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Clairet <-> Rosé?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Alas

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Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 07:44

Hallo!

Was ist denn der Unterschied von Clairet und Roséwein?
Nur eine längere Maischestandzeit bei ersterem?

Guten Tag!

Alas
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Moselfan

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 08:44

Soweit ich weiß, wird der Begriff Clairet nur für Weine aus Bordeaux verwendet. In England steht ja Clairet synonym für Bordeaux-Weine. In Frankreich sind damit aber eher die "leichtern" roten Bordeaux gemeint. Quasi die Zwischenstufe zwischen Rose und Rotwein. Also etwas dunklere Farbe, und wird auch teilweise auf der Maische vergoren im Gegensatz zu Rose. Quasi ein sehr leichter und heller Bordeaux oder eine sehr dunkler und fülliger Rose.
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Ollie

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 11:34

Kleine Ergaenzung: Clairet ist der AOC-Wein auf halbem Weg zwischen Rot-und Roséwein; der Oberbegriff fuer roten Bordeauxwein hingegen ist (und das auch nur in UK, AUS und NZ) claret (ohne i). (Im geographisch gebildeteren Nordamerika sagt man red boredough.)

Beide Worte werden auf Englisch unterschiedlich ausgesprochen: Klä-reh (wenn man posh ist mit Betonug auf der 2. Silbe, also wie das franzoesische Wort, ansonsten auf der 1. Silbe) fuer clairet, Klärrett (auf der 1. Silbe) fuer claret - und nicht etwa auf moechtegernfranzoesisch Kla-reh auf der 2. Silbe; das Wort gibt's im Franzoesischen nicht.

Der historische Kontext, der zur Wortbildung fuehrte (helle, leichte Rotweine der guten, alten Zeit, als Aquitanien noch England gehoerte und franzoesische Ritter gerne mal im Morast steckenblieben), reicht uebrigens bis in die Neuzeit: Rote Bordeaux, die betont nicht auf Parkers Linie liegen, weil sie schlank und leicht augefallen sind, werden gerne als proper claret oder Englishman's claret bezeichnet. Das ist nicht abwertend gemeint; dafuer hat sich der Begriff luncheon claret eingebuergert, sehr zum Gram der alten Garde.

Cheerio,
Ollie
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Alas

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 16:14

Hallo!

Besten Dank für die Aufklärung!
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das ein leichter Rotwein zum Essen im Sommer.
Soll man den frisch trinken oder besser lagern?

Gruß

Alas
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Ollie

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 19:23

Alas,

jung trinken, aber durchaus zu Essen mit ordentlich Schmackes: Gegrilltes (Fleisch, Fisch), Schinken (warm, im Schlafrock), so Sachen eben. Zu leichten Sommersalaten auf der Terrasse nehme ich lieber Rosé oder Weisswein.

Cheers,
Ollie
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Alas

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragDo 4. Jul 2013, 20:51

Hallo!

Ollie hat geschrieben:jung trinken, aber durchaus zu Essen mit ordentlich Schmackes: Gegrilltes (Fleisch, Fisch), Schinken (warm, im Schlafrock), so Sachen eben.


Ok, mache ich, VKN kommt die Tage.

Gruß

Alas
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Alas

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Re: Clairet <-> Rosé?

BeitragFr 12. Jul 2013, 18:39

Hallo!

Der Clairet:


Bild

Lestrille Capmartin.png



Das Essen:

Zu Essen habe ich halbe Hühner im Ofen gebacken, die ich mit einer Marinade aus Zuckerrohrmelasse, Zitronensaft, BBQsoße und etwas gepresstem Knoblauch eingepinselt hatte. Da die Haut nicht knusprig und zu kräftig Geschmack für den Wein war, habe ich sie entfernt. Das Fleisch hatte das Aroma der Marinade gut angenommen.
Für die Soße habe ich den Bratensaft mit ein wenig Weißwein abglöscht, mit Majonaise vermischt, mit granuliertem Knoblauch und etwas Chili abgeschmeckt. Sodann gab es schlichte grüne Bohnen und Pommes.
Alles zusammen: Ein Genuss !

