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Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 15:06
von Frankie Wilberforce
Hallo allen Weininteressierten und Weingenießern,
Zuviel Alkohol kann süchtig machen, keine Frage.
Kann aber auch Wein süchtig machen? :o
Nur körperlich abhängig oder auch psychisch abhängig? :cry:
Wieviel Alkohol verträgt ein Mensch ohne süchtig zu sein oder zu werden? Gibt es da eine Faustformel zur Berechnug:? :?:
Wenn ja, wie lautet sie?
Diese Fragen gingen mir, meiner Frau und ein paar Freunden vor einiger Zeit durch den Sinn, und wir diskutierten lebhaft das Pro und Contra.
Was sagt Ihr dazu?
Auch Mediziner die gerne mal ein Glas Wein zu sich nehmen, sind herzlich eingeladen, an diesem Forum teilzunehmen.
FW

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 15:20
von Gerald
Hallo,

Kann aber auch Wein süchtig machen? :o


ich glaube die Frage ist nicht ernst gemeint, oder?

Es gibt jede Menge Definitionen, wann Sucht bzw. Abhängigkeit vorliegt bzw. beginnt, siehe z.B. hier:

http://www.uni-kl.de/Suchtberatung/Alkohol/alkohol.html

Man kann sich ganz einfach fragen, ob eines oder mehrere der Kennzeichen für einen selbst zutreffen.

Grüße,
Gerald

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 15:44
von susa
Du hältst es wohl mit dem Wein wie die Bayern mit dem Bier, das ist für die ja auch kein Alkohol sondern Grundnahrungsmittel. So ganz verstehe ich Deinen Ansatz auch nicht.

Regelmäßiger Alkoholgenuss kann zur Abhängigkeit führen. Punkt. Aus.

Ob und wann jemand abhängig wird, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, da gibt es keine Formel und wenn jemand alkoholabhängig ist, dann ist er es egal, ob er Bier, Wein, Schnaps oder Rasierwasser trinkt. Dabei spielt Erziehung, soziales Umfeld, körperliche Verfassung eine Rolle - manche gehen auch von genetischer Disposition aus - das ist aber umstritten.

Als Vorgesetzte hatte ich manchmal mit der Frage zu tun, ob ein Mitarbeiter ggf. ein Alkoholproblem hat. Mein alter sehr geschätzter Chef sagte mir mal, als ich mir bei ihm in einer Sache diesbezüglich Rat holte: Wenn Sie es von jemanden annehmen, können Sie sicher sein, dass er abhängig ist. Und er hatte recht.

lieben Gruß
susa

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 20:41
von Frankie Wilberforce
Hallo Gerald, hallo Susa,
ich möchte nicht belehrend wirken /auftreten, und natürlich sind die mir die Antwort bekannt ;) . Sind meine aufgeworfenen Fragen rhetorischer Natur. :|
Mir ist aufgefallen, dass es in den verschiedenen Weinforen einen solchen Thread entweder gar nicht gibt oder sehr versteckt, und daher schwierig anzutreffen ist. :!:
Für ein Weinforum mit dem Subthema "Macht Wein krank oder gesund?" ist dies ein diskussionswürdiger Thread und die richtige Addresse, wie ich meine. :!:

Die Frage kommt auch unwillkürlich auf, wenn man sich die Beschreibungen von Themenwochenenden von Jahrgängen durchliest, zBsp. wenn an einem Wochenende 20, 30, 50 oder noch mehr Normalflaschen plus Magums, Doppelmagnums, Impis etc von verschiedenen Chateaux verköstigt werden. Und das von nur ein drittel oder viertel sovielen Teilnehmern wie Flaschen vorhanden sind. Ist das noch Gesund oder schon zuviel des Guten? :?

Also nicht verärgert oder verwirrt sein. :)
FW

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 20:50
von Gerald
Hallo Frankie,

aha, verstehe, die Frage war nur als rhetorischer "Aufhänger" gemeint. ;)

Ich glaube, man muss die Frage der Sucht bzw. Abhängigkeit schon von sonstigen gesundheitlichen Konsequenzen trennen. Man kann auch viel konsumieren ohne jegliche Abhängigkeit - aber seinem Körper trotzdem genauso schaden.

