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Was sollen VKNs beinhalten?

Sterne, Punkte, Trauben - oder Obstkörbe
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Michl

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Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 11:19

Liebe ForumianerInnen,

seit einigen Monaten halte ich meine VKNs bei verkostungsnotizen.de fest und äußere mich auch ab und an hier. Begonnen habe ich damit, weil ich selbst über viele Jahre von euren VKNs profitiert habe (ganz konkret als Einkaufshilfe) und etwas dazu beitragen möchte, dass auch andere VKNs zu Weinen finden, die sie interessieren.
Interessieren würde mich aber, welche Inhalte der VKNs euch eigentlich interessieren und weiterhelfen: Sind es einfach nur die Punkte, sind es eher harte "Facts" zu Säure, Tannin, etc? Sollte die VKN möglichst kurz sein (z.B. Charlie-Stil) oder auch Persönliches beinhalten? Welche VKNs sagen euch am meisten zu?

Viele Grüße

Michl
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Michl
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Weinbertl

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 11:58

Michl hat geschrieben:Welche VKNs sagen euch am meisten zu?


- eher knapp gehalten (Romane lese ich nicht)
- auf möglichst nachvollziehbare/allgemein bekannte Attribute begrenzt, auf komplexe Fruchtbeschreibungen kann ich gerne verzichten
- auf spezielle persönliche Vorlieben sollte hingewiesen werden
- Punkte gerne aber nur i.V.m. ausformulierter VKN
- Punktaufschlag dafür, weil der Wein so herrlich nach Oma´s Marmelade schmeckt/riecht machen für mich Punktwertungen unbrauchbar

...mal so aus der Hüfte geschossen.
Grüße
Robert
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Michl

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 15:15

Liebe Administratoren,

ich merke gerade, dass dieser Thread wohl besser unter "Bewertungssysteme und Weinbeschreibungen" aufgehoben wäre. Falls ihr das auch so seht, bitte ich um Verschiebung.

Viele Grüße

Michl
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Michl
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octopussy

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 16:58

Punkte sind für mich bei einer Notiz nicht so wichtig, aber irgendeine Einschätzung, die zeigt, wie gut oder nicht so gut ein Verkoster einen Wein findet, finde ich schon wichtig (das kann auch ein Fazit sein wie: "gelungen", "enttäuschend", "hervorragend", oder ähnliches).

Gut verzichten kann ich auf lyrische Auswüchse wie "fließt goldgelb wie ein ewiger Jungbrunnen ins Glas". Spätestens beim zweiten Verwenden hat sich die Lyrik eh abgenutzt.

Für mich wichtig sind vor allem Aussagen zu:

- Struktur (z.B. diffus, lasch, streng, karg, bissig, etc.)
- Frucht (z.B. knackig, reif, gekocht, getrocknet)
- Tanninqualität (für Rotwein) / phenolische Eindrücke (Weißwein)
- Säure
- Süße/Fruchtsüße (v.a. natürlich bei restsüßen/edelsüßen Weinen, aber auch bei eigentlich trockenen Weinen)
- besonderen Merkmalen (z.B. Botrytis, Bitternoten, reduktive oder oxidative Noten, Brett)
- Alkohol spürbar ja/nein

Schwierig, manchmal aber auch hilfreich, finde ich Aussagen zur (vermeintlichen) Typizität eines Weins. Hier gibt es immer die feine Linie zwischen vorgetäuschter und tatsächlicher Erfahrung. Ich gebe zu, dass ich selbst schon VKNs geschrieben habe, die irgendetwas von Typizität sagen, die ich zehn Weine ähnlicher Art später so nicht mehr schreiben würde.

Bei den sehr subjektiven Eindrücken kommt es m.E. immer stark darauf an, wer etwas schreibt. Das kann sehr viel Spaß machen, zu lesen, aber auch eher schwülstig daherkommen.

P.S. Mit deinen Verkostungsnotizen aus der Datenbank kann ich sehr viel anfangen.
Beste Grüße, Stephan
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Michl

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 17:54

Lieber Stephan,

bin ganz bei dir. Dass ich auch deine VKNs sehr schätze, weißt du. Aber auch wenn sie mal daneben gehen mögen, finde ich subjektive Eindrücke oftmals sehr gewinnbringend. Analogien (z.B. zur Musik, Farben, etc.) sagen mir häufig mehr über einen Wein, als die bloßen "Facts". Grundsätzlich schätze ich VKNs, die nicht zu kurz gehalten sind und zumindest satzartig formuliert sind, mehr als solche, die nur aus einzelnen Schlagwörtern bestehen. Das Gegenteil, übertrieben lange Aneinanderreihungen oftmals beliebig wirkender Versatzstücke, verfehlen meines Erachtens aber noch mehr den Sinn. Wenn Weine bspw. zugleich "wärmend" und "kühl" sein sollen und die VKNs von Redundanzen strotzen, wird der Wein beliebig. Dass man keine Punkte braucht, zeigen z.B. die aufschlussreichen VKNs von marzemino. Ich finde sie aber letztlich doch hilfreich.

Viele Grüße

Michl
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Michl
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Jürgen

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 18:06

Nun ja, Punkte sind für mich extrem wichtig, allerdings sehe ich diese immer im Kontext zum Verfasser. Weiterhin wichtig ist für mich nach welcher Frucht oder Aromastoffen ein Wein schmeckt, wie sehr und ob die Säure schmeckbar ist, ein Holzeinsatz schmeckbar ist und ob der Wein gerade verschlossen, auf dem Höhepunkt oder schon über den Zenit ist. Weiterhin ist mir in letzter Zeit immer wichtiger, wie ein Wein vorbereitet wurde, das heißt, wurde er überhaupt und wie lange dekantiert. Wie entwickelt er sich über Stunden oder nach Tagen.

