Aktuelle Zeit: Di 23. Apr 2024, 15:25


Wein hinüber?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

Kreuzotter

  • Beiträge: 22
  • Registriert: Mi 4. Dez 2019, 17:23

Wein hinüber?

BeitragSo 5. Jan 2020, 22:20

Ein frohes fruchtiges neues 2020 Euch.

Eine Anfängerfrage: Wenn ein Wein sehr gut riecht, fruchtig schmeckt, jedoch sein Abgang, sein "Nachgeschmack" im Mund einen vergorenen "fauligen" Geschmack hinterlässt, ist das dann schlichtweg ein mißlungener Wein oder kann so was auch zu den "normalen" Weingeschmäckern zählen, der aber leider überhaupt nicht mein Fall wäre?

Danke.
zum Üben aller französischer Nasallaute: "un bon vin blanc"
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8222
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 17:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 12:53

...wahrscheinlich einfach nicht Dein Fall. Wenn ich den
Kreuzotter hat geschrieben:vergorenen "fauligen" Geschmack

mal als mögliche reduktive Seite des Weins werten würde. Allerdings wär's dann schon ungewöhnlich, wenn Mundgefühl und Abgang so weit auseinanderdriften.
Um welchen Wein handelt es sich überhaupt?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4304
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 13:27

Kannst Du eine Konterflasche öffnen? Hast Du vielleicht sogar noch einen Rest für den direkten Vergleich?

Was hast Du dazu gegessen?
Besten Gruß, Karsten
Offline
Benutzeravatar

Kreuzotter

  • Beiträge: 22
  • Registriert: Mi 4. Dez 2019, 17:23

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 17:23

Nein, es war eine Einzelflasche, weil ich ja erst einmal am durchprobieren bin. Die, die mir schmecken notiere ich.

Der hier war es:

https://www.vinos.de/altolandon-enfoque-2015


Witzigerweise sprechen andere in den Rezensionen auch von einem "faulen Geschmack", andere finden ihn gut. Hängt also auch davon ab, in welchem Fass bzw. aus welchem Fass man den Wein erwischt? ;-)
zum Üben aller französischer Nasallaute: "un bon vin blanc"
Offline

amateur des vins

  • Beiträge: 4304
  • Bilder: 10
  • Registriert: Sa 10. Mär 2012, 22:47
  • Wohnort: Berlin

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 18:10

Kreuzotter hat geschrieben:https://www.vinos.de/altolandon-enfoque-2015
Habe mir da mal die Kommentare reingezogen...
Ausnahmslos alle Kommentatoren, die den Wein dort als "faulig" bezeichnen (bist Du einer von ihnen?), beziehen das sowohl auf die Nase als auch den Geschmack - im Gegensatz zu Dir:
Kreuzotter hat geschrieben:Wenn ein Wein sehr gut riecht, fruchtig schmeckt, jedoch sein Abgang, sein "Nachgeschmack" im Mund einen vergorenen "fauligen" Geschmack hinterlässt


Zur ursprünglichen Frage:
Unter der Annahme, daß Nase und Gaumen gleichermaßen betroffen sind, könnte es sich auch um Brettanomyces handeln. Das wird in geringer Konzentration von "Weinkennern" öfter als zur Komplexität beitragend bezeichnet, von "Weinlaien" und in höheren Konzentrationen aber meist als Fehler angesehen. Ich selber würde dazu aber nicht "faulig", sondern "muffig" sagen (das ist für mich etwas signifikant anderes). Häufig hört man "Pferdeschweiß", aber diese Assoziation hatte ich dabei nie.

Da Aromaschmecken letztlich eh nasal ist, ist es für mich schwer vorstellbar, daß die Nase "sehr gut", der Gaumen aber "faulig" wahrnimmt. Unterschiedlich stark ausgeprägt ja, aber diametral entgegengesetzt - dafür fehlt mir sowohl die Erfahrung als auch die Phantasie.

