Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Die von Dir angesprochenen Portale haben natürlich große Kapitalgeber hinter sich (Fonds, Hawesko etc.). Die verbinden dann die Luxusmarke mit Preiskampf, was teilweise zu funktionieren scheint. In diesem Segment ist die weinhalle aber nicht tätig. Ich will MK nicht idealisieren, aber den "Handwerks"-Ansatz verfolgt er schon recht schlüssig. Diesen Ansatz haben die Preis-Portale nicht und bedienen - so glaube ich - ein anderes Segment.

Kössler meckert aber doch gerade darüber, dass die großen Internethändler - wozu ich mal die Portale rechne - mittlerweile auch die Weine "seiner" Winzer vertreiben. Zwar nicht mit den mehr oder wenigen hübschen Beschreibungen der Weinhalle, aber dafür eben billiger.

Bei wine in black gibt es gerade einen Wein von Martin Müllen, einem zweifellos handwerklich arbeitenden Winzer, mit mal eben 30% Rabatt auf den Listenpreis ab Hof. Und wenn Du dort regelmäßig reinschaust, findest Du so gut wie jede Stilrichtung bedient: bekannte VDP-Winzer tauchen da auf, biologisch oder biodynamisch arbeitende Betriebe, kleine Erzeuger, Riesenerzeuger - alles da. Wer Zeit hat zu warten oder etwas "promiskuitiv" einkauft, findet da tatsächlich jede Mange Weine, die auch in Kösslers Portfolio passen würden oder gelegentlich sogar darin vertreten sind.

Gruß
Ulli

Hmm, was ich nicht ganz verstehe, ist dass er von "seinen" Winzern spricht, in die er viel Geld und Zeit für den Aufbau der Marken investiert hat. Ich habe jetzt nur mal den Bereich Mosel angeschaut und was über seinen Webshop läuft. da finde ich ausschliesslich "marketinggetriebene" Weingüter, die viel eigenes Geld in den Aufbau Ihrer Marken investiert haben und er das dann vertrieblich nutzt. Ich kann nicht erkennen, wo seine Sonderinvestitionen liegen, ausser das er halt diese "Marken" vertreibt. Und sich dann beschwert wenn diese ( vielleicht aus sinkenden Absätzen über diesen Vertriebsweg motiviert) sich nach alternativen Absatzwegen umschauen um Ihre Markeitngdollars wieder einzuspielen.
Ich könnte ja noch verstehen, wenn er wirklich kleine Weingüter aufgebaut hätte und sich dann beschwert, weil diese in dem Moment wo ein größerer Partner kommt sagen "sorry und vielen Dank", aber ich kann zumindest für den Mosel-Bereich hier keinen Weinguts-Partner finden, dessen Marke von K&U aufgebaut wurde...das ist meines Erachtens auch die große Schwäche des Fachhandels: nur bekannte Namen ins Portfolio zu nehmen um Marketinggelder zu sparen und sich dann zu wundern wenn die Kunden woanders kaufen weil das gleiche Produkt günstiger ist.

Hmm, was ich nicht ganz verstehe, ist dass er von "seinen" Winzern spricht, in die er viel Geld und Zeit für den Aufbau der Marken investiert hat. Ich habe jetzt nur mal den Bereich Mosel angeschaut und was über seinen Webshop läuft. da finde ich ausschliesslich "marketinggetriebene" Weingüter, die viel eigenes Geld in den Aufbau Ihrer Marken investiert haben und er das dann vertrieblich nutzt.

Das gilt nicht nur für das Moselangebot. Da zeigt sich, dass ein vernünftiges Marketing für Weingüter, die im Fachhandel bestehen wollen wichtiger ist als der einzelne Händler selber.

Hi Aloys,

nur zeigt sich über die letzten Jahre, dass die von Weingutsseite investierten Gelder sich über diese Vertriebsschiene einfach nicht mehr einspielen, da LEH & Discount, reine Online-Vertriebe und Direktvermarktung dieser Schiene das Leben schwer machen und der Fachhandel komischerweise überhaupt keine Reaktion zeigt, was die Differenzierung seines Sortiments zu genannten Mitbewerbern angeht.

