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Primat der Rebsorte

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Charlie

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Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 15:12

Seit ich über Wein lese wundere ich mich über das Primat der Rebsorte. Da wird Rebsortentypizität verlangt und abgewertet wenn sie nicht da ist, da werden Präferenzen nach Rebsorten vergeben (I looooove Mencia), da werden Rebsorten blind erkannt, da werden Wein-Essenkombinationen nach Rebsorten aufgegeben, da wird gefragt ob Silvaner nur in trocken geht und ob man Nebbiolo in der Pfalz anbauen sollte, da wird erwartet, dass die Rebsorte auf jedem Etikett steht.
Ich glaube, hier wird übertrieben!
Grob gesagt, ist die Rebsorte doch nur eine der vielen technischen Entscheidungen des Winzers, so wie Unterlage, Schnitt, bodenpflege, Spritzen, Lesezeitpunkt usw.
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sociando

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 15:59

hallo charlie,

ich bin momentan und als persönliches entwicklungsergebnis über die jahre hinweg auf dem stand dass die rebsorte mit der wichtigste parameter eines weines ist, den ich bewerten möchte. wenn man viele unterschiedliche weine / rebsorten probiert, dann bestimmt zuerst einmal doch die rebsorte zu einem grossen teil den geschmack des weins (relativ unabhängig vom können des winzers / jahrgang / terroir etc) und damit indirekt auch die passung mit persönlichen vorlieben. ein sangiovese kann noch so toll sein als sangiovese - wenn mir diese rebsorte nicht liegt werde ich damit nie so recht spass haben. ich kann mir auch vorstellen dass hinter persönlichen vorlieben für länder/regionen vorlieben für rebsorten stehen. viele konzentrieren sich dann vielleicht auf wenige oder gar eine rebsorte - dann zählt natürlich der winzer, die region, das terroir, der jahrgang etc. viel mehr. also das hat auch damit zu tun, wie "breit" jemand weine trinkt/verkostet.

ich für meinen teil, als jemand der "breit" trinkt/verkostet, finde daher die betonung der rebsorte für gerechtfertigt.

just my 2 cents,
best, martin
es lebe die freiheit! es lebe der wein!
(johann wolfgang von goethe, faust, auerbachs keller)
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Gerald

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 16:40

Also nach meinem Dafürhalten ist der Stil (bzw. das Können) des Winzers der wichtigste Einflussfaktor für den Wein, erst danach kommen Rebsorte und Herkunft.

Allerdings gibt es unzählige Weingüter (alleine in Österreich sind es schon an die 20.000) und auch die Herkunft ist - je nach "Auflösung" - mehr oder weniger unübersichtlich. Anders aber die Rebsorten, da gibt es vielleicht 20-30 bedeutende Sorten, der Rest fällt eher in die Kategorie "Exoten" ;)

So gesehen ist das "Primat" der Rebsorte vermutlich einfach Folge der "Ãœberschaubarkeit" dieses Klassifikationskriteriums, alles andere ist mangels Ãœbersichtlichkeit wohl schwerer kommunizierbar.

Grüße,
Gerald
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Alas

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 17:07

Hallo!

Charlie hat geschrieben:Grob gesagt, ist die Rebsorte doch nur eine der vielen technischen Entscheidungen des Winzers


Nö.
Jede Pflanze hat spezifische Ansprüche an ihren Standort. Sie 'redet' sozusagen mit.

Gruß

Alas
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
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Charlie

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 17:18

Alas hat geschrieben:Hallo!

Charlie hat geschrieben:Grob gesagt, ist die Rebsorte doch nur eine der vielen technischen Entscheidungen des Winzers


Nö.
Jede Pflanze hat spezifische Ansprüche an ihren Standort. Sie 'redet' sozusagen mit.

Gruß

Alas
Schon, aber es ist die Entscheidung des Winzers welche Sorte er wo pflanzt.
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Gerald

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 17:21

Für die Standortansprüche ist neben der eigentlichen Rebsorte aber auch die Unterlagsrebe relevant. Diese müsste man in diesem Sinn dann auch nennen, oder?

