Aktuelle Zeit: Do 18. Apr 2024, 07:59


Weinfex probt 0.0

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
  • Autor
  • Nachricht
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:00

Leider komme ich zur Zeit nicht
wirklich zum schreiben, sodass es
wohl einige Abschnitte nötig sein
werden, um diesem Mega-Event nur in
etwa gerecht zu werden.

Wenn Markus (hillside) zur Jahresprobe
ruft, kann man sich auf etwas gefasst
machen, so auch dieses Jahr.
Shafers Hillside (1992-2001) war das Thema,
flankiert von einigen "Piraten" und
diversen "Menü"weinen.

Begonnen wurde mit einem viel zu jungen,
aber grandiosen 88er Dom Pi aus der Magnum
(Danke Ken!), sehr konzentriert und kraftvoll,
Potential ohne "Ende" .93++

Danach zur kleinen Grundlage eine Lachsvorspeise
mit Shafers 01 Red Shoulder Ranch Chardonnay.
Welcher zu Beginn etwas "gezehrt" wirkte, sich
allerdings mit der Luft stabilisierte.
Schöner Wein zum Essen, einzig der etwas "über-
stehende" Alkohol störte. 90P.

Und dann gings los, blind natürlich.
11 Jahrgänge HS, 5 Piraten (2xEuropa,3xUSA)

1. Flight
sehr jung, sehr warme mollige Frucht
(Kirsche, die sollte uns den ganzen Abend
verfolgen), ganz klar Kalifornien,
auch auf Hillside zu kommen war nicht so
schwer, aber der Jahrgang?
Ich lag grandios daneben und vermutete einen
viel jüngeren Jahrgang, es war 1992, welcher
noch ein grosses Potential haben dürfte.
94+P.

Am Tisch wurde eine schwache Flasche gemutmasst,
als der nächste Wein bekanntgegeben wurde,
es war 93 HS, welcher sich schon leicht "gezehrt"
gezeigt hatte und in diesem Flight etwas
"unterging".
88P.

Ganz anders der dritte Wein. Zwar war die Nase
sehr "defensiv", also eher verschlossen. Die
Aromatik war um einiges "kühler" als bei den
anderen zwei Weinen, auch hatte ich das Gefühl,
das er sich mit der Luft eher verschloß wie
öffnete. Aber diese Erhabenheit und Würde
mit der er im Glas stand, zwangen mich geradezu
die vier Buchstaben zu schreiben. Gross! 96+ P.
Ich legte mich auf Kalifornien fest, war mir
aber ob des Erzeugers nicht sicher.
Wäre realistisch auch unmöglich gewesen,
Harlan 1992 hatte ich nämlich vorher noch
nicht. Abgesehen davon hatte ich Harlan vorher
überhaupt noch nicht. Aber ich begann den
Hype um diesen Wein in etwa zu verstehen...


Das war der erste und der
"schwächste" Flight des Abends...

Danach gab zum Kürbis-Ingwer-Schaumsüppchen
einen 2002 Syrah Relentless von Shafer,
welcher trotz seines hohen Alkoholgehaltes
und Wahnsinnskonzentration eine schöne
Balance hatte. Erinnerte mich von der Art
ein wenig an die zwei grossen Negly Lagen-
weine, aber eine "Spur" ausgewogener und
eleganter (wenn man in diesem Zusammenhang
überhaupt davon sprechen kann, gell rolic).
93P. (allerdings nur für Hedonisten)

Der nächste Flight:

So langsam hatte sich meine Nase am Hillside
geeicht, so war ich mir beim ersten Wein auch
sicher, einen im Glas zu haben. Wenngleich
mir auch der "allerletzte" Kick fehlte, hier
insbesondere ein wenig Frische (Säure) , rätselte
ich ziemlich lange am Jahrgang herum. Entschied
mich letzten Endes für 98, was dann auch stimmte.
Wirklich kein berauschendes Jahr in Kalifornien,
so war die Leistung im Glas umso höher zu bewerten.
94P.