Die Sache mit den verkosteten Mengen in verschiedenen Berichten wundert mich persönlich auch immer wieder (habe das auch schon früher öfters thematisiert). Wenn pro Teilnehmer 2 Normalflaschen bzw. 1 Magnum kalkuliert wird, dann wäre das zumindest für mich definitiv nichts. Erstens möchte ich gar nicht an die Kopfschmerzen am nächsten Tag denken. Und zweitens ist bei mir schon viel früher der Punkt erreicht, wo ich die Unterschiede zwischen den Weinen gar nicht mehr sensorisch feststellen könnte und es wäre eindeutig schade um ein vielleicht außergewöhnliches (und/oder sehr teures :shock: ) Weinerlebnis ...

Grüße,
Gerald

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: Sa 12. Mär 2011, 22:08
von Chris
Gerald hat geschrieben:Wenn pro Teilnehmer 2 Normalflaschen bzw. 1 Magnum kalkuliert wird, dann wäre das zumindest für mich definitiv nichts. Erstens möchte ich gar nicht an die Kopfschmerzen am nächsten Tag denken.


Ich dachte eigentlich das der Glycol skandal schon lange vorbei ist. :D :lol: :mrgreen:

Das ich Kopfschmerzen am nächsten Tag habe ist mit schon ewig nicht mehr passiert, was daran liegen mag, das ich normalerweise Weine trinke die keine oder sehr wenig Substanzen enthalten, die im Wein nichts zu suchen haben sollten. Das letzte mal Kopfschmerzen war nach einem (nicht gerade billigen) Erlebnis mit Dornfelder. :? :evil:

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: So 13. Mär 2011, 13:26
von susa
Nun ja irgendwann ist der Punkt erreicht, da kann der unbelasteteste Wein zu Kopfschmerzen führen, wenn die zugeführte Menge nur groß genug ist. Das sind ganz normale physiologische Vorgänge im Körper. Ich neige sogar zu der Annahme, dass wenn bestimmte körperliche Alarmzeichen ausbleiben oder nur noch schwach einsetzen, dies ein erstes ernst zu nehmendes Signal sein kann.

Natürlich müssen wir, die wir uns so intensiv mit Wein befassen, uns darüber im Klaren sein, dass wir es mit einem potenziellen Suchtmittel zu tun haben bzw. Substanzen, die gesundheitsschädlich sein können. Es sind sicher einige und vielleicht sogar überproportional mehr Menschen alkoholabhängig, die beruflich mit Wein bzw. alkoholischen Getränken zu tun haben (Winzer, Händler, Gastronomen etc.).

In französischen Weinforen, Blogs oder auch Onlineangeboten bürgert es sich zunehmend ein, entweder auf der Startseite oder sogar manchmal in jedem page footer den bekannten Warnhinweis anzubringen "L'abus d'alcool est dangereux pour la santé, consommez avec modération!"

Das Thematisieren in Foren mag einer gewissen Fürsorge für die Leserschaft entspringen, aber das Problem ist, wirklich Betroffene haben ihre Verdrängungsmechanismen drauf und nicht Betroffene wissen selber, wie sie sich und ihre Gesundheit schützen müssen und wie sie mit Wein bzw. Suchtmitteln allgemein umzugehen haben. Auch die sattsam bekannten Umfragen "wie viel trinkt Ihr denn so am Tag/ in der Woche" sind nicht wirklich geeignet, einen Richtwert für das eigene Verhalten abzugeben.

lieben Gruß
susa

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: So 13. Mär 2011, 14:22
von Gerald
Nun, nach der allgemeinen Faustregel - die natürlich keine exakten Werte liefert - kann ein 70 kg schwerer Mann (das ist zufälligerweise mein Gewicht) bei relativ schnellem Genuss von 1,5 l Wein mit 2,5 - 3 Promille Blutalkohol rechnen. Das ist definitiv eine Dosis, die auch akut gefährlich sein kann (insb. Erstickungsgefahr).

Bei "schwereren Kalibern" verteilt sich der Alkohol natürlich auf die größere Menge Flüssigkeit im Körper und es kommt zu geringeren Promillewerten.

