Sa 5. Dez 2020, 12:09
Lorne Malvo hat geschrieben:Pilzbekämpfung ist hier sicher die größte Herausforderung, aber auch nur in eher feuchten Gebieten oder feuchten Jahren.
Die werden ja weniger....
Das ist leider ein Irrtum.
Zwar gibt es im Rahmen des Klimawandels mehr ausgedehnte Phasen ohne Niederschlag, aber die Luftfeuchtigkeit nimmt (physikalisch bedingt zwangsläufig) zu, und die höheren Temperaturen auch nachts begünstigen die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Praktisch alle Winzer, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, haben berichtet, dass der Pilzdruck etwa seit der Jahrtausendwende laufend zunimmt. Mitunter nimmt das schon dramatische Formen an, so in Bordeaux 2018, als biologisch arbeitende Betriebe zwischen 60 und 80% der Ernte durch falschen Mehltau verloren haben, da sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Ausbreitung nicht eindämmen konnten. 2018 war aber ein heißes und generell sehr trockenes Jahr...
Das Thema wird die Winzer auch in Zukunft nicht weniger, sondern immer mehr beschäftigen.
Aber die Kupferdiskussion bleibt.
Vielleicht gar nicht mehr so lange.
Die Zulassung von kupferhaltigen Präparaten als Pflanzenschutzmittel läuft in der EU Ende 2025 aus. Wird nicht verlängert, würde das faktisch das Ende des Bioweinbaus mit nicht-PiWi-Sorten außerhalb von ausgeprochen ariden Gebieten (Teile Spaniens, Süditaliens und vielleicht Südfrankreichs) bedeuten, da ein biologischer Anbau anderswo ohne Kupfer wirtschaftlich nicht tragfähig ist.
Aus diesem Grund hatte ich lange Zeit angenommen, dass die periodisch anstehende Verlängerung der Genehmigung eine reine Formsache ist und einfach durchgewunken wird. Das ist aber tatsächlich nicht so. Schon bei der letzten anstehenden Verlängerung (2018) gab es zähe Diskussionen, und die Sache stand Spitz auf Knopf, da mehrere Umweltbehörden offensichtlich ziemlich beeindruckende Daten zur Kupferakkumulation in den Böden und deren ökologische Auswirkungen vorgelegt haben. EU-typisch hat man sich dann auf einen Kompromiss geeinigt: die Verlängerung der Zulassung ist nicht wie sonst üblich um 15 Jahre erfolgt, sondern nur um sieben, und mit dem deutlichen Hinweis verbunden worden, man möge sich nach Alternativen umsehen (die sind aber mWn nicht abzusehen).
Dass die EU es durchaus ernst meint, kann man übrigens am de facto - Verbot von Kaliumphosphonat im Biolandbau und den darauf fiolgenden erbitterten Diskussionen sehen. Es bleibt also interessant.
Gruß
Ulli