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Winzer und ihre Preislisten im Netz

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Bernd Schulz

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 20:01

UlliB hat geschrieben:...Aber gut sortierte Weinhandlungen in NYC und SF listen heute schon jeweils mehrere Dutzend deutsche Betriebe.

Aber schon richtig, gemessen an den Tausenden Betrieben in D ist das kein relevanter Anteil.


Die große, nahezu anonyme Masse der Winzer können wir ruhig mal außen vor lassen. Aber alleine gemessen an der Zahl der im GM gelisteten Weingüter (wie viele sind das inzwischen? - auch schon mehr als tausend, oder?) ist das immer noch kein relevanter Anteil.

Trotzdem bin ich überrascht von den mehreren Dutzend. Ich hätte mit vielleicht 15 Weingütern in einer gut sortieren New Yorker Weinhandlung gelisteten Weingütern gerechnet.

UlliB hat geschrieben:Die VDP-Winzer von der Mosel findest du dort ausnahmslos, und gerade von der Mosel auch sehr viele Nicht-VDP-Betriebe.


Bei den VDP-Betrieben dürfte es sich am ehesten um diejenigen handeln, die bewusst keine Ab-Hof-Preise ins Internet stellen wollen. Und diese Betriebe nimmt man wohl unwillkürlich quasi durch ein Vergrößerungsglas wahr. Man sollte aber nicht vergessen, dass andere deutsche Weinbaugebiete wie eben z.b. Baden weniger exportstark sind als die Mosel, der Rheingau und zum Teil auch Rheinhessen und die Nahe - und dass ein großer Teil von durchaus guten deutschen Erzeugern in allen möglichen Gebieten (außer im Rheingau :mrgreen: ) eben nicht im VDP organisiert ist. Der VDP ist ein vergleichsweise kleiner Verein....

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Do 6. Jul 2017, 21:57, insgesamt 2-mal geändert.
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UlliB

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 20:23

Bernd Schulz hat geschrieben:Bei den VDP-Betrieben dürfte es sich am ehesten um diejenigen handeln, die bewusst keine Ab-Hof-Preise ins Internet stellen wollen. Und diese Betriebe nimmt man wohl unwillkürlich quasi durch ein Vergrößerungsglas wahr. Man sollte aber nicht vergessen, dass andere deutsche Weinbaugebiete wie eben z.b. Baden weniger exportstark sind als die Mosel, der Rheingau und zum Teil auch Rheinhessen und die Nahe - und dass ein großer Teil von durchaus guten deutschen Erzeugern in allen möglichen Gebieten (außer im Rheingau :mrgreen: ) eben nicht im VDP organisiert ist. Der VDP ist ein vergleichsweise kleiner Verein....

Das mit dem "Vergrößerungsglas" stimmt ganz sicher... und die Vermutung, dass hier am ehesten bewusst keine Preise veröffentlicht werden, wohl auch. Die technischen Möglichkeiten und Kapazitäten sind hier nämlich eher vorhanden als bei Kleinbetrieben.

Was die Wahrnehmung als "kleiner Verein" betrifft: die knapp 200 Mitglieder verfügen immerhin über ein Zwanzigstel der gesamten deutschen Rebfläche, pro Betrieb gibt es im Schnitt 26,5 Hektar Rebfläche (was sehr weit über dem deutschen Durchschnitt liegt), erzeugt werden zwar nur 3% der deutschen Erntemenge, dafür erzielt man aber 7,5% des Gesamtumsatzes mit deutschem Wein (alles Eigenangaben vom VDP). Das ist schon eine durchaus relevante Größenordnung. Und die Exportquote (23%) liegt sicherlich deutlich über dem, was andere deutsche Privatwinzer erreichen. Hier wirkt der VDP ganz klar als Türöffner, sicher einer der Gründe, warum eine Mitgliedschaft attraktiv sein kann.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 20:47

Gut, ich ziehe meine Aussage zurück und gestehe ein, dass der VDP kein kleiner Verein ist. Aber als alter VDP-Kritiker plädiere ich trotzdem eindringlich dafür, den deutschen Qualitäsweinbau gedanklich nicht auf diesen Verein (dessen Mitglieder ja beileibe nicht alle nur die dollsten Weine hervorbringen) zu reduzieren und die Rolle anderer Erzeuger nicht zu unterschätzen.

