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Herbizide und Umweltgifte im Wein

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Dionisos

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Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 00:04

Was mich immer wundert, wenn ich Weingüter während der Erntezeit besuche, daß das Rebgut immer ungewaschen in die Gärtanks gelangt.

Viele Weingüter setzen zwar keine Pflanzenschutzmittel ein, aber bei denen, die es doch tun, müssen sich zweifelsohne Herbizidrückstände im Wein wiederfinden.

Gibt es eigentlich Untersuchungen dazu? Und wie sieht es mit anderen Umweltgiften aus? Es gibt ja sogar "Top-Lagen" und Top-Güter, die direkt an viel befahrene Straßen grenzen.
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
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Gerald

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 08:33

Hallo Tom,

ich glaube da muss man schon klar zwischen Herbiziden (ich nehme an, du meinst damit nicht nur diese, sondern alle Biozide, also auch Fungizide, Insektizide etc.) und den Unweltschadstoffen unterscheiden.

Die gängigen Biozide wurden ja hierzulande nur zugelassen, da sie für Menschen keine größere Gefahr darstellen. Da die meisten auch relativ gut biologisch abbaubar sind (DDT & ähnliche persistente Verbindungen sind ja zum Glück lange schon verboten), kann ich mir da kein echtes Problem im Wein vorstellen.

Umweltschadstoffe könnten da schon problematischer sein. Schwermetalle werden - wenn ich mich richtig erinnere - ja meistens von den Hefezellen aufgenommen und sind im fertigen Wein daher nicht mehr enthalten. Bei anderen Schadstoffen - z.B. polyzyklischen Aromaten - sieht es wahrscheinlich anders aus.

Problematischer als die eigentlichen Umweltschadstoffe könnten aber z.B. Schimmelpilzgifte sein.

Trotzdem denke ich, dass die Belastung bei Wein eher geringer als bei anderen Lebensmitteln sein dürfte. Die Trauben so gründlich vor Gärung zu waschen, dass alle an der Schale haftenden Giftstoffe entfernt werden, stelle ich mir im übrigen technisch gar nicht so einfach vor ...

Grüße,
Gerald
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weinfex

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 10:18

Gerald hat geschrieben:Die Trauben so gründlich vor Gärung zu waschen, dass alle an der Schale haftenden Giftstoffe entfernt werden, stelle ich mir im übrigen technisch gar nicht so einfach vor ...

Grüße,
Gerald


Nicht nur das, man würde sich seine Ernte auch gründlich
"verwässern", was sehr kontraproduktiv wäre... ;)
Grüsse weinfex
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Markus Vahlefeld

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 12:59

zudem dürfen die meisten "Gifte" nur einen nicht unerheblichen Zeitpunkt vor der Ernte gespritzt werden, so dass Rückstände meist "verstoffwecheslt" sind, wenn die Trauben dann schliesslich geerntet werden.
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weinfex

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 13:08

Markus Vahlefeld hat geschrieben:zudem dürfen die meisten "Gifte" nur einen nicht unerheblichen Zeitpunkt vor der Ernte gespritzt werden, so dass Rückstände meist "verstoffwecheslt" sind, wenn die Trauben dann schliesslich geerntet werden.


Was auch erklärt, warum manche konventionell arbeitende
Winzer so spät lesen (müssen)... :lol: 8-)
Grüsse weinfex
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Gerald

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragDo 30. Dez 2010, 13:18

Da war einmal eine Studie über den Vergleich von Biogetreide mit konventionellen: im Konventionellen waren zwar viel mehr Biozide nachweisbar, dafür aber weniger natürliche Giftstoffe (insb. aus Schimmelpilzen). Für die Gesundheit des Konsumenten waren daher beide Alternativen gleich gut (oder schlecht). Für die Umwelt ist die Bio-Variante hingegen natürlich viel günstiger.

Ob man das auf Weinbau auch übertragen kann, weiß ich natürlich nicht ...

Grüße,
Gerald
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Markus Vahlefeld

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragFr 31. Dez 2010, 08:22

Vor allem beim Wein frage ich mich am wenigsten: ist der jetzt gesund? Daher ganz generell: KANN Wein überhaupt gesund sein? Nicht dass er krank machen soll, aber es ist doch nicht der Grund, nach dem ich Wein aussuche. Er soll SCHMECKEN. Leider habe ich allzu oft festgestellt, dass sich Weine, die mir schmecken, später dann als Öko- oder sogar bio-dyn-Weine entpuppen. Trotzdem wäre der Umkehrschluss: ALLE Öko- oder bio-dyn-Weine schmecken mir, auch falsch.

Kompliziert, kompliziert... ;)
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thvins

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragFr 31. Dez 2010, 09:54

Hallo Markus,

warum "leider"? Ist doch nix schlimmes - mir geht es im Übrigen genauso... Ich registriere das für mich im positiven Sinne, mache aber (noch) kein Glaubensproblem daraus.