Beim zweiten Wein legte ich mich auf einen Piraten
fest. Von der Grundsubstanz her Bdx., aber irgendwie
in der Nase sehr dumpf. Artur meinte Brett.
Die Anlagen von einem grossen Wein, aber halt
nicht optimal. Schade.
Für die Grundsubstanz 91P.
Es war 98 Pape Clement

Ein schönes "Ei" hatte uns Markus dann mit dem
dritten Wein serviert. Viel notiert habe ich mir
da nicht, sondern "lediglich" im Glas gebadet...
Festgelegt hatte ich mich auf 97 HS und hatte einen
"Volltreffer", nämlich voll daneben...
Richtig grosser Sport. Und zwar aus Bdx.
1998 Valandraud
Gefiel mir sogar besser wie 94 und 95 dieses
Weingutes.
Geschwelgte 97P.

Der 3. Flight direkt danach:

Klassisch Kalifornien, klassisch HS,
am Beginn der Trinkreife und machte
in diesem Flight deshalb am meisten
Trinkspass.
Das es mit 96, wieder ein nicht richtig
grosses Jahr war, überraschte schon nicht
mehr wirklich. Diese Konstanz über die
einzelnen Jahrgänge, ob gross, mittel,
oder eher kleiner ist fast nicht zu begreifen...
96P.

Was folgte war "mein" Wein des Abends, obwohl
das in dieser Inflation von grossen Weinen
eigentlich schon ungerecht zu sagen ist...
Lustigerweise half ich beim Einschenken und
meinte, als ich sah wie der Wein ins Glas lief,
jetzt kommt der erste 100 Punkte Wein...
Nun bilde ich mir wirklich nicht ein, Weine
nach dem Aussehen bewerten zu können,
aber die Magie fing wirklich schon in diesem
Moment an, warum auch immer...
Nase war sehr verhalten, auch längeres schwenken
des Glases brachte kein Erfolg. Aber dann.
Im Mund explodierte das Teil förmlich, eine
Mischung aus alter und neuer Welt. Nicht wirklich
zuordenbar, eben eigenständig. Eine eigene Liga.
Ich amüsiere mich immer, wenn ich irgendwo die
Abgangslänge in Sekunden beschrieben sehe.
Hier hätte es Sinn gemacht auf die Uhr zu schauen.
Der Wein hörte gar nicht mehr auf,
Woge folgte auf Woge und alles in einer
unfassbaren Balance. Unfassbar.
Ich habe ja weiter oben schon beim 92er Harlan
geschrieben, dass ich den Hype so langsam nach-
vollziehen kann, wenn wirklich noch Fragen auf
waren. Der Wein hat sie beantwortet.
Es war 94 Harlan.
100P. (Sicherlich müsste man für die Nase
etwas abziehen, aber ich schreibe es einfach
seiner Jugend, seinem Potential, oder was auch immer zu.
Hier abzuziehen brachte ich einfach nicht übers Herz.)

Der "arme" dritte Wein hatte es natürlich
bei dieser Konkurrenz nicht gerade einfach.
Aber er schlug sich wacker, trotz seines sehr
jugendlichen Auftretens mit etwas überstehnder
Säure, welche sich hoffentlich noch besser
einbinden wird.
1996 Dalla Valle 93P.

Flight 4

Es folgte der Flight "des Abends".
Wer dachte, eigentlich lässt sich
das alles ja nicht mehr wirklich
steigern, wurde eines besseren belehrt.

Es war klar, da wir nach den Flights immer
auflösten, es kommt nur noch HS, nur
welcher Jahrgang war in welchem Glas...?

An der Stelle muss ich zugeben, ich konnte
und ich wollte nichts mehr notieren...

Was da in unseren drei Gläsern
aus dem Kelch "dampfte" war so grandios,
dass meine letzte Konzentration einzig und
allein für den Inhalt gebraucht wurde
(und dem schlucken natürlich!).