Sorry, ohne den Wein vor mir zu haben, kann ich da nicht mehr zu sagen. Die Rebsorte Bobal kenne ich auch nicht.
Besten Gruß, Karsten
Offline
Benutzeravatar

Kreuzotter

  • Beiträge: 22
  • Registriert: Mi 4. Dez 2019, 17:23

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 18:20

Wie gesagt, der Geruch war in Ordnung, selbst bis zum "Hinunterschlucken" war auch alles in Ordnung, doch der Geschmack danach, der "trockene Mund" ohne Wein hinterließ einen vergorenen Eindruck.

Und nein, meine Zähne sind in Ordnung, ich hatte ja schon einige Flaschen durch, doch hier wirkte etwas eigenartig nach.
zum Üben aller französischer Nasallaute: "un bon vin blanc"
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8222
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 17:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 18:44

Bobal ist eine der häufigsten spanischen Sorten; die meisten Weine sind aber im low-level-Bereich angesiedelt. Bei dem Wein könnte ich mir ebenfalls vorstellen, daß da Bret im Spiel ist...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Offline

stollinger

  • Beiträge: 1169
  • Bilder: 0
  • Registriert: Sa 10. Dez 2016, 10:22

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 19:32

Ich habe mir die Kommentare auch durchgelesen. Das liest sich für mich eindeutig wie ein Fehler. Am nächsten kommt dem m.M. nach das Mäuseln. In dem Buch Wine Microbiology (K. C. Fugelsang, C. G. Edwards, 2nd Edition, Springer 2007) wird das Mäuseln als Weinfehler, der durch den Geruch von altem Streu in einem Nagetierkäfig gekennzeichet ist und einem langanhaltenden, unangenehmen Nachgeschmack beschrieben. Hervorgerufen durch die Substanzen 2-ethyltetrahydropyridine, 2-acetyl-1-pyrroline, und 2-acetyltetrahydropyridine. Diese entstehen auf microbiologische Weise, nach der Gärung, bei Weinen mit einem hohen pH-Wert (also wenig sauer) und einer geringen Schwefelung.[1] Für mich macht das Sinn, dass dann z.B. ein oder mehrere Fässer bzw. Flaschen-Chargen betroffen sind. Die verantwortlichen Bakterien benötigen Alkohol und arbeiten unter aeroben und anaeroben Bedingungen. Kann also gut nach der Füllung in der Flasche passieren. War der Wein eher säurearm?

Mäuseln wir ddurch Milchsäurebakterien hervorgerufen (z.B.Lactobacillus hilgardii, und Lactobacillus brevis), kann aber auch durch Essigsäurebakterien, und besonders in wärmeren Weinbauregionen, durch Brettanomycen hervorgerufen werden.

Einen Fehler selber zweifelsfrei zu identifizieren, ist ja schon mal nicht so einfach, eine Ferndiagnose um so schwerer. Vieleicht hilft es dir weiter.

In jedem Fall würde ich den Wein beim Händler reklamieren, so was bekommt man eigentlich immer erstattet, wenn man denn höflich fragt.

Grüße, Josef

[1] Peter J. Costello, Paul A. Henschke, J. Agric. Food Chem. 50: 7079–7087 [Link]
Offline
Benutzeravatar

Kreuzotter

  • Beiträge: 22
  • Registriert: Mi 4. Dez 2019, 17:23

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 20:39

Danke,

ja, der Wein wurde mir umgehend erstattet.

Wieder etwas gelernt, spannend.
zum Üben aller französischer Nasallaute: "un bon vin blanc"
Offline
Benutzeravatar

EThC

  • Beiträge: 8222
  • Bilder: 27
  • Registriert: Fr 27. Feb 2015, 17:17
  • Wohnort: ...mal hier, mal dort...

Re: Wein hinüber?

BeitragMo 6. Jan 2020, 21:40

Mäuseln! Ich weiß zwar, daß es das gibt, hatte ich aber noch nie, zumindest nicht bewußt. Jedenfalls hat noch nie einer in unseren Runden selbstbewußt "der mäuselt!" ausgerufen. Und Nagetiere hab' ich auch nicht...
Ist das ein eher seltener Weinfehler?
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Nächste

Zurück zu Allgemeines Weinwissen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen