Transport -> Muss Wein ruhen???

...Artur war es und nicht Dirk, der eine Flasche im Auto rumkutschiert hat. Höchstens Dirk hat hat es Artur nachgemacht und den Versuch nachgestellt

Die Geschichte ist zehn Jahre alt und kommt aus der Kölner Seilschaft. Es ging in erster Linie um Lagerung:

Der 5. und 6. Pirat
waren nur in dem Sinne Piraten, als dass zu erraten war, welcher dieser 2 Boschetto Colli Trasimeno DOC 1998 denn nun seit dem 15. Mai ein fürchterliches Leben unter meinem Autositz hatte (s. meine Mail vom 10. Juli 2002 'Weintransport zu Fachausstellungen')
Seit Juli hat der Wein noch Hamburg bei Flut, Elba nach Unwetter, Belgien usw. gesehen. Temperaturen zwischen ca. 50 Grad plus und 10 Grad unter Null (inklusive Gegentherapie durch Klimanlage rsp. Heizung) gehörten zur regulären Versuchsanordnung. Zwischendurch noch ein paar stinkige Lacke, reudige Hunde etc. transportiert. Kurzum: ein Programm, dass lt. der Hochglanz-Broschüren der Weinklima-Industrie den garantierten Weintod bedeutet.
Am 2. Januar - gut 6 Monate nach 'Versuchsbeginn' wurde unter juristischer Beobachtung der Versuch beendet.

Zur Überraschung war KEINER der beiden Karaffeninhalte tot. 5 der 7 Probanden fanden Inhalt von Karaffe 1 'jünger' und 4 von 7 konstatierten hier mehr Frucht. Karaffe 2 wirkte etwas müder, fruchtverhaltener, bei präsenterem Tannin.
Welcher war denn nun der Volvo-Wein ??? Trommelwirbel, Tusch, tätätätä: Karaffe 1!

http://www.koelnerweinforum.mynetcologne.de/protokol/2002-11.htm

Es gab zu dem Thema vor längerer Zeit mal einen systematischen Versuch einer deutschen Gastro-Zeitschrift ("Essen & Trinken"). Hier wurden einige Weine zwei Wochen lang per Lieferwagen kreuz und quer durch Hamburg transportiert und anschließend verblindet von einem Profi-Verkostungspanel mit korrekt gelagerten Weinen verglichen. Ergebnis: kein erkennbarer Unterschied.

Soweit ich mich erinnere, hat man damals auch noch ein paar andere Dinge ausprobiert, die man nach gängiger Auffassung mit Wein "nicht machen darf", z.B. Schnelltemperierung mit Eisbad oder heißem Wasserbad. Ergebnis auch hier: keine erkennbaren Unterschiede zu "korrekt" (d.h. langsam) temperierten Weinen.

Das einzige, was damals deutlich detektierbaren Schaden angerichtet hatte, war übrigens Licht - insbesondere bei Champagner in Klarglasflaschen. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist das auch plausibel und zu erwarten.

Gruß
Ulli

Es gab zu dem Thema vor längerer Zeit mal einen systematischen Versuch einer deutschen Gastro-Zeitschrift ("Essen & Trinken"). Hier wurden einige Weine zwei Wochen lang per Lieferwagen kreuz und quer durch Hamburg transportiert und anschließend verblindet von einem Profi-Verkostungspanel mit korrekt gelagerten Weinen verglichen. Ergebnis: kein erkennbarer Unterschied.

Ja besten Dank alle miteinander; als eher rationaler Typ will ich's dann mal mit Ulis Ausführungen halten und davon ausgehen, dass die Flasche halt nichts war (schleichender Kork wurde auch noch als Diagnose vorgeschlagen -> offensichtlichen Kork hatte die Flasche zwar nicht , aber wer weiss, was für ein perfider Geselle der schleichende Kork ist).
Vielleicht ist ja auch was dran an der falsch gerichteten oder überzogenen Erwartungshaltung, was ja auch vom einen oder anderen als Ursache des Misfallens vorgeschlagen wurde.
Ich hatte von dem Wein übrigens auch was übriggelassen und am Folgetag getrunken, war da auch nicht nennenswert verbessert.
Ich werde demnächst mal eine zweite Flasche aufmachen und dann werd' ich es ja erleben und an dieser Stelle vortragen. Vielleicht kommt ja auch raus, dass ich diesen Wein einfach nicht mag (wobei ich verschiedentlich andere Gigondas im Glas hatte, die mir sehr zusagten), soll ja schonmal vorkommen, wenn man nur nach Beschreibung bestellt.

