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Wieviel Erschütterung ist erlaubt

Alles zu "my cellar is my castle"
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Matt Hias

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Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 18:41

Hallo liebe Mitglieder des Weinforums,


ich bin neu hier und das sollte mein erster Beitrag bzw. Frage sein :)

Ich habe seit gut einem Jahr einen WineMaster 38 Marke Caso bei mir im Wohnzimmer stehen.
Nun habe ich mich mit dem Thema Erschütterung mehr beschäftigt und das Gerät mit einem Seismometer gemessen - das Ergebnis war, dass sich auch zum Teil leichte Erschütterungen messen lassen, wenn jemand in der Nähe läuft oder hüpft.
Weiters natürlich messbar wenn die Türe auf und zu gemacht wird - was der Fall ist, da ich eine Zone für das Temperieren auf Trinktemperatur nutze.
Natürlich spielt sich das Ganze in einem sehr kleinen Bereich ab, welcher sich nicht spürbar bemerkbar macht, messbar eben schon.

Nun stellt sich mir die Frage ob meine "besseren" Weine hier überhaupt gut aufgehoben sind - Lagerzeit bis ca. 7-10 Jahre geplant.


Ich habe zwar auch noch einen Gewölbe Erdkeller, nur ist meine Luftfeuchtigkeit derzeit zu hoch - ein Fachmann kommt morgen, und ich weiß noch nicht wie meine baulichen Veränderungen dazu aussehen, auch aus zeitlicher Sicht her.



Würde mich über ein paar Meinungen freuen.
lg
Matthias
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weingeist

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 19:05

Hallo Matthias, hallo „Weinprofi“ Matthias!

Ironiemodus ein ;)
Du misst also die Erschütterungen Deines Klimaschranks mit dem Seismometer. Gewaltig. Hast Du denn schon negative Einflüsse auf Deine gelagerten Weine feststellen können, haben sie sich irgendwie verändert? Das würde mich wirklich interessieren. Sonst würde ich, als ersten Schritt einmal vorschlagen, den Klimaschrank abzuschalten. Ohne Aggregat, keine Erschütterungen. Als zweiten Schritt würde ich rund um den Klimaschrank ein allgemeines Lauf- und Hüpfverbot erlassen, das sollte machbar sein. Dass Du Dir bezüglich der Luftfeuchtigkeit Gedanken machst, und einen Spezialisten beiziehst, ehrt Dich. Wobei, eine hohe Luftfeuchtigkeit wird nur den Etiketten schaden, dem Wein wird’s relativ wurscht sein. Als Alternative zum Klimaschrank und Gewölbekeller würde ich einen Atomschutzbunker vorschlagen. Darin sollten Deine Weine dann für die Ewigkeit halten, oder etwa doch nicht?
Ironiemodus aus ;)

Sorry, aber ich konnte nicht anders.... :P
Liebe Grüße
weingeist
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Matt Hias

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 19:10

Hallo und Danke für deine nette Antwort.

zum "Weinprofi" - ich wusste bei der Anmeldung nicht, dass man auch gar nichts auswählen kann und hab dann halt irgendwas eingestellt,
ich weiß das ich das nicht bin...

Die Luftfeuchtigkeit im Weinkeller liegt bei 90%, dass dies dem Wein nicht schadet ist mir bewusst, nur möchte ich Gästen nicht eine modernde Flasche mit verschimmelten oder fehlenden Etikett hinstellen.


Den Weinklimaschrank habe ich ja noch nicht sehr lang, innerhalb eines Jahres konnte ich nicht wirklich etwas feststellen.
Ob sich das in diesem Zeitraum negativ auswirken kann, weiß ich aber nicht.
Im laufenden Betrieb ist der Klimaschrank auch ganz ruhig - es sind auch keine negativen Messwerte erkennbar,
es geht eher um die Umgebung und das Öffnen.


lg
matthias
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weingeist

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 20:33

Hallo Matthias!

Wenigstens nimmst Du meine Antwort wirklich mit Humor.... ;)
Matt Hias hat geschrieben:Die Luftfeuchtigkeit im Weinkeller liegt bei 90%, dass dies dem Wein nicht schadet ist mir bewusst, nur möchte ich Gästen nicht eine modernde Flasche mit verschimmelten oder fehlenden Etikett hinstellen. lg matthias
Das würde mich persönlich nicht stören. Auf meinen alten Flaschen (Weinkeller, 21 m tief in die Lehmerde des Wagrams gegraben) ist das Etikett oftmals überhaupt nicht mehr erkennbar. Die Weine werden nur mehr dank Lagersystematik und an der Flasche angebrachten, wasserfesten Plastikkarten mit Nummer zugeordnet. Klar, verkaufen ginge da nicht mehr. Außer an Weinfreunde, die viel Vertrauen in mich hätten bzw. mich kennen.

