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Herbizide und Umweltgifte im Wein

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Herr S.

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 21. Feb 2013, 10:54

Hallo zusammen,

Bei der gestern in allen Medien verbreiteten Studie zum gentechnisch veränderten Mais (Ratten entwickelten viel mehr Tumore als die Kontrollgruppe) ist nicht immer ganz deutlich zum Ausdruck gekommen, dass eine Gruppe der Ratten mit "konventionellem" Mais ernährt wurde, der aber mit dem weitverbreiteten Herbizid Roundup kontaminiert war. Diese Gruppe entwickelte ebenfalls sehr viele Tumore.


Wenn es um die Studie aus einem französischen Labor geht: Hier hat mittlerweile auch eine deutsche Behörde (BfR glaube ich, kann aber auch die BAUA gewesen sein) Ihr Urteil gesprochen und die Studie als wenig valide eingestuft. Probleme waren wohl die zu geringe Zahl von eingesetzten Tieren (man benötigt bei solchen Studien eine große Grundgesamtheit um die Statistik aussagekräftig zu machen) und es wurde wohl zuviel gefüttert worauf der eingesetzte Rattenstamm grundsätzlich schon mit einer erhöhten Tumorinzidenz reagieren soll. Daher gilt weiter: Nichts genaues weiß man nicht :?

Viele Grüße,
Björn
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blumentopferde

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDi 11. Jun 2013, 02:05

Ich möchte hier nur anmerken, dass jemand, der sich wegen Pestizid-Rückständen im Mikrogrammbereich Sorgen um seine Gesundheit macht, das Weintrinken ganz sein lassen sollte, da Alkohol im Prozent-Bereich sehr viel giftiger ist, als es jeglicher (realistischer) Pestizidrückstand sein könnte, ja sogar gifitger ist, also so manches Pestizid in der gleichen Konzentration wäre!

Tatsache ist, dass Wein, aufgrund der vergleichsweise sehr langen Wartezeit zwischen der letzen Spritzung und der Ernte, realtiv geringe Pestitzidrückstände im Vergleich zu anderen Kulturen aufweist. Schneller reifende Kulturen, insbesondere Salat, weisen da sehr viel höhere Pestizidrückstände auf!

Ich halte auch nichts von der medial geschürten Angst vor Monsato. Dass ein Konzern, der ein Forschungsbudget eines mittleren Europäischen Staates zur Verfügung hat, sich teilweise aus Europa zurückzieht, könnte sich nur auf den ersten Blick als Gewinn erweisen....
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Alas

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDi 11. Jun 2013, 07:44

Hallo!

blumentopferde hat geschrieben:Ich halte auch nichts von der medial geschürten Angst vor Monsato. Dass ein Konzern, der ein Forschungsbudget eines mittleren Europäischen Staates zur Verfügung hat, sich teilweise aus Europa zurückzieht, könnte sich nur auf den ersten Blick als Gewinn erweisen....


Es wäre prima, wenn du mithelfen würdest, dass es dazu nicht kommt. Ich bin leider schon zu alt:

http://www.monsanto.com/careers/Pages/default.aspx

Ein Tipp: Im Fragebogen nichts von Kopfschmnerzen oder Allergien schreiben, falls du welche hast.

Alles Gute

Alas
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blumentopferde

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 01:53

Es scheint ja schon zum guten Ton zu gehören, "gegen Monsato" zu sein. Wenn etwas so unhinterfragt "richtig" ist, dann ist spätestens der Zeitpunkt, an dem man es hinterfragen sollte...

Fakt ist, dass Monsato Milliarden in Forschung steckt, und nicht so erfolgreich wäre, wenn es keine Nachfrage nach ihren Produkten gäbe. Erklär mal einem Bauern, dass er kein Roundup verwenden darf, weil das schlecht für ihn ist, sondern stattdessen eine Hacke benutzen soll, die ja sehr viel besser für ihn wäre...