Grüße,
Gerald
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Ollie

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragSo 18. Nov 2012, 19:20

Gerald: Charlie nennt die Unterlage explizit.

Charlie: es geht nicht um die Rebsorte per se, sondern darum, dass sie angepasst sein sollte. Der Winzrn wird danach trachten, den "besten" Wein hervorbringen, also die an die Lage ideal angepasste Rebsorte zu pflanzen. Daraus ergibt sich das Primat der Rebsorte.

Es wurde vor kurzem an anderer Stelle andiskutiert, ob eine (hervorragende) Lage ihren Charakter nicht auch durch eine x-beliebige (im obigen Sinne "ideal angepasste") Rebsorte mitteilen koennte. Vielleicht. Wobei aber das hehre Ziel wohl ist, den Charakter einer Lage insoweit herauszuarbeiten, dass Lagenunterschiede maximal werden. Wenn, sagen wir, nur Riesling wirklich nachvollziehbar Domprobst vom Himmelreich diskriminieren kann, Pinot hingegen nicht, sollte man sich mit Pinot keine Muehe machen, schon weil die Weine per se uninteressanter wuerden. Oder nicht?

Cheers,
Ollie
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Charlie

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragMo 19. Nov 2012, 17:41

Das wäre dann das Primat der Lage.

Es sollte m.E. nur ein Primat geben: das Primat der Qualität. (Ja, es darf gelacht werden!). Zusätzlich sollte ein Wein dem entsprechen, was man vom Etikett her erwartet. Das ergibt manchmal einen Konflikt, den der Erzeuger lösen muss.

Gedankenexperiment um vieles auszublenden: die Aufgabe heisst: mache den best möglichen Wein von der Anbaufläche die du hast. Ein mittelmoselaner Winzer mit Besitz in 7 Lagen (das gibt es oft) ohne Reben drauf wird in den Domprobst Riesling pflanzen, denn er geht davon aus, dass er mit jeder anderen Rebsorte schwächere Weine hinkriegen wird, egal ob die Rebsorte nachher auf dem Etikett steht oder nicht.
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Ollie

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Re: Primat der Rebsorte

BeitragMo 19. Nov 2012, 18:26

Dein Gedankeexperiment findet auch in der Wirklichkeit so statt: Der bestmoegliche Mueller-Thurgau ist immer noch "weniger gut" als Riesling unter gleichen Bedingungen. Erst wenn der MT "bessere" Weine erbringt, wird Riesling als Rebsorte fuer diese Lage verworfen.

Das heisst: "Qualitaet" hangt von der Rebsorte haengt von der Lage ab. Dazu kommen aber noch oekonomische Randbedingungen, wie z.B. jene, dass Pinot verkaeuflicher ist als Dornfelder, auch wenn er ceteris paribus einen "schlechteren" Wein erbringt, und das verschiedene Verstaendnis (sowohl beim Erzeuger als auch beim Konsumenten) davon, was "Qualitaet" ausmacht.

Also doch Primat der "Qualitaet".

Cheers,
Ollie
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Don Miguel

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Re: Preisnachlässe und Sonderangebote

BeitragMi 13. Feb 2013, 13:15

UlliB hat geschrieben:
susa hat geschrieben:Kann mir jemand etwas zu diesem Wein erzählen, der gerade bei Weinlet http://www.weinlet.de/ angeboten wird? Ist das ein lohnendes Angebot?
2011er Weissenkirchner Steinriegel Smaragd, Tegernseerhof Wachau, Österreich

Der Erzeuger ist jedenfalls einer von den besseren, und der Preis erscheint mir sehr günstig. Fragt sich nur, was das jetzt genau ist - Riesling oder Veltliner oder beides oder doch noch was anderes dabei...

Eine berechtigte Frage, aber weder durch googeln noch durch das Produktblatt auf der Homepage lässt sich eine befriedigende Antwort finden :o : "Um das Geschmackspotential dieser beiden Lagen exakt und signifikant zum Ausdruck zu bringen, rücken wir den Sortencharakter in den Hintergrund"!
Bei einem Händler stand "Gemischter Satz", andere schreiben lieber nichts. Ungewöhnlich, zumindest für die Wachau.

Grüße
Don
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