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Gault Millau Weinführer

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octopussy

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Gault Millau Weinführer

BeitragMi 19. Jan 2011, 22:55

Liebes Forum,

heiß diskutiert wird ja immer wieder Sinn oder Unsinn sowie Qualität der jährlich herauskommenden Print-Weinführer Gault Millau und Eichelmann. Ich selbst kaufe jedes Jahr den Gault Millau, nicht aber den Eichelmann, was eigentlich nur daran liegt, dass im Gault Millau auch ein paar Bilder sind :oops: und es mir erscheint, als hätten die GM-Bewertungen in der öffentlichen Wahrnehmungen etwas mehr Gewicht als die des Eichelmann (vielleicht ist dieser Eindruck nicht richtig).

Nach der auf Cpt. Cork geführten Diskussion (http://www.captaincork.com/Weinleute/Gault-Millau-und-Eichelmann-2011 äußert jetzt auch Herr Jens Priewe seine (negative) Meinung über den Gault Millau (http://www.weinkenner.de/wein-magazin/report/2011/januar/weinguide-2011.html).

Während ich die Ansicht von Herrn Eschenauer (Einschätzungen des GM und Eichelmann sind langweilig, spannende Winzer werden oft übersehen oder nicht ausreichend gewürdigt) noch ganz gut nachvollziehen kann, verrennt sich Herr Priewe meiner Ansicht nach etwas. Er stößt sich v.a. an der Klassifizierung der Weingüter mit Trauben und argumentiert, dass der GM an der Realität vorbeigehe, weil er nur auf die Spitzenweine abstelle, die Einstiegsweine aber nicht in die Trauben-Klassifizierung mit einbeziehe. Besser sei z.B. die Klassifizierung der Weinwirtschaft, da dort breit erhältliche Weine (>10.000 Flaschen, Preis > 3 Euro) klassifiziert würden.

Ich frage mich, ob vom GM nicht etwas erwartet wird, was er nicht leisten kann. Klar wird dort manche Entwicklung verschlafen. Klar vollziehen sich Entwicklungen im GM manchmal langsamer als in der Wirklichkeit (konkretes Beispiel: Das Weingut Immich-Batterieberg mit seiner tollen Wieder-Einstiegs-Kollektion hätte man durchaus höher bewerten und einsteigen lassen können). Klar könnte der GM auch mal etwas mehr Mut in seiner Preisvergabe beweisen.

Für mich persönlich als Konsumenten bietet der GM (und sicher auch der Eichelmann, wenn ich ihn denn mal kaufen würde) jedoch einen sagenhaften Überblick darüber, was in Deutschland im jeweils letzten Jahrgang an Wein auf den Markt gekommen ist und v.a. was diese Weine kosten sollen. Würde es diese umfassenden Weinführer nicht geben, wie würde ich mir einen Überblick verschaffen können, was es außer Großen Gewächsen (über die alle berichten) und vielleicht noch ein paar selektierten anderen Weinen (siehe Rankings wie das der Weinwirtschaft) so alles gibt? M.E. würden ca. 80% der Weingüter, deren Weine im GM und im Eichelmann vertreten sind, nirgendwo anders erwähnt werden, einfach weil sich niemand die Mühe macht, überall hinzufahren. Die Berichte in den Weinzeitschriften oder auf Blogs sind ja nur sehr kleine Ausschnitte über das tatsächliche Angebot (trotzdem natürlich teilweise sehr wertvoll).

Deshalb finde ich, dass man nicht so viel auf dem GM und dem Eichelmann rumhacken sollte. Verbesserungspotenzial ist sicherlich da, aber es besser zu machen ist auch nicht so einfach.
Beste Grüße, Stephan
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Bernd Schulz

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragMi 19. Jan 2011, 23:42

Hallo Stephan,

Für mich persönlich als Konsumenten bietet der GM (und sicher auch der Eichelmann, wenn ich ihn denn mal kaufen würde) jedoch einen sagenhaften Überblick darüber, was in Deutschland im jeweils letzten Jahrgang an Wein auf den Markt gekommen ist und v.a. was diese Weine kosten sollen. Würde es diese umfassenden Weinführer nicht geben, wie würde ich mir einen Überblick verschaffen können, was es außer Großen Gewächsen (über die alle berichten) und vielleicht noch ein paar selektierten anderen Weinen (siehe Rankings wie das der Weinwirtschaft) so alles gibt?


Keine Frage: Gedruckte Weinführer wie der GM oder der Eichelmann bieten auf jeden Fall einen ansonsten nur schwer zu erzielenden Überblick.

Ich kaufe mir keinen der beiden, bekomme den GM aber regelmäßig zu Weihnachten geschenkt und würde nur ungern auf ihn verzichten wollen, obwohl ich hinsichtlich diverser Einzelpunkte immer wieder mit dem Kopf schütteln muss, wenn das neue Exemplar bei mir angekommen ist. Das liegt aber in der Natur der Sache; einen Führer, mit dem ich hundertprozentig übereinstimme, müßte ich schon selber geschrieben haben -und auch da wäre ich mir dann nicht sicher, ob ich meinem Urteil jederzeit trauen könnte :mrgreen: :mrgreen: !

Alles in allem sehe ich den GM inzwischen als nicht gänzlich unproblematische, aber auf jeden Fall unverzichtbare Komponente einer deutschen "Weinkulturszene".