Anzumerken bleibt auch, dass gerade die strengen Auflagen bei der Lebensmittelproduktion es mittelständischen oder gar Kleinunternehmen unmöglich machen, überhaupt in das Geschäft einzusteigen. Das ergibt eine recht paradoxe Situation: Die Gegner Monsatos unterstützen genau die Marktsituation in der nur noch multinationale Großkonzerne, wie eben Monsato, überleben können. Wer hat denn schon ein paar hundert Millionen Euro Entwicklungskosten für ein Pflanzenschutzmittel parat? Wer kann sich das leisten, außer Monsato? Wer kann es verkraften, wenn eine solche Entwicklung nicht zur Zulassung führt, wenn nicht Monsato...?
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Gerald

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 07:48

Hallo,

Fakt ist, dass Monsato Milliarden in Forschung steckt, und nicht so erfolgreich wäre, wenn es keine Nachfrage nach ihren Produkten gäbe. Erklär mal einem Bauern, dass er kein Roundup verwenden darf, weil das schlecht für ihn ist, sondern stattdessen eine Hacke benutzen soll, die ja sehr viel besser für ihn wäre...


na ja, der Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und ethischer Qualität ist mir persönlich ja nicht ganz klar :o

Und die Sache mit den Bauern ist auch nicht so einfach. Wenn nur ein Teil von dem stimmt, was in den diversen Monsanto-Dokumentationen beschrieben ist, werden die Bauern ja mit Verträgen so stark an Monsanto gebunden, dass sie kaum mehr aus der Situation herauskommen. Wer es dennoch versucht, wird mit Klagen so überhäuft, dass er wirtschaftlich ruiniert ist.

Aber du hast schon Recht, es ist sicher nicht ganz fair, nur auf Monsanto herumzuhacken und die anderen multinationalen Saatgut- und Pflanzenschutzkonzerne zu ignorieren. Das Problem ist, dass ein Unternehmen dieser Größenordnung die Mittel hat, sich über staatliche Vorgaben und Gesetze mehr oder weniger hinwegzusetzen bzw. sie nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen.

Das Problem mit den meisten Pestiziden ist nun mal, dass es naturfremde Stoffe sind und auch es trotz intensiver Forschung kaum möglich sein wird, alle Konsequenzen ihres Einsatzes vorab zu erkennen. War es vor einigen Jahrzehnten die Sache mit den persistenten Verbindungen wie Lindan oder DDT, ist jetzt die Sache mit den hormonähnlichen Wirkungen vieler Substanzen Thema von Untersuchungen. Wer weiß, was noch dazukommt.

Grüße,
Gerald
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MichaelWagner

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 11:59

hmmm...habe die Diskussion hier mal von Anfang bis Schluss gelesen und möchte mal folgendes, jedenfalls für Deutschland Gültiges beitragen:

Trauben waschen: die saugen sich leider direkt voll Wasser - keine gute Idee :)

Pestizide: eigentlich kommen nur noch Fungizide zum Einsatz. Die letzte Spritzung erfolgt spätestens 8 Wochen vor Lesebeginn. Der Zeitpunkt wird behördlich festgelegt und wer danach noch im Weinberg bei der Spritzarbeit gesehen wird, riskiert seine Betriebserlaubnis. Der Stoffwechsel der Pflanze & der ein oder andere Regen haben das dann ohnehin bis Erntebeginn "erledigt". Schädlinge werden per Pheromonfalle ausgeschaltet - da wird seit Jahrzehnten nicht mehr gespritzt.

Herbizide/Round-up: gebe zu, dass man hier und da noch den ein oder anderen sieht, der es anwendet, aber geschätzte 80% der Winzer (sogar die schlimmen konventionellen!) verfügen über Unterstock-Mulcher und Mähgeräte. Eigentlich kein Bedarf an Round-up o.ä.

Bio vs. konventionell: wer denkt im Bioweinbauwird nicht gespritzt täuscht sich. Es sind lediglich andere Mittel, sprich Schwefel und Kupfer. Da kann man jetzt diskutieren was daran so Bio sein soll, aber anderes Thema.