Keine Ahnung, wie Dein Gewölbekeller gebaut ist. Ich denke nur, dass Entfeuchtung nur mit dem Einsatz von viel Energie (das oder die Geräte werden durchgehend laufen müssen) umsetzbar ist.
Liebe Grüße
weingeist
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Matt Hias

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 20:45

ja das mit den 90% geht meines achtens auch schon an die Substanz des Ziegels - bin da aber auch kein Profi...
Der Keller ist alt, schätze 100-200 Jahre, und es sind schon ein paar Ziegel rausgebrochen und sehr weich geworden - deshalb habe ich auch einen Fachmann gerufen um gröberen Schaden vorzubeugen.

Ich kann es nur einfach nicht abschätzen wie genau ich es mit Erschütterungen nehmen muss.
Gelesen habe ich, dass schon eine Straße in der Nähe eines Weinkellers suboptimal ist - was mir schon sehr "streng" vorkommt.
Die Weinkühlschränke sind ja so ausgeführt, dass dies optimal für den Wein ist...dennoch nicht zu 100% schwingungsfrei zu bekommen (wie gemessen)
Dachte mir, vielleicht gibt es wie bei der Temperaturschwankung, einen Wert für Erschütterungen...

Vielleicht bin ich auch als Techniker zu blauäugig an die Sache rangegangen :)

lg
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UlliB

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 21:37

Da das Thema mit den Erschütterungen immer wieder kolportiert wird, hier noch einmal zusammenfassend:

1. Es gibt keinerlei praktische Evidenz, dass Erschütterungen dem Wein überhaupt schaden. Kontrollierte Kurzzeitstudien haben in keinem Fall organoleptisch feststellbare Effekte nachweisen können. Langzeitstudien gibt es meines Wissens nach keine (wer welche kennt: her damit!).

2. Darüber hinaus gibt es keine naturwissenschaftlich fundierte Hypothese, mit der sich eine Empfindlichkeit des Weins gegegen Erschütterungen theoretisch herleiten ließe. Auf molekularer Ebene liegt der Effekt der Temperatur (auch bei niedrigen Lagertemperaturen, wie z.B. in Weinklimaschränken) auf die Molekülbewegung und damit auf die Grundvoraussetzung für chemische Reaktivität um Größenordnungen über dem, was sich mechanisch in eine Flüssigkeit eintragen lässt. Auf makroskopischer Ebene müsste der Energieeintrag durch Vibrationen schon sehr groß sein, um z.B. das Absetzen eines Depots zu behindern.

Rein praktisch betrachtet, wird Wein im Laufe seines Lebens völlig unvermeidlich hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt - bei der Abfüllung, der Etikettierung, bei allen Ein- und Umlagervorgängen, beim Transport zum Händler, beim Transport zum Endverbraucher, ggf. beim Wiederverkauf... und, ganz fürchterlich: Champagner wird nach jahrelangem Hefelager sogar wochenlang absichtlich gerüttelt :lol:

Ich halte die ganze Geschichte für eine Art urban legend, die irgendwann in grauer Vorzeit von jemandem in die Welt gesetzt wurde und seidem fleißig koloportiert wird, ohne dass es dafür eine theoretische Grundlage oder gar belastbare Fakten gibt. Dass dieser Mythos einer Industrie, die teure Lagerschränke herstellt, für die die meisten Leute gar keinen echten Bedarf haben, ganz gut in den Kram passt, macht die Sache nicht besser.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragDo 8. Dez 2016, 21:56

Im Weinbereich gibt es wahrscheinlich nirgendwo so viele Mythen wie rund um die Weinlagerung. Von Extremen mal abgesehen -insbesondere was die Lagertemperatur angeht- wird man bei einem Lagerzeitraum von 10 Jahren keinen Unterschied zwischen einem "perfekt" und einem "irgendwie" gelagerten Wein feststellen können. Und so ein Klimaschrank ist meiner Sicht nur gut dafür, einen Wein angemessen temperiert zu servieren, für die langjährige Lagerung ist das aber m.E. ein Aufwand, der nichts bringt, sondern nur kostet und obendrein die Umwelt belastet. Jeder stolze Nonplusultra-Weinkeller-Besitzer wird mir da wahrscheinlich vehement widersprechen, aber wer gibt schon gerne zu, daß das teure Ego-Spielzeug, mit dem man ja auch wunderbar in der Nachbarschaft angeben kann, letztlich völlig zweckfrei ist...
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragFr 9. Dez 2016, 00:51

LieberEThC,

in puncto Musikgeschmack kommen wir wohl überhaupt nicht zueinander - aber dein vorhergegangenes Posting in diesem Thread finde ich so treffend formuliert, dass ich dich gerne spontan umarmen würde!

EThC hat geschrieben:....Und so ein Klimaschrank ist meiner Sicht nur gut dafür, einen Wein angemessen temperiert zu servieren, für die langjährige Lagerung ist das aber m.E. ein Aufwand, der nichts bringt, sondern nur kostet und obendrein die Umwelt belastet...


Jau!

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragFr 9. Dez 2016, 01:27

Hmm, ich wollte mir das ja verkneifen, weil der primäre Anspruch an Klimaschränke ja nicht mechanische Entkoppelung ist. Aber da ihr hier so nachdrücklich Position bezieht, möchte ich dann doch die Gegenposition einnehmen. Ich mach das doch so gerne... :mrgreen:
(Sorry für's Offtopic, und bitte bei Bedarf verschieben.)

Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr glückliche Besitzer eines geeigneten Kellers seid und nicht in einer Dachgeschoßwohnung wohnt, die im Sommer innerhalb von 1-2 Tagen Außentemperatur annimmt, bei Sonnenschein auch darüber?

Der Beweis ist nicht zu führen, weil jede Flasche nur einmal geöffnet wird. Und ja, der Umweltaspekt ist relevant und hat mich lange zögern lassen. Aber bevor ich mir einen Klimaschrank hinstellte, hatte ich etliche Flaschen zu verzeichnen, die deutlich vor ihrer zu erwartenden Lebensdauer hinüber oder jedenfalls vorschnell gealtert waren. Bei einigen konnte man sogar deutlich erkennen, dass der Korken gearbeitet hatte. Seitdem (jetzt knapp 10 Jahre) ist mir das nicht mehr aufgefallen, obwohl ich erheblich dazugelernt habe und empfindlicher geworden bin und viele Flaschen deutlich länger liegen. Koinzidenz? Vielleicht.

Und um die Kurve zurück zum Thread zu bekommen: Mit "erschütterungsarm" bewarben sie mein Gerät auch, und ich halte das für Quatsch - die Relevanz, und auch den Anspruch, nämlich jedesmal wenn der Kompressor stoppt und die nicht ganz stabil gestapelten Flaschen klappern. :roll:
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Wieviel Erschütterung ist erlaubt

BeitragFr 9. Dez 2016, 11:15

amateur des vins hat geschrieben:Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr glückliche Besitzer eines geeigneten Kellers seid und nicht in einer Dachgeschoßwohnung wohnt, die im Sommer innerhalb von 1-2 Tagen Außentemperatur annimmt, bei Sonnenschein auch darüber?


Nun mein "Weinkeller" ist zumindest ein Keller, in dem aber auch z.B. Waschmaschine, Heizung, Warmwasserspeicher und sonstiges Gerümpel 'rumstehen. Dennoch schwankt die Temperatur über's Jahr nur zwischen ca. 14 und 18 °C. Ich habe allerdings auch gesagt:

EThC hat geschrieben:Von Extremen mal abgesehen -insbesondere was die Lagertemperatur angeht-


Solche Verhältnisse wie von dir beschrieben, rechtfertigen allemal so ein Gerätchen, aber wenn man schon einen Raum hat, in dem ein moderater Temperaturbereich herrscht, halte ich sowas für überflüssig. Ich habe auch schon mal über ein kleines Schränkchen für Servierzwecke nachgedacht, aber mit etwas Umsicht bekommt man rot wie weiß auch so problemlos auf eine angemessene Temperatur, also habe ich die Idee wieder verworfen...

Bernd Schulz hat geschrieben:in puncto Musikgeschmack kommen wir wohl überhaupt nicht zueinander


...das wird wohl so sein, nur ca. 0,024 % der Menschheit haben annähernd den gleichen verqueren (Musik-) Geschmack wie ich :( . Wobei ich schon auch einige mainstreamige und klassische Sachen höre, letztere allerdings aus akustischen Gründen bevorzugt in brauchbaren Konzertsälen...
Viele Grüße
Erich

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