Mi 25. Jan 2012, 22:12
Wein und Wellness im Bollant's ParkOder eher doch mehr Wellness als Wein... Aber gut, erzählen wir von Anfang an. Nach einer kurzen Fahrt, ist nur eine gute Stunde von zuhause entfernt, komme ich im großzügigen, parkähnlich angelegten Arreal des "Bollant's im Park" an. Ein sehr guter erster Eindruck, hier werde ich mich sicher die nächsten gut 24 Stunden sehr wohlfühlen. Aber es geht mir nicht nur um Wellness, ich möchte gerne auch ein paar Eindrücke der Nahe-Weine sammeln. Nach dem sympathischen Check-in gibt es gleich eine Einladung in die Bar. Ich wähle den
BollAnt's Secco. Sehr schöner Auftakt, nur leicht moussierend, nicht zuviel Kohlensäure, doch erfrischend und mehr als nur ein dünnes Secco-chen. Mittleres gelb, die Tränen am Glasrand zeigen den vorhandenen Extrakt. Bleibt im Mundraum präsent auch nach dem ersten Schluck. Dabei sehr weinig im Bouquet und am Gaumen, animierend, man freut sich auf den nächsten Schluck. Genau richtig zur Einstimmung.
Einige Stunden, Dampfbad- und Saunagänge später freue ich mich aufs Essen, im Preis ist das 3-Gang-Dinner inkludiert. Der Blick auf die Weinkarte ist leider ernüchternd. Auch hier gibt es für den einzelnen Gast nur die offenen Weine, halbe Flaschen gibt es nur von wenigen edelsüßen Raritäten. Und bei den offenen Weinen nur die Basis-Qualitäten der 2. Reihe der Nahe-Winzer. Nun gut, vielleicht ist ja eine Überraschung dabei, fangen wir also mit dem
2010er Weißburgunder von Joh. Bapt. Schäfer (Burg Layen) an. Ein gut gemachter einfacher Tischwein, die Säure kommt direkt auf den Punkt, dominiert alle anderen Eindrücke. Schöner Trinkfluß, wenn auch recht eindimensional, Dichte und Komplexität fehlen. Zum Feldsalat mit Wildschinken und Wildboulette fiel er leider deutlich ab. Vielleicht wäre ein Chardonnay oder Sauvignon Blanc ein besserer Einstieg gewesen.
Zum Hauptgang, Schweinefilet mit Wirsing, dann ein trockener
2008er Riesling von Jakob Schäfer. Neben dem Haus-Riesling ("BollAnt's Riesling") der einzige verfügbare offene trockene Riesling. Der 2010er Riesling ist schon aus, daher wurde der 2008er ausgeschenkt. Schon deutliche Reifenoten, ansonsten rieslingtypisch, auch hier kräftige direkte Säureansprache. Im Glas schon goldgelb, beim dritten Schluck habe ich fast den Eindruck der Wein fälllt geradezu auseinander, schwer anders zu beschreiben. Alles steht nebeneinander, aber harmoniert nicht. Zum Essen passt es dann aber doch wieder einigermaßen. Naja, bisher kein Erlebnis, das mir deutlich machen würde, warum die Nahe zu den besten Anbaugebieten für deutschen Weißwein zählt... Und ich verstehe auch nicht, warum es in einem solchen Haus nicht möglich ist, zumindest die Basisqualitäten von Dönnhoff, Diehl, Crusius etc. auch offen anzubieten.
So, was nun, nach den eher ernüchternden Erfahrungen mit den offenen Weinen und der noch ausstehenden Käseplatte? Einen Nahe-Rotwein wollte ich mir nicht wirklich antun, einen fruchtigen Gelber Muskateller auch nicht. Also, nochmal die Weinkarte durchgegangen und an der halben Flasche
Dönnhoff Oberhäuser Brücke Riesling Auslese 2010 hängengeblieben. Der Service brachte dann den
2007er - auch ok
Und der Wein versöhnte für den Abend. Wahnsinn, großartig, ganz großes Kino. Throws me out of my socks - oder so
Ein umwerfendes Geschmackserlebnis. Honig, Karamellnoten, vibrierendes Säure-Süsse-Spiel, hier zieht der Riesling alle Register und zeigt wozu er fähig ist. Ich merke mal wieder, dass ich von solchen Spezialitäten viel zu wenig im Keller habe. Und dabei kostet die halbe Flasche weniger als ein junges GG (ok, immerhin dann die volle 0,75l Flasche). Der Wein passt sehr gut zum Käse, gerade auch zum intensiven Ziegenkäse. Selbst im Zusammenspiel mit dem Feigensenf ergeben sich interessante Geschmackskombinationen. Welch ein Schmelz, Dichte, der Wein breitet sich komplett im Mundraum aus, aber er verklebt ihn nicht, hallt noch ganz lange nach. Ein Wein, der mir noch sehr sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Allein dafür hat sich der Abend schon gelohnt.
Am nächsten Vormittag verließ ich dann ganz entspannt, gewellnesst, nach einem letzten Gläschen Secco zum opulenten Frühstück das Arreal im Park direkt an der Nahe. Ich werde wiederkommen, aber dann bestimmt nicht mehr allein sondern mit jemand, der mir beim Leeren der Flaschen zum Abendessen behilflich sein wird
Wie man offene Weine auch anbieten kann zeigt mir dann am späten Nachmittag die N Eins Lounge im Statdthaus in Mannheim. Dort schenkt man z.B. den Gutsriesling von Bürklin-Wolf aus - und zwar die 0,2l zum selben Preis wie die 0,1l Gläser im BollAnt's...