Ist zwar die fünfhundertzweiundsiebzigste Diskussion zum Thema, ist aber natürlich nach wie vor etwas, was fast jeden Weinfreund betrifft.
Das Problem beginnt damit, dass es unterschiedliche Auffassungen gibt, wie sich "Mineralität" im Wein äußert. Als Geruchseindruck, als Geschmack oder als etwas ganz Anderes, was man nicht direkt mit einzelnen sensorischen Eindrücken verbinden kann?
Für Geruchseindrücke ("mineralische Aromen") können die Mineralstoffe im Boden gar nicht verantwortlich sein, da sie nicht flüchtig sind und daher keinen Geruch haben. Nun gibt es aber Aromastoffe, die im Boden vorkommen und daher oft mit "Mineralen" assoziiert werden (z.B. Geosmin, das u.A. für den Geruch bei einsetzendem Regen auf trockenem Boden verantwortlich ist). Ähnlich wie die Sache, dass Metalle geruchlos sind, aber trotzdem jeder einen "metallischen Geruch" kennt - dieser kommt meines Wissens von flüchtigen Phosphorverbindungen, die als Verunreinigungen in vielen Metallen vorkommen und bei Berührung (z.B. mit dem leicht sauren Schweiß) freigesetzt werden.
Der Begriff "mineralische Aromen" ist für mich das Ergebnis, dass Weinverkoster die Weine im Allgemeinen mit positiv konnotierten Assoziationen beschreiben wollen. Und die "mineralischen Aromen" erinnern mich zumindest oft viel eher an manche Reinigungsmittel bzw. Waschpulver ("Aprilfrische" & Co), aber das passt halt nicht gut in eine Weinbeschreibung, daher müssen die "mineralischen" Noten herhalten.
Ist ja bei vielen anderen Aromen ähnlich. Zumindest in Parfums spielen solche Aromen eine große Rolle, die in hoher Konzentration z.B. nach Exkrementen riechen, aber in minimaler Menge das Gesamtbild erst richtig spannend machen. Ich denke, dass es bei den Noten im Wein auch durchaus ähnlich ist. Aber wenn man sie nicht wörtlich benennen darf und auch sonst kein positiv empfundenes Vergleichsaroma passt, muss eben eine Art Phantasiebezeichnung herhalten ...
Grüße,
Gerald