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Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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weingeist

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Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragDo 28. Aug 2014, 16:59

Meldung aus dem (Raiffeisen) Lagerhaus:

Neue Produkte für den Weinbau
Ein neues Produkt und ein neues Paket gibt es im Weinbau zu vermelden. Neu gegen Botrytis ist das Produkt Prolectus (Reg.Nr. 3353) mit dem Wirkstoff Fenpyrazamine (FRAC-Gruppe 17), welcher in WDG-Formulierung vorliegt. Der Wirkstoff dringt extrem schnell in die Pflanze ein. Dadurch ergibt sich eine äußerst schnelle Regenfestigkeit.


Ich will jetzt nicht lange suchen, kann mir jemand beantworten, wie lange vor dem Lesezeitpunkt (der ja doch flexibel angesetzt wird) noch mit solchen Mitteln gearbeitet wird. Botrytis wird heuer ja ein Thema sein (nehme ich einmal stark an), außer es kommt jetzt noch der grandiose "Altweibersommer".

Danke!
Liebe Grüße
weingeist
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UlliB

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragDo 28. Aug 2014, 17:31

Laut Angabe des Herstellers beträgt die Wartefrist 21 Tage für Keltertrauben, d.h. frühestens 21 Tage nach Ausbringung darf geerntet werden.

Beste Grüße
Ulli
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weingeist

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSa 30. Aug 2014, 11:25

Danke Ulli!

Dass ich auf die Herstellerangaben schauen hätte können (naheliegend), kam mir gar nicht in den Sinn.... :oops:

Hintergrund der Fragestellung war, dass ich letztes Wochenende (in einem anderen Beitrag erwähnt) in der Wachau eine verregnete Schifffahrt hatte, und vom Schiff aus sah, dass bei Regen (!) in zwei Weingärten Spritzmittel ausgebracht wurden.
Liebe Grüße
weingeist
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UlliB

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSa 30. Aug 2014, 11:36

Regnet es bei euch auch so viel? Hier an meinem Wohnort (70km nördlich vom Bodensee) hatten wir seit Anfang Juli keine drei trockenen Tage am Stück, und wenn ich mir den Zustand meines Gartens ansehe, hoffe ich nur, dass es in den Weingärten noch etwas besser aussieht...

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSa 30. Aug 2014, 11:46

Die letzten Wochen waren bei uns auch ziemlich nass, vorher aber waren die Niederschlagsmengen aber eher normal (oft habe ich vergeblich auf Regen gehofft, damit ich das Gemüse im Garten nicht selbst gießen muss ;) ). Das gilt aber nur für das Nordost-Eck Österreichs, das üblicherweise die trockenste Region bei uns ist (Jahresniederschlag so im Schnitt nur 500 mm).

Hier z.B. die Wetterstatistik in der Nähe meines Wohnortes im Weinviertel.

http://wetter.orf.at/niederoesterreich/ ... orf/#monat

Grüße,
Gerald
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Blaufränkisch

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSa 30. Aug 2014, 16:18

Da im heurigen Sommer viel Regen aus dem Süden gekommen ist, dürften wir im Burgenland deutlich mehr abbekommen haben, als die niederösterreichischen Kollegen. Im Juni und Juli war das noch eher positiv, da war es im Kamptal und Weinviertel teilweise sehr trocken.

Mittlerweile haben wir im Nordburgenland aber in den letzten rund fünf Wochen etwa eine halbe Jahresniederschlagsmenge abbekommen, obwohl es eigentlich schon Anfang August gereicht hätte. Da und dort (und ein wenig auch bei uns) war auch Hagel dabei. In Jois soll der Hagel stärker gewesen sein, im Seewinkel stehen manche Weingärten seit Wochen unter Wasser mit entsprechenden Mehltauproblemen da kein Pflanzenschutz in diesem besonders mehltauintensiven Jahr betrieben werden konnte.

Leider regnet es jetzt nach zwei, drei brauchbaren trocken-sonnig-milden Tagen schon wieder bis zumindest Dienstag. Noch ist die Hoffnung auf einen sehr guten Jahrgang da, die Säurewerte dürften aufgrund der Feuchtigkeit und der ungewöhnlich niedrigen (Nacht-)Temperaturen für unser Gebiet erfreulich hoch sein und die Trauben sind noch weitgehend gesund. Auch ist das Jahr trotz Entwicklungsverzögerung noch immer früh genug, um die Ernte hinausschieben zu könnnen.

Mit jedem Mal, wenn die Trauben aber wieder naß werden und mit jedem Tag der zu kalt und zu wolkenverhangen ist, um einen ernsthaften Reifefortschritt zu bringen werden die Chancen aber natürlich kleiner und das Grübeln stärker, mit welchen Maßnahmen wir wenigstens zu soliden Mittelklasseweinen kommen.

