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Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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austria_traveller

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Re: Max Ferd. Richter

BeitragMo 6. Mär 2017, 11:32

Moselglück hat geschrieben:Bevor ich Vicampo Geld in den Rachen werfe, bestelle ich doch lieber direkt bei dem Winzer (oder fahre selber hin).

Liebe Daniel,
Das klingt sehr praktisch.
Vor allem für mich als Wiener, wo ich doch eh' jede Woche an der Mosel bin ;)

Wenn ich jetzt bei einigen Winzern bestelle, ist das von den Versandkosten mehr als heftig.
Ich habe schon öfters von Winzern in Deutschland Versandkosten von deutlich über 20.- nur für ein 6er Paket gehört.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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weingeist

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Re: Max Ferd. Richter

BeitragMo 6. Mär 2017, 12:50

StephanB hat geschrieben:Es gibt verschiedene Preislisten, eine für den Endverbraucher und eine für den Handel.
Absolut korrekt, dazu braucht es keine anderen Vereinbarungen und keine Rechnung auf der Rabatt steht.

Jeder, der einmal die Möglichkeit hat, beide Preislisten in die Hände zu bekommen und sie miteinander vergleichen kann, soll es tun. Und wem dann nicht die "Haare zu Berge stehen", schön für denjenigen. Übrigens, es sei dem Winzer und dem Händler vergönnt. Ich bekomme von "meinen" Winzern (ich bin Privatkunde!) auch meist einen (kleineren bis größeren) Preisnachlass, aber das ist eine andere Sache. Ich freue mich auch darüber, weiß aber, wie groß die Differenz zwischen Endverbraucherpreisliste und dem Handel ist.

Was mich dabei mehr stört, ist, wenn der Handel groß mit dem "ab-Hof-Verkaufspreis"-Argument wirbt, so nach dem Motto, "schau, wie günstig du bei uns einen Wein kaufen kannst".
Liebe Grüße
weingeist
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Gerald

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 12:57

Ich freue mich auch darüber, weiß aber, wie groß die Differenz zwischen Endverbraucherpreisliste und dem Handel ist.


habe schon mehrmals von Winzern (hinter vorgehaltener Hand, offiziell dürfen sie es - glaube ich - nicht sagen) gehört, dass es bis zu 50% sein kann, wenn man die größte Weinhandelskette in Ö beliefern möchte.

Andererseits kann ich mir vorstellen, dass das sich das für das Weingut trotzdem noch rechnet - ohne viel Aufwand gleich an vielen Standorten vertreten, aufwändige Werbung etc. Und wenn man beim Ab-Hof-Verkauf die Arbeitszeit beim Kundenkontakt auch nur halbwegs realistisch kalkuliert, kommen da schon sehr erhebliche Beträge pro Kunde zusammen. Wenn dieser dann nach ausführlicher Verkostung nur mit 2 "Anstandsflaschen" nach Hause fährt ... :o

Grüße,
Gerald
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EThC

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 13:01

Ich weiß von einzelnen Händlern / Weinen, daß im unteren Preissegment etwa die Hälfte des Endverbraucher-VK vom Händler an den Winzer gezahlt wird. Nach oben hin wird die prozentuale Marge dann meist kleiner. Dafür tut der Händler ja auch was, bzw. der Winzer erspart sich einiges an Aufwand, wenn er viele klein-klein-Bestellungen vom Hals hat und darüber hinaus auch sein Geld gleich bekommt, während der Händler seinen Lagerbestand ja auch finanzieren muß. Insbesondere Händler, die überwiegend die Gastronomie beliefern, haben viele Kunden, die ihre Keller nicht per Einzelbestellung beim Winzer füllen, sondern dies lieber mit einer überschaubaren Anzahl von Händlern bewältigen. Bei einem dieser Händler bin ich übrigens in der Rabattstaffel schon so weit aufgestiegen, daß ich manche Weine tatsächlich etwas unter dem jeweiligen Ab-Hof-Preis bekomme, aber das sind meist nur kleine Differenzen.
Es gibt dann auch vereinzelt Händler, bei denen man schon etwas ältere Weine zu dem VK bekommt, der jeweils bei Aufnahme ins Sortiment gültig war. So ist dann ein 10 Jahre gereifter Wein teils deutlich günstiger als die aktuelle Ware.
Prinzipiell kaufe ich auch lieber beim Winzer, aber ich wohne fernab aller Weinregionen (min. 150 km Fahrt), also habe ich leider auch eher selten die Möglichkeit, mal eben schnell beim Weingut vorbeizufahren. Und da Weingenuß auch Vielfalt bedeutet, bestelle ich auch selten palettenweise bei einem Winzer, sondern eher über viele Betriebe verteilt. Da bieten Händler mit entsprechendem Sortiment schon Vorteile für mich.
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 13:56

