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Populäre Begriffe der Weinsprache

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olifant

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 10:18

Hallo Alas,

interessante Recherche deinerseits, danke für die 'links'.

Sprache ist nun mal nichts statisches, Sprache ist Bewegung und entwickelt, ja erfindet sich zum Teil auch neu.
Natürlich gibt es immer wieder Begrifflichkeiten und Wörter, bei denen sich auch mir die Haare etwas streuben - auch wenn diese etwas im Eigentlichen ganz gut beschreiben - z.B. trinkig :lol: , da süffig assoziativ einfach negativ besetzt ist; aber es gibt schliesslich auch Umschreibungen, dann eben guter Trinkfluss. Ob dies besser ist liegt natürlich im Auge des Betrachters.

In diesem Sinne benutze ich statt vegetativ, da ich hier eben das vegetative Nervensystem assoziiere, viel eher den Ausdruck vegetabil, oder eben die diversen pflanzlichen Komponenten hierzu ...
vegetabil
Bezeichnung für einen „pflanzlichen“ Geruch und Geschmack eines Weines im Rahmen einer Weinansprache. So ein Wein besitzt Töne nach pflanzlichem Grün, frischem Gras, Gemüse, Eukalyptus, Spargel, Heu, Oliven, Stroh oder Tee. Der Gegensatz dazu sind fruchtige Aromen. Ist die vegetabile Note se...
Gefunden auf http://www.wein-plus.eu/de/vegetabil_3.0.4574.html
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Alas

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 18:31

Hallo Ralf!

olifant hat geschrieben:In diesem Sinne benutze ich statt vegetativ, da ich hier eben das vegetative Nervensystem assoziiere, viel eher den Ausdruck vegetabil


Wäre es nicht sinnvoller die Worte vegetativ/vegetabil zu ganz unterlassen und dafür nur die genauen Geruchs-/Geschmacks-Komponenten zu verwenden? So ist doch z.B. zwischen Eukalyptus und Spargel ein erheblicher Unterschied.
In puncto Assoziation habe ich ein Problem mit Schaumwein, da ich damit unwillkürlich Löschschaum oder geschäumte Kunststoffe verbinde. Perlwein gefällt mir besser

Gruß

Alas
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UlliB

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 18:42

Alas hat geschrieben:In puncto Assoziation habe ich ein Problem mit Schaumwein, da ich damit unwillkürlich Löschschaum oder geschäumte Kunststoffe verbinde. Perlwein gefällt mir besser


Hallo Alas,

da taucht das Problem auf, dass Perlwein im deutschen Weinrecht etwas bezeichnet, was gerade eben kein Sekt=Schaumwein ist. Der Unterschied liegt im Kohlendioxid-Druck in der Flasche, der ist bei Perlwein deutlich niedriger. Die Unterscheidung ist von erheblicher praktischer Bedeutung, denn für Perlwein fällt keine Sektsteuer an.

Übrigens gibt es die gleiche Unterscheidung auch im italienischen, nämlich zwischen frizzante und spumante.

Gruß
Ulli
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MichaelWagner

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 18:47

Hi Alas,

schau mal ins Aromarad - im inneren Kreis findest Du u.a. Vegetabil/pflanzlich. Von da aus hangelst Du dich dann immer detaillierter zum äußere Rand durch. Sprich vegetabil ist nur eine grobe Angabe dass irgendwas pflanzliches im Geschmack ist. Ohne weitere Verfeinerung der Beschreibung bringt's natürlich für Dritte garnichts.

Und bitte kein Perlwein :D

Gruß,
Michael
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Alas

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 19:46

Hallo!

UlliB hat geschrieben:da taucht das Problem auf, dass Perlwein im deutschen Weinrecht etwas bezeichnet, was gerade eben kein Sekt=Schaumwein ist.


Ach du je, das deutsche Weinrecht nimmt keine Rücksicht auf meine Assoziation. Uff.
Aber Sekt ist auch gut.

UlliB hat geschrieben:Übrigens gibt es die gleiche Unterscheidung auch im italienischen, nämlich zwischen frizzante und spumante.


Wie sieht es damit eigentlich in Frankreich und Spanien aus?

MichaelWagner hat geschrieben:schau mal ins Aromarad - im inneren Kreis findest Du u.a. Vegetabil/pflanzlich. Von da aus hangelst Du dich dann immer detaillierter zum äußere Rand durch. Sprich vegetabil ist nur eine grobe Angabe dass irgendwas pflanzliches im Geschmack ist


Jetzt habe ich mir ein Aromarad angeschaut = Verstehe. Toll so ein Ding!

Gruß

Alas
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UlliB

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 20:34

Alas hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Übrigens gibt es die gleiche Unterscheidung auch im italienischen, nämlich zwischen frizzante und spumante.


Wie sieht es damit eigentlich in Frankreich und Spanien aus?



Die französische Bezeichnung für Perlwein ("perlender" Wein mit niedrigerem CO2-Druck) ist (vin) pétillant. Die dem deutschen Sekt/Schaumwein "druckmäßig" entsprechenden Versionen laufen in aller Regel unter einer AOC mit entsprechenden Vorschriften, z.B. Champagne oder einer der diversen Crémants, ein gemeinsamer Oberbegriff für diesen Typus wie das italienische spumante fällt mir im Moment nicht ein.

Spanien: keine Ahnung. Ist nicht meine Baustelle ;)

Gruß
Ulli
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MichaelWagner

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Re: Populäre Begriffe der Weinsprache

BeitragMi 15. Jan 2014, 22:43

Vin mousseux / vino espumoso
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UlliB

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Re: Egon Schäffer

BeitragSo 10. Jan 2021, 17:31

Zur Info: die letzten Beiträge aus dem Thread zum Weingut Egon Schäffer wurden hierher verschoben.