Die Situation in Niederösterreich kenne ich nicht genau genug, aber ich gehe davon aus, dass die mittlerweile auch mehr Regen haben als notwendig. Außerdem sind die Regenmengen jetzt nicht das Hauptproblem, sondern die oft feuchten Trauben. Weil NÖ auch weiter hinten ist in der Reife können Sie die Lese klima- und fäulnisbedingt möglicherweise auch nicht lange genug hinauszögern um eine wirklich gute Reife zu kriegen wenn das so weitergeht.

Grüße

Bernhard
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weingeist

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSo 31. Aug 2014, 08:53

Hallo Bernhard!

Herzlichen Dank für diese umfassende "Lagebeurteilung" aus Deiner Sicht.

Was bei mir - im ersten Posting - das Kopfschütteln veranlasst hat, war aber, dass Winzer während Regens Spritzmittel ausbringen. Haben diese zu viel Geld, haben sie die Wetterlage (es hat Mittags noch nicht geregnet) falsch eingeschätzt, hat ein Mittel tatsächlich eine solche gute "Regenfestigkeit" (was ich beim besten Willen nicht glauben kann), dass man es sogar riskiert, während es regnet, zu spritzen? Oder liegen doch, wie man aus Deinem Bericht ein bißchen herauslesen kann, in bestimmten Regionen, "die Nerven bereits blank" (was wiederum kein Wunder wäre).
Liebe Grüße
weingeist
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Blaufränkisch

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragSo 31. Aug 2014, 22:19

Hallo Herbert,

im Regen hilft das beste Pflanzenschutzmittel nichts. Der Spritzbelag muß auf jeden Falll eintrocknen um regenfest zu sein, was wenigstens eine halbe Stunde, eher aber länger dauert. Ohne die Hintergründe deiner Beobachtung zu kennen würde ich vermuten, dass der Winzer vom Wetter überrascht wurde.

Bei uns war es in den letzten Wochen tatsächlich so, dass es nur ganz ganz wenige Tage gab, an denen Pflanzenschutz möglich war. Ohne taufeuchte Blätter, ohne aktuellen Regen oder noch stundenlang nasse Blätter und Trauben vom letzten Regen und mit halbwegs abgetrocknetem und befahrbarem Boden. Beim gleichzeitig aber extrem hohen Krankheitsdruck muß man die wenigen Stunden nutzen und da kann man schon leicht in den nächsten Regen kommen bevor die Spritze leer ist.

Einmal abgemischt sind Pflanzenschutzmittellösungen aber nur wenige Stunden haltbar und können nicht ohne deutlichem Wirkungsverlust bis nach dem Regen und dem Abtrocknen aufbewahrt werden. Da kann es schon sein - wenn es auch nicht besonders gute Praxis ist - dass der Winzer den letzten Rest auch noch im Regen verspritzt hat, vielleicht in der Hoffnung, dass die Trauben unter dem Laubdach (noch) nicht regennass sind und er zumindest dort eine Wirkung erzielt, anstatt die Brühe zu Hause bis zumvollständigen Wirkungsverlust herumstehen zu lassen.

Bis ein übliches Spritzfass leergespritzt ist, dauert es zwei bis drei Stunden, da kann das Wetter inzwischen schon umschlagen.

Grüße

Bernhard
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Gerald

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragMo 1. Sep 2014, 09:16

Etwas naive Frage:

warum baut man eigentlich - zumindest in Regionen mit üblicherweise hohen Niederschlagsmengen - nicht einfach eine Art Dach über die Rebzeilen, um sie vor dem Nasswerden zu schützen? Ist das nur zu teuer oder gibt es andere Gründe?

Wobei das bei anderen Kulturen (Tomaten, Paprika etc.) ja auch üblich ist. Kann mir schwer vorstellen, dass die Wertschöpfung pro Hektar bei diesen Kulturen deutlich höher als bei Qualitätswein ist ...

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Spritzmittel / Pflanzenschutzmittel im Weinbau

BeitragMo 1. Sep 2014, 12:32

Kann mir schwer vorstellen, dass die Wertschöpfung pro Hektar bei diesen Kulturen deutlich höher als bei Qualitätswein ist


hmmm, mit ein bisschen Suche im Web stellt sich heraus, dass das tatsächlich so ist. Tomatenkultur erzielt im Gewächshaus bis zu 500 Tonnen (!) pro ha, das ist also fast 100-mal so viel wie der Durchschnittsertrag in Österreich (auf Wein bezogen, nicht auf Trauben). Da müsste ein Liter Wein schon 100-mal so viel einbringen als ein kg Tomaten. :o

Grüße,
Gerald
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