Wie schon daraus ersichtlich, sind die Kopfschmerzen nach einer Verkostung mit 2 Flaschen pro Person wohl das geringste Problem :o

Ich möchte aber natürlich niemandem den Spaß an Weinverkostungen verleiden, nur sind hier meiner Ansicht nach Qualität und Quantität nicht wirklich miteinander vereinbar ...

Grüße,
Gerald

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: So 13. Mär 2011, 17:37
von Frankie Wilberforce
Hallo zusammen,
logisch, die Menge Wein, die jemand verträgt, ist individuell verschieden. Unter anderen auch Abhängig vom Körpergewicht, der Trinkgewohnheit, der Trinkgeschwindigkeit und natürlich dem Geschlecht.
Ich habe einmal in einem englischsprachigen Wissenschaftsmagazin gelesen, dass die tägliche Menge Alkohol, die ein Mensch innerhalb von 24 Stunden zu sich nimmt, und die schließlich zuerst schleichend und unbemerkt, dann aber offensichtlich zur Abhängigkeit führt, bekannt ist.
So ist z. Bsp. bei einem Mann von 75-80kg Körpergewicht eine tägliche Alkoholzufuhr von 50g, dh. 0,4 l Wein mit 12,5Vol. % Alkohol. Das ist nur eine halbe Flasche Bordeaux aus den 80er und 90er Jahrgängen.

Der zweite Aspekt ist die Schnelligkeit, mit der der Alkohol zu sich genommen wird. Dabei ist es nicht erstaunlich, dass je schneller das alkoholische Getränk getrunken wird, der Mensch umso schneller angetrunken oder betrunken wird. Dabei genügen schon sehr viel geringere Mengen Alkohol als die Menge die zur Abhängigkeit führt.
So haben z. Bsp. klinische Tests gezeigt, das schon 12-15g Alkohol sehr schnell getrunken, das ist in etwa die Menge Alkohol die in einem Glas 0,1 l Rotwein (12-15Vol. %) steckt, den Konsument betrunken/angetrunken macht. Der menschliche Körper, hier die Leber, braucht etwa eine volle Stunde um diese Menge abzubauen, und den Körper wieder in den Normalzustand zurückzuführen. :|

Die Kopfschmerzen kommen daher, dass der Alkohol dem menschlichen Körper im Gehirn das Wasser entzieht. Dieser Vorgang führt dazu, dass im Gehirn die Kopfschmerzen ausgelöst werden. Da ich kein Mediziner bin kann ich diesen Vorgang nicht besser erklären.

Meine Großmutter hatte dazu immer ein geflügeltes Wort. Sie sagte immer: Man(n) säuft Bier, trinkt das Wasser und genießt den Wein.

An alle Biertrinker, jetzt bitte nicht beleidigt sein. Auch ich trinke gern ein kühles Bier, vor allem wenn es sehr warm ist, dann schmeckt es mir tausendmal besser als Wein :oops: .

Für mich persönlich galt ein langsames trinken von Wein und zwischen viel Wasser (mindestens die gleiche eher die dopppelte Menge wie Wein) führt bei mir zu einem gesteigerten Genuß ohne spätere Reue. Allerdings kann ich bei größeren Verkostungsrunden eben aus diesem Grund nicht teilnehmen. :cry:

Was für Tipps haben andere Weinfreunde?
FW

Re: Kann Wein süchtig machen?

BeitragVerfasst: So 13. Mär 2011, 19:05
von Chris
Frankie Wilberforce hat geschrieben:Die Kopfschmerzen kommen daher, dass der Alkohol dem menschlichen Körper im Gehirn das Wasser entzieht. Dieser Vorgang führt dazu, dass im Gehirn die Kopfschmerzen ausgelöst werden. Da ich kein Mediziner bin kann ich diesen Vorgang nicht besser erklären.


Ja, Alkohol wirkt dehydrierend. Man sollte auf alle Fälle viel Wasser dazu trinken. Bei Rotwein trinke ich mindestens die doppelte Menge Wasser.

Aber nicht nur der Wasserentzug kann zu Kopschmerzen führen. Da sind u.a. auch sogenannte Fuselöle schuld dran. Ich bin z.b. was gewisse Biersorten angeht sehr empfindlich.