Hallo Josef,

danke für Deinen umfangreichen Kommentar.

Tatsächlich berührst Du damit eine bei mir möglicherweise vorhandene Schwäche, nämlich die Wahrnehmung von Gerbstoffen in Weißwein. Ich trinke mittlerweile insgesamt mehr Rotwein als Weißwein, und dabei häufig auch sehr gerbstoffhaltige Exemplare - mal geplant als junger Bordeaux in der Fruchtphase, mal ungeplant bei noch nicht trinkreifem Barolo wie kürzlich - , und bei denen muss man schon mal ganz willentlich an den Gerbstoffen "vorbeiverkosten", um die anderen Komponenten überhaupt erkennen zu können. Bei Weißweinen, bei denen die Gerbstoffe naturgemäß wesentlich schwächer ausgeprägt sind als bei diesen Weinen, kann es deshalb sein, dass ich diese Strukturkomponente schon mal übersehe.

[Ach ja, und jetzt OT und nur ganz am Rande: den Begriff "Phenolik" empfinde ich in der Weinsprache als das mittlerweile ärgerlichste pseudowissenschaftliche Gebrabbel. Es ist schon richtig, dass die meisten Gerbstoffe im Wein chemisch betrachtet in die Gruppe der Phenole gehören, aber in diese chemische Gruppe gehört alles Mögliche - von Sexualhormonen bis hin zu Grundstoffen der Kunststoffherstellung und einigen gerade mal wieder angesagten Desinfektionsmitteln. Was sensorisch als adstringierender Effekt detektiert wird, hängt auch nicht zwangsläufig mit der phenolischen Natur der Gerbstoffe zusammen, das lässt sich sogar mit anorganischen Verbindungen wie Aluminiumsalzen erzielen. Warum redet man nicht schlicht und einfach von "Gerbstoffen"? - Wenn ich von Restzucker im Wein berichte, rede ich ja auch nicht von "Aldehydik", obwohl das - chemisch betrachtet - genauso richtig wäre (und genauso sinnentleert).

Aber was rede ich. Das weißt Du als Chemiker mindestens genauso gut wie ich ;) ]

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Egon Schäffer

BeitragSo 10. Jan 2021, 22:06

Hallo Josef, hallo Ulli,

drei nicht so ganz unerfahrene Weintrinker - drei durchaus sehr verschiedene Ansätze, sich Weißweinen zu nähern und ihre Qualität zu beurteilen: Für mich ist es ausgesprochen spannend (und damit erfreulich :!: ), zu erleben, dass hier jeder von uns offenbar andere Parameter in den Vordergrund stellt! Wenn wir alle genau die gleiche Herangehensweise verfolgen würden, könnte es schnell ziemlich langweilig werden....

stollinger hat geschrieben:Ich mag reife Phenolik im Wein im allgemeinen sehr, ich glaube,die Gerbstoffe und die sich daraus ergebende Struktur sind für mich einer der wichtigsten Parameter, ob mir ein Wein gefällt oder nicht. Die Säure ist mir in der Regel weniger wichtig, so lang sie mir nicht zu aggressiv ist, ebenso ist mir die Aromatik meist nicht so wichtig.


Beim Weißwein achte ich zwar mittlerweile mehr als früher auf die Präsenz und den Charakter von Gerbstoffen, aber andere Punkte (Säurebalance/Säurequalität, Extrakt/innere Dichte, geschmackliche Vielschichtigkeit) spielten für mich bislang doch eine deutlich wichtigere Rolle.

UlliB hat geschrieben:Ach ja, und jetzt OT und nur ganz am Rande: den Begriff "Phenolik" empfinde ich in der Weinsprache als das mittlerweile ärgerlichste pseudowissenschaftliche Gebrabbel. Es ist schon richtig, dass die meisten Gerbstoffe im Wein chemisch betrachtet in die Gruppe der Phenole gehören, aber in diese chemische Gruppe gehört alles Mögliche - von Sexualhormonen bis hin zu Grundstoffen der Kunststoffherstellung und einigen gerade mal wieder angesagten Desinfektionsmitteln. Was sensorisch als adstringierender Effekt detektiert wird, hängt auch nicht zwangsläufig mit der phenolischen Natur der Gerbstoffe zusammen, das lässt sich sogar mit anorganischen Verbindungen wie Aluminiumsalzen erzielen. Warum redet man nicht schlicht und einfach von "Gerbstoffen"?


Ich bin ja alles andere als ein primär wissenschaftlich orientierter Mensch :oops: , aber grundsätzlich bemühe ich mich schon um eine möglichst nicht zu unscharfe Ausdrucksweise - daher danke für den Hinweis, Ulli! "Phenolik" oder "phenolisch" als Attribute bei der Weinbeschreibung habe ich ohne weiteres Nachdenken von diesem oder jenem Weinkritiker übernommen; ich gelobe Besserung und werde demnächst von Gerbstoffen oder Tanninen reden, wobei ich mich dann auf Substantive beschränken muss, da "gerbstoffig" beziehungsweise "tanninig" im Gegensatz zu "phenolisch" mehr als unbeholfen klingt....

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Egon Schäffer

BeitragSo 10. Jan 2021, 22:33

...von Phenolik rede ich eigentlich nie (hoffentlich stimmt's auch :? ), von Phenol oder phenolisch jedoch schon, dann meine ich jedoch explizit Phenol aka Carbolsäure aka Hydroxybenzol aka Benzenol. Gerbstoffe sind bei mir Gerbstoffe...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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