Sicher mag es darunter auch "religiöse Eiferer" geben, die gibt es überall auf der Welt, die meisten, die nach biodynamischen Prinzipien arbeiten, verstehen für sich darunter: Strikter Verzicht auf ebenjene chemischen Giftstoffe für den Boden, minimalstes Eingreifen der Menschen in die Prozesse der Natur, die sich selbst regulieren kann. Zulassen von sich selbst entfaltenden Ökosystemen (sie schätzen das, was andere "Unkräuter" nennen zwischen den Reben genau so wie Schmetterlinge, Vögel etc., bevorzugen in die Natur eingebettete Rebgärten statt endlose Monokulturen, lebendige Böden statt totgespritzte. Auch im Keller wird so wenig wie möglich mit "Fremdgerüchen" etc. hantiert, da gibt es keinen laufenden Motor, keine Öl- Gerüche oder anderes, die Keller funktionieren nach dem Schwerkraftprinzip. Auch gegen das minimalst nötige Schwefeln statt geballter Ladung oder gegen die Arbeit nach den Mondphasen hab ich nichts einzuwenden. Wenn dann das Resultat für mich stimmt (Geschmack + Verträglichkeit), dann ist´s okay.

Dass die Weine dieser arbeitsintensiveren Herstellung zumeist nicht so billig wie die anonymisierten industriellen Erzeugnisse der konventionell arbeitenden Großerzeuger zu haben sind, leuchted auch ein und ich bezahle das Mehr an Arbeit gern, wenn der Wein mich überzeugt.

Also volle Zustimmung zum von dir gesagten, nur bei mir steht da kein "leider" im Text...
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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weinfex

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragFr 31. Dez 2010, 11:33

Herrlich, dass es bei dem Titel auf eine Ode an (die) Bio/Biodynamik
herausläuft... ;)

Ich habe früher entsprechend vinifizierte Weine nicht verstanden,
sie haben mir nicht geschmeckt und insgesamt überhaupt überfordert.
Das waren aber in aller Regel auch Weingüter, die eher in die
religiöse Richtung tendier(t)en.

Inzwischen langweilen mich viele konventionell produzierten Weine
grausamst (und ich mach aus der Herstellung keine Relegion).
Warum das so ist, keine Ahnung und ist im Endeffekt auch egal.
Aber über kurz oder lang geht in der Breite an dieser Art
Weine zu produzieren, kein Weg vorbei...
Grüsse weinfex
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Dionisos

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Re: Herbizide und Umweltgifte im Wein

BeitragFr 31. Dez 2010, 12:40

Gerald hat geschrieben:Hallo Tom,

ich glaube da muss man schon klar zwischen Herbiziden (ich nehme an, du meinst damit nicht nur diese, sondern alle Biozide, also auch Fungizide, Insektizide etc.) und den Unweltschadstoffen unterscheiden.

Die gängigen Biozide wurden ja hierzulande nur zugelassen, da sie für Menschen keine größere Gefahr darstellen. Da die meisten auch relativ gut biologisch abbaubar sind (DDT & ähnliche persistente Verbindungen sind ja zum Glück lange schon verboten), kann ich mir da kein echtes Problem im Wein vorstellen.

Umweltschadstoffe könnten da schon problematischer sein. Schwermetalle werden - wenn ich mich richtig erinnere - ja meistens von den Hefezellen aufgenommen und sind im fertigen Wein daher nicht mehr enthalten. Bei anderen Schadstoffen - z.B. polyzyklischen Aromaten - sieht es wahrscheinlich anders aus.

Problematischer als die eigentlichen Umweltschadstoffe könnten aber z.B. Schimmelpilzgifte sein.

Trotzdem denke ich, dass die Belastung bei Wein eher geringer als bei anderen Lebensmitteln sein dürfte. Die Trauben so gründlich vor Gärung zu waschen, dass alle an der Schale haftenden Giftstoffe entfernt werden, stelle ich mir im übrigen technisch gar nicht so einfach vor ...

Grüße,
Gerald


Hallo Gerald,

ich hatte die Begrifflichkeit "Herbizide" mit Pflanzenschutzmitteln ("Pestizide") allgemein verwechselt und meine natürlich nicht nur Unkrautbekämpfungsmittel, sondern jegliche Art von chemischen Pflanzenschutzmitteln - also auch Biozide und Fungizide, die auch für den Menschen toxisch sein können. In dieser Hinsicht finde ich schon interessant was da von den einzelnen Weingütern so eingesetzt wird und was für Rückstände sich dann letztendlich so im Wein wiederfinden.

Neben Umweltschadstoffen, die insbesondere bei Lagen, die direkt an vielbefahrenen Straßen angrenzen, eine Rolle spielen dürften ist natürlich auch der von dir angesprochene Aspekt der Mykotoxine interessant. Bei Getreide spielt ja besonders das hochtoxische "Mutterkorn" eine Rolle.

Bei Wein scheinen Mykotoxine dagegen kaum eine Rolle zu spielen und tendentiell scheint die Belastung bei ökologischem Anbau geringer zu sein. Hab dazu mal eine Studie gefunden:

http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/rueckstaende/mykotoxine.htm
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
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