So standen vor dem Auflösen lediglich drei
Bewertungen auf meinen Degublatt
98, 98+ und 99
Es waren die Jahrgänge 95, 97 und 01

Gerne gebe ich zu, jederzeit einen grossen
Bdx. einem grossen Kalifornier vorzuziehen,
aber dieses Level war schlicht und ergreifend
genial, und jeder dieser drei Weine flirtete
mit der Perfektion...

Es folgte ein (oder zwei, gell Anja!)
Rinderfilet im Hauptgang, begleitet von
einer 81 Comtesse aus der DMag, welche in
der Nase relativ zurückhaltend, in der Mitte
etwas hohl und mit mittlerem Abgang, aber Balsam
für unsere strapazierten Gaumen war. 87P.

Den letzten Flight gab es aus der Magnum.
Die "übriggebliebenen" Jahrgänge waren:
94, 99 und 00.
Müssig sich ein letztes Mal zum Niveau zu
äussern, aber auch dieser Flight war spektakulär,
was soviel heisst wie, auch dieses Mal
standen nur Bewertungen auf dem Zettel:
98, 92 und 97
Die 98 Punkte für den 94er dürften in diesem Jahr
keine Überraschung sein, der 99er mit 92P. schien
mir nicht in optimaler Verfassung im Moment.
Die eigentliche Überraschung war aber 00.
Was man da in diesem Jahrgang in die Flasche
gezaubert hat ist eigentlich unfassbar...


Wir hatten kurz nach 17.30Uhr begonnen,
inzwischen war es 1.00Uhr durch und ich
musste um kurz vor 6.00Uhr wieder zurück
nach Wiesbaden (mit noch einigem HS im Blut).
Ich war der erste der leider aufbrechen musste,
aber froh, dabei sein zu dürfen, an diesem
spektakulären Abend.

Danke Markus für diese legendäre Probe.
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:01

So dann und wann muss man den
Keller "aufräumen".
Daraus ergab sich dann eine
"Alte Kameraden" Probe
(oder auch "Nagelprobe", Danke
Roland, hätte ich auch selbst drauf
kommen können!)

Zum "osterhasenrunterspülen" gab es
90 Clerc Milon aus einer Flasche mit
schlechter Füllhöhe, welchem das
doppelt dekantieren vorher zum
"letzten Aufbäumen" verhalf (Nase für
mich lockere 90P., ansonsten gerade
mal 88P.) und einen 90 La Louviere,
aus perfekter Eintel, der etwas unter
Wert durchging, da ich ihn für sehr
jung halte. Da hätte wohl nur sehr viel
Luft geholfen 88+P. Den hatte ich
etwas weiter "vermutet" und deshalb
zu spät doppelt dekantiert.

Weiter ging es mit 90 Brunello Salvioni
La Cerbaiola, der inzwischen zwar eine
reife Farbe an den Tag legt, ansonsten
aber immer noch die Harmonie "sucht".
Zwar mit heisser Jahrnote (Gummi von Schumi)
versehen, fehlt es aber wie bereits erwähnt
an der Balance und vor allem am Druck.
Bin auf die weitere Entwicklung gespannt
und gebe die Hoffnung noch nicht auf 88+P.
Etwas mehr erwartet hatte ich vom 89 d'Armailhac,
perfekte Flasche, etwas verhalten. Auch
hier fehlte mir etwas Druck am Gaumen.
Ebenso etwas mehr Pauillactypizität.
Mal sehen wo hier die Reise hingehen wird,
aber auch hier sehe ich es positiv. 90P.

88 Mouton und 86 Lagrange im nächsten Flight
kämpften Kopf an Kopf. Mouton mit der ihm
typischen Röstnase, sonst eher verhalten und
noch immer nicht voll entwickelt, Lagrange
klassischer strukturiert gewann mehr und mehr
mit der Luft und hatte für mich auch am Ende
die Nase vorn (Mouton 92+P., Lagrange 93+P.)

