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Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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olifant

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragFr 23. Mai 2014, 09:46

Gerald hat geschrieben:... Mein Problem mit "Mondtagen", Horoskopen und Ähnlichem ist, dass meines Wissens die dort aufgestellten Behauptungen weder aus dokumentierten, nachvollziehbaren Beobachtungen noch aus bewiesenen Naturgesetzen abgeleitet sind, sondern dass sie aus einer Art "göttlichen Eingebungen" stammen, die irgendjemand einmal erhalten zu haben glaubt. ...


Hallo Gerald,

die von mir empfohlene Lektüre handelt eben genau diesen Umstand wissenschftlich belegt ab. Es ist kein journalistisches Machwerk, sondern eine historisch - wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Sache: Buch- und Autoreninfo hier http://www.waxmann.com/?id=20&cHash=1&buchnr=1862

Leseprobe hier: http://books.google.de/books?id=dBm7Ij-94rIC&pg=PA113&lpg=PA113&dq=Helmut+Groschwitz,+Mondzeiten+-+Zu+Genese+und+Praxis+moderner+Mondkalender&source=bl&ots=xTjd04zS4l&sig=OfJ-Nw07JYuCss2FAn8OAqnkDqo&hl=de&sa=X&ei=lvt-U_bgJ4it7Qbn7YCYBQ&ved=0CEMQ6AEwAw#v=onepage&q=Helmut%20Groschwitz%2C%20Mondzeiten%20-%20Zu%20Genese%20und%20Praxis%20moderner%20Mondkalender&f=false
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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la-vita

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragFr 23. Mai 2014, 11:05

Nach den Luftdruckunterschieden der letzten Wochen habe ich auch schon bei Wetteronline nachgeschaut. Und in der Tat war da nur sehr wenig Unterschied. Aber vielleicht gibt es ja auch noch andere Einflüsse des Wetters als der Luftdruck.

Das der subjektive Eindruck schwanken kann, denke ich schon. Es gibt ja tageweise Vorlieben nach einem bestimmten Weintyp. Trotzdem sollte man dann auch nicht das Gefühl haben, dass ein Wein, auf den man keine Lust hat, nun gänzlich schräg ist. Das die subjektive Geschmacksempfindung so unterschiedlich sein kann würde mich schon etwas irritieren.

Ich erinnere mich an ein Abendessen mit Freunden im Winter diesen Jahres. Ich habe eine Flasche nach der anderen aufgezogen (alles unterschiedliche Weine) und bei jeder der Flaschen hatte jeder den Eindruck, dass eindeutig der Alkohol im Vordergrund stand. Fast hätte man meinen können, alle Flaschen hätten Kork. Das konnte ich einfach nicht glauben. Nach der vierten Flasch habe ich dann entnervt aufgegeben. Ein paar Tage später beim nachverkosten, habe ich feststellen können, dass tatsächlich zwei der Weine nicht ganz in Ordnung waren. Die anderen zwei allerdings waren nun wieder super. Woher kam nun der gleiche sensorische Eindruck bei allen Beteiligten? Am besagten Abend lief gerade ein Wetterwechsel mit herannahendem Tiefdruckgebiet. Ich finde es zumindestens einen interessanten Faktor, den ich im Auge behalten werde. Zumindest gibt es diese Tage, an denen Weine anscheinend ohne ersichtlichen Grund irgendwie abweisend wirken.

Auch Einflüsse des Mondes könnte man zumindest beobachten. Nur weil die Wissenschaft noch keine Erklärung dafür hat, bedeutet es ja nicht, dass es keine Einflüsse geben könnte. Schließlich ist die Astrologie seit über 2000 Jahren ein Erfahrungsschatz der Menschheit. Ich denke ganz so blöd waren unsere Vorfahren auch nicht, dass sie sich mit etwas beschäftigen, was keinerlei Nutzen für sie hatte.

Gruß
Detlef
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Gerald

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragFr 23. Mai 2014, 11:20

Wie schon geschrieben ist der menschliche Geruchs/Geschmackssinn ja kein präzises Messinstrument (auch wenn viele Profiverkoster so etwas immer vorgeben), sondern dient der optimalen Versorgung des Körpers mit Nahrung. Also die Unterscheidung zwischen Nahrhaft - Ungenießbar - Schädlich.

