EThC hat geschrieben:Das mit dem "fair" kalkulieren ist so eine Sache. Der Restaurantbetreiber hat entsprechende Kosten für Miete, Personal, Ausstattung, Rohstoffe etc. und die muß er irgendwie wieder hereinbekommen. Und obendrein soll ja auch noch was zum Leben übrig bleiben. Wenn einem das Lokal in 10ter Generation selbst gehört, schlagen sich die Fixkosten für die Räumlichkeiten natürlich weniger durch als wenn man in einer renommierten Lage in der Großstadt entsprechende Miete zahlt. Sterne-Ambiente kostet wiederum mehr als Eiche rustikal. Angesichts der Kosten einerseits und der Einschätzung des Wirts, was er abhängig von Lage, Anspruch, Qualität etc. des Restaurants für die Speisen verlangen kann, ergibt sich dann in der Regel, daß man damit alleine nicht über die Runden kommt, also muß man's mit was anderem wieder 'rausreißen und das sind dann eben klassischerweise die Getränke. Mancher kann für's Essen eher mehr nehmen und hält sich dafür bei den Weinen zurück, ich denke, da ist bei jedem Wirt die Situation anders.
Über "Fairness" könnte man m.E. dann reden, wenn man wüßte, was unter'm Strich tatsächlich übrig bleibt. Kann der Wirt vom Gewinn den Ferrari der Putzfrau finanzieren oder reicht's doch nur für einen Dacia? Und was gönnt man dem Wirt an Benefit?
Wenn ich am Ende eines Abends die Gesamtrechnung sehe und ich mich unter Berücksichtigung aller Umstände -also neben der Qualität von Essen und Service auch das Ambiente etc.- nicht über die Höhe des von der Kreditkarte abgehobelten Betrags ärgere, dann kann ich für mich die Gesamtkalkulation in der Regel als "fair" bezeichnen. Dann wäre es mir auch egal, ob der Wein nun mit Faktor 1,8 oder 4,5 belegt ist, denn der ist ja in aller Regel nur ein Teil der erbrachten Leistung.
Das Problem sind dann aber Gäste, wie ich, die konsequent nichts bestellen, wenn nur Belagloses als Glaswein angeboten wird oder Flaschen mehr als 2,5fach kalkuliert sind.
Ich weiss nicht wo der Wirt dann schlechter fährt... Weniger verkaufen aber dafür mehr Marge?
Mich würde mal intressieren ob es Experimente gibt wann mehr Wein verkauft wird oder ob das einen Einfluss hat? Sicherlich wissen die meisten Gäste nicht so gut über das Preisniveau vieler Weine bescheid...
Ich kenne durchaus 1-2 gehobene Restaurants hier in der Gegend die nur 20-25 Euro auf die Flaschen draufschlagen... Auch bei GGs und Bordeaux...Das ist schon extrem fair dann.