Ein wenig Fantasie und ein weiterer Wein:


Es war mal wieder so weit.
Von Zeit zu Zeit wurde mir Stadt zu viel, zu voll, zu laut, und der Gestank...
Ein paar Tage Ruhe würden mich wieder ins Lot bringen. Für diese Situation hatte ich zwei Standard-Refugien: Eines im Osten und eines im Süden. Ich konsultierte den Wetter-Service, entschied mich für St. Germain du Puch, reservierte mir bei der Domaine L'Amourette meinen Lieblingsraum und im L'Atmosphère für den Freitag-Abend einen kleinen Tisch im Inneren. Außerdem nahm ich am Montag einen Tag Urlaub, denn wenigstens an einem Tag nicht arbeiten zu müssen, aber alle anderen, ist in solchen Situation ein besonderer Genuss.
Freitag wurde ich am Spätnachmittag sehr herzlich von Arnaud empfangen und natürlich kam ich nicht in meinen Raum, bevor wir ¼ Stündchen geplauscht hatten. (Arnaud... deine Augen, deine zarte Tiefe, deine ruhige Lebhaftigkeit darin. Die Brombeeren ergaben die beste Konfitüre im vergangenen Herbst. Die Omeletts jetzt nur noch in Gußeisen mit etwas Walnussöl, und die Eglise ist jetzt fertig renoviert. Arnaud..., Arnaud..., wenn ich eine Frau wäre, würde ich um deine Hand anhalte.) (Arnaud weiß aus unseren Gesprächen, das meine Welt ihm fremd ist und nicht gut. Bei meinen Abreisen wünscht er mir das Beste, schüttelt aber den Kopf.)
Ich mochte die Gegend abseits von allen mir oft so künstlich erscheinenden Aufregungen und L'Amourette besonders, da hier eine ruhige, aber keineswegs untätige oder langweilige Atmosphäre herrschte. Und mein Lieblingszimmer ist sehr, sehr geräumig, mit Blick auf den Garten und François Baucher gewidmet, dem großen französischen Reitmeister des 19. Jahrhunderts.
Auch das L'Atmosphère erfüllte meine Erwartungen. Es gibt dort keine Sterneküche, aber immer wieder etwas überraschendes. Diesmal hatte ich Tournedos de magret à la confiture de Sauterne und dazu vom Chateau de Sours einen fünf Jahre gereiften La Source blanc. Einfach köstlich.
Am nächsten Tag genoss ich um 11 Uhr das herrliche Omelett und andere Köstlichkeiten von Arnaud. Anschließend packte ich meine Decke, mein großes Kissen und À la recherche du temps perdu ( Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ) ein und machte mich auf den Weg. An dem Buch lese ich schon Jahre, immer wieder ein wenig in Urlaubssituationen. Es gibt mir die richtige Entspannung und Nachdenklichkeit, die mir am Rande eines kleines Wäldchens erhoffte. Auf dem Weg dorthin stutze ich, denn anstatt der allgegenwärtigen Reben, gab es eine Parzelle mit Himbeeren. An den Sträuchern, die sehr gepflegt in Reihen standen, leuchteten schon viele Früchte rot. Kurz entschlossen ging ich cirka 20 Meter in die Parzelle, breitete meine Decke auf den hellbraunen Boden, das Kissen darauf und legte mich zwischen die Pflanzen. Es war schon etwas besonderes einen Nachmittag zwischen Himbeeren zu verbringen. Ich schaute einfach in den Himmel. Ganz weit oben zogen Schwalben ihre Bahn. Direkt über den Himbeersträuchern hatten diverse Insekten ihre Wege, als auch im Blattwerk. Ich schlug den zweiten Band von Marcel Prousts Werk auf, an der Stelle, an der der rote Wollfaden eingelegt war, las aber nicht, sondern dachte daran, wie anders es war, wenn ich mal in der Stadt im Park auf dem Gras lag. Hier war ich so zu sagen eingebettet, dort präsentiert und ungewöhnlich. Selbstverständlich hatte es nicht lange gedauert, bis ich anfing von den Früchten zu kosten. Ich hatte eine gute Zeit.
Am Abend traf ich mich mit Arnaud zu einer Flasche Wein im Garten. Als ich die Flasche sah, die er brachte, meinte er sogleich: "Woanders versteht man auch das Handwerk."

Bild

Domaine des Tours_Merlot.jpeg


Ich fragte Arnaud, was es mit der Himbeer-Anpflanzung auf sich hatte. Er erzählte mir, dass sie Madame Thierbaud gehörte, die die ganze Ortschaft mit Himbeer-Saft und -Konfitüre versorgte. Ihre große Leidenschaft nach dem Tod ihres Mannes.
Was er von der Stadt hielte, wollte ich wissen. Das sei für ihn eine Behörden-Angelegenheit und sonst nicht so seine Sache. Schließlich landeten wir im Gespräch beim Ausbau des Anwesens und im Garten, den wir später mit Taschenlampen besuchten.
Die Tage in St. Germain du Puch erfüllten mal wieder ganz ihren Zweck und so fuhr ich am Montag befriedigt nach Hause. Meine Tage in der Stadt waren gezählt.
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