Dabei hängt die Wahrnehmung eben auch mit den aktuellen Notwendigkeiten zusammen. Dass man nach längerer körperlicher Anstrengung Appetit auf Süßes hat (und das dann auch besser schmeckt), ist klar. Oder Appetit auf Salziges nach Salzverlusten durch intensives Schwitzen.

Vielleicht ist der Schlüssel für den optimalen Weingenuss, dass man lernt, auf den Körper zu hören und danach auszuwählen. Und auch akzeptiert, dass in manchen Situationen andere Getränke mehr Genuss bereiten werden (in Richtung derer gedacht, die zu allen nur vorstellbaren Speisen einen Wein suchen).

Grüße,
Gerald
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olifant

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragFr 23. Mai 2014, 11:43

la-vita hat geschrieben:Auch Einflüsse des Mondes könnte man zumindest beobachten. Nur weil die Wissenschaft noch keine Erklärung dafür hat, bedeutet es ja nicht, dass es keine Einflüsse geben könnte. Schließlich ist die Astrologie seit über 2000 Jahren ein Erfahrungsschatz der Menschheit. Ich denke ganz so blöd waren unsere Vorfahren auch nicht, dass sie sich mit etwas beschäftigen, was keinerlei Nutzen für sie hatte.


Hallo Detlef,

lies einfach mal in das Buch rein. Es geht nicht darum, dass der Mond keinen Einfluss haben könnte...
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Grepron

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragDi 29. Jul 2014, 08:40

Bei Halle (Saale) sind wir oft bei der Weinlese und merken von Jahr zu Jahr, wie unterschiedlich der Wein schmeckt aufgrund des mal warmen und mal kühleren Sommers
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Gerald

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragMo 23. Feb 2015, 18:34

Apropos Mondkalender: in seinem Blog bekennt sich nun auch der Nürnberger Weinhändler Martin Kössler zum "biodynamischen Mondkalender". Jeder Tag fällt in eine der vier Kategorien "Fruchttage", "Blütentage", "Blatttage" oder "Wurzeltage", danach bestimmt sich auch, ob Wein an diesem Tag schmeckt oder nicht.

Für einen Weinhändler mit eigentlich naturwissenschaftlicher Ausbildung eine recht überraschende Aussage. :?

http://www.weinhalle.de/blog/2015/02/de ... -schmeckt/

Auf facebook wurde aber auch erwähnt, dass eine Auswertung der Punkte aus verkostungsnotizen.net (immerhin mit fast 40.000 Verkostungsnotizen eine durchaus repräsentative Datenbasis) in Bezug auf das erfasste Verkostungsdatum keinerlei signifikante Korrelation zwischen Weinbewertung und Frucht-, Blüten-, Blatt- oder Wurzeltagen erbracht hat.

Aber wenn man einmal an etwas ganz fest glaubt, wird man auch an jeder trockenen Statistik etwas finden, warum das schnöde Ergebnis nicht mit dem gefühlten übereinstimmt. ;)

Grüße,
Gerald
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olifant

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragMo 23. Feb 2015, 19:08

Gerald hat geschrieben:Auf facebook wurde aber auch erwähnt, dass eine Auswertung der Punkte aus verkostungsnotizen.net (immerhin mit fast 40.000 Verkostungsnotizen eine durchaus repräsentative Datenbasis) in Bezug auf das erfasste Verkostungsdatum keinerlei signifikante Korrelation zwischen Weinbewertung und Frucht-, Blüten-, Blatt- oder Wurzeltagen erbracht hat.

Aber wenn man einmal an etwas ganz fest glaubt, wird man auch an jeder trockenen Statistik etwas finden, warum das schnöde Ergebnis nicht mit dem gefühlten übereinstimmt. ;)


Mond(phasen)kalender besitzen keinerlei wissenschaftlich signifikate Aussagekraft, was ich auch schon immer sage - da es hier, wie du schon richtig feststellst um eine Glaubens- und nicht um eine Wissensangelegenheit geht, darf und kann jeder glauben was er will, so auch an den Mondkalender.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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Gerald

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragMo 23. Feb 2015, 19:14

Problematisch finde ich vor allem, dass auch Menschen, die eigentlich mit empirischen Methoden vertraut sein sollten, derartige Sachen glauben - und zwar mit der Begründung "ich habe es ausprobiert und es hat mit meiner Beobachtung übereingestimmt". Dabei weiß doch jeder über die Beeinflussbarkeit durch vorgefasste Meinungen (sogar wenn es nachweislich keine physiologische Wirkung hat wie bei Placebos).

