Aktuelle Zeit: Mo 29. Apr 2024, 10:25


Pestizideinsatz im Médoc

Die schönsten Bilder, die meisten Punkte, die tollsten Tipps
  • Autor
  • Nachricht
Offline

Muellimov

  • Beiträge: 231
  • Registriert: Do 17. Jan 2013, 10:44

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 18:51

Dann sollte es zukünftig viel mehr RIchtung PiWi gehen. Das hängt dann hauptsächlich vom Verbraucher ab, der sich mit neuen, ihm bis dato unbekannten, Rebsorten anfreunden müsste. Auch wenn viele PiWi-Sorten doch noch Pestizide benötigen, so ist das doch um sehr vieles weniger als bei den Nicht-PiWis.
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4547
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:05

Gerald hat geschrieben:Wobei mich - um nicht nur die bösen Franzosen zu kritisieren - auch etwas erschreckt hat, wie z.B. in Deutschland beim Auftreten der Kirschessigfliege die meisten Winzer ganz selbstverständlich vom Einsatz entsprechender Insektizide gesprochen haben, obwohl das Problem angeblich auch mit engmaschigen Netzen zu lösen sein soll.

Diese Netze müssten aber schon sehr engmaschig sein. Ich hatte im September in Südtirol in einem Buschenschank ein paar von den Viechern im Weinglas - die sind schon sehr klein; das ist halt eine typische Fruchtfliege.

Und mal abgesehen davon, dass es extrem schwierig sein dürfte, einen ganzen Weinberg "fliegendicht" einzunetzen: so viele Netze dürften kurzfristig auf der ganzen Welt nicht aufzutreiben sein. Und wenn schon Hagelnetze zum Verlust der AOC führen, wie vor einiger Zeit an anderer Stelle diskutiert, dann die engmaschigeren KEF-Netze ganz bestimmt.

Noch am Rande, weil es hier gerade passt: das zur Bekämpfung der KEF eingesetzte Insektizid Spinosad (Wz. Spintor) ist durch EU-Verordnung 889/2008 auch für den Einsatz im Biolandbau explizit zugelassen - trotz Bienengiftigkeit und sehr hohem Gefährdungspotential für Gewässerorganismen. Wer also glaubt, Rückständen von diesem Insektizid in 2014ern durch Trinken von Bioweinen zu entgehen: Irrtum.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7491
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:17

Hallo Ulli,

Diese Netze müssten aber schon sehr engmaschig sein.


irgendwo habe ich gelesen (finde den Link nicht mehr), dass eine Maschenweite von max. 1 mm notwendig ist. Solche Netze gibt es durchaus zu kaufen, kann aber schon sein, dass da pro Hektar recht erhebliche Kosten zusammenkommen - plus eine Menge Arbeitszeit, die Netze auch weitestgehend gut abschließend zu montieren.

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7491
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:22

Auch wenn viele PiWi-Sorten doch noch Pestizide benötigen, so ist das doch um sehr vieles weniger als bei den Nicht-PiWis.


ich habe im Hof auf der Pergola eine Hybridrebe (Early Campbell), die sogar in diesem extrem feuchten Jahr keinerlei Pilzinfektionen gezeigt hat. Der Geschmack der Trauben ist allerdings schon sehr gewöhnungsbedürftig (habe von ein paar Jahren einmal sogar einen Wein daraus gemacht - da war er noch wesentlich aufdringlicher als bei den frischen Beeren).

Wenn man die Pilzresistenz dieser Sorte auf eine "Edelrebsorte" übertragen könnte (wie auch immer das gehen soll, ist ja nicht nur ein einzelnes Gen), dann hätte man gewonnen.

Grüße,
Gerald
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4547
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:24

Gerald hat geschrieben: Solche Netze gibt es durchaus zu kaufen,

Aber kaum für Abertausende Hektar Weinbergsfläche, und das von einem Moment zum anderen. Außerdem bliebe neben dem Arbeitsaufwand das technische Problem der AOC-Kompatibilität, und möglicherweise noch ein paar andere unerwünschte Nebeneffekte wie verzögertes Abtrocknen durch Behinderung der freien Luftzirkulation o.ä.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4547
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:25

Gerald hat geschrieben:Wenn man die Pilzresistenz dieser Sorte auf eine "Edelrebsorte" übertragen könnte (wie auch immer das gehen soll, ist ja nicht nur ein einzelnes Gen), dann hätte man gewonnen.