UlliB hat geschrieben:Und die Exportquote (23%) liegt sicherlich deutlich über dem, was andere deutsche Privatwinzer erreichen. Hier wirkt der VDP ganz klar als Türöffner, sicher einer der Gründe, warum eine Mitgliedschaft attraktiv sein kann.


Sehr wahrscheinlich hat die Mitgliedschaft im VDP einen größeren Einfluss auf die Exportmöglichkeiten. Aber noch entscheidender waren (nach meinen Informationen) noch vor nicht allzu langer Zeit die Verbindungen zu gewissen Seilschaften. Wenn man die hatte, konnte man Weine in die USA liefern, wenn sie fehlten, standen die Karten schlecht. Ob sich das heute immer noch so verhält, weiß ich aber nicht - aktuell bin ich da leider nicht mehr ganz so gut informiert.

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 21:08

Bernd Schulz hat geschrieben:Sehr wahrscheinlich hat die Mitgliedschaft im VDP einen größeren Einfluss auf die Exportmöglichkeiten. Aber noch entscheidender waren (nach meinen Informationen) noch vor nicht allzu langer Zeit die Verbindungen zu gewissen Seilschaften. Wenn man die hatte, konnte man Weine in die USA liefern, wenn sie fehlten, standen die Karten schlecht. Ob sich das heute immer noch so verhält, weiß ich aber nicht - aktuell bin ich da leider nicht mehr ganz so gut informiert.

Hallo Bernd,

das wird jetzt sehr OT, aber dennoch kurz: um in die USA zu liefern, brauchst Du einen staatlich lizenzierten Importeur, ohne den geht es nicht. Es gibt von diesen Importeuren aber nur sehr wenige, und die beherrschen das Geschäft. Google mal nach Terry Theise...

Inwieweit hier "Seilschaften" eine Rolle spielen, weiß ich nicht, aber ganz sicher persönliche Präferenzen der Importure. Theise hasst z.B. fast alle trockenen Rieslinge und macht daraus keinen Hehl (seine wortgewaltigen jährlichen reports sind durchaus amüsant zu lesen). Aber auch bei dem gibt es durchaus einige Nicht-VDP-Winzer in seinem Sortiment.

Aber als alter VDP-Kritiker plädiere ich trotzdem eindringlich dafür, den deutschen Qualitäsweinbau gedanklich nicht auf diesen Verein (dessen Mitglieder ja beileibe nicht alle nur die dollsten Weine hervorbringen) zu reduzieren und die Rolle anderer Erzeuger nicht zu unterschätzen.

Völlig d'accord. Genauso falsch ist es aber, den enormen Einfluss des VDP auf die deutschen Nicht-VDP-Winzer zu unterschätzen. Im Moment ist das ganz klar zu sehen an der breiten Übernahme des VDP-Klassifizierungsmodells für trockene Weine (incl. Prädikatsverzicht). Das mag man mögen oder nicht, es ist aber so, und zeigt ganz klar das Rollenmodell, das dem VDP hier zugebilligt wird.

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 21:35

UlliB hat geschrieben:Google mal nach Terry Theise...


Nach diesem Herrn muss ich nicht groß googeln - die Diskussion über ihn hatten wir (nach einer Fernsehsendung, deren auf mich ausgesprochen unsympathisch wirkender Hauptgegenstand er war) bereits ausgiebig zu TAW-Zeiten.... ;)

Und octopussy hat mir mal dankenswerterweise ein erstaunlich lesenswertes Buch aus Theises Feder geschickt...

UlliB hat geschrieben: Genauso falsch ist es aber, den enormen Einfluss des VDP auf die deutschen Nicht-VDP-Winzer zu unterschätzen. Im Moment ist das ganz klar zu sehen an der breiten Übernahme des VDP-Klassifizierungsmodells für trockene Weine (incl. Prädikatsverzicht). Das mag man mögen oder nicht, es ist aber so, und zeigt ganz klar das Rollenmodell, das dem VDP hier zugebilligt wird.


Umso größer ist meine Sympathie für die Winzer (ich muss da leider schon wieder auf Martin Müllen verweisen :oops: ), die sich vom VDP-Klassifizierungsmodell nicht die Bohne beeindrucken lassen, sondern ganz ungerührt so verfahren, wie sie es schon seit langem für richtig halten.

Herzliche, dezent offtopische (Unordnung bedeutet Leben :mrgreen: ) Grüße

Bernd
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OsCor

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 21:43

Als Thread-Opener sehe ich eure Diskussion nur am Rande als OT an. Ich bin begeistert darüber, was sich mir hier so alles an Assoziationen aufgetan hat.

