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Trinkreife von Großen Gewächsen

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Soller

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Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 08:50

Hallo zusammen,

mich würde mal interessieren, wann Ihr in etwa bei den GG Rieslingen die optimale Trinkreife sieht. Ich habe in letzter Zeit einige junge Große Gewächse aus unterschiedlichen Regionen getrunken, die meiner Meinung nach noch sehr säurebetont waren (Schloss Johannisberg Silberlack 2012, von Winning Kirchenstück 2014, Robert Weil Kriedrich Gräfenberg 2014 usw.).

VG
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Bernd Schulz

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 09:24

Hallo Soller,

zur Trinkreife von GGs kann man pauschal wenig Vernünftiges sagen. Das Zeitfenster hängt vom jeweiligen Wein bzw. dessen Machart ab.

Und die Säure (die dem Riesling Schwung und Rasse verleiht und deshalb IMHO dazugehört), geht nicht weg. Manchmal wirkt sie nach etlichen Jahren besser eingebunden, aber in der Regel wird sie dich auch 2020 noch stören, wenn du sie jetzt als störend empfindest.

Viele Grüße

Bernd
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mixalhs

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 09:46

... wahrscheinlich sind andere eher berufen, hier Auskunft zu geben. Meine - zugegebenermaßen geringen - Erfahrungen sind sehr gemischt. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich einen Schlossberg Erstes Gewächs 2003 von Wegeler, der topp war, trotz des als rieslinguntauglich verschrieenen Hitzejahrs. Dagegen war ein Kirchspiel 2005 von Keller vor allen Dingen in den ersten fünf Jahren wunderbar und baute dann deutlich ab.

Letztens war ich auf einer Probe, bei der vor allen Dingen GGe aus dem Jahrgang 2010 präsentiert wurden. Ein tolles Niveau, die meisten Weine gut entwickelt, aber sicher noch einige Jahre lagerfähig. Gerade im Jahr 2010 hatten einige GGe eine sehr prägnante Säure (z.B. Wagner-Stempels Heerkretz), die inzwischen besser eingebunden ist.

Bei österreichischen Smaragdrieslingen (ja, das sind keine Großen Gewächse, aber das Konzept ist ein Ähnliches) habe ich Erfahrungen mit zwei größeren Vertikalen. Herausragend war Hirtzbergers Singerriedel 1997, getrunken 2015, ähnlich gut der gleiche Wein aus dem Jahrgang 2002. Auch herausragend war Achleiten 1998 von der Domäne Wachau, ebenfalls sehr schön der 2005er. Andere gereifte Jahrgänge dieser Weingüter waren nicht schlecht, aber in vielen Fällen auch nicht so, dass man sich lange daran erinnern würde.

Fazit: Es kommt auf den Einzelfall an, auf das Weingut und den Jahrgang. Es lohnt sich auf jeden Fall, Große Gewächse 10 oder mehr Jahre einzulagern, gerade aus säurebetonten Jahrgängen.

Beste Grüße, Michael
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Gerald

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 09:56

Hallo Michael,

gerade wenn du Riesling Smaragd Achleiten von der Domäne Wachau ansprichst: ich habe vor wenigen Tagen den 2001er wieder probiert, der seinerzeit ungewöhnlich früh starke Reifenoten gezeigt hat. In der VKN-Datenbank hast du auch eine Notiz eingetragen, wo du (2008) ihn als schon abbauend eingestuft hast.

Der Wein war aber inzwischen in einem großartigen, runden und harmonischen Zustand, die Reifenoten waren eher dezent, ich hätte ihn blind vielleicht als 3-4 Jahre alt eingeschätzt. ;)

Fazit: der Reifeverlauf von Riesling-Smaragden (und das wird für die GGs wahrscheinlich genauso gelten) ist für mich zumindest nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln - Überraschungen (positiv wie negativ) sind quasi der Normalfall ...

Grüße,
Gerald
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mixalhs

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 20:12

.... es kann ja auch an anderen Dingen liegen als am Reifeverlauf, z.B. an der Varianz der Flaschen bzw. Abfüllungen oder an der Lagerung. Das macht es NOCH schwieriger. Michael
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Bernd Schulz

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragDo 3. Mär 2016, 23:14

Fazit: Es kommt auf den Einzelfall an, auf das Weingut und den Jahrgang.


Meine Rede!