Gerhard,

das wäre grüne Gentechnologie. Pfui Deibel :twisted:

Im Ernst: das ist in Europa völlig unvermittelbar.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

Gerald

Administrator

  • Beiträge: 7491
  • Bilder: 32
  • Registriert: Do 24. Jun 2010, 08:45
  • Wohnort: Wien
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:29

Aber kaum für Abertausende Hektar Weinbergsfläche, und das von einem Moment zum anderen.


Na ja, mit entsprechender Vorlaufszeit wäre das schon möglich gewesen, die KEF ist ja schon einige Zeit bekannt (in Mitteleuropa seit 2011, wenn die Angaben im AGES-Link zutreffen).

Und das mit der AOC-Kompatibilität betrifft ja Deutschland nicht, oder?

Grüße,
Gerald
Offline

Muellimov

  • Beiträge: 231
  • Registriert: Do 17. Jan 2013, 10:44

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:37

Das scheint das Problem der PiWis zu sein. Noch zumindest. Die, die wirklich pilzresistent sind, schmecken nicht so doll. Die, die schmecken, brauchen jedoch noch Spritzungen. Aber eben deutlich weniger als konventionelle Reben.

In Österreich gibt es seit kurzem eine Zulassung für den Donauriesling. Er soll vom Rhein-Riesling (ja, die Österreicher differenzier(t)en danach, auch wenn dieses Wortwahl nicht mehr zulässig ist) geschmacklich so gut wie nicht unterscheidbar sein. Manche Quellen behaupten sogar, dass gar kein Geschmacksunterschied feststellbar sei. Eieiei, das könnt' was werden! Diese Zulassung würde ich mir auch für Deutschland wünschen. Übrigens sind nach meinem Kenntnisstand die wenigsten PiWis durch Gentechnik entstanden (gibt es überhaupt welche?), sondern durch Einkreuzungen. "Entwicklungsdauer" mindestens 25 bis 30 Jahre. Die aktuellen PiWis sind also wohl kaum durch Gentechnik kredenzt worden.

http://kurier.at/chronik/niederoesterre ... ie/787.595
http://de.wikipedia.org/wiki/Donauriesling

Letzte Woche hatte ich übrigens noch mit einem Winzer nahe Heilbronn gesprochen. Er erzählte mir, dass sowohl bei ihm, als auch bei allen seinen Kollegen, Spinosad keinerlei Wirkung gegen die KEF gezeigt hat.
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4547
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:44

Muellimov hat geschrieben: Übrigens sind nach meinem Kenntnisstand die wenigsten PiWis durch Gentechnik entstanden (gibt es überhaupt welche?),

Nein, gar keine. Alle derzeit zugelassenen PiWis sind durch konventionelle Züchtung entstanden.

Aber Gerald hatte von gezieltem Gentransfer in Edelsorten gesprochen. Das wäre eindeutig Gentechnik, ginge aber vermutlich im Ergebnis für die Vielzahl zu modifizierender Rebsorten deutlich schneller als konventionelle Kreuzungszüchtung (deine Annahme von 25 bis 30 Jahren ist übrigens sehr optimistisch - bis zur Sortenzulassung kann es auch deutlich länger dauern). Da aber wegen Gentechnik unvermittelbar, wird's keiner wirklich angehen.

Gruß
Ulli
Offline

Muellimov

  • Beiträge: 231
  • Registriert: Do 17. Jan 2013, 10:44

Re: Pestizideinsatz im Médoc

BeitragFr 7. Nov 2014, 19:57

Nun, nicht ganz. Er sprach von Übertragung der Pilzresistenz, aber nicht von einer gezielten Genübertragung. Durch Kreuzung werden ja auch Gene ausgetauscht. Ob im Endresultat nur ein einzelnes Gen oder mehrere ausgetauscht wurden, um die PiWi zu erreichen, ist ja egal. Da ist auch sicherlich eine gewisse Varianz möglich. Jedoch ist diese meine Aussage mit Vorsicht zu genießen, da ich von dieser Materie nicht Wirklich Ahnung habe.
VorherigeNächste

Zurück zu Wein in Printmedien, Online und im TV

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 15 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen