Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

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octopussy
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von octopussy »

Abseits von Weinmessen denke ich übrigens schon, dass Blogs mit Reichweite und vielleicht sogar hier und da mal dieses Forum Einfluss auf den Markt haben können. Man nehme nur das Beispiel "Sven Klundt Kastanienbusch 2012". Nachdem der Wein im Berlin Riesling Cup einen Top 10 Platz eingenommen hat, war er ratz fatz ausverkauft. Oder der von Hövel Oberemeller Hütte Kabinett 2012, Sieger des Berlin Kabinett Cup dieses Jahr. Ich schäme mich nicht, zu sagen, dass ich mir von dem Wein hauptsächlich wegen dieser Empfehlung (ok, von Hövel ist eh gut) auch ein paar Flaschen hingelegt habe, ohne ihn vorher probiert zu haben.

Mich würde mal interessieren, wie so die Kaufbewegungen eines Weines waren, nachdem er bei Cpt. Cork am besten noch von Klimek himself empfohlen wurde. Das ist sicher nicht ohne.

Bei einem Blogger kommt es wahrscheinlich hauptsächlich darauf an, dass er gute Themen hat, viele Kommentare bekommt, an guten Verkostungen teilnimmt und gefühlt eine gute Rezeption hat. Hier im Forum würde ich denken, dass es erst dann verkaufsfördernd wirken kann, wenn eine Vielzahl von Leuten einen Wein oder ein Weingut empfehlen.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von Gerald »

Dass man auf einer Weinmesse bzw. einer Jahrgangspräsentation den Winzer bzw. das Standpersonal nicht exklusiv in Beschlag nimmt, das müsste sich ohnehin von selbst verstehen (hoffe ich mal). ;)

Aber das genannte Statement "das koste über Gebühr Zeit und bringe nichts" geht doch aus meiner Sicht darüber hinaus. Für mich klingt es schon so, dass diese Besucher einerseits nichts oder nur wenig kaufen (OK, das stimmt wahrscheinlich), aber auch keine Relevanz als Multiplikatoren haben.

Wie gesagt, für uns im Forum ist das vielleicht nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil, möglicherweise sogar ein Vorteil, denn wenn unsere "Geheimtipps" von der Öffentlichkeit gleich in vollem Umfang wahrgenommen würden, dann wären wir auch nicht glücklich (Wein gleich ausverkauft und/oder verteuert).

Nur für einen Blogger, bei dem ja die Diskussion nicht im Vordergrund steht, klingt ein solches Statement schon ernüchternd, oder?

Grüße,
Gerald
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octopussy
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von octopussy »

Gerald hat geschrieben: Aber das genannte Statement "das koste über Gebühr Zeit und bringe nichts" geht doch aus meiner Sicht darüber hinaus. Für mich klingt es schon so, dass diese Besucher einerseits nichts oder nur wenig kaufen (OK, das stimmt wahrscheinlich), aber auch keine Relevanz als Multiplikatoren haben.

Nur für einen Blogger, bei dem ja die Diskussion nicht im Vordergrund steht, klingt ein solches Statement schon ernüchternd, oder?
Gerald, du liest da was rein, was in dem Blogpost so gar nicht steht. Von Bloggern steht da nichts. Glaub mir, es gibt genügend Weinfreaks, die keinen Blog haben und nicht in einem Forum schreiben, die trotzdem gerne fachsimpeln und nix kaufen. Ich würde das jetzt nicht überbewerten.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von Gerald »

Hallo Stephan,

mag schon sein, dass ich das überbewerte. Nur kann der Winzer ja schwer einschätzen, ob ein ihm unbekannter "Interessierter" jetzt in der Online-Weinszene aktiv ist oder nicht. Ich denke, dass es für einen recht erheblichen Teil schon zutreffen wird.

Ich hatte zum Glück schon öfters sehr interessante Gespräche mit Winzern auf solchen Veranstaltungen (OK, richtige "Verkaufsmessen" waren das nicht), allerdings meist zu Zeiten, wo nicht so viel los war. Das Standpersonal quasi mit Gewalt daran zu hindern, auch mit anderen Besuchern zu sprechen, das wäre mir nie in den Sinn gekommen ... ;)

Grüße,
Gerald
Dirk Würtz
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von Dirk Würtz »

Ich kann ja mal etwas aus meiner Erfahrung heraus berichten, falls es interessiert:

Ich bekomme sehr viel Feedback über Verkäufe und Nichtverkäufe nach Blogbeiträgen oder Facebookpostings. Da gibt es welche, die haben tatsächlich ihre Weine direkt innerhalb kürzester Zeit aufgrund eines Beitrages verkauft. Es gibt aber auch welche, da hat das am Ende niemanden interessiert. Des Weiteren lese ich immer öfter meine Bloggeschichten als Auszug bei Weinhändlern und Co.. Das heißt, ich werde zitiert und über diesen Umweg "KÖNNTE" dann auch wieder etwas generiert werden.
Online wirkt in jedem Fall mehr als Print, das erlebe ich auf der Produzentenseite dann auch selbst. Print ist meist nur noch in den großen Sonntagszeitungen wirkungsvoll. Früher hast Du nach einer Empfehlung im FEINSCHMECKER eine Palette Wein verkauft, heute meistens nicht eine Flasche mehr. Print Special Interesst ist tot in Sachen Weinempfehlung. Das höre ich übrigens auch so von den vielen Kollegen.