Es lohnt sich auf jeden Fall, Große Gewächse 10 oder mehr Jahre einzulagern...


Das sehe ich ganz subjektiv etwas anders: Es lohnt sich für mich nicht, Große Gewächse zu kaufen :mrgreen: , und wenn man sie nicht kauft, kann man sie auch nicht einlagern.... :twisted:

Bevor jetzt jemand behauptet, ich würde wie der Fuchs von den sauren Trauben reden: Ich habe über ein gutes Jahrzehnt hinweg genug ungereifte und gereifte GGs getrunken, da mein mittlerweile leider verstorbener Vater die Angewohnheit hatte, mir die Dinger kistenweise zum Geburtstag und zu Weihnachten zu schenken.

...gerade aus säurebetonten Jahrgängen.


Vielleicht. Dafür spricht jedenfalls, dass die Säure den Weinen nach etlichen Jahren oft noch einen ordentlichen Frischekick gibt. Dagegen spricht, dass außer dem Säure und dem Alkohol manchmal nicht so viel übrig bleibt. Und dagegen spricht auch die hier von uns allen angesprochene Unkalkulierbarkeit des Reifeverlaufs (siehe auch deine positive Anmerkung zu einem gewiss nicht extrem säurebetonten 03er GG von Wegeler).

Herzliche Grüße

Bernd
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weingeist

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragFr 4. Mär 2016, 13:42

Hallo Bernd!
Bernd Schulz hat geschrieben:Das sehe ich ganz subjektiv etwas anders: Es lohnt sich für mich nicht, Große Gewächse zu kaufen :mrgreen: , und wenn man sie nicht kauft, kann man sie auch nicht einlagern.... :twisted:

Da würde mir aber dann schon etwas "abgehen", wenn ich nicht - auf Wachauer Smaragde bezogen - immer wieder auch solche Weine kaufen, trinken und einlagern würde. Die Freude, einen optimal gereiften Wein im Glas zu haben, überwiegt - jedenfalls bei mir - die negativen Erfahrungen, die man natürlich genaus so erleben kann bzw. erlebt ;) .
Liebe Grüße
weingeist
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Bernd Schulz

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragFr 4. Mär 2016, 14:09

Lieber Weingeist,

Die Freude, einen optimal gereiften Wein im Glas zu haben, überwiegt - jedenfalls bei mir - die negativen Erfahrungen, die man natürlich genaus so erleben kann bzw. erlebt


Diese Freude - ohne sie würde mir auch etwas abgehen! - erlebe ich aber genauso bei ausdrucksstarken Rieslingen von Nicht-VDPlern.....und zwar ohne an den Rand der Privatinsolvenz zu geraten :twisted: .....

Herzliche Grüße

Bernd
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weingeist

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragFr 4. Mär 2016, 14:45

Hi Bernd,

dass sich Deine Aussage hauptsächlich auf GG's bezieht :lol:, habe ich so nicht mitbekommen (daher auch mein Vergleich zu den Wachauern). Ja, ich kann ebenso mit gereiften Weinen aus anderen Regionen gut leben (die kosten auch oftmals etwas weniger als unsere Wachauer - wobei auch dort gibt's einige sehr gute PLV Vertreter).
Liebe Grüße
weingeist
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Leo

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Re: Trinkreife von Großen Gewächsen

BeitragFr 4. Mär 2016, 16:18

Hallo Forum,

Das Beste (und das gilt, so denke ich, nicht nur für Weine ), weis man nur dann richtig zu schätzen, wenn man es nicht tagtäglich genießt.
Ich freue mich über einen sehr guten Mittelklasseriesling ( Tonschiefer, von der Fels, Mineral,alte Reben vom Karthäuserhof u.s.w.), richtige Glücksmomente aber bescheren mir immer wieder die Riesling-GGs aus unseren Topbetrieben. Und da ich diese Weine ganz bewußt bei gleichbleibenden Temperaturen von 8 bis 9 Grad in Weinkühlschränken aufbewahre,habe ich bisher bei meinen nicht ganz geringen Beständen bis zurück zum Jahrgang 2001 noch keine wirkliche Enttäuschung erlebt ( bis auf ein paar Korkschmecker ).
Deshalb, Leute :
Lagert Eure Topweine, wie sie es verdienen. Einen Picasso hängt man ja auch nicht in die Garageneinfahrt !

Gruß Leo
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