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Betrug mit Wein in der Gastronomie

zu teuer, zu billig, zu gut, zu schlecht
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Moulis

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragDo 18. Aug 2011, 07:45

Ich trinke grundsätzlich nur in besseren Restaurants Wein. Da wird die Flasche immer am Tisch geöffnet, habe ich noch nie anders erlebt.
In Kneipen oder Wirtschaften trinke ich nie Wein, schon garnicht glasweise von den Offenen.
Von daher komme ich nicht in die Verlegenheit, dass etwas nicht stimmen könnte. :mrgreen:
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emmetdocbrown

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragMi 23. Mai 2012, 12:26

Es geht aber auch anders.

Wir schreiben den 6. Mai 2002. Es ist der 25. Hochzeitstag meiner Eltern. Wir entschieden uns schick Essen zu gehen. Der Ort war Schkopau; (das liegt zwischen Merseburg und Halle) dort gibt es ein sehr schönes Schlosshotel (4 Sterne) mit angegliedertem Restaurant in einem tollen Ambiente. Gehobene Küche mit regionalen Speisen wird dort angeboten. Die Weinkarte umfasste von Rothschild aus dem Bordeaux (Z.B. Clerc-Milon) bis hin zu Antinori aus der Toskana. Die üblichen Verdächtigen eben, was aber nicht schlimm ist. Unter anderen ein 1997er Tignanello für 42€ die Flasche.... Brutto! Restaurantpreis! Mein Herr Papa kratzte sich kurz am Kopf und fragte die Kellnerin ob der Preis so richtig sei. Daraufhin bekamen wir eine ganz leicht zickige Antwort das der Preis auf jedenfall so stimmt, da sie schließlich diejenige sei, die den Weineinkauf und damit auch die Kartenpreise macht. "Na dann machen Sie mal 2 Flaschen auf" Entgegnete mein Herr Vater mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Wir hatten auf jeden Fall zu dritt an diesem Abend sehr viel Spass im Schlosshotel. Schließlich war der Wein im Restaurant billiger, als wir ihn zu dieser Zeit beim Importeur hätten einkaufen können.

Seit dem ist das an jedem 6. Mai bei uns immer einen Spruch wert. :D

Zum Hintergrund sei vielleicht noch etwas gesagt: 2000 und 2001 lag die Metroholding zu der ja zu dieser Zeit das KdW in Berlin eingekauft wurde, im Clinch mit dem Hauptimporteur von Antinori in Deutschland. Weil dieser in einem Presseinterview gesagt hatte, das die Metro keine hochwertigen Antinoriweine (Tignanello, Solaia, Pian delle Vigne usw.) bekommen wird, da man die nicht in jeder Metro verramschen will. Vor allem ging es um den Tignanello des besagten Jahrganges. Daraufhin hat die Metro ihre Einkäufer losgeschickt und Tignanello überall in Europa einkaufen lassen. (das war fast die gesamte Jahresproduktion) und haben den dann und haben den dann quasi für'n Appel und nen Ei an die Gastronomen verschleudert. Alles aus Gnatz. Und die Dame im Restaurant, die null Ahnung von Wein hatte hat den ganz normal eingekauft und ihren Multiplikator draufgerechnet und fertig. Wir haben jedenfalls unsere 84 Euro für die 2 Flaschen Tignanello bezahlt und sind dann leicht angeschickert nach Hause gegangen ;)
beste Grüße
Stevie - David

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theater69

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragDo 24. Mai 2012, 07:36

Moin,

leider ein Negativbeispiel aus der sog. "Gehobenen Gastronomie":
Am 17. Mai waren wir im "Le Royal Meridien" Hamburg im Restaurant "Le Soleil" anläßlich des Kirschblütenfestes zu Gast. Die ansonsten stimmige Atmosphäre wurde leider durch die Weinkarte getrübt. Es ist mir unverständlich, daß ein für so einen Anlaß extra ausgesuchter Wein von Anfang an nicht mehr vorhanden ist (2009er Chablis 1er Cru „Montee de Tonnerre“ von Jean Durup). Im Übrigen hat es das Servicepersonal nicht für nötig befunden, mich auf den stolz präsentierten Ersatzwein hinzuweisen. Erst nach Nachfrage wurde mir bestätigt, daß der 2009er nicht mehr vorhanden sei. Nach Auskunft des Servicepersonals war dieser Wein im ganzen Haus nicht mehr aufzutreiben. :o :?:

Ich erwarte von einem Haus dieser Kategorie, daß
1. auf den für spezielle Events erstellten Weinkarten die ausgelobten Weine auch vorhanden sind und
2. daß im Negativfall das Servicepersonal unaufgefordert auf den vorgesehenen Ersatzwein hinweist.

Ich glaube, beides ist nicht zuviel verlangt. ;)

Der angebotene Ersatzwein, ein 2010 Chablis 1er Cru „L’Eglantiere“ (ebenfalls von Jean Duruo), war zwar akzeptabel, reichte jedoch nicht geschmacklich an den Montee de Tonnerre heran. Darüber hinaus ist der 2010er Chablis auch im Einstand günstiger als der 2009er. Dieser unzweifelhaft vorhandene Preisvorteil wurde auch nicht weitergegeben. Zumindest dies hätte ich erwartet!