Landwirtschaft abseits vom Weinbau:
Ich denke wenn Du mal einen Bauer fragst, ob er lieber mit der Hacke oder Round-up gegen sein Unkraut vorgeht, wird er Dir antworten: lieber mit der Hacke, aber dann wirst Du Dir bald keinen Salat mehr leisten können;)
Man kann Monsanto ausschimpfen so lange man will, solange die Verbraucher alles immer noch günstiger haben wollen, klagt man dabei die Falschen an;)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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austria_traveller

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 12:27

MichaelWagner hat geschrieben:Round-up

Wobei hier die Klein-Gärtner und privaten in der Relation viel mehr spritzen als die Landwirte
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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olifant

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 12:37

MichaelWagner hat geschrieben:...

Trauben waschen: die saugen sich leider direkt voll Wasser - keine gute Idee :) ...


Es gibt Tüftler die sich mit derartiger Thematik ernsthaft beschäftigen, z.B. die Winzer Pojer & Sandri aus Faedo im Trentino.
Ich kann mir gut vorstellen, dass hier in absehbarer Zeit eine Lösung erarbeitet wird ... http://www.pojeresandri.it/pojeresandri_innovazione.html?&L=2 ... (runterscrollen), nachdem sie schon interessante Innovationen im Bereich der Kellertechnik, z.B. Pressung ohne Luftkontakt, Entrappungsmaschiene, Entfernung von Kernen aus der Maische, u.a., alles im Hinblick auf die Verbesserung der Weinqualität, getätigt haben.

Pojer & Sandri hat geschrieben:Now Pojer e Sandri is currently working on a protocol to "wash" the just-picked grapes in order to improve the quality of our fermentations. Stay tuned!


Aber sicher werden beim "Waschen" die für Sponti-Freaks und Reinzuchthefen-Feinde so wichtigen "Terroir-Hefen" gleich mit entfernt. Es kommt wohl immer darauf an, was man will.

P.S. EIn Besuch bei Pojer & Sandri ist auch hinsichtlich der dort produzierten Weine sehr empfehlenswert.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Gerald

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 12:38

Hallo Michael,

eigentlich kommen nur noch Fungizide zum Einsatz. Die letzte Spritzung erfolgt spätestens 8 Wochen vor Lesebeginn.


das stimmt leider nicht ganz - zumindest bei Fungiziden gegen Botrytisbefall. Das in einem anderen Thread erwähnte Fenhexamid (Teldor) hat eine Wartezeit von 3 Wochen, wobei sich nach einer Studie (ebenfalls im anderen Thread verlinkt) gezeigt hat, dass zu diesem Zeitpunkt noch recht erhebliche Mengen des Mittels auf den Trauben verblieben sind und auch in den Most gelangen.

Grüße,
Gerald
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MichaelWagner

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragMi 12. Jun 2013, 15:52

Hi Gerald, wer wird denn gegen Botrytis spritzen wollen? Wir warten doch extra darauf :) Ernsthaft, ist mir nicht bekannt, dass heutzutage noch jemand nach 8 Wochen vor erwarteter Traubenreife eine Spritzung macht. Wäre nebenbei auch reine Geldverschwendung. Weiss, dass das in den 70/80ern anders gehandhabt wurde (je mehr desto sicherer...), aber das ist wirklich vorbei.

Trauben waschen: naja, bin gespannt. Aber da die Trauben das Mittel einsaugen würde eine "Aussenwäsche" alleine ohnehin nicht viel bringen denke ich...mal abgesehen davon, dass das ein Arbeitsschritt mehr bedeutet und die Trauben später gepresst werden. D.h. längerer Sauerstoffkontakt und höhere Oxidation...aber dafür wird dann in der Presse mit CO2 gearbeitet ;)

PS: auch die Senkung des Phenolgehalts durch Kernentfernung senkt den Oxidationsschutz und es würde mich nicht wundern wenn dadurch höhere Dosen Schwefel notwendig würden...
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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