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Winfehler (eigene Produktion)

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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motze

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Winfehler (eigene Produktion)

BeitragMi 14. Sep 2011, 11:51

Hallo, ich stelle seid Anfang des Jahres selbst wein her. Leider habe ich in meinen bisherigen 5 Ansätzen 3 dabei die dieselben Symptome zeigen. Sie sind Milchig Trüb und zeigen Schlieren in der Flasche aber beim Ausschenken ziehen sich keine Fäden. Die Betroffenen Weine habe ich ausschließlich aus Honig und Apfelsaft Hergestellt. Weiterhin war in den Weinen noch viel zu viel Restzucker, ich würde nun sagen das die Hefe nicht i.o. war aber habe diese bei mehreren Anbieten gekauft und das Endprodukt war immer das selbe. Da ich noch nicht sehr lang im Geschäft bin und ja Praktisch keine Erfahrung habe, ersuche ich nun in den erfahrenen Reihen Dieses Weinforums um Hilfe. Zur Not würde ich auch mal eine Flasche per post verschicken.

mfg motze
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Gerald

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragMi 14. Sep 2011, 13:21

Hallo Motze,

kannst du bitte deine Vorgangsweise genauer beschreiben, damit man an eine vorsichtige "Diagnose" denken kann? Also z.B.:
- welche Mengenverhältnisse Apfelsaft zu Honig?
- was für Apfelsaft (selbst gepresst oder geklärter/pasteurisierter Saft aus dem Tetrapak o.ä.)?
- welche Hefe hast du verwendet?
- hast du den Ansatz geschwefelt?
- im geschlossenen Gefäß mit Gärspund vergoren (damit keine Luft dazu kommt)?

Und vor allem wann hat die Gärung begonnen und seit wann ist sie zum Stillstand gekommen? Ich würde nämlich nicht ausschließen, dass die Trübung von Hefe kommt, die sich noch nicht abgesetzt hat ...

Grüße,
Gerald
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Tannat

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragMi 14. Sep 2011, 20:25

Hallo Motze,

könnte mir vorstellen das das Hefe Reste sind die sich noch nicht gesetzt haben.
Es ist wichtig das der Wein einige Zeit nach der Gärung ruht und sich klären kann.
Oder es wird gefiltert ist aber für den Hausgebrauch eher schwierig.
Ich lass meinen Wein immer etliche Wochen stehen und so klärt sich der Stoff,
Dann vorsichtg abziehen und ev ein weiteres mal Klären lassen...
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motze

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 00:47

Speziell beim letzten Ansatz habe ich 6 KG Honig, 4L Apfelsaft aus dem Tetrapack (Naturtrüb, Direktsaft), 5L Wasser,7g Nährsalz, 50ml Milchsäure mit Steinberg Hefe verwendet. Die Hefe habe ich von einem Discounter. Geschwefelt habe ich 4 Tage vor dem Abfüllen. Angefangen zu Gären hat er denk ich 4 Tage nach dem Ansetzen. Ruhezeit Waren das jetzt geschätzte 3 Wochen. Bei einem anderen Ansatz habe ich 4,2KG Honig, 2L Apfelsaft der Selbigen Marke und 6,8L Wasser und Rüdesheimer Hefe von einem Internet Fachhändler verwendet mit dem selben Resultat. Wiederum habe ich Kirschen aus eigener Ernte per Maischegärung vergoren und das Resultat war ein einwandfrei klarer und sehr gut schmeckender Wein. Gärspünde verwende ich aus Glas und Kunststoff.
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motze

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 01:09

Habe mal ein Paar Fotos Hochgeladen, hoffe man erkennt etwas...

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Gerald

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 08:24

Hallo,

meiner Ansicht nach hast du viel zu viel Honig für den Ansatz verwendet. Wenn ich das richtig umgerechnet habe, hat der Ansatz ca. 400 g/l Zucker, womit sich jede Hefe schon etwas schwer tut. Die Gärung wird bei ca. 15 Vol.% stoppen - je nach Hefesorte etwas höher oder niedriger - und es werden grob geschätzt 150 g/l Zucker übrigbleiben. Ob so etwas harmonisch schmeckt, weiß ich ja nicht ...