Sehr unterschiedlich präsentierten sich 78 und
79 Haut Brion. Erster eher im Stile eines unter-
kühlten, stinkigem Raubeins, zweiterer als molliger,
warmblütiger Gentleman. Unterschiedlicher kann
Wein nicht sein. Für mich beide klasse, wenngleich
79 fraglos der grössere Wein ist. 78/89P. 79/94P.

In der "Probendramaturgie" als "Höhepunkt" vorgesehen
dann als Solowein: 1947 Gazin
Nun weiss man bei solchen "alten Kameraden" natürlich
nie, ob sie auch mitspielen...
Nun, er war uns gut gewogen. Er spielte mit. Und wie...
Flasche mit minimalem Schwund. Originalkorken nahezu
perfekt. Kurz vorher doppelt dekantiert.
Keinerlei Reifetöne. Sehr warme (keinerlei Überreife
spürbar) Noten, unglaubliche Präsenz und Länge.
Eigentlich habe ich Probleme solche grosse
Weinmomente in schnöde Punkte zu fassen (emotionale
100Punkte), zu profan ist die Reduktion eines
solchen Monumentes auf eine Zahl...(wenn ich dann
doch die wenigen rationalen Gedanken dieser Minuten Revue
passieren lasse, dürften wir so bei 96P. liegen)

Der folgende 61 La Gaffeliere hatte es
bei der "Konkurrenz" vorgezogen doch lieber
zu oxidieren, der 66 Giscours tat sich
natürlich schwer. Eigentlich erwartete ich ihn
eher schon leicht über dem Punkt, allerdings
hatte ich den Eindruck, er hätte mehr
Zeit und vor allem Luft benötigt. Natürlich
eher elegant als druckvoll, überzeugte seine
eher burgundische Art. 88P.

Eine wunderbare 8 Stunden Degu, mit "schönen"
Weinen und noch "schöneren alten Kameraden"
macht Lust auf ein Wiedersehen.

Grüsse und Danke an meine Gäste
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:03

...Ende sogar weisser Rauch aufstieg,
was jedoch mit "Adminsernennung" unseres
Gastgebers MV nicht wirklich zu tun hatte...

Mein Dank gilt zuallererst natürlich Andrea und
Markus. Grandiose Weine, grandiose Küche,
Geniesserherz was willst du mehr...!
Aber auch an die "entspannte" und
"sehr unterhaltsame" Truppe am Tisch.
What a happening!

Glücklicherweise war auch der "Schnee" um
"Vahlefelds Anwesen" weggetaut, sodass wir
den Apero, in Form von "Kühns Nikolaus" (03),
ohne Probleme im "Vorgarten" einnehmen konnten.
Welcher sich "jahrgangstypisch" präsentierte,
und ähnlich wie Christmanns Idig aus dem gleichen
Jahr wenige Wochen vorher, etwas Länge vermissen liess,
aber perfekt für den Einstieg passte...

Nun kann man sich sicher vorstellen, dass Markus
ein wahres "Flaschenfeuerwerk" für uns vorbereitet
hatte, schliesslich waren wir durstig, sodass
ich mich einzig und allein den Weinen widmen wollte
und das Schreiben einfach vergaß/ignorierte, an
dieser Stelle bitte ich weinfidel Rico
mir etwas "unter die Arme zu greifen", er war
nämlich der einzigste, welcher ein paar Notizen
machte, sodass ich keinen Flight unterschlage.
Werde dann zu den einzelnen Weinen auch noch meinen
"Senf" abgeben.

Klar tut sich ein Wein wie Coulee de Serrant (97)
in einer Probe schwer, das ist so quasi der
Gegenpart zum Hedowein, das ist richtig
"schwere" Arbeit ihn zu "erschliessen". Aber
eine interessante Herausforderung ohne Frage.
Über den Saumagen R (98) hast Du das richtige
Wort gefunden "Traum", mehr muss man da glaube
ich gar nicht schreiben, das ist praktisch "perfekt".
97P.