Den Eichelmann muss man eventuell ähnlich auffassen; ich gestehe aber, dass ich ihn, obwohl ich einen seiner inzwischen maßgeblichen Verkoster persönlich kenne und besonders wertschätze, seit der 03er Ausgabe nicht mehr gekauft habe. Der Platz im Bücherregal.... :mrgreen:

Beste Grüße

Bernd
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Einzelflaschenfreund

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragDo 20. Jan 2011, 08:54

Moin,

insgesamt sehe ich das ähnlich wie Bernd (uns unterscheidet leider, dass ich mir den GM selbst kaufen muss).
Jens Priewes Artikel zeigt für mich einer dieser typischen "Ich messe ein Produkt an einem Maßstab, den es gar nicht erfüllen will"-Ansätze. Natürlich ist seine Argumentation nicht falsch, aber der GM wird wohl auch nicht den gleichen Anspruch haben wie die "Weinwirtschaft" und vice versa. Mich erinnert das fast an jemanden wie Til Schweiger, der allen Ernstes erwartet, dass Filmpreise, die sich eigentlich auf künstlerische Qualität konzentrieren, doch bitteschön auch den wirtschaftlichen Erfolg von Firmen zu honorieren hätten.

Was mir am GM seit einigen Jahren allerdings auch missfällt, ist die Sortierung innerhalb der Anbaugebiete nach Trauben. Damit wird m. E. zu viel Aufmerksamkeit auf diese Einteilung gelenkt und die Nutzung unnötig erschwert, im Vergleich zur früher üblichen alphabetischen Sortierung quer durch die Traubenkategorien. Und die bei den Spitzenbetrieben deutlich längeren Weingutstexte wären nur dann sinnvoll, wenn sie auch häufiger und grundlegender aktualisiert werden würden.
Ebenso finde ich zwar - im Gegensatz zu Priewe - die grundsätzliche Orientierung an den Spitzenweinen nicht so falsch, jedoch die in einigen Fällen zu hohen Anteile an reinen "Wettbewerbsweinen" mit Mini-Auflage wenig praxistauglich.

Gruß
Guido
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Charlie

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragDo 20. Jan 2011, 10:31

Woher weiss man denn beim GM um welchen Wein es sich handelt?
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bordeauxlero

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragDo 20. Jan 2011, 13:06

Hallo,

ich verstehe auch, dass man nicht unbedingt erwarten kann, dass ein Weinführer alle Ansprüche auf die gleiche Weise erfüllen kann. Aber Priewes Kritik besagt ja auch, dass der GM so ziemlich alles zu tode rankt, aber dabei, wie das bei CaptainCork ja auch moniert wird, langweilig bleibt und immer die üblichen Vedächtigen oben stehen. Klar wäre es vielleicht eine neue Richtung für den GM, aber ich finde es nicht so falsch, vorzuschlagen dass auch die Basisweine anders mit einbezogen werden und so auch dem Leser die Chance gegeben wird neue Weine auszuprobieren und entdecken. In diesem Sinne liegen Priewe und Eschenauer eigentlich auf der selben Linie, nur dass Priewe meint, es würde vielleicht etwas mehr Bewegung in die ganze Sache kommen wenn sich nicht nur nach den Spitzenweine gerichtet wird...

Grüße,
bordeauxlero
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WoFu

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragDo 20. Jan 2011, 13:31

Moin, moin,

ich habe mir in den letzten Jahren weder den GM, den Eichelmann oder sonstwelchen Weinführer zugelegt, müßte diese auch selbst kaufen. Die Zeiten sind vorbei, in denen ich gern lange darin herumgeblättert und nach vür mich neuen Weingütern gesucht habe. Das Internet hat für mich die papiergebundenen Führer überholt. Ob es nun die Verkostungsdatenbank, Weinplus oder Tante google sind, für mich gibt es in der so schönen neuen Welt bessere Infomöglichkeiten. Das Komische dabei ist nur, daß ich gern ein Buch oder eine Zeitschrift in die Hand nehme um richtig zu lesen, nicht nur auf einem Monitor. Ich habe aber auch keine Weinzeitschrift o. ä. mehr abonniert, das war bis vor kurzem noch anders. Erklären kann ich es mir nur dadurch, daß die Foren- und sonstige Internetlandschaft das Suchen nach speziellen Informationen deutlich vereinfacht hat und mir die Zeit und Ruhe fehlt, Bücher oder Zeitschriften zu dem Thema zu geniessen. Wenn sie denn mal im Regal stehen oder liegen, benötige ich die Inhalte nicht aktuell, wenn aber mal eine Frage in meinem Kopf ist, hilft der Computer meist schneller und umfangreicher. Irgendwie schade, aber so ist meine Weinlesestoffentwicklung. Daher ist mir der Inhalt von GM, Eichelmann etc. ziemlich egal, wodurch ich meinen kleinen Teil zum Sterben dieser Fachliteratur beitrage...

Die Zeiten und Interessen ändern sich...

Grüße

Wolfgang
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Dirk Würtz

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Re: Gault Millau Weinführer

BeitragMo 9. Mai 2011, 18:39

Habe gerade eben erst, bei der GM Recherche,dieses Thema hier entdeckt. Ich denke, dass der GM definitiv die wichtigste deutsche Weinpublikation ist. Ohne wenn und aber. Das er nicht perfekt ist, versteht sich von selbst, wer ist das schon. Schließlich arbeiten Menschen an dem Buch. Ich habe gerade eine Serie auf meinem Blog gestartet und der heutige Teil widmet sich eben diesem Gault Millau. Wen es interessiert, einfach http://wuertz-wein.de/wordpress/2011/05/09/serie-teil-2-der-gault-millau-weinguide-deutschland/lesen

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