Schade, daß der an sich schöne Abend inkl. tollem Feuerwerk auf der Außenalster durch dieses Erlebnis deutlich beeinträchtigt wurde.
LG
Andreas

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Moulis

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragDo 24. Mai 2012, 08:46

An dem Tag war ich in der Bank in Hamburg essen.
Für angemessene 62€ gab es eine Diel GG Goldloch Riesling 2009.
Zum Hummer und Kalb ein zauberhafter Essensbegleiter.
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theater69

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragFr 25. Mai 2012, 07:58

Nachtrag zu meinem Post vom 24.05.:
Das Royal Meridien hat sich mittlerweile in aller Form bei mir persönlich entschuldigt.
Muß man ja auch mal sagen.
LG
Andreas

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Markus Vahlefeld

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragFr 25. Mai 2012, 10:48

Aufgrund Deiner Beschreibung hier? Oder wie kam das...?
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theater69

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragFr 25. Mai 2012, 11:08

Moin,

ich hatte mein Erlebnis auch an das Hotel gemailt und dann gestern darauf eine Antwort vom F&B-Manager erhalten.
LG
Andreas

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majehle

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragFr 6. Jul 2012, 23:33

Hallo an alle

Also um der Runde mal noch einen Blick aus der anderen Richtung zu geben:
Ich habe 15 Jahre in der Gastronomie gearbeitet, meist Mittelklasse bis gehobenen Mittelklasse darunter 2 Vinotheken aber auch 2 einfache und günstige Restaurants.
Die Wasserdiskussion hat mich erstaunt und amüsiert:
aus meiner Erfahrung (+/-10 Betriebe) wird im kostengünstigen Fall Wasser direkt im Glas serviert was anderes habe ich nie erlebt, der Zeitaufwand würde sich nicht lohnen, Schaden wär immense und die Preise für Wasser in der Flasche sind bekanntlich hoch genug, dass man sich das richtige Wasser leisten kann. Zumal es auch da Kenner gibt! Einem Gast der immer Pellegrino trinkt, braucht man kein anderes Wasser servieren wollen.

Das lustige ist, dass in vielen Restaurants, den wie schon erwähnt oft angelernten Mitarbeitern als "Service" aufgetragen wird, die Flaschen bereits zu öffnen, dass am Tisch zügig bedient werden kann ohne das Tablett nochmal ablegen zu müssen damit die Gäste nicht gestört werden. Schon klar, dass einige Häuser Wert darauf legen das Wasser am Tisch zu öffnen, aber solche Spekulationen seh ich zum ersten mal *staun*.

Zum Wein - logisch in der Vinothek wird wert darauf gelegt, dass eine Flasche am Tisch zu öffnen ist und dort dekantiert wird, aber auch in den anderen Häusern war es überall üblich wenn eine Flasche bestellt wurde am Tisch zu öffnen.

Wie im billigen Restaurant oder der Massenküche mit Wein umgegangen wird das kenn ich nur aus der Perspektive des Gastes ... will ich gar nicht ausführen.
Braucht man sich auch nicht wundern. Ohne Moos nix los...

Bin schon 5 Jahre raus aus dem Geschäft und umgezogen also Schmuh brauch ich keinen erzählen ;-)
Sonnige Grüsse
majehle

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tubermagnatumpico

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragSa 7. Jul 2012, 10:11

Da fällt mir auch ein aussagekräftiges Erlebnis ein:

Frankfurt. Ein kleiner, recht teurer Italiener. Vollmundige Weinbeschreibungen des Chefs, leichte Zweifel meinerseits.
Dann sein Angebot: er öffnet die Flasche, ich probiere und entscheide dann, ob wir die Flasche nehmen. Sehr gerne.
Rosso di Montalcino oder sowas. Nur 39.90 8-) Wurde von mir mit freundlichen Worten dann doch nicht genommen.
Aber Moment!
Nächste Flasche geöffnet: Chianti irgendwas. Auch nur 39.90 :roll: Wir tranken dann doch lieber Campari Soda, sorry :?
Die Vibrations zwischen dem Chef und uns waren dann doch etwas getrübt :(

Jedenfalls sah ich einige Monate später, dass dieser Italiener abgegeben werden sollte. Gegen eine stattliche Ablöse, versteht sich 8-)
Ein forumsbekannter Weinfreund und ich beratschlagten daraufhin, ob daraus nicht ein schönes Weinlokal werden könnte und stellten dem Betreiber die üblichen Fragen.

Bezüglich der Rentabilität erhielten wir eine Beispielrechnung zu den angebotenen Weinflaschen :mrgreen:
Um es kurz zu machen: das, was da Unwissenden Gästen für vierzig Euro mit großen Worten angepriesen wird, kostet im Einkauf zwischen zweifuffzig und dreiachtzig.

Eine schöne Gewinnspanne. Aber kein Wunder, dass der Laden letztendlich nicht lief.
Es grüßt von Hib de Bach
Tilo
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thvins

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Re: Betrug mit Wein in der Gastronomie

BeitragSa 7. Jul 2012, 13:24

... und habt ihr bei der satten Gewinnspanne das Lokal übernommen - und wenn, dann doch sicher inclusive der Versorgung mit italienischen Weinschnäppchen durch das Konsortium... :mrgreen:

Immerhin gab es sogar Gebietsnamen... - ich musste mich jetzt wieder auf verschiedenen Feiern in Restaurants mit der Aussage begnügen:"Klar, wir haben verschiedene Weine - Halbtrocken und Lieblich und wenn Sie Rotwein mögen, dann Trocken und Halbtrocken... :o :shock: (und das war beide Male nicht in verwahrlosten Provinzen des Ostens... :shock: )

Habe mir daher das Biertrinken wieder angewöhnt... :?
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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