Danach "mein Königsflight" des
Abends:
02 G-Max und 02 Unendlich
Wuah, was für eine Paarung.
Da läuft es mir heute noch
kalt den Rücken runter...
Keine 100 Punkte, auch sah ich die Weine auf
Augenhöhe, wobei sie von der "Art" nicht
unterschiedlicher hätten sein können. Das ein
F.X. Riesling dabei war hatte ich vermutet, zu
deutlich ist mir Pichlers Rieslingstilistik im Kopf
"hängengeblieben", auf den G-Max, der sich viel
"klassischer", um nicht zu sagen, ohne ein
Hauch negativ zu meinen, sogar old-fashioned,
hintergründig und bei weitem verkosterfordernder
zeigte, kam ich nicht. Rico meinte, der Unendlich
käme aufgrund seiner burgundischen Stilistik so
gut im Markt an, ich würde es "sein Spiel mit der
Süsse" umschreiben, was ihn "vordergründiger" und
auch "zugänglicher" macht (ohne es auch hier negativ
zu meinen). Der Rede langer Sinn, ich hatte beide
Weine bei 98P. wobei der G-Max noch ein + dahinter
hatte. Einfach nur genial!
Auf absolut gleichem Level auch die 01 Halenberg
Auslese von Emrich Schönleber (was auf diesem
Weingut in diesem Jahrgang in die Flasche kam
ist unglaublich. Trocken wie edelsüss, dass ist
eine der besten Jahrgangskollektionen in Sachen
Riesling, welche ich bislang überhaupt probieren konnte.
Hut ab!), serviert zur 100Punkte Foie Gras.
Yammi, was ein Spass!

Zu Flor de Pingus und Ornellaia 04 hat Markus
bereits alles geschrieben. Wobei ersterer den
zweiten quasi "erschlug", er sich aber auch
nicht wirklich "wehren" "konnte/wollte".
Wie der Flor reift? Keine Ahnung, dass wird
man wohl nur mit der Zeit sehen können...

Der Giacosa Barbaresco benötigt, so vermute ich,
nur einige Stunden mehr Luft, zwar mag das Jahr
nicht wirklich berauschend im Piemont gewesen
sein, er steht allerdings für einen Weinstil,
wo auch solche "mittlere" Jahre (93) durchaus i.V.
einiges an Reife benötigen, um zu zeigen was
in ihnen steckt. Bei Gajas Barbaresco (98),
ist der Jahrgang zwar gross, aber auch noch
meilenweit von einer wirklichen Trinkreife entfernt,
dass Holz steht immer noch sehr im Vordergrund,
dass wird auch mit viel Luft nicht besser. Hier
ist warten angesagt.

Der Flaschenfehler/Korkflight ist natürlich schade,
komischerweise sind es immer die Flaschen, auf die
man sich (hier der Gastgeber) mit am meisten freut.


Ob der Clerc Milon (96) aus einer "schlechten"
Charge ist, oder sich einfach nur mal wieder
gerade nur unpässlich zeigt, vermag ich nicht
zu beantworten, jedenfalls würde ich persönlich
erst mal ein wenig bis zum nächsten Versuch warten.
Mit Gossets Gaia konnte ich weniger anfangen,
mir fehlt da einfach etwas die Struktur, ist
aber mein ganz perönliches "Geschmacksproblem".

Schliesslich ein schöner "Abschlussflight"
mit einem reifen, aber nicht überreifen Lafite (91),
dem jahrgangsbedingt etwas Druck und Länge
fehlt (für einen Premier), wenn man sich überlegt wie extrem in
aktuellen Jahrgängen selektiert wird, natürlich
nicht nur, gibt es heute auch ganz andere "technische
Möglichkeiten", ist dies sicherlich auch mit ein
Grund am drehen an der Preisspirale (und das soll
keine Entschuldigung sein, aber ein nicht unerheblicher
Fakt). Der zweite Wein, Duckhorn aus dem grossen
Kalifornienjahrgang 97, fehlt es meiner Meinung nach
noch etwas an Reife, mir fehlt da noch ein wenig
mehr Tiefgang, könnte aber auch an meinem Problem
"an allem was nicht Bordeaux ist", liegen...