Ernst nehmen könnte man eine solche Aussage höchstens von jemand, der über Jahre seine VKN mit Bewertung aufgezeichnet hat und jetzt zum ersten Mal vom Mondkalender hört. Hier könnte er/sie dann tatsächlich einen Zusammenhang (für sich) belegen oder widerlegen. Aber wenn man ohnehin schon im Vorhinein weiß, dass heute ein guter *) Tag für Weinverkostungen ist ... :?

Grüße,
Gerald

*) 23.02.2015 ist ein Fruchttag laut http://www.biodynamie-services.fr/en/_r ... eutsch.pdf
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sorgenbrecher

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragMo 23. Feb 2015, 19:42

ich habe angst mich damit zu befassen, auf einmal schmeckt mir nachher ein wein nur deshalb nicht mehr weil gerade wurzeltag ist...
Gruß, Marko.
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Finkenweine

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Re: Einfluss des Wetters auf den Weingenuss

BeitragMo 23. Feb 2015, 22:07

Ich glaube zu wissen zu meinen, dass der Einfluss des Mondes auf den Wein durchaus "messbar" sein sollte, wenngleich ich daraus nicht ableiten würde, dass der Effekt sehr stark ist.
So wie der Mond die Gezeiten beeinflusst, behaupten einige erfahrene Winzer (und das sind beileibe nicht nur Biodynamiker), dass die Schwebstoffe im Wein, wenn er noch im Fass liegt, auch vom Mond beeinflusst werden. So gibt es einige Winzer, die niemals (ich glaube es war) bei abnehmendem Mond abfüllen und lieber ein paar Tage warten... das mag bei fein gefilterten und geschönten Weinen vielleicht egal sein, aber erklärbar wäre das schon (wobei Wissenschaft ja nicht abgelehnt werden muss, nur weil man etwas noch nicht erklären kann).

Im Elsaß meinten alle Winzer, die ich fragte, dass man Muscat nicht nur bei abnehmenden Mond nicht abfüllen, sondern auch nicht trinken sollte. Ich habe aber keine Statistik dazu, habe es aber irgendwann mal vor, auszutesten...

Bzgl. dem Wetter und Klima ist es logisch, dass dieses Einfluss auf den Genuss hat, weil Teperatur und Druck direkt den Dampfdruck beeinflussen und da der meiste Geschmack ja nicht im Mund, sondern in der Nase bewertet wird, kann man das ohne große Zauberei sicher gut glauben. Ich habe auch schon komische Tage erlebt, wo allen Verkostern einfach kein Wein so gut wie sonst schmeckte (und das lag nicht an den Chillischoten auf Vanilleeis vorher;-). Weine, die wir alle schon oft sehr hoch bewertet hatten, präsentierten sich in nahezu statistischer Signifikanz unter Wert. Entweder waren wir - zum Glück kam es sehr selten vor - alle irgendwie schlecht drauf (es war aber kein Fußball davor oder an dem Tag...) oder das Wetter war einfach nicht weingeeignet. Mangels besserem Wissen "glaube" ich an zweiteres... (den Einfluss der Mondphasen auf solche Wetterlagen möge bitte ein Meteorologe beantworten, da ist doch sicher jemand im Forum?)

Ansonsten ist es für mich und aus meiner persönlichen Sicht ein bisschen wie bei der Homöopathie... Es macht immer Sinn, eine starke Medizin zu verdünnen (idealerweise als Alkoholtinktur), aber wenn man es soweit verdünnt, dass es keinen Sinn mehr macht, sollte man dafür eigentlich kein Geld mehr verlangen...

Ich stimme also für die Wahrheit irgendwo dazwischen... spannende Umfrage hier!
Dr. Lutz Krämer
Falkensee-Finkenkrug
http://www.finkenweine.de
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