Terroir oder Keller?

Hallo zusammen,

mittlerweile lese ich bestimmt schon Jahre in diesem Forum und habe schon so einiges gelernt (denke ich:-)).
Auf jeden Fall Danke an alle Mitglieder für die Informationen, die ich bis jetzt erhalten habe.

Jetzt aber zu meiner Frage:
Ich weiß, dass beim Wein der Boden (Sonneneinstrahlung, Rückschnitt...) eine wichtige Rolle spielt aber auch im Keller (verschiedene Hefen, Holzlagerung...) einiges stattfindet, um den Geschmack bestimmter Weine zu prägen.
Gerne würde ich mehr darüber wissen welche Möglichkeiten ein Winzer hat.
Weil ja z. B. Merlot von Produzent A ungleich Merlot von Produzent B schmeckt.

Könnte man sogar sagen x Prozent finden im Weinberg statt und x Prozent im Keller?

Ohne Überheblichkeit - besorge Dir oder borge Dir ein (aktuelles) Buch über Kellertechnik aus, und mache Dir selbst ein Bild davon, wie heute in modernen Betrieben gearbeitet wird.

Die alte und vielfach auch aktuelle "Schulmeinung" sagt sicher, der Wein, die Qualität des Weins entsteht im Weingarten (was so auch stimmt - Stichwort gesundes, vollreifes Traubenmaterial). Ich lehne mich aber sicher nicht allzuweit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass mit den heutigen Methoden der Kellertechnik, sehr vieles noch korrigiert bzw. allenfalls auch verbessert oder beeinflusst werden kann, was früher nicht möglich war. Gerade die (mögliche) Geschmackskorrektur durch Verwendung bestimmter Hefestämme ist da sicherlich ein gutes (oder eigentlich schlechtes) Beispiel.

...mit den heutigen Methoden der Kellertechnik...

Wenn man den Aussagen amerikanischer Wissenschaftler glauben darf, sieht die Zukunft so aus, daß z.B. ein Romanée Conti, Jahrgang soundso einfach im Gaschromatographen analysiert wird und dann aus einem Chemiebaukasten mit ein paar hundert verschiedenen Zutaten im großen Stil der entsprechende Weinklon zusammengerührt wird. Das ist zwar so bei uns (noch) nicht zulässig, aber wer weiß...

Aber neben den Methoden der Zukunft und den bereits jetzt praktizierten und auch zugelassenen "technischen" Methoden, gibt es auch "normale" Methoden bzw. Verarbeitungsschritte, die in ihrer Unterschiedlichkeit zu einer Unzahl von letztlich verschiedenen Wegen bei der Weinwerdung führen. Das fängt bei der Lese an, wie sauber wird ausgelesen, in welche Behälter kommen die Trauben, wird entrappt oder nicht, wie wird gepreßt, bei welcher Temperatur, Maischestandzeit nein / ja / wie lange, wie und wo wird vergoren, in welchem Behältnis wird ausgebaut, wie lange liegt der Wein auf welcher Hefe, mit / ohne Battonage etc. etc.
Der eine Winzer macht bewußt weniger im Keller, der andere bewußt mehr, der eine verzichtet auf die "technischen" Methoden", der andere schwört drauf. Da irgendeine Regel d'raus ableiten zu wollen, ist m.E. schlicht unmöglich...

Da irgendeine Regel d'raus ableiten zu wollen, ist m.E. schlicht unmöglich...

Was die Ausgangsfrage betrifft, sehe ich das auch so.

Eine Regel aber gibt es: ein sehr guter Erzeuger macht aus einer schwachen Lage einen besseren Wein als ein schwacher Erzeuger aus einer sehr guten Lage. Das gilt überall, und insofern ist in qualitativer Hinsicht der Erzeuger zunächst einmal wichtiger als die Lage. Das heißt aber im Gegenzug nicht, dass die Lage völlig unwichtig ist oder so etwas wie Terroir überhaupt nicht existiert.

Gruß
Ulli

^^^
d'accord

Sehr schön. Da habe ich schon einige Paramete, die Einfluß nehmen.
Dennoch werde ich mir ein Buch über Kellertechnik (Habt Ihr einen Tip?) besorgen, um das Ganze noch zu vertiefen.
Danke auf jeden Fall.

ein Buch über Kellertechnik (Habt Ihr einen Tip?) besorgen

So spontan beim Googeln auf den Ulmer-Verlag und "Moderne Kellertechnik" gestossen. Das Inhaltsverzeichnis (über Amazon kannst Du einen Blick ins Buch werfen) klingt jedenfalls nicht schlecht. Du findest dort noch weitere Bücher zu der Thematik, wobei - ja, ich habe so etwas früher auch gelesen, zur Auffrischung würde es jetzt auch wieder einmal nicht schaden - das Ganze schon eine sehr "trockene" Angelegenheit ist .