Ganz nebenbei habe ich angefangen, mir bekannte Weingüter auf meine Ausgangsfrage abzuklappern und eine Excel-Liste angelegt. Wenn ich für meine Begriffe genügend Fleisch in der Kühltruhe habe, werde ich berichten.

Gruß
Oswald
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Bernd Schulz

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 22:21

OsCor hat geschrieben:Ganz nebenbei habe ich angefangen, mir bekannte Weingüter auf meine Ausgangsfrage abzuklappern und eine Excel-Liste angelegt. Wenn ich für meine Begriffe genügend Fleisch in der Kühltruhe habe, werde ich berichten.


Ich selber bin zwar internetdiskussionsfreudig, aber ansonsten überhaupt kein investigativer Typ; das Nachbohren bei diversen Winzern wäre nicht wirklich meine Sache. Aber wenn du das übernehmen würdest, wäre ich jedenfalls auf die Ergebnisse sehr gespannt!

Du musst dich aber jetzt keinesfalls verpflichtet fühlen...wenn du es machst, stößt das (vermutlich nicht nur bei mir) auf größeres Interesse - wenn du es dann doch nicht machst, ist das auch überhaupt kein Problem!

Herzliche Grüße

Bernd
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OsCor

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 22:31

Bernd Schulz hat geschrieben:das Nachbohren bei diversen Winzern wäre nicht wirklich meine Sache.
Halt, das ist ein Missverständnis: Zunächst möchte ich für mich eine zahlenbelegte Vorstellung bekommen, wie viele im Internet vertretene Winzer eine Preisliste anbieten. Dazu reicht es doch am Anfang aus, die Internetpräsentation zu überfliegen. Natürlich liste ich gleich mit auf, ob ein Betrieb VDP-Mitglied ist und ob Analysenwerte angeboten werden.
Denen auf den Zahn fühlen würde ich nicht unbedingt. Wie viele Leute einen (gewaltigen) Satz rückwärts machen, wenn man sie hieße, eine Internetseite selber auf die Füße zu stellen, kann man sich gar nicht vorstellen. Ich weiß, wovon ich rede…

Gruß
Oswald
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Bernd Schulz

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragDo 6. Jul 2017, 22:39

OsCor hat geschrieben:Halt, das ist ein Missverständnis....


Sorry, da habe ich dein vorheriges Posting wohl tatsächlich in den falschen Hals bekommen.... :oops:

OsCor hat geschrieben:Zunächst möchte ich für mich eine zahlenbelegte Vorstellung bekommen, wie viele im Internet vertretene Winzer eine Preisliste anbieten.


Genauere Informationen dazu fände ich aber auch schon hinreichend interessant! Und ich selber würde die dafür nötige Mühe (vor allem die Excel-Liste!) erst einmal gewaltig scheuen.... :oops: :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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theater69

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Re: Winzer und ihre Preislisten im Netz

BeitragFr 7. Jul 2017, 07:43

Moin,

ich darf mich noch mal zu Wort melden.

Ich kann harti und amateur verstehen, bin aber mehr auf der Seite von Bernd, vor allem bezüglich der regelmäßigen Postsendungen von Winzern mit Preislisten usw. Ich bekomme auch von sehr bekannten Winzern diese Post und die haben überhaupt nichts dagegen, mich als Privatperson mit ihren Erzeugnissen zu beliefern. Insofern ist dieser Vertriebsweg wohl doch interessant.

Ich kann es mir leider zeitlich nicht leisten, jedes Jahr direkt zu den Winzern zu fahren und die Weine zu verkosten. Außerdem würde mir dann das eine oder andere interessante, was nicht direkt an der Strecke liegt, durch die Lappen gehen. Daher besuche ich, wenn ich von einem Weingut (auch z.B. durch Beiträge hier) "angefixt" bin, gern die Homepage, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Und da möchte ich auch ZDF haben, nicht nur Worthülsen.

Ein Kompromiß für mich wäre, wenn es auf der Homepage zumindest eine Möglichkeit gibt, eine Preisliste mit den Basisdaten zu Alkoholgehalt, RZ, Säure anzufordern, natürlich gern als PDF. Aber oftmals fehlt selbst diese Möglichkeit.
LG
Andreas

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Es soll keiner so wenig Wein trinken, dass er seiner Gesundheit schadet (Marc Aurel)
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