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Wachauer "Prädikate" und Botrytis

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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amateur des vins

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Wachauer "Prädikate" und Botrytis

BeitragDi 9. Apr 2024, 19:26

Ich glaube verstanden zu haben, daß Botrytis bei Smaragden nicht ungewöhnlich ist.

Wie ist das bei "niederen Prädikaten"? Darf ein Federspiel aus Lesegut mit Botrytis gemacht werden? Gibt es irgendwelche Einschränkungen?
Besten Gruß, Karsten
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Udo2009

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Re: Wachauer "Prädikate" und Botrytis

BeitragDi 9. Apr 2024, 22:17

Hm... eigentlich kommt Botrytis nur bei Trauben vor, die besonders lange am Stock hängen.

Da "niedere Qualitäten" meist früher gelesen werden, sollte Botrytis da kein Thema sein.

Hat m. E. wenig mit "dürfen" zu tun....
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amateur des vins

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Re: Wachauer "Prädikate" und Botrytis

BeitragDi 9. Apr 2024, 22:49

Udo2009 hat geschrieben:eigentlich kommt Botrytis nur bei Trauben vor, die besonders lange am Stock hängen.
Nee, die Hängedauer juckt den Pilz nicht besonders. Die Umweltbedingungen sind's.

Ich habe ja meine Zweifel, ob irgendjemand diesbezüglich Vorschriften macht; schließlich wird's mit der Kontrolle schwierig. Könnte aber sein, daß sie das über die Typizitätskontrolle miterledigen. Aber ich dachte, ich frag' mal.

Immerhin habe ich einige Weinbeschreibungen von Händlern zu Federspielen gefunden, die explizit die Botrytisfreiheit hervorheben. Das ist zwar alles andere als ein Beweis, aber immerhin ein Indiz, daß es nicht ungewöhnlich ist, auch Federspielen mit Botrytis zu begegnen.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Wachauer "Prädikate" und Botrytis

BeitragDi 9. Apr 2024, 23:03

Martin Kösslers "Weinhalle" meint zum Thema Botrytis:

...Die Verarbeitung der verschimmelten Traube, die zum Schluss ja fast nur noch Rosine, Haut und Schimmel, ist, führt zu jenem Edelfäule-Bukett oder Botrytis-Ton, dessen charakteristische Safran-Aromen und orientalische Gewürzbasar-Anklänge unverkennbar signalisieren, dass es sich um gesunde Botrytis handelt.

Um hochwertige Botrytisweine zu erzeugen, ist enormer Aufwand nötig. In manchen Jahrgängen gehen Lese-Teams mit Haushaltsscheren und kleinen Steigen bis zu 20, 30 Mal durch die Rebzeilen, um einzelne Trauben auszulesen und dann mit nur 1-3 kg Trauben nach Hause zu kommen. Dieser Aufwand erklärt die oft horrenden Preise für Weltklasse-TBAs. Der mit der Konzentration einhergehende Mengenverlust an Wein wird durch den enormen Qualitätszuwachs also mehr als ausgeglichen. Solche edelsüßen Spitzen-Weine besitzen legendäre Haltbarkeit durch extreme Zucker- und exzellente Säurewerte.

Botrytisbefall bei trockenen Weißweinen wirkt sich allerdings qualitätsmindernd aus. Er kann zu vorzeitiger Alterung des Weines, zu charakteristisch bitterem Geschmack (z. B. in vielen elsässischen Grand Crus und Naturweinen) und zu unangenehmem Geruch führen....Katastrophal wirkt Botrytis, wenn Trauben, die noch nicht voll ausgereift sind, befallen werden. Dann kann bei nasser Witterung die gefürchtete Rohfäule, auch Sauerfäule genannt, entstehen. Das ist dann meist das Ende der Ernte. Deshalb sieht man Lese-Teams bei der Lese befallener Trauben in entsprechend sensiblen Jahrgängen an jeder Traube riechen. Riecht sie nach Essig, wird sie verworfen, riecht sie nicht, wird sie separiert als botrytis-befallene Beere.


Falls die Weinhalle Recht hat, ist davon auszugehen, dass Botrytis in Wachauer Federspielen von gehobener Qualität so gut wie gar nicht vorkommt.
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Ollie

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Re: Wachauer "Prädikate" und Botrytis

BeitragDi 9. Apr 2024, 23:54

Für die Kategorien unterhalb Smaragd sind Alkoholkorridore (also Min und Max) vorgeschrieben; es war schon in den 90ern in der Wachau schwierig, Trauben mit 85 Oe und sauberer Botrytis zu lesen, deswegen ist letzere praktisch immer den Smaragden vorbehalten (gewesen; auch das hat abgenommen).

Leichtweine mit Botrytis-Weinen aufzubohren (was, falls nicht sowieso verboten, dann doch zumindest unüblich ist), führt nämlich zu aromatischen Profilen, die eher schräg wirken und dem Frischeversprechen der niedrigeren Kategorien entgegenlaufen.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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