Mit einem Traminer klang ein wunderbar stimmiger
Abend aus, viel zu früh kam das Taxi (sorry
Markus, DER musste noch rein) und wir fuhren
selig nach Hause. Auf ein Neues Markus, wir
kommen jederzeit gernstens wieder...

Nochmals Danke und Grüsse
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:05

Wenn hillside zur Jahresprobe ruft,
liegen spektakuläre Weinerlebnisse
in der Luft, bzw. im Glas...
Dessen nicht genug, wurde für den
folgenden Tag auch noch eine 90er
Probe "angehängt".
Dieses Jahr im Weinparadies Schweiz.
2 Tage abtauchen in eine Welt,
wo so ziemlich alles nebensächlich
wird, und nur die Faszination grosser
Weine im Vordergrund steht.

Vielen Dank Markus!!!! für 2 grandiose Tage,
welche ich noch immer am "verarbeiten" bin,
bei soviel geballtem Input, benötige ich
doch etwas Zeit, bis alle Eindrücke in der
richtigen "Schublade" ihren Platz gefunden haben.

Begonnen wurde am Freitag mit 03 Idig von
Christmann aus der Magnum, welche schon
"frischer" und vor allem "länger" war, ob das
nur an der Flasche lag, oder Allgemeingültigkeit
hat weiss ich nicht zu sagen, Eintelflaschen
würde ich aber langsam aber sicher austrinken.
Für knappe 90 Punkte reicht es aber immer noch.

Danach 03 Morstein Keller Magnum, zuerst mit einem
"granatenmässigen Stinker" versehen, legte der Wein
dann im Glas mit jeder Minute im Glas zu.
Nach wie vor ein Megateil aus diesem Hitzejahr.
Während die Eintel sich im Moment wieder etwas
zurückgezogen hat, ist die Grossflasche gerade
mit ordentlich Luft mir lockere 95P. wert.

Zum "Warmtrinken" dann 2 australische Cabs und
ein Dead Arm von d'Arenberg und danach als 3er
Flight Mittel-Süditalien, mit u.a. einem 01
Serpico, welcher sich, für mich, erstaunlich
entwickelt hat, im Highend mit 98PP sehe ich
ihn zwar nicht, aber sehr gute 92P. für seine
gefundene Balance und den vermittelnden Trinkspass
war er mir schon "wert".

Etwas "verhalten", ich meine die 03er C9Ps verschliessen
sich zwar nicht so extrem, wie "andere" Jahrgänge,
aber eine gewisse "Zurückhaltung" fiel mir kürzlich
auch schon bei Pegaus Reservee auf, zeigte sich
Ch. Rayas. Aber das ist jammern auf hohem Niveau,
94P. und ein dickes Plus standen bei mir zu Buche.

Zugänglicher präsentierte sich der Rayas Pignan,
besser als wahrscheinlich jeder Jahrgang zuvor.
Der machte richtig Trinkspass. 90P.

Danach folgten zwei Doppelmagnums. Das es sich
um ein und dasselbe Ch. aus Bdx. handeln musste,
war nicht so schwer zu erraten. Das es sich
dabei...

...um La Mission handeln könnte,
war auch noch "machbar", aber mit
den Jahrgängen hatte ich ziemlich
lange zu kämpfen. Erster war ein
durch und durch "klassischer" Vertreter
seiner Zunft, wie Markus schon schrieb,
grüne Aromen (Paprika und Peperoni),
Premierlänge, viel klassischer geht
nicht und ein unglaublicher Trinkspass.
Das es sich beim Jahrgang um 87 handelte,
war eine kleine "Sensation" und wieder
einmal der Beweis, wie entscheidend Trinkreife
bei Bordeaux wirklich ist...
Von meinen gegebenen 92P. ist kein Zehntel zuviel.