Gruß, Michael

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich mit dir, Michael, mal vollends einer Meinung bin. Aber allem, was du hier geschrieben hast, kann ich 100% zustimmen. Kösslers (viel zu langen) Text kann ich wenig abgewinnen und mein erster Gedanke war, dass er den Fehler an der falschen Stelle sucht.

Ich möchte vorab schicken, dass ich die Weinhalle wirklich gerne mag und schon oft dort bestellt habe. Im Midi, an der Rho^ne, teils in Südwestfrankreich, teils in Spanien hat Martin Kössler sich über die Jahre wirklich ein tolles Portfolio zusammengestellt. Aber sein Angebot an deutschen Winzern ist nun wirklich alles andere als bemerkenswert und war auch noch nie wegweisend. Sich darüber zu beschweren, dass Betriebe wie Wittmann, Christmann, von Winning, van Volxem, Heymann-Löwenstein, Wagner-Stempel, Ziereisen oder Holger Koch auch andere Vertriebswege suchen, wirkt irgendwie absurd. Ich möchte mal behaupten, dass Martin Kössler keinen dieser Winzer "aufgebaut" hat. Er war vielleicht ein Zahnrad im großen Getriebe, aber Trends hat Martin Kössler in Deutschland nie wirklich gesetzt.

Vielleicht setzt er die gleichen Maßstäbe an "seine" deutschen Winzer an wie an seine Import-Weingüter, aber das funktioniert nicht. Der Markt in Deutschland für deutsche Winzer ist ein anderer als der Importmarkt. Hinzu kommt, dass mir das Deutschland-Angebot von Kössler ein wenig wie "Trial and Error" vorkommt. Weingüter wie von Hövel oder Jakob Sebastian werden mit zwei Weinen ins Programm genommen, aber der nächste Jahrgang fehlt dann wieder. Von Bürklin-Wolf und Schubert gibt es jeweils eine "Sonderedition", aber wenn ich den jüngsten Jahrgang oder sogar ältere Jahrgänge Abtsberg Kabinett will, dann muss ich woanders einkaufen.

Insgesamt kommt mir der Artikel von Kössler daher wie ein verzweifeltes Zeigen mit dem Zeigefinger auf andere vor, wenn er eher überlegen sollte, was er besser machen könnte.

tja Stephan, gut Ding will wohl Weile haben - aber wir müssen ja auch nicht immer einer Meinung sein, sonst wird so ein Forum auch schnell langweilig
Ich kenne Kössler nicht, war noch nie in der Weinhalle und beschränke mich mit meiner Sichtweise auf sein online einsehbares Angebot. Die von Dir genannten von Hövel und Sebastian erschienen mir ja schon als "Experiment" in diesem Sortiment. Wenn Du dann sagst, dass dies Experimente seien, die Jahrgangsweise wechseln, tja dann lag ich mit meiner Beurteilung der Vertriebsstrategie wohl nicht so völlig falsch.
Ich frage mich seit Jahren warum große Teile des Fachhandels (es gibt zum Glück Ausnahmen, die dieses Spiel nicht mitmachen) da nicht längst sagen "wisst Ihr was, mit mir nicht mehr". Kann ja sein, dass alles jahrelang prima lief, aber nichts ist so beständig wie der Wandel. Jammern wird da jedenfalls nicht helfen.

Ich meine auch, Koessler ist grundsaetzlich einer von den Guten. Was er hier mit diesem Artikel macht, ist aber realitaetsfremd.
Konsequenterweise muesste er mit "seinen" Marken Exclusivvertraege abschliessen und - nur fuer diese - als Distributor und Haendler
parallel auftreten. Im Bereich der "Standardweine" koennte er sich dann auf seine Haendlerrolle beschraenken.
Solche Modelle gibt es bespielsweise im HiFi-Bereich.

[susa]

... und macht Accuphase hier teurer als in den USA oder Japan

lg
s

Wenn ich das richtig sehe gibt es eine neue Staffel Weinwunder Deutschland von Stuart Pigott.
Ab Samstag 8.06.13 um 17.30 Uhr im Bayrischen Fernsehen BR.
Folge 1: "Alles, was für den Wein wirklich wichtig ist!"
Folge 2: Rosé - die dritte Farbe. (Eine Woche später)

Rainer

Hallo Rainer!

Danke für den Tipp!
In welcher Rolle tritt Martin Kössler dabei auf?

Gruß

Alas