Di 3. Jan 2012, 11:22
Jens Priewe hat geschrieben:Was mich geärgert hat…
…dass die Sozialisation vieler junger Sommeliers und Sommelières fast ausschliesslich über deutsche Weine läuft. Weißweine, etwa mit biologischem Säureabbau und im Holzfass auf der Feinhefe ausgebaut, haben in ihrem Koordinatensystem keinen Platz. Damit fehlt ihnen der Zugang zu vielen weißen Burgundern, zu den neuen Weißweinen des Roussillon, zu einigen der Top-Weinen Portugals, von den großen kalifornischen Chardonnays ganz zu schweigen.
Di 3. Jan 2012, 12:03
octopussy hat geschrieben: (Zitat Priewe)
…dass die Sozialisation vieler junger Sommeliers und Sommelières fast ausschliesslich über deutsche Weine läuft.
octopussy hat geschrieben:Das "Problem" mit diesen Weinen ist natürlich, dass sie meist etwas gereift einfach besser schmecken, und wohl kein Restaurant besonders scharf darauf ist, Weine lange lagern zu müssen. Insofern ist der Schwerpunkt auf knackig-frische Weißweine aus dem Stahltank manchmal evtl. gar nicht der begrenzten Weitsicht der Sommeliers und -èren geschuldet, sondern vielmehr ökonomischen Zwängen des Restaurants.
octopussy hat geschrieben:Trotzdem wird aus meiner Sicht durch diese Lücke viel Potenzial bei der harmonischen Eintracht zwischen Essen und Wein verschenkt, gerade weil gereifte Rotweine ja oft angeboten werden.
Di 3. Jan 2012, 12:03
octopussy hat geschrieben:Oder bedienen die Sommeliers nur die Vorlieben der Kundschaft, die es gern knackig und frisch mag?
Di 3. Jan 2012, 12:48
Wieviele Leute trinken denn zu Hause überhaupt Chenin Blanc, Barrique-Chardonnays, weiße C9dP oder portugiesiche Weißweine?
Di 3. Jan 2012, 12:59
Eigentlich ja, denn so kann man was lernen.harti hat geschrieben: Und kann man erwarten, dass sich (z.B.) Rieslingtrinker auf die Empfehlung eines Sommeliers hin auf (im Restaurant zwangsläufig teure) Experimente einlassen?
Di 3. Jan 2012, 14:00
Di 3. Jan 2012, 14:35
Herr S. hat geschrieben:Wieviele Leute trinken denn zu Hause überhaupt Chenin Blanc, Barrique-Chardonnays, weiße C9dP oder portugiesiche Weißweine?
ICH!!!
Aber mal im Ernst Hartmut, ich bin auch der einzige in meinem Freundes- und Kollegenkreis der mit solchen Weinen etwas anfangen kann. Wenn jemand weiß trinkt ist er momentan abonniert auf fruchtig-frische Weiße mit Säure und gelber Steinfrucht. Das ist halt momentan der Trend. Das die Restaurant da gerne mitmachen ist nur allzu verständlich denn zu dem Trend kommt die leichte Verfügbarkeit solcher Weine, ihr meist etwas niedrigerer Preis im Vergleich zu z.B. Barrique-Weißen und natürlich die ausfallende Lagerung (mal von GGs abgesehen, aber auch die werden ja in Restaurants leider viel zu früh auf die Bühne geschubst) und der damit verbundene ökonomische Vorteil (kein langfristig gebundenes Kapital).
Als ich letztens in einem Weinladen war wurde ich von der Geschäftsführerin beraten, die gleichzeitig Sommelière ist. An Weißweinen wurde mir zuallererst Riesling aus BRD und Grüner Veltliner aus Ö nahegelegt. Auf meine Nachfrage ob es denn auch etwas von der Loire mit Chenin blanc oder einen Weißen von der Nord-Rhone gäbe wurde mir gesagt, daß solche Weine nicht im Sortiment vorhanden seien. Nur ein Chablis ging in die Richtung, die ich suchte.
In diesem Sinne,
Björn
Di 3. Jan 2012, 16:03
Einzelflaschenfreund hat geschrieben:"Sozialisation" ist das Stichwort.
Di 3. Jan 2012, 20:07
Di 3. Jan 2012, 21:30