Nicht ganz so klar und "anspringend" strukturiert
war die andere DoMag, ausgestattet mit einer
"gröberen" (70er)Taninnstruktur, war er deutlich
kürzer, aber trotzdem eine "reife Wärme" ausstrahlend.
Für den Jahrgang 1976 auf jeden Fall immer noch
eine Referenz darstellend, wenn es aber auch aus
Eintelflaschen schon etwas "drüber" sein dürfte.
88P.

Den Corton Grancey hatte ich natürlich vergessen,
Danke MV, ich persönlich finde diesen "rustikalen"
Burgundertypus um längen faszinierender als all
das moderne Gedönse, was man heute oft aus dieser
Region so findet. Für mich "Burgunder-Badesaft".
92P.

Im nächsten Flight dann 81 Latour
aus der Magnum, allerdings sah ich
ihn konträr zu Markus, war er zu
Beginn im Glas schwer "zu greifen",
ausgestattet mit einer strammen
Säure, fast grobe Tanninstruktur,
machte er im Glas immer mehr auf und
fand immer besser sein Gleichgewicht.
90P. Lustigerweise war er von der Farbe
jünger, wie der nachfolgende 82er
Lynch Bages, ebenfalls aus der Magnum.
Was aber letztlich in erster Linie am
wärmeren und reiferen Jahrgang liegen
dürfte. Da ist meines Erachtens noch
einiges an Entwicklungspotential "versteckt",
und steht in dieser Grossflasche ganz am
Anfang seines "Höhepunktes"...93+P.

Schwierig dann in der Tat der 83er Gruaud Larose
aus der Magnum, etwas "schüchtern", vielleicht
sogar etwas "kapselig", ich habe keine Vergleichs-
möglichkeit, da es mein Erster aus diesem
Jahrgang war, vielleicht hatte er es nach
dem Lynch Bages auch einfach nur "schwerer",
sein wahres "Ich" zu präsentieren.
Trotzdem hatte ich mir 90P. für ihn notiert.
Dazu kam mit dem Dom. Chevalier 86 aus der
Magnum noch ein Flightpartner, welcher sich
immer mehr zu einem "Geheimtip" aus diesem
Jahrgang "entwickelt". Die Eintel benötigen,
wie soviele andere Weine dieses Jahrganges
auch noch, reichlich Luft, sodass diese Grossflasche
einfach zu früh "starb". Hier steckte jede
Menge Potential drin. 92+P.

Als letzter "trockener" Flight, dann noch eine
91er Martha's Vineyard von Heitz aus der
Magnum. Grosser Wein ohne Frage, ich "bemängelte"
die fehlende Komplexität, war dabei aber der
einzige "Kritiker" in unseren grossen Runde.
Seine 94P. hat er fraglos verdient, ein grosser
Freund indess wird er wohl nie von mir werden...
Dagegen ging der burschikose 85er Leo Poyferre aus
der Magnum gnadenlos "baden". Zu streng präsentierte
er sich, gegen diesen hedonistischen Kalifornier...
91P.

2.Tag folgt
An Arturs Bild könnt Ihr Euch schon mal
"ergötzen". Es war der Hammer!

2. Tag

Solche Zweitagestrinkgelage begegne ich
nicht ohne Grund immer mit "höchstem
Respekt", nach einer von mehreren
"Vollgasarbeitswochen" ist die körperliche
Substanz eh nicht optimal, und dann
noch über 2 Tage grossen Weinen "gerecht"
zu werden, hört sich einfacher an wie es
denn ist. Fiel es mir am ersten Abend noch
relativ leicht, hatte ich am zweiten doch
etwas zu kämpfen, bis ich wieder "drin" war...

