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Verschlussphasen

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Prost!

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Re: Verschlussphasen

BeitragDi 20. Jun 2017, 16:56

Ich kann hier leider nur was zum Thema Riesling beitragen, gerade in roten Bereich habe ich dann doch zu wenige Weine über längere Lagerungsperioden hinweg getrunken.
Im Bereich Riesling/Kork würde ich die mehrheitlich gemachten Aussagen bestätigen: die ersten 1 (2) Jahre hinweg oft sehr schön zu trinken (GGs, aber auch und v. a. "Basisqualitäten"). Bei GGs gerne erst mal 2-3 Stunden in der Karaffe, muss man halt ausprobieren. Dann aber erst mal liegenlassen und nach 5 Jahren (gerechnet ab Jahrgang) wieder antesten.
Bei Riesling/Schrauber kann ich nur nennenswertes zu Heymann-Löwenstein schreiben, da habe ich doch schon einige Erfahrungen sammeln können: Direkt im ersten Jahr für mich absolut fantastisch zu trinken, hätte da noch nicht mal einen größeren Belüftungsbedarf. Danach entwickeln sie sich für mich erst mal unangenehm. Schon recht bald (3-4 Jahre) deutliches Petrol, aber die Restsüße, die bei H-L für mich auch bei den nicht Reserve-Weinen zumindest sensorisch immer deutlich mit dabei ist, empfinde ich dann als danebenstehend und nicht ins Gesamtbild integriert. Gerade solche Petrol-Restsüße-Kontraste mag ich persönlich gar nicht. Das geht mir übrigens bei kalifornischen Rieslingen auch oft so (punktuelle Verkostungserfahrungen, sammeln tu ich die nicht).
Nach ~ 6 Jahren wird's dann für mich glücklicherweise wieder leckerer (ich sammle H-L erst seit 2011, ältere Flaschen nur Einzelerfahrungen). In der 2011er Schieferterrassen Reserve würde ich mich derzeit gerne marinieren lassen :lol: , werde ich wohl bald wieder nachbestellen müssen.
Ich weiß aber nicht, ob ich diese Mittelphase als Verschlussphase bezeichnen sollte (eher wohl Umbau), die Weine schmecken mir dann halt oft einfach nicht. Insofern könnte ich Geralds entsprechender Aussage also vorsichtig (weil nur 1 Weingut) zustimmen.
Wenn es aber um die Kombination gereift/Kork geht, habe ich durchaus oft schon Rieslinge gehabt, die eben nicht "nur pure Reifetöne" aufwiesen, z. B. GGs von Wittmann, aber auch diverse andere. Eines meiner schönsten Weinerlebnisse überhaupt war ein Hirtzberger-Singerriedel (2014 getrunken). Klar, Reifenoten, aber darüber hinaus eine solche Ananasbombe, die so manche Supermarkt-Ananas vor Neid hätte erblassen lassen können :)
"Defaultmäßig" 10 Jahre liegenlassen, kann ich mir leider nicht mehr leisten, sonst müsste ich in ein paar Jahren aufhören zu sammeln :). Außerdem würden mir die Freuden eines jungen Rieslings einfach auch fehlen...

Gruß
Rainer
Zuletzt geändert von Prost! am Di 20. Jun 2017, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
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puschel

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Re: Verschlussphasen

BeitragDi 20. Jun 2017, 17:01

niers_runner hat geschrieben:Ich habe dieses Thema kürzlich mit Dirk Richter aus Mülheim besprochen. Er meinte dazu, dass häufig die trockenen Rieslinge im 2. Jahr zumachen, seltener die fruchtsüssen Rieslinge. Und spätestens nach 5 Jahren kann man davon ausgehen, dass der Wein über diese Phase hinaus ist.
Beste Grüße Peter

Hallo Peter,
aus gegebenem Anlass habe ich auch Ende des Jahres
bei einer Verkostung in der Nachbarschaft von MFR,
Richter sen. bezüglich des "sich verschließens , zu machen, in ein Loch fallen"
u.a. seiner spontan vergorenen Richter Weine angesprochen,
unabhängig der , von Jochen treffend beschriebenen "Umbauphase", die ein Wein durchläuft.
Gleiche Ausage von Dr. Dirk Richter, wie von dir beschrieben. :!:

Mittlerweile öffne bzw. trink ich einen Wein frisch und erlebe wunderbare Erlebnisse ....und dann lasse ich meine Prädikatsweine -Rieslinge, die GG's erst recht, 3 -5 Jahre liegen,
meine Rotweine generell 5 Jahre, jetzt fängt der Jg 2009 und auch 2011 an zu schmecken und dann probiere ich Ab und An.
Bin nicht so konsequent wie Ollie und kann 10 Jahre warten :D
Klar ist , erst nach dem sich Öffnen fängt ein guter Wein auch an zu schmecken, sich zu entfalten und
nach dem "Umbau" ist er richtig "trinkreif" :!:
Bin halt aber auch neugierig :D
Gruß Adi
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niers_runner

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Re: Verschlussphasen

BeitragDi 20. Jun 2017, 17:42

Hallo Adi,
neugierig bin ich auch immer. :mrgreen: Wenn man wie ich schon die 6 vorne stehen hat, wird es schon immer schwieriger, den Wein noch 10 Jahren liegen zu lassen :D
Bei den trockenen Rieslingen, habe ich mir angewöhnt, die Flasche 24 - 48 Stunden vorher zu öffnen, gefühlt bringt das schon was. Den direkten Vergleich muss ich demnächst mal machen.

Beste Grüße
Peter
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(Voltaire)
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puschel

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Re: Verschlussphasen

BeitragDi 20. Jun 2017, 18:51

niers_runner hat geschrieben:Hallo Adi,
neugierig bin ich auch immer. :mrgreen: Wenn man wie ich schon die 6 vorne stehen hat, wird es schon immer schwieriger, den Wein noch 10 Jahren liegen zu lassen :D
Bei den trockenen Rieslingen, habe ich mir angewöhnt, die Flasche 24 - 48 Stunden vorher zu öffnen, gefühlt bringt das schon was. Den direkten Vergleich muss ich demnächst mal machen.
Beste Grüße Peter

Hallo Peter,
daran wird's liegen, einige meiner Weine sind vielleicht auch schon für meinen Enkel :lol:
Bin erst 57, kann aber auch nicht einfach 'nen Wein 10 Jahre liegen lassen :D
Einen frisch abgefüllten Wein öffne ich manchmal "spontan", alle anderen egal ob trocken, feinherb, restsüß-fruchtig bis edelsüß, Weiß wie Rot, öffne ich zur Entfaltung min.24 Std. vor Genuss

Wir haben eben Erfahrung :mrgreen:
Gruß Adi
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thiloV

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 07:32

puschel hat geschrieben: alle anderen egal ob trocken, feinherb, restsüß-fruchtig bis edelsüß, Weiß wie Rot, öffne ich zur Entfaltung min.24 Std. vor Genuss

Wir haben eben Erfahrung :mrgreen:
Gruß Adi


Hallo Adi,

als jemand ohne viel Erfahrung: Das heißt, Du machst die Flasche auf, Korken wieder drauf und legst die Flasche wieder für 24 Stunden weg? Auch Rotweine, die Du nicht kennst? Auch ältere (> 10 Jahre)?

Ich mache es für nicht so alte Rotweine so ähnlich, allerdings nehme ich immer schon mal einen guten Schluck ab, um die Oberfläche zu erhöhen, dafür zieh noch ein Vakuum drauf um die Sauerstoffkonzentration zu verringern. Bei jungen Rotweinen bin ich aber auch schon reingefallen, weil die sich dann verschlossen haben und nicht mehr aufzukriegen waren...

Viele Grüße, Thilo
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Gerald

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 08:37

allerdings nehme ich immer schon mal einen guten Schluck ab, um die Oberfläche zu erhöhen, dafür zieh noch ein Vakuum drauf um die Sauerstoffkonzentration zu verringern.


also das verstehe ich leider nicht wirklich - das sind doch zwei Maßnahmen, die genau das Gegenteil voneinander bewirken. So wie wenn ich einen Drink mit Eiswürfeln kühle und ihn dann in die Mikrowelle stelle, damit er nicht so kalt ist. ;)

Grüße,
Gerald
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thiloV

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 11:09

:)

In der Tat, wenn man das so liest, macht das keinen Sinn.

Ich hab mir halt irgendwann diese Vakuumpumpe zugelegt. Dann habe ich festgestellt, dass die Flaschen, die ich aufmache, daraus ein Glas entnehme und gleich wieder zumache und vakuumiere, sich positiv entwickeln, sprich ab dem zweiten oder dritten Abend besser schmecken, als am ersten. Das habe ich dann so beibehalten, nur dass das Glas am ersten Abend immer kleiner wurde.

Aus dem Ganzen habe ich geschlossen, dass wohl die vergrößerte Oberfläche zusammen mit der geringeren Sauerstoffkonzentration für eine vernünftige, wenn auch im Vergleich zur geschlossenen Flasche beschleunigten, Alterung sorgt. Hinterfragt hab ich das nicht, sonst wär ich vielleicht auch auf die Idee gekommen, dass "Aufmachen und gleich wieder zu" ungefähr den gleichen Effekt haben wird...

Viele Grüße, Thilo
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puschel

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 11:11

thiloV hat geschrieben:.... allerdings nehme ich immer schon mal einen guten Schluck ab, um die Oberfläche zu erhöhen, dafür zieh noch ein Vakuum drauf um die Sauerstoffkonzentration zu verringern. Bei jungen Rotweinen bin ich aber auch schon reingefallen, weil die sich dann verschlossen haben und nicht mehr aufzukriegen waren...
Viele Grüße, Thilo

Hallo Thilo,
wie Gerald sehr bildhaft schreibt :D
beißen sich deine beiden Maßnahmen :!:
...das mit dem Schluck abtrinken, bin ich bei dir ist ok,
warum du dann den Sauerstoff abziehst ist mir schleierhaft.
Also Flasche min.24 Std. vor Genuss öffnen, Schluck abtrinken, ca. 2 Std. offen stehen lassen,
Korken, Glasstopfen oder ... drauf und in den Kühlschrank stellen, fertig :D
Gruß Adi
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puschel

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 14:22

thiloV hat geschrieben:
puschel hat geschrieben:Einen frisch abgefüllten Wein öffne ich manchmal " spontan ", alle anderen egal ob trocken, feinherb, restsüß-fruchtig bis edelsüß, Weiß wie Rot, öffne ich zur Entfaltung min.24 Std. vor Genuss

....das heißt, Du machst die Flasche auf, Korken wieder drauf und legst die Flasche wieder für 24 Stunden weg? Auch Rotweine, die Du nicht kennst? Auch ältere (> 10 Jahre)?

Hallo Thilo,
Rotweine werden bei mir zum Teil auch noch dekantiert.
Weißweine , meist Rieslinge wie beschrieben vor dem Genuss geöffnet.
Ja, gerade die älteren Weine benötigen etwas Vorspiel,
damit diese sich entfalten "öffnen" können.
Einem älteren Wein 10, 15 , 20 Jahre alt , nicht die Möglichkeit zu geben , sich zu entfalten
grenzt an Barbarei :!:
Vorsicht bei Altweinen, die sind nach zu viel Luft dann auf einmal tot.
Ich brauche keine Vakuumpumpe, trink meine Weine meist viel zu schnell
und nicht "Reste" ueber viele Tage. Einige Forumsmitglieder leeren ' ne Flasche,
wenn diese gut schmeckt, jedoch noch schneller :D
Deine Pumpe dient zum "Konservieren" um die eintretende Oxidation zu verlangsamen.
Nutzt diese dazu , dann kannst du deine Weine noch länger angebrochen aufheben ;)
Gruß Adi
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weingeist

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Re: Verschlussphasen

BeitragMi 21. Jun 2017, 15:58

puschel hat geschrieben:Ja, gerade die älteren Weine benötigen etwas Vorspiel,
damit diese sich entfalten "öffnen" können.
Einem älteren Wein 10, 15 , 20 Jahre alt , nicht die Möglichkeit zu geben , sich zu entfalten
grenzt an Barbarei :!:
Vorsicht bei Altweinen, die sind nach zu viel Luft dann auf einmal tot.

Genau das sind diese "Totschlagargumente" die es einigen verleiden dürften (siehe den Thread "Lebt das Forum noch") hier ernsthaft mitzudiskutieren. Im Prinzip wiedersprichst Du Dir alleine in diesen drei Sätzen selbst.

Ab wann gilt denn ein Wein als "Altwein"? Ab wann beginnt denn die "Barbarei"?

Der letzte Satz ist dann überhaupt eine absolut und vollkommen neue Erkenntnis... ;)
Liebe Grüße
weingeist
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