Eckdaten des Versuchs
Zum Versuchsstart im August 2008 wurde ein Weißwein der Rebsorte Grüner Veltliner (Jahrgang 2007, Alkohol 12,5%Vol., red. Zucker 2,0g/l, titrierbare Säure 5,7g/l, SO2 frei 49mg/l) abgefüllt. Für den Lagerversuch von Rotweinen wurde ein roter Sortenverschnitt (Jahrgang 2007, Alkohol 13,0%Vol., red. Zucker 3,0g/l, titrierbare Säure 4,6g/l, SO2 frei 49mg/l) einer 30-monatigen Lagerung in liegenden, grünen 0,75-l-Rheinwein-Glasflaschen unterzogen. Diese erfolgte in einem dunklen, auf konstant 13°C temperierten Weinlagerraum. Die Flaschen wurden bei der Füllung nicht mit Inertgas gespült oder überschichtet.
Und so etwas (wobei an anderer Stelle auch die Produzenten angegeben sind):
Die Verschlüsse
Die für den Lagerversuch verwendeten Verschlüsse stellten einen Querschnitt der Produkte dar, welche 2008(!) auf dem österreichischen Markt zu finden waren (siehe Tab. 1).
• Naturkorken haben nach wie vor ein sehr gutes Image bei hochwertigen Weinen. Sie punkten mit hoher Elastizität und relativ guter Gasdichtheit (der Hauptluftzutritt erfolgt nach der Kompression im Flaschenhals aus den Korkzellen – aus diesen wird die Luft langsam in den Wein gedrückt). Doch sind sie aber der Hauptgrund für die neuen Entwicklungen auf dem Verschlusssektor. Stichwort: 2,4,6-Trichloranisol (TCA), der Verursacher des intensiv schimmelig-muffigen Korkgeschmackes im Wein, welche auf Fehler in der Korkproduktion (u. a. falsche Lagerung und Behandlung) zurückzuführen sind. Qualitative absolute Homogenität ist naturgemäß nicht möglich.
• Synthetische Stopfen wurden als erste Alternativen zum Naturkorken auf den Markt gebracht. Sie sind entweder spritzgegossen, extrudiert, coextrudiert oder spritzgepresst. Sensorisch neutrale Eigenschaften und ein zuverlässiger Schutz vor dem Auslaufen stehen bei einigen Produkten dem großen Nachteil der erhöhten Sauerstoffdurchlässigkeit gegenüber, welche nur eine eher kurz- bis mittelfristige Lagerdauer erlaubt.
Basierend auf dieser Erkenntnis bietet die Firma Nomacorc mit der 2011 neu erschienenen Select-Serie eine Verschlussreihe mit unterschiedlichen Sauerstoffdurchgangsraten (Oxygen Transfer Rates – OTR) an. Man erwartet sich dadurch einen gezielten positiven Einfluss auf die Aromaentwicklung bei Weinen. Erleichtern soll die Suche nach dem idealen Synthetikstopfen der NomaSelector, eine Software, die Rebsorte, Herstellungsprozess, Weinparameter und Sortenspezifika in Bezug auf das Sauerstoffmanagement berücksichtigt.
• Agglomeratkork ist das kostengünstige Gegenmodell des Naturkorkens. Er ist ein, unter hohem Druck durch ein Bindemittel kompaktiertes, Korkgranulat, das zumeist aus Resten der Naturkorkproduktion kommt. In diesem Fall kann eine höhere TCA-Belastung eine Rolle spielen. Durch das Vermahlen des Korkmaterials werden eventuell mit Korkton belastete Partien mit unbelasteten vermischt. Aus diesem Grund ist auch der Korkton, sofern er in einer Charge von Agglomeratkorken auftritt, gleichmäßig über alle Flaschen der betreffenden Füllung hinweg festzustellen. Eine Variante den TCA-Gehalt im Korkgranulat zu reduzieren, ist das DIAM-Verfahren. Hierbei werden mittels superkritischen Kohlendioxids TCA und andere Begleitstoffe entfernt sowie Mikroorganismen abgetötet.
• Kronenkork (Edelstahl, PVDC-Dichtungsschicht) ist wohl aus optischen Gründen im Qualitätsweinbereich keine echte Alternative, hat aber seine Gasdichtheit über Jahrzehnte bei Erfrischungsgetränken unter Beweis gestellt und wurde hier zu Referenzzwecken eingesetzt.
• Drehverschlüsse aus Aluminium in der Longcap-Variante mit BVS (Bague Vin Suisse)-Mündungsstück zählen zu den aktuell am häufigsten verwendeten Verschlusssystemen in Österreich vor allem bei Weißweinen. Mehrlagige Dichtungsscheiben aus Saran (PVDC Schicht) oder Zinn-Saran wirken als absolute Gassperre.
Ein besonderes Augenmerk lag im Langzeitversuch auf dem „Korked Spin“, einem italienischen Fabrikat, dem durch einen Membraneinsatz an der Mündung kontrollierbare Permeabilität zugesprochen wird.
• Glasverschlüsse mit Alu-Anrollkapsel und PVDC-Folienring sind zwar wenig in Verwendung – sie verlangen eigene Flaschenmündungen – haben aber gute Dichtheit bewiesen.
Beides stammt von einem Langzeitversuch der Weinbauschule Klosterneuburg, die leider nur für "Der Winzer"-Abonnenten online zugänglich ist. Nach 30 Monaten Flaschenlagerung hat man dort übrigens folgendes Zwischenergebnis gezogen:
Fazit
Die Gruppe der technischen Verschlüsse (Drehverschluss, Glasverschluss, Kronenkork) besticht durch höchste Gasdichtheit und Homogenität. Man hat nach der Füllung des Weines keine verschlussbedingten Differenzen zwischen den einzelnen Flaschen zu erwarten. Ausnahme hievon ist der Korked Spin mit seiner gasdurchlässigen Membran. Die Gehalte an SO2 und CO2 nehmen bei diesem sehr rasch ab. Die Farbintensität nimmt stark zu, und tendiert nach 30 Monaten ins Bräunlich-gelbe.
Bei der Gruppe der Naturkorken sind die Ergebnisse stark vom Produkt abhängig. Zudem gibt es auch innerhalb der einzelnen Chargen messbare Schwankungen, was die Sauerstoffdurchlässigkeit und das CO2-Haltevermögen betrifft. Nichtsdestotrotz befinden sich unter den analysierten Produkten einzelne, sehr gute Naturkorken, die auch in der sensorischen Bewertung hervorragend abschneiden.
Die Gruppe der Agglomeratkorken zeigt sich mit durchschnittlichen Analysewerten aber schwachen Ergebnissen bei der Verkostung.
Die untersuchten Synthetikstopfen weisen eine beachtliche Streubreite der CO2- und SO2-Gehalte auf. Mit Ausnahmen liegen jedoch die Mittelwerte der untersuchten Parameter immer unter denen der Vergleichsprodukte.
Bei der sensorischen Bewertung zeigte sich, dass Weine, welche mit einem technischen Verschluss oder Naturkork verschlossen waren, meist besser bewertet wurden als die anderen. Es konnte jedoch kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Verschlussgruppen ausgemacht werden!