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Schwarze Gläser oder warum Rot nicht so schmeckt wie Weiß

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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VillaGemma

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Schwarze Gläser oder warum Rot nicht so schmeckt wie Weiß

BeitragSa 25. Mai 2013, 14:55

Es ärgert mich schon lange und ich weiß auch nicht genau, was für eine Motivation hinter solchen Artikeln steht:

http://io9.com/wine-tasting-is-bullshit ... -496098276

" In 2001, researcher Frédéric Brochet invited 54 wine experts to give their opinions..."

Für mich geht sowas auch ein wenig in die "Rieslingsdsikussions-Richtung"...wieso kann nur ein soooo toller Riesling nicht ausverkauft sein, wo doch die Bordeauxe dieses Jahrgangs breits alle ...usw usw und dabei vollkommen ignorierend, dass ein Weißwein nunmal vollkommen anders schmeckt als ein Roter. Ein deutscher Roter vollkommen anders als ein roter aus Italien oder Spanien oder Frankreich :roll:

Aber ich habe es nun schon mehrfach gelesen, dass es angeblich Experten noch nicht mal gelingt, den Unterschied zwischen Weiß und Rot zu erkennen. Das hat mich (und meine Frau) dazu motiviert, ein Set schwarzer Gläser zu kaufen und einen Test aufzusetzen:

Wir öffnenten daher 4 Flaschen Wein, 2 rot, 2 weiß, in Folge:

2009 Cascavel Leonor (50% Grenache/Syrah) (Hauswein)
2011 Avignonesi Il Marzocco (Chardonnay) (bekannt)
2007 Paderlasses aus dem Priorat (kannten wir noch nicht)
2011 Penfolds Koonunga Hill Chardonnay Australien (kannten wir noch nicht)

Alle 4 Weine waren gleich temperiert (ca 16-17 Grad) und wurden in unserem Flur aufgemacht, die Flasche nummeriert und damit man den Füllstand nicht sehen kann verschlossen mit Haushaltsrollentuch+Klammern, weil:

Ich nun meiner Frau ein Glas eingefüllt habe und danach Sie mir, ohne das man sieht, wer was bekommt. Genossen haben wir den Wein in der Küche.

Eins vorweg: Die schwarzen Gläser lassen keine Farbe erkennen, nur sind sie eben auch eher Gläser für Weißwein, sprich keine Bordeaux-Kelche, aus denen ich unsere franz. Weine gern trinke...
Und ja, die Nase wird anscheinend ein wenig von den Augen geleitet. Ich habe beim ersten roten sehr wenig gerochen (ich hatte den Leonor als 1.)...den Paderlasses, obwohl ich den nicht kannte, habe ich schon am Geruch erkannt. Der roch so dermaßen nach Priorat (erinnerte mich total an die Solertias...da brauchte ich eigentlich nicht probieren).

Ergebnis:

Wir beide haben rot und weiß absolut korrekt erkannt, weil die vollkommen anders schmecken. Beide Chardonnay schmecken auch ausm schwarzen Glas, ohne das man weiß, was drin ist, nach Ananas und Pfirsich. Ich habe dann auch das Holz vom Avignonesi geschmeckt, nicht gerochen, und hatte somit alle 4 korrekt erkannt. Meine Frau hatte in letztes Sekunde noch Ihre Meinung bei weiß geändert und lag somit ob der Winzer daneben, aber eben nicht beim Geschmack an sich. Verstehe ich nicht so ganz, da der Avignonesi Chardonnay auch einen deutlich größeren Körper und längeren Abgang hat neben dem Holz, aber nun ja. Da lag sie falsch.