Und natürlich kommt es bei den Blogs auf Reichweite oder Relevanz oder was auch immer an. Und die ist halt beim Thema Wein doch eher beschränkt!
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octopussy
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von octopussy »

Dirk Würtz hat geschrieben:Print Special Interesst ist tot in Sachen Weinempfehlung.
Das glaube ich gerne. Mittlerweile wird man ja quasi zugeballert mit Informationen - sowohl "pull" (Blogs, FB, Forum, Print, etc.) als auch "push" (Weinhändler-Werbemails). Wer sich die Zeit nimmt und sich recht umfassend informiert, für den sind Wein-Print-Publikationen nur ein Rädchen von vielen. Alle anderen lesen im Zweifel ohnehin keine Wein-Print-Publikationen. Dass Sonntagszeitungsempfehlungen noch gehen, glaube ich auch gerne. Mein Vater hat sicher schon 10 Mal die Weine aus der FAS Stuart Pigott Kolumne gekauft und der ist sicher kein Einzelfall.
Beste Grüße, Stephan
michaelliebert
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von michaelliebert »

Wie Dirk schreibt, manchmal interessiert es keine Sau, wenn man als Blogger etwas empfiehlt, bei anderer Gelegenheit wird dem Händler die Tür eingerannt. Neben Reichweite und Relevanz, wie Dirk meint, gibt es noch einen Faktor. Der Leser muss Vergleichsmöglichkeiten haben, er muss beim Verkoster Weine finden, die er selbst schon mal im Glas hatte oder er muss schon mal einen der Tipps ausprobiert haben. Bei VIPINO läuft fast alles über dieses Vertrauen auf die Einschätzung des jeweiligen Sommeliers. Und manchmal ist es unglaublich, wie viel Gewicht so ein Wort hat...
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VillaGemma
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von VillaGemma »

Ich kann mir auch noch vorstellen, dass es sehr davon abhängt, was für einen Wein man auf der Messe präsentiert. Welches Regal...das bis 8,- Euro, oder bis 16,- ...oder Mittelklasse 15-30,- Euro, Oberklasse 25-60,- Euro oder eben Elite, >80,- Euro-Klasse.

Wenn ich mich ab der Mittelklasse nicht mit Weinnerds wie uns unterhalten möchte, dann bin ich falsch. Denn wer kauft sowas schon :P ...bzw mit wem will ich mich dann sonst unterhalten? Dem, der max. 5,- Euro für eine Flasche ausgiebt und dann Wunder denkt, was er gekauft hat ?

Ich nehme auch mal an, dass auf der Berliner Weinmesse eher die einfacheren Weine verkauft/angepriesen wurden. Und da würde ich es als Händler genauso sehen. Weinnerds kaufen da eh wenig...die kaufen das, was sie ohnehin schon lieben. Und da man reichlich verkaufen möchte; und eigentlich auch nix für Nerds im Angebot hat (die eben einen >95Punkte Wein suchen und dann vielleicht mitnehmen, wenn der Preis stimmt), ähm ja, kosten die nur Zeit. Vollkommen verständlich und ehrlich.

Ich wusste auch auf anhieb, dass ich auf der Messe nix verloren habe :lol: ...fand keine Anbieter aus dem Priorat und C9dP war auch nicht vertreten. Boring! ;)
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Appletree
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von Appletree »

Wenn ich mich ab der Mittelklasse nicht mit Weinnerds wie uns unterhalten möchte, dann bin ich falsch. Denn wer kauft sowas schon :P ...bzw mit wem will ich mich dann sonst unterhalten? Dem, der max. 5,- Euro für eine Flasche ausgiebt und dann Wunder denkt, was er gekauft hat ?
Ich kenne durchaus Leute, die geben 10 Euro pro Flasche aus im Durchschnitt, und sind überhaupt keine Weinnerds. Das hängt dann auch vom Jahreseinkommen ab.

Aber um zurück zum Thema zu kommen. Wenn hier im Forum jemand was schreibt, dann lesen das ein paar wenige Leute, das kann keinenen nennenswerten EInfluss haben. Etwas besser dürfte es bei bekannten Bloggern sein, und die kann man an einer Hand abzählen. Wenn da also ein informierter Weinfreund am Messestand steht, wie hoch sind dann die Chancen, dass er ein Meinungsführer ist in der Online-Weinszene?

Und der Weinfreund ohne Einfluss ist sicher ein denkbar schlechter Kunde. Ich seh es doch an mir selbst! Ich hab noch nie mehr als 12 Flaschen von einem Wein gekauft, plus vorangehende Probeflasche. Und das ist schon selten. Ein 6er Karton oder noch weniger Flaschen sind die Regel. Auch im Alltagswein brauche ich Abwechslung.
Ein Nachbar von mir geht an eine kleine lokale Winzerveranstaltung, bei der eine Handvoll WInzer da sind und kauft dann 50 Flaschen rot und 25 Flaschen weiss und ein 6er Karton rot Premium. Und damit ist sein Jahreseinkauf erledigt. Das ist der Kunde den man haben will. Und von Weinforen hat der garantiert noch nie was gehört.
Grüße aus dem südlichen Schwarzwald,
Hendrik
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austria_traveller
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Re: Hat die Online-Weinszene Einfluss auf den Markt?

Beitrag von austria_traveller »

Appletree hat geschrieben:sind überhaupt keine Weinnerds.
gibt's da auch ein deutsches Wort dafür ?
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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