Beim Vergleich von Händlerpreislisten gegen Preislisten für den Endverbraucher ist zu berücksichtigen, dass die anfallende Mehrwertsteuer im Ergebnis immer komplett vom Endverbraucher getragen wird und für die vorgelagerten Handelsstufen lediglich ein durchlaufender Posten ist (Stichwort: Vorsteuerabzug). Deshalb sind viele Händlerpreislisten netto ausgewiesen, während die Preise für den Endverbraucher (per Gesetz) brutto gelistet werden müssen. Das lässt in vielen Fällen die Marge des Händlers optisch größer erscheinen, als sie tatsächlich ist.

Von einem befreundeten Händler habe ich erfahren, dass bei ihm die Rohmarge über sein Gesamtsortiment hinweg bei ca. 30% liegt. Sofern er Weine zum Ab-Hof-Preis verkaufen will, muss ihm der Winzer die Marge einräumen - das scheint aber vorwiegend bei deutschen Weinen der Fall zu sein. Schon italienische Weine sind im deutschen Handel häufig deutlich teurer als vor Ort, und für Überseeweine wird's dann richtig dramatisch. Inwiefern hier die Marge des Händlers größer ist oder er die Weine beim Erzeuger oder Zwischenhandel zum Ab-Hof-Preis für Endverbraucher (oder nahe daran) bezieht, kann ich nicht sagen.

Natürlich ist es auf den ersten Blick für einen Winzer atrraktiv, die Handelsmarge durch einen Ab-Hof-Verkauf einzustreichen. Nur scheint mir das gar nicht mal so selten eine Milchmädchenrechnung zu sein, bzw. die Sache ist gar nicht betriebswirtschaftlich kalkuliert, weil der Aufwand komplett ausgeblendet wird. Es müssen Räume und Raumausstattung vorgehalten und regelmäßig renoviert / erneuert werden, es fällt Arbeitszeit an (wahlweise von Mitarbeitern, Familienangehörigen, oder einem selber), die Proben werden in D immer noch meistens kostenlos angeboten, Gläser gehen schon mal zu Bruch, und manche "netten" Kosumenten verkosten sehr viel und kaufen dann nur sehr wenig. Zieht man alle diese Faktoren korrekt in Betracht, trübt sich das vermeintlich attraktive Bild deutlich ein. Zwei (teure) VDP-Winzer haben mir im letzten Jahr gesagt, dass der Ab-Hof-Verkauf kalkulatorisch ein Zuschussgeschäft ist und sie es nur betreiben, um mit ihren Kunden im Kontakt zu bleiben und zu sehen, wie die Weine aufgenommen werden, es aber wirtschaftlicher wäre, die Weine komplett palettenweise an den Handel abzugeben.

Gruß
Ulli
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Lurchus

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 15:14

Also ich hab da mal was von nem Winzer gehört, der nen Teil seiner Weine auch in nem Edeka stehen hat, der höchstens 4,5 km von seinem Weingut entfernt ist.
Die Gutsweine kosten da genausoviel wie ab Hof, die besseren Weine sind 1,2 Euro teurer.
Er meinte, dass er halt bei den günstigeren dem LEH nen Rabatt gibt damit die dann zum selben Preis angeboten werden können..
In nem Supermarktsetting versteh ich das durchaus. Da stehen jetzt also seine Einstiegsrieslinge für 7 Euro im Regal, da wird vielleicht auch mancher nicht weinaffine Mensch verführt, die zu kaufen anstatt anonymer Großkellerware und halt 2 Euro drauf zu legen.
Glaub bei 8 oder 9 Euro wär die Hemschwelle größer, zumal für das Geld auch Basisweine echt bekannter Erzeuger wie Molitor oder Robert Weil im Regal direkt daneben stehen. In dem Fall kann ich so ne Kalkulation durchaus verstehen....
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EThC

