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Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

Alles zu "my cellar is my castle"
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EThC

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Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragFr 4. Aug 2017, 08:27

Ich war mir nicht ganz sicher, wo ich diesen Faden eröffnen soll, vielleicht doch besser in der Franken-Ecke? Aber da soll's ja wiederum mehr um den Inhalt gehen. Ggf. bitte verschieben, wenn's hier ganz unpassend sein sollte.

Aber zum Thema: Bei unserem Edeka komme ich nach Milch und Co. immer zwangsläufig an der Weinecke vorbei, und zwar so, daß ich das Franken-Regal frontal zu Gesicht bekomme. Da steht rechts eine (für den LEH) erstaunliche Vielfalt von Juliusspital-Flaschen (von denen ich einmal im Jahr, wenn die ersten Lagen 'rauskommen, die mich interessierenden Sachen mitnehme) und links davon der mich nicht so ansprechende Rest, hauptsächlich Divino und GWF.

Soweit im Bocksbeutel abgefüllt, findet man rechts nur die "klassische", eher rundlich gehaltene Form, links überwiegt der "neue" Bocksbeutel, der mit viel Tamtam ins Leben gerufen wurde, um dieser Flaschenform den Makel des altbackenen zu nehmen und quasi frischen Wind ins Franken-Regal zu bringen.

Auf den Bildern im Netz sieht die "Neue" noch eher unauffällig aus, ich habe mich beim ersten (Bild-) Anblick sogar gefragt, was denn da nun großartig anders ist. Aber in "live" sieht man den Unterschied schon deutlich. Und ich muß sagen, ich finde die Flasche potthäßlich. Mein persönliches Empfinden bezüglich Ästhetik im Design beleidigt diese Form ziemlich. Die Ecken und Kanten sind aus meiner Sicht völlig unharmonisch, die Übergänge sind zu abrupt, die Flasche wirkt gegenüber der klassischen Form fast monströs. So wie ein BMW X6, dieses aufgeblasene, amöbenartige SUFF-Ungeheuer (alle Fahrer dieses Gefährts mögen mir verzeihen, aber mich schüttelt's jedes mal, wenn ich so ein Ding auf der Straße sehe).

Von den bei mir im Keller vertretenen Franken-Winzern, die auch Bocksbeutel verwenden, hat bis jetzt keiner auf die neue Flasche umgestellt, soweit ich weiß; jedenfalls habe ich noch keine gesehen. Wenn schon Bocksbeutel, dann ist mir die alte Form doch wesentlich lieber.

Ich will hier jetzt gar keine Diskussion pro und contra Bocksbeutel generell anfachen (wobei: ich habe nichts gegen diese Flaschenform bzw. mag sie eigentlich auch aus praktischen Erwägungen ganz gerne, schon weil sie sich so wunderschön rollerfrei stapeln läßt), aber nachdem solche Formfragen ja Subjektivität pur sind, wollte ich einfach mal fragen, wie ihr zu der neuen Form steht, soweit ihr diese überhaupt schon mal live wahrgenommen habt.
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragFr 4. Aug 2017, 09:22

Ich habe sehr selten Bocksbeutel, insofern ist's mir ziemlich wurscht. Mir haben allerdings schon die Bilder von der Vorstellung des neuen Designs gereicht, damit es mich schüttelt. Habe mir gerade nochmal das BR-Video dazu angesehen - macht's nicht besser: "Flasche galt als bieder und altbacken", "viele Winzer haben sich nicht mehr mit der Flasche identifizieren können" (Vertreter der Landesanstalt für Weinbau), "Der alte Bocksbeutel hatte keine Eleganz, etwas Plumpes, und das hat für mich dann auch Einfluß auf den Wein" (der Hamburger(!) Designer). :roll: Immerhin: "Es mußte 'was neues her da waren sich Verband, Landesanstalt und Ministerium einig." :!:

Aber wenn ich unbedingt an den Inhalt wollte, würde ich mich auch damit arrangieren. :ugeek:
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragFr 4. Aug 2017, 09:49

Ich habe vor Kurzem bei einem Winzer in Randersacker die neue Version neben der alten gesehen. Wer da meint, dass die neue Version "eleganter" und "weniger plump" ist als die alte, muss schon Tomaten auf den Augen haben... :lol:

Der Winzer beklagte sich außerdem darüber, dass ältere Abfüllanlagen das neue Format nicht ohne weiteres verarbeiten können und nachgerüstet werden müssen, und viele Erzeuger deshalb Probleme bekommen werden, wenn die Glashütten die Produktion der alten Version einstellen sollten.

