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Pichon Comtesse & Angelus in Berlin

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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innauen

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Pichon Comtesse & Angelus in Berlin

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:27

Hallo,

Anfang des Monats gab es in Berlin eine wirklich geniale Probe, bei der auch berlinkitchen und Captain Cork anwesend waren. Siehe hier:
http://www.berlinkitchen.com/berlinkitc ... tesse.html
http://www.berlinkitchen.com/berlinkitc ... gelus.html

Das Arrangements des Abends war einfach überirdisch. Normalerweise rechnet man in solche Proben gerne einmal ein paar schwache Jahrgänge oder den ein oder anderen Zweitwein ein. Nicht so an diesem Abend. Was uns da auf den Tisch gestellt wurde, war eine Best-Of Auswahl der letzten 20 Jahre; und von allem gab es reichlich. Jeweils mehrere Flaschen eines Jahrgangs. Anfangs hatte ich mich etwas gegrämt, dass ich im St. Moritz einen Einzeltisch zugewiesen bekam. Ich sollte aber diesem Abend mindestens acht neue Freunde gewinnen. Und konnte vor mir und ohne Rücksicht auf mögliche Tischnachbarn nehmen zu müssen eine beeindruckende Riege von Weingläsern aufbauen. Das hatte zudem den Vorteil, dass sich einige Weine über längere Zeit beobachten konnte.

Champagner Charpentier Reserve Brut
Reifer mürber Apfel. Sehr sanft. Schöne ebenfalls sanfte Perlage aber trotzdem gute Spannung und Länge. 91

Comtesse 02
Strahlendes rot. Junge frische rotfruchtige Nase, die mir mit einigen zarten aber vorhandenen Grüntönen zu jung oder sogar zu künstlich wirkt. Mittlerer Körper, wenig Fett, rotfruchtig (Cranberry). Bei einem anderen 02er würde man die jahrgangsungewöhnliche Milde des Weines bemerken. Für die Comtesse wiederum gibt es am Gaumen ungewohnte eckige Noten. Mittellanger Abgang. 89+

Angelus 01
Klassisches Bordeauxrot. Bildet ein paar wenige Kirchenfenster. Überrascht mit reifer Nase. Gewürzanklänge und ich meine Anfangs Nelken wahrgenommen zu haben. Irre fein. Am Gaumen noch jung und dicht. Muss sich noch entblättern. Tut das auch zusehends und wird immer besser. Malzig. Nasswr teer Fest durch gute säure und tannin aber perfekt eingebunden. Lang. 94 passte wg seines dunklen stils am beaten zur dunkel gebratenen Gänseleber

Angelus 98
Sehr fein in der Nase. Vollreifer Merlot mit fetter Cassis Note. Irre Nase. Nachgerade jung am Gaumen. Ein weicher Blockbuster, wenn es so etwas gibt. Schmelz. Harmonie Fett. Passt gleichwohl dank appetitlicher Säure sehr gut zum Essen. Zeit. Hinten raus Schokominze, später Kaffee und Schokolade. Traumhaft 96

Comtesse 96
Strahlendes Rot. Bildet viele Kirchenfenster. Ultrafein. Junges helles Leder. Brotkruste. Petersilie, Wachholder. Deutlich wahrnehmbarer Cabernetcharakter (75% CS) immer noch sehr jung. Am Gaumen ein klarer Jahrgangsvertreter. Frisch, mittlere Säure. Cassisssüsse. Es gab aber unterschiedliche Flaschen an diesem Abend. Auch eine kuhstall- Ausgabe soll dabei gewesen sein. Die hätte ich gerne gehabt. So aber mild. Fein. Lang. Geht auf Holunder und Himbeerjoghurt. 95

Angelus 95
Recht dunkel. Ganz frische Merlotnase mit dunklen Sekundäraromen, wie Malz und Schwarzbrot. Am Gaumen endlich mal ein ausgereifter 95er. Dabei hat er immer noch bis und Kraft. Denn auch diesem Wein fehlt es nicht an Tannin. Das ist aber schon ausreichend rund. Animalischer kraftvoller Abgang. 94

Comtesse 95
Spontistinker. Verhalten. Streng. Am Gaumen dann etwas fruchtig und gleichzeitig staubig. Bekommt im Laufe des Abends mehr Biss und Würze und wird fruchtiger (45% Merlot). Endet schön auf Waldbeeren und steht für mich ganz im Schatten seines Jahrgangskollegen. 92-93

Angelus 89
Burgunder Rot. Bildet viele Kirchenfenster. Ausgereift. Komplexe finessenreiche Nase. Türkisches Konfekt. Sauerkirschkonfitüre. Dunkel. Reife Merlotfrucht. Ein wenig portig, füllig, trüfflig. Unglaublich präzise. Schmackhafter säurebetonter Abgang. Ein Wein der beides ist. Herausragend komplex und wunderbar zum Essen. 96

Comtesse 88
Meine Lieblings-Comtesse an diesem Abend. Sehr reife Nase von roten fleischigen Früchten. Mittlerer Körper, schwebende Harmonie. Es fehlt vielleicht etwas die Tiefe, aber dafür ist der Wein mit reifen transzendente Tannin und einer ausbalancierten Säure ausgestattet. 60% CS. Fazit: der Wein hat sicherlich sehr lange benötigt um so harmonisch und trinkfreudig zu werden. Ich schätze dass er mindestens die erste Dekade seines Lebens harsch daher gekommen sein wird. Jetzt aber ist er ein wunderbarer klassischer Bordeaux alter Schule. 93
C05
Wie nähert man sich einem Wein, der verschrien ist? Jung und vordergründig. Plaste und Elaste. Joghurtaromen, aber die von der Industrie. Erinnert mich in vielen Beziehungen den 2002er. Besitzt am Gaumen aber mehr bittere Töne und wirkt monolithischer. Harscher Abgang. 88

Angelus 05
Animalisch und fest. Süsslich, Lakritz, Süßholz. Vielschichtig und dicht. Wie ein undurchdringlicher Wald. Gewaltiges Potenzial. Teer, der irgendwann einmal zu Port werden wird. Holz, das irgendwann einmal zu Schokolade und Toast werden wird. 95-97 Potentialpunkte.

Die Notizen habe ich auch auf VKN gepostet.

Grüße,

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innauen

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Re: Pichon Comtesse & Angelus in Berlin

BeitragSa 11. Dez 2010, 00:23

Und hier noch eine Einschätzung von Weinkaiser, der die gleiche Veranstaltung in Bonn besuchte. Allerdings gab es hier nicht den wie ich fand sehr schönen 1988er Pichon Comtesse zu kosten. Aber noch viel schlimmer. Es fehlte auch der sagenhafte 1989er :!:

http://www.weinkaiser.de/?p=2303

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weinfex

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Re: Pichon Comtesse & Angelus in Berlin

BeitragSa 11. Dez 2010, 11:11

Hallo wolf,

wahrscheinlich wurde das mitgebrachte Kontigent
schon in Berlin komplett vernichtet? :D
Grüsse weinfex

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