Auf jeden Fall bleibt festzuhalten, dass man als "weininteressierter Mensch" (und dazu zähle ich mich, sicherlich sehe ich mich nicht als Experte) eben schon feststellt, ob der Wein eher nach Kirsche, Vanillie, Pfirsich, Ananas oder Grenache-Typisch schmeckt. Ob der Körper groß oder klein ist und wie lang der Abgang/der Geschmack im Mund bleibt. Daher kann ich mir absolut nicht erklären, wie so ein Artikel (bzw. es gibt ja auch Bücher zu diesem Thema) ernsthaft argumentiert werden kann. Natürlich kann ich jemanden, der keinen Wein trinkt oder nur sehr wenig aufs Glatteis führen. Vielleicht auch Weininteressierte wie mich, wenn man einen total weichgespülten deutschen Rotwein nimmt und gegen einen extrem ausdrucksstarken Weißen gegenschmeckt. Vielleicht wird es da schwierig. Aber allein schon mit diesen noch sehr einfachen Roten von oben; keine Chance. So wie diese Roten schmeckt nunmal kein Weißer und ich habe noch gar nicht ins Regal gegriffen zu den Geschmacksbomben a la Tardieu oder Beaurenard bzw. besagten Solertias. Also Leutz, wenn ihr sowas liest und sich Leute drüber lustig machen wollen...denkt an meinen Artikel hier und lächelt. Winken und lächeln ;)

...ich werde mit diesen Gläsern auch mal überprüfen, inwieweit die "besonderen" Roten auch ihr Geld wert sind und mal durch eben diese schwarzen Gläser verdeckt vier verschiedene rote in 4 Preisklassen antreten lassen. Aber wahrscheinlich erst im Hebrst, da bei mir bald erstmal Ende ist mit dem Genuss von roten Wein...dem Heuschnupfen sei dank :cry:

Und ich nehme auch mal an, dass wenn man sich noch ein wenig mit diesen Gläsers trainiert, man noch schneller im Erkennen wird (ich hatte die beiden roten erst nach dem Probieren beider richtig einordnen können. Ich dachte beim Leonor zuerst, dass könnte vielleicht auch der Priorato sein...bis der eben im Glas war). Und es bleibt auch festzuhalten, dass ich den Weinen die gleichen Punkte gegeben habe wie beim einzelnen probieren :geek:
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susa

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Re: Schwarze Gläser oder warum Rot nicht so schmeckt wie Wei

BeitragSa 25. Mai 2013, 15:12

Hallo

Ein bisschen gibst Du mir ja den Glauben an die Menschheit wieder. Ich habe das auch öfter gelesen, aber konnte mir nie vorstellen, dass man die Weine nicht wenigstens grob erkennt, obwohl die Farbe bzw. der optische Eindruck sicher einen Einfluss hat. Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass ich einen roten Bordeaux nicht erkenne.

Vielleicht wurde dieser Test bisher nur mit Leuten gemacht, die sehr wenig Affinität zu Wein haben.

lg
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VillaGemma

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Re: Schwarze Gläser oder warum Rot nicht so schmeckt wie Wei

BeitragSa 25. Mai 2013, 15:43

susa hat geschrieben:Vielleicht wurde dieser Test bisher nur mit Leuten gemacht, die sehr wenig Affinität zu Wein haben.

Naja, im Text steht was von angehenden Önologen und somit als Weinexperten deklariert. Hmmm...wann fängt man eigentlich an, Önologie zu studieren? Mit 19/20...würde ja dann einiges erklären. Ich habe mit 20 eigentlich gar keinen Wein getrunken...und somit auch sowas von keine Ahnung davon ;)

Ich habe immer so ein wenig das Gefühl, dass man sich über Leute lustig machen will die mehr als 5-8 Euro für eine Flasche Wein ausgeben, nach dem Motto: Schmeckt "man" doch eh nicht :roll: ...klingt im angegeben Artikel am Ende ja auch noch an.
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Gaston

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Re: Schwarze Gläser oder warum Rot nicht so schmeckt wie Wei

BeitragSa 25. Mai 2013, 16:01

VillaGemma hat geschrieben: Aber wahrscheinlich erst im Hebrst, da bei mir bald erstmal Ende ist mit dem Genuss von roten Wein...dem Heuschnupfen sei dank :cry:



HAllo,

gegen Heuschnupfen gibt es mittlerweile sehr gute Mittel, die dir der Haussarzt verschreibt. Bin auch ein ziemlich starker Betroffener, habe aber dank dieser neuen Medikamentengeneration kaum noch Probleme.
Beste Grüße
Gaston

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