Vielleicht beschleunigt das neue Format den finalen Untergang des Bocksbeutels. Viele fränkische Betriebe verwenden ja schon heute für einen Teil ihres Sortiments oder gleich das ganze Sortiment "normale" Schlegelflaschen oder Bordeauxflaschen.

Insgesamt sehe ich das aber so wie mein Vorredner:
amateur des vins hat geschrieben:Aber wenn ich unbedingt an den Inhalt wollte, würde ich mich auch damit [dem neuen Format] arrangieren. :ugeek:

Gruß
Ulli
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olifant

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragFr 4. Aug 2017, 10:28

... über Geschmack / Design lässt sich nun mal trefflich streiten, oder eben auch nicht.

Vielleicht werden beide Formen ihre Befürworter finden, vielleicht auch nicht, vielleicht verschwindet der Bocksbeutel ohnehin, vielleicht verschwindet die alte Form, nur um in 25 Jahren als Retro wieder auf zu tauchen :lol: :lol: :lol:
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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EThC

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragFr 4. Aug 2017, 10:38

amateur des vins hat geschrieben:Habe mir gerade nochmal das BR-Video dazu angesehen - macht's nicht besser


Danke für den Link, kannte ich noch gar nicht. Aber ich stimme zu, macht's nicht besser...
Vor allem finde ich es doch interessant, wie die Meinungen hinsichtlich der Schönheit einer Form auseinandergehen. Im Video wurde das alte Design klar in die plumpe Ecke gestellt (klar man muß das neue Produkt ja entsprechend anpreisen), ich empfinde das genau umgekehrt.

amateur des vins hat geschrieben:Aber wenn ich unbedingt an den Inhalt wollte, würde ich mich auch damit arrangieren.


D'accord, ich würde keinem Winzer nur wegen der Flasche den Rücken kehren, letztlich zählt der Inhalt. Ich habe auch nichts gegen Schlegel- oder Burgunderflaschen mit fränkischem Inhalt, aber mir wäre es doch aus ästhetischen Gründen lieber, wenn die neue Form nicht auf meinem Tisch stehen würde...
Viele Grüße
Erich

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graves

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragSa 5. Aug 2017, 20:31

EThC hat geschrieben:ich habe nichts gegen diese Flaschenform bzw. mag sie eigentlich auch aus praktischen Erwägungen ganz gerne, schon weil sie sich so wunderschön rollerfrei stapeln läßt


Ich habe die neue Form im Frühjahr letzten Jahres erstmals bei einem Winzer gesehen. Mir hat das Design ebenfalls auf Anhieb nicht gefallen. Meines Erachtens hätte man die alte Flasche entweder nur subtil verändern sollen oder gar nicht. Zumindest verstehe ich das unter Tradition. Wesentliches Manko ist - laut Winzer - dass die neuen Flaschen schlechter stapelbar sind. Habe das selbst nicht ausprobiert und er hatte zu wenige davon, um es vorführen zu können. Wenn das stimmt und man zudem - laut BR-Bericht - 4! Jahre benötigte, um das Design so abzuändern, dass die Flaschen beim Transport nicht brechen, dann muss man leider sagen, dass das Design doppelt ungenügend war: Optisch und funktional...
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Kleiner_Pirat

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragMo 7. Aug 2017, 15:04

Die Geschmäcker sind natürlich verschieden, insofern darf der neue BB natürlich auch nicht gefallen.

Mir gefällt er!

Das war zu Anfang ebenfalls anders. Die Hochglanz-Fotos im Rahmen der Vorstellung des BB hatten mich zunächst auch eher abgeschreckt.

Live und gefüllt besteht für mich aber kein Grund mehr zur Kritik.

Was ich insbesondere gut finde, ist die große nur leicht gewölbte Fläche auf Vorder- und Rückseite, wodurch der Winzer sich viel besser entfalten kann beim Etikettendesign.