Aufgrund des hohen Zuckergehaltes in deinem Ansatz kann dieser nicht durchgären (wird also auf jeden Fall restsüß bleiben) und die Hefe wird langsam ihre Tätigkeit einstellen. Daher würde ich vermuten, dass die Trübung von der Hefe kommt und sie sich erst langsam absetzen wird.

Was für einen Charakter soll der Wein überhaupt haben? Für mich klingt das nach einer Art Met mit leichten Apfelaromen.

Grüße,
Gerald
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harti

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 08:37

motze hat geschrieben:Speziell beim letzten Ansatz habe ich 6 KG Honig, 4L Apfelsaft aus dem Tetrapack (Naturtrüb, Direktsaft), 5L Wasser,7g Nährsalz, 50ml Milchsäure mit Steinberg Hefe verwendet. Die Hefe habe ich von einem Discounter. Geschwefelt habe ich 4 Tage vor dem Abfüllen. Angefangen zu Gären hat er denk ich 4 Tage nach dem Ansetzen. Ruhezeit Waren das jetzt geschätzte 3 Wochen. Bei einem anderen Ansatz habe ich 4,2KG Honig, 2L Apfelsaft der Selbigen Marke und 6,8L Wasser und Rüdesheimer Hefe von einem Internet Fachhändler verwendet mit dem selben Resultat. Wiederum habe ich Kirschen aus eigener Ernte per Maischegärung vergoren und das Resultat war ein einwandfrei klarer und sehr gut schmeckender Wein. Gärspünde verwende ich aus Glas und Kunststoff.

Hallo Iwo,

nach grobem Überschlag ergibt Dein erstgenannter Ansatz einen Zuckergehalt von 350 g/l, entsprechend 22 Vol.-% Alkohol, was einer sehr respektablen Trockenbeerenauslese gleichkommt. Ich schätze, Du hast mit dieser hohen Zuckerkonzentration die Steinberg-Hefen außer Gefecht gesetzt. Keine Ahnung, ob überhaupt eine alkoholische Gärung stattgefunden hat, die dürfte dann aber nicht sauber verlaufen und relativ früh steckengeblieben sein. Versuchs mal mit einem deutlich zuckerärmeren Ansatz und/oder zucker- und alkoholtoleranten Hefen, z.B. einer Sherry-Hefe.

Grüße

Hartmut
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Gerald

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 08:49

Hallo Harti,

wie oben geschrieben komme ich sogar auf 400 g/l Zucker, was die Situation ja noch "schlimmer" macht. Bei deinen 350 g/l hast du evtl. die Dichte von Honig (ca. 1,4 - daher sind 6 kg Honig nur ca. 4,3 l) nicht berücksichtigt? Ich bin jedenfalls von 80 Massen% Zucker im Honig und 10% Zucker im Apfelsaft ausgegangen, das sind meines Wissens ganz gute Näherungswerte.

Grüße,
Gerald
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harti

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 09:04

Hallo Gerald,

in der Tat hab ich für alle Mischungskomponenten vereinfachend eine Dichte von 1 unterstellt, was natürlich nicht stimmt. 400 g/l verschlimmern die Sache in der Tat nur noch, hier ist eine alkoholische Gärung kaum in Gang zu bringen und wird geraume Zeit (Monate, Jahre) in Anspruch nehmen.

Grüße

Hartmut
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Gerald

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Re: Winfehler (eigene Produktion)

BeitragDo 15. Sep 2011, 09:23

Bei Kracher gab es doch einmal (oder mehrmals?) eine TBA mit über 400 g/l Restzucker, die bei ca. 4 Vol.% Alkohol gestoppt hat und daher laut Weingesetz gar nicht mehr als Wein bezeichnet werden durfte. Z.B. in 2002: http://www.kracher.at/fileadmin/user_up ... _No_12.pdf

Bei dem hier beschriebenen Ansatz könnte es ähnlich aussehen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es bis zur Klärung tatsächlich mehr als ein Jahr dauert.

Abhilfen: Ansatz kalt stellen (Kühlschrank, wenn es sich vom Platz her ausgeht) und hoffen, dass sich die Hefe selbst absetzt. Ansonsten einfach filtrieren.

Ob das Produkt aber wirklich besonders gut schmecken wird, wage ich nochmals zumindest in Frage zu stellen ...

Grüße,
Gerald
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