran nicht so viel geändert. Die Rebflächen im Bas Médoc liegen nur einige Kilometer von der Biscaya entfernt, und da kann das Wetter schon häufiger arg garstig sein, und das auch mal längere Zeit am Stück.

Wenn es dann mal in einem Jahr klimatisch nicht passt, wie z.B. in 2007 (und auch 2008 war im Grunde nicht wirklich gut), können die großen Erzeuger zwar immer noch etwas Trinkbares in die Flasche bringen, aber nur mit ganz enormen Aufwand: massiver Personaleinsatz bei der Weinbergsarbeit, rigorose Selektion, ggf. zugekauftes know-how bei der Vinifikation, und schließlich (auch wenn die Fans es nicht gerne hören) durch den Einsatz von ordentlich high-tech. Solche Jahrgänge wären auch bei großen Erzeugern noch vor 30 oder 40 Jahren komplett verloren gegangen; sie werden heute letztlich durch massiven Kapitaleinsatz (halbwegs) gerettet.

Den kleinen Erzeugern fehlt es aber an allen Ecken und Enden an den hierfür notwendigen Mitteln, und dann entstehen Weine, die qualitativ mit keinem vernünftig hergestellten Billigprodukt aus dem Mittelmeerraum oder der neuen Welt mithalten können. Das wiederum drückt die Preise weiter - ein echter Teufelskreis.

Bei gleichzeitig rückläufigem Weinkosum im eigenen Land vermag ich auch keinen Ausweg zu erkennen. Verkaufen an einen finanzstarken Nachbarn oder einen Liebhaber mit Geld, der mal einen eigenen Bordeaux machen möchte, wird für viele Erzeuger mittelfristig die letzte Möglichkeit bleiben.

Gruß
Ulli
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