Am alten BB sahen aus meiner Sicht nur die ganz klassischen ovalen Etiketten (hoch oder quergestreckt) vernünftig aus – oder aber ein Druck direkt auf die Flasche (z.B. Fürst Löwenstein Silvaner Asphodill GG).

Der neue bietet zum Beispiel auch die Möglichkeit rechteckige oder quadratische Etiketten zu verwenden, was das ganze aus meiner Sicht häufig frischer und moderner aussehen lässt (z.B. Kremers Winzerhof).

Aber wie gesagt – kann gefallen, muss natürlich nicht.

Am Ende ist der Bocksbeutel in neu oder alt eben ein Alleinstellungsmerkmal. Schon von fern sieht man: da ist ein Franke. Das ist für mich der wahre Wert des BB. Der neue wird daran nichts ändern - militante Weinfreunde: "der neue kommt mir aus ästhetischen Gründen nicht auf den Tisch" :-) gibt es wahrscheinlich wenige.

Das er nichts ändert ist zum einen gut, weil er weiter als Franke wiedererkannt wird, auf der anderen Seite aber auch schlecht, weil man in Franken einfach verpasst hat, endlich die Nutzung des BB strenger an Qualitätskriterien und ggf. Rebsorten zu koppeln. Wenn eben auch die einfachsten Qualitäten im Bocksbeutel im Supermarktregal stehen, wird das mit der Imagepflege nichts – leider.

Die Kriterien in § 17a „Bocksbeutelweine“ der bayrischen „Verordnung zur Ausführung weinrechtlicher Vorschriften“ reichen hier nicht aus: 2,0 bei der QW-Prüfung – es reicht also 1 Kriterium über Mindestanforderung und max. 10% über Hektarhöchstertrag.

Gruß
Andreas
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EThC

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragMo 7. Aug 2017, 16:49

Kleiner_Pirat hat geschrieben:Live und gefüllt besteht für mich aber kein Grund mehr zur Kritik.


Wie unterschiedlich doch die Empfindungen sein können, bei mir war's genau anders herum! :D

Kleiner_Pirat hat geschrieben:Was ich insbesondere gut finde, ist die große nur leicht gewölbte Fläche auf Vorder- und Rückseite, wodurch der Winzer sich viel besser entfalten kann beim Etikettendesign.


Die meisten alten Beutel tragen tatsächlich von der Form her eher einfallslose, ovale Etiketten, die sich der Form der Flasche anpassen. Es geht aber auch anders. Z.B. gefallen mir die Weltnerschen Streifen-Etiketten ganz gut:

http://www.weltnerwein.de/#weine

Dagegen sind dann solche Lösungen mit großem, rechteckigem, liegenden Etikett, bei dem die Ecken dann bis an den Rand des "Bauchs" gehen, ästhetisch schon wieder ziemlich daneben aus meiner Sicht (habe ich schon gesehen, weiß aber den Namen des Weinguts nicht mehr).

Kleiner_Pirat hat geschrieben:Wenn eben auch die einfachsten Qualitäten im Bocksbeutel im Supermarktregal stehen, wird das mit der Imagepflege nichts – leider.


Ich fände es ja auch nicht schlecht, wenn Weine, die unterhalb eines gewissen Qualitätskriterium liegen, nur in spezielle, möglichst häßliche Flaschen abgefüllt werden dürfen, sogenannte "Pranger-Flaschen". :lol:
Da würden einem aber die offiziellen Qualitätskriterien auch nicht weiterhelfen, denn auf manchen Etiketten der spannenderen Weine Deutschlands und auch Frankens steht nur "Landwein" drauf... :?
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragMo 7. Aug 2017, 17:33

EThC hat geschrieben:Ich fände es ja auch nicht schlecht, wenn Weine, die unterhalb eines gewissen Qualitätskriterium liegen, nur in spezielle, möglichst häßliche Flaschen abgefüllt werden dürfen, sogenannte "Pranger-Flaschen". :lol:
Werden sie doch! Heißt dann Tetra-Pack oder Cubitainer. :twisted:
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Bocksbeutel in Franken - alt vs. neu

BeitragMo 7. Aug 2017, 21:39

amateur des vins hat geschrieben:Werden sie doch! Heißt dann Tetra-Pack oder Cubitainer. :twisted:


Wird meiner Wahrnehmung nach nur nicht konsequent und flächendeckend durchgesetzt... :o
Viele Grüße
Erich

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