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 16:04

UlliB hat geschrieben:und für Überseeweine wird's dann richtig dramatisch


da wird auch gerne mal das Argument mißbraucht, daß die Überseeweine ja auch erst mal nach Deutschland transportiert werden müßten. Tatsächlich betragen die Kosten für den Transport per Containerschiff pro Flasche nur ca. 0,1 bis 0,2 Euronen, so habe ich es zumindest in wenigstens zwei verschiedenen Quellen gelesen. Die Endverbraucherpreise liegen hier häufig um das Zweifache oder mehr über denen im Ursprungsland, auch bei teureren Fläschchen, insbesondere aus Australien oder Südafrika kenne ich da genügend Beispiele.
Viele Grüße
Erich

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Ollie

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 16:06

UlliB hat geschrieben:Zwei (teure) VDP-Winzer haben mir im letzten Jahr gesagt, dass der Ab-Hof-Verkauf kalkulatorisch ein Zuschussgeschäft ist und sie es nur betreiben, um mit ihren Kunden im Kontakt zu bleiben und zu sehen, wie die Weine aufgenommen werden, es aber wirtschaftlicher wäre, die Weine komplett palettenweise an den Handel abzugeben.


Auf Facebook gab's vor einiger Zeit eine ziemlich kontroverse "Diskussion" darueber, ob Winzer einen Obulus fuer Proben verlangen sollten, der beim Weinkauf verrechnet wuerde. Ich persoenlich hielt das (und halte das immer noch) fuer ein Unding und argumentierte, die Winzer sollten stattdessen die Kosten per vollstaendiger Kalkulation auf die Flaschenpreise umlegen. Alle schreibenden Winzer fanden das total unmoeglich, ein Winzer hat mich denn auch postwendend entfreundet (Huiii!). Begruendet, wieso das nicht ginge, doof sei oder sonstwie geschaeftsschaedigend, wurde mir die Gegenposition allerdings nicht. Ist ja schliesslich Facebook.

Cheers,
Ollie
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UlliB

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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 16:20

Ollie hat geschrieben:Auf Facebook gab's vor einiger Zeit eine ziemlich kontroverse "Diskussion" darueber, ob Winzer einen Obulus fuer Proben verlangen sollten, der beim Weinkauf verrechnet wuerde.

In Deutschland ist mir das allerdings noch nicht passiert; wo ich verkosten konnte, war das bisher immer kostenlos. Insofern wird hier Deinem Vorschlag doch gefolgt - der Flaschenpreis beinhaltet das, was bei Verkostungen draufgeht. Ob der Preis allerdings überhaupt kalkuliert ist, ist eine ganz andere Frage - zumindest bei kleineren Winzern bezweifele ich das. Man nimmt, was man meint, nehmen zu können, und hofft dabei, davon am Ende auch noch (über)leben zu können.

Gruß
Ulli
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Re: Kalkulation Fachhandel vs. ab Hof

BeitragMo 6. Mär 2017, 16:46

UlliB hat geschrieben:In Deutschland ist mir das allerdings noch nicht passiert; wo ich verkosten konnte, war das bisher immer kostenlos.


Beim Tiefenbrunner in Südtirol kostet jedes Verkostungsgläschen in der Jausenstation des Guts pauschal einen Euro, wenn man hinterher nichts kauft. Man wird dann vorher gefragt, ob man nur probieren oder auch was kaufen will. In der Regel bestellen wir da allerdings auch noch eine Jause dazu, und es ist mir auch noch nie passiert, daß ich anschließend keinen Wein mitgenommen habe. Zumindest ein paar Feldmarschäller gehen immer...
Viele Grüße
Erich

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