Ich selbst bewerte fast immer den "Jetztzustand". Hat ein Wein Potential nach oben, bekommt er von mir ein + angehängt.

Zu allererst habe ich mich selbst an VKN's von Rotweinen getraut, dann an Weißweine und zu allerletzt an Schaumweine und gerade bei Champagnern finde ich es sehr wichtig zu wissen wie sehr die Säure schmeckbar ist, Hefe schmeckbar ist oder nicht und in welche Richtung es bei den Früchten geht.

Romane lese ich sowieso niemals nicht, nach drei Zeilen fange ich an quer zu lesen oder breche ab und deshalb ist jetzt auch Schluss ;)
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Gaston

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 21:47

Also gute Romane lese ich schon ganz gerne :D Im Ernst: wenig kann ich mit diesen ganz kurzen und knappen VKNs a la "kühl, straff, braucht Zeit" anfangen. Bisschen mehr darfs schon sein. Poetische und blumige Metaphern brauche ich allerdings nicht, mich interessieren vor allem die wichtigen Parameter Frucht, Säure, Mineralität, Länge, Körper/Struktur, "Spiel"/"Finesse"/"Komplexität"/"Spannung", Trinkfreudigkeit. Wenn dazu möglichst prägnante Angabe gemacht werden, bin ich zufrieden.

Was die Punkte angeht: Bin selber Punkte-Vergeber, rezipiere die Punkte anderer aber eher mit Vorsicht. Beim Barrique-Haus beispielsweise, ohne ihm nahe treten zu wollen, ziehe ich zwar automatisch so etwa 10 Punkte ab, die VKNs sagen mir trotzdem nichts. Punkte funktionieren, wie bekannt ist, wenn man den konkreten Verkoster und sein Vokabular einschätzen kann. Das geht dann ganz gut, wenn man den bewerteten Wein selbst im Glas hatte. So kann ich beispielsweise mit Bernds VKNs viel anfangen.

Und ansonsten ist das auch ein wenig Gefühlssache. Octopussys VKNs beispielsweise vertraue ich ganz intuitiv, da mir – neben seiner offensichtlichen großen Verkostungserfahrung – die Ausdrucksweise und überhaupt die Art und Weise über Wein zu sprechen/schreiben zusagt. Ist aber, wie gesagt, rein subjektiv.
Beste Grüße
Gaston
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Bernd Schulz

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragFr 14. Mär 2014, 23:47

So kann ich beispielsweise mit Bernds VKNs viel anfangen.


Danke für die Blumen, Gaston!

Mir selber kommen meine VKNs machmal zu schematisch vor. Im Laufe der Jahre habe ich es mir immer mehr angewöhnt, einem bestimmten Raster zu folgen.

Aber ein jeder machts halt so gut, wie er es kann. Mir ist es wichtig, dass sich der jeweilige Autor unter dem Erwartungsdruck anderer weder in Richtung knapper Sachlichkeit noch ausufernder Lyrik verbiegt. Insofern kann ich z.b. mit Charlies Telegrammstil durchaus genug anfangen.

So viele Menschen, so viele Arten, seine Eindrücke in Worte zu fassen....

Herzliche Grüße

Bernd
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weinaffe

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragSa 15. Mär 2014, 02:12

Hallo zusammen,

Weinbeschreibungen im Telegrammstil mit hingeworfener Punktzahl sind für mich ohne jegliche Aussagekraft, es sei denn, ich kenne den Verfasser dieser Verkostungsnotiz persönlich und weiss wie er "sensorisch" tickt.
Ansonsten vertraue ich eher Verkostungsnotizen, die neben den Facts (Stichworte: Reintönigkeit, Frucht, Würze,Intensität, Süssegrad, Säure, Tannin, Körper,Alkohol, Komplexität,Eleganz,Abgang) auch ein begründetes Urteil bzw. Meinung zum Wein enthalten (Stilistik, Qualitätseinschätzung, Reifeeinschätzung). Dabei kann durchaus ein Schuss Emotionalität enthalten sein. Warum sollte man nicht auch abseits jeglicher Punktzahlen seine Begeisterung z. B. für die "Trinkigkeit" eines Weines zum Ausdruck bringen ? Um so intensiver sich jemand mit einem Wein auseinandersetzt und dies auch entsprechend begründet, desto vertrauenswürdiger wirkt für mich eine Verkostungsnotiz. Wenn ich den beschriebenen Wein dann selbst probiere und die Verkostungsnotiz weitgehend nachvollziehen kann, werden die kommenden Verkostungsnotizen dieses Verfassers für mich sicherlich von besonderem Wert sein.

Grüsse
Bodo
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Gaston

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Re: Was sollen VKNs beinhalten?

BeitragMo 17. Mär 2014, 11:40

Bernd Schulz hat geschrieben: Mir selber kommen meine VKNs machmal zu schematisch vor. Im Laufe der Jahre habe ich es mir immer mehr angewöhnt, einem bestimmten Raster zu folgen.


Ich weiß was du meinst, Bernd. Geht mir mit meinen VKN ähnlich. Aber man kann ja nicht mit jeder VKN das Rad neu erfinden. Zumal, wenn man es zu 90% mit ein und der selben Rebsorte zu tun hat 8-) :twisted:

Bernd Schulz hat geschrieben:Aber ein jeder machts halt so gut, wie er es kann [...] So viele Menschen, so viele Arten, seine Eindrücke in Worte zu fassen....


So ist es!
Beste Grüße
Gaston
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