Die von Uli beigeschleifte Erklärung beantwortet meine Ausgangsfrage aber vollauf. Besten Dank nochmal an alle; war sehr interessant.

Noch ein kleiner Tipp: Es hilft schon, wenn man schreibt, was man genau trinkt, sprich welcher Gigondas das ist. Vielleicht verkostet einer der Forumsteilnehmer zufällig auch diesen und kann sich dann zu äußern ...ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass ein 2010 Gigondas aktuell noch nicht mundet bzw. nur nach Tanin schmecht. Bzw. ein paar Monate oder bis zu 1-2 Jahre reifen muss. Ich lass jedenfalls meine nächste Woche ankommenden 2010er Weine durch die Bank weg erstmal 1-2 Jahre ruhen, bevor ich einen aufmache. Auch die "einfachen" für ca. 20,- Euro

Noch ein kleiner Tipp: Es hilft schon, wenn man schreibt, was man genau trinkt, sprich welcher Gigondas das ist. Vielleicht verkostet einer der Forumsteilnehmer zufällig auch diesen und kann sich dann zu äußern ...ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass ein 2010 Gigondas aktuell noch nicht mundet bzw. nur nach Tanin schmecht. Bzw. ein paar Monate oder bis zu 1-2 Jahre reifen muss.)

hmmm.....ok.
Wollte den Wein eigentlich nicht nennen; nicht dass ich dem Gut hier Unrecht antue auf Basis einer einzigen getrunkenen Flasche. Nun denn; wenn danach gefragt wird, will ich auch antworten:
Domaine la Bouissiere, 2010.
Laut dem Kleinen John soll der Jahrgang schon gut trinkbar sein.
Aber wie gesagt, jetzt bleiben die restlichen Flaschen erstmal liegen.

Hat jemand andere Erfahrungen mit dem Wein?

Domaine la Bouissiere, 2010.
Laut dem Kleinen John soll der Jahrgang schon gut trinkbar sein.
Hat jemand andere Erfahrungen mit dem Wein?

Also mit Domaine la Bouissiere habe ich schon Erfahrungen gemacht, und zwar hauptsächlich mit dem Top Cuvee La Font de Tonin (z.B. 99,2000,01) , aber von 2008 habe ich auch von dem normalen G., da es den LFDT, glaub ich, nicht gab in dem Jahr.

Was der kleine John sagt, weees ich nicht, les ich nicht, aber der "große Lobenberger" sagt, ab 2013 trinkbar. Und ich habe mit dem 2008 Gigondas exakt Deine Erfahrung gemacht. Daher werde ich die nächste Flasche erst Ende 13 oder in 14 wieder probieren ...ich bin sehr sicher, dass dieser Wein erschtmo reifen muss. Also frühestens in ca. 2 Jahren wieder probieren!

...der 2000er Gigondas ( ok, zugegeben das "bessere Cuvee" LFDT) war extrem lecker (94-95P nach meinem Geschmack). Also ich halte viel von L.B.

Nun habe ich hier alles durchgelesen ... und kämpfe trotzdem mit mir ... die heute angekommene Kiste Riesling (alles 2011er) von einem mir noch gänzlich unbekannten Weingut lockt ... 3 Sorten = je 2 Flaschen pro Sorte ... würdet Ihr es wagen oder nicht ?

Ratlose Grüße - Allegro

Hi!

würdet Ihr es wagen oder nicht ?

Von mir ein eindeutiges "JA",
vor allem da es sich um Weißweine handelt. Bei Rotweinen würde ich eventuell noch etwas vorsichtiger sein, wobei ich mir bei einem 2011er ebenfalls keine Gedanken machen würde.

Wenn Weine nach einem Transport "ruhen" müssten, dürfte kein Winzer mit seinen Weinen auf eine Messe oder sonstige "Veranstaltung" fahren. Dort probierst Du den Wein im Rgelfall auch am gleichen Tag.

Ja, diesen Argument kam ja weiter vorne auch schon.
Okay - dann wage ich es ... muss nur noch auszählen, welcher von den dreien es wird.
ich berichte dann im entsprechenden Forum ...

Danke und Gruß - Allegro

Na, hoffentlich erwischst Du dann den Wein, der gerade zum heutigen Tag, zu Deiner momentanen Stimmung, usw. passt.

Viel Spass beim kosten - ich bleibe heute abstinent