Zweimal weiss von Studach aus der Schweiz,
Completer und Chardonnay machten den Anfang.

Danach gleich, es gab ja genug über den ganzen
Abend verteilt, 90er Cheval Blanc aus der
Imperiale. Im ersten Moment leichte Überreife
anflüge, kalifornische Frucht, fast etwas zuviel
von allem, doch das war nur der Anfang, der Wein
entwickelte sich über den ganzen Abend unglaublich
weiter. Hatte ich ihn zu Beginn noch bei rund
95Punkten, waren es bei der letzten Karaffe, einiges
nach Mitternacht, gekratzte 100. Und war dann in
einer genialen Balance. Genial!

Zweiter Wein im Flight, 90 Pichon Baron aus
der DoMag. Hatte zu Beginn noch minimal die
Nase vor dem Cheval (96P.). Zwei Wochen vorher
den 89er aus der Eintel probiert, war das der
fast identische Zwillingsbruder. Absolute
Hochform, wobei der 90er nicht zuletzt vom
Grossflaschenbonus profitierte und minimal
vor seinem Jahrgangsvorgänger durchs Ziel ging.
Am Ende des Abends hatte ich ihn ebenfalls
aufgewertet und 98P. auf dem Zettel stehen.
Pauillacnektar vom Feinsten und fraglos auf
Premierniveau.

Den dritten Wein aus der DoMag konnte ich
den gesamten Abend, bis zur "Aufdeckung",
nicht zuordnen. War ich zuerst im Bordeaux,
dann in Kalifornien und schliesslich im Piemont.
Grosser Stoff, ohne Frage, aber hier fehlte
mir einfach die "Authentizität", sonst wäre ich
punktemässig wohl höher gelandet. 95P.
1990 Cabernet Reserve von Mondavi war des Rätsels
Lösung.

...und weiter ging es mit einem
Eintelflight.
Erster gnadenlos reduktiv, vielleicht
mal wieder in 10 Jahren rangehen, sollte
man an den 90er Ausone. Das dürfte so
ziemlich der rückständigste Wein, in
seiner Entwicklung, dieses Jahrgangs sein.

Der zweite stand nicht wirklich nach,
komponentig, will sagen "zerlegt" in seine
letzten Einzelteile, machte diese Flasche
90 Haut Brion nur durch "Nullkommunikation"
auch sich aufmerksam. Meine persönliche
Enttäuschung des Abends, nur ist es hier im
Gegensatz zum Ausone ganz klar ein
Zwischentief, der war schon "besser"...

Auch der nächste Eintelflight war nicht viel
"zugänglicher". 90 La Lagune kann im Moment
richtig Spass machen, diese Flasche war leider
etwas "blockiert", sodass er in diesem "Kracherfeld"
deutlich unter Wert geschlagen wurde.

Die Nase verriet den zweiten Wein, das konnte
eigentlich nur der Mouton sein, die wäre eigentlich
lockere 92P. wert gewesen, wenn nur der "Rest"
mitkäme, hier lag ich maximal noch Mitte der 80iger,
sodass er dem grossen Jahrgang erneut "keine
Ehre" machte. Schade.

Danach ein Magnum-Piraten-Flight.
Leider war der 70er La Lagune nicht "sauber",
irgendwie wollen "wir" uns nie "richtig"
begegnen.
Entschädigt wurden wir aber vom 66er Latour,
"sehr junge" Farbe, etwas fehlender Druck,
was ich persönlich auf fehlende Reife zurück-
führe, Eintel dürften gut belüftet zur Zeit
auf dem Punkt sein, für diese Grossflasche
war es aber wohl noch etwas zu früh...
(wie siehst Du das Artur?) 93+P.

Jetzt fehlte "nur" noch der Feuerwerk-Flight:
Und hier passierte etwas, was die Qualität
des Lafite's im Jahrgang 90 mehr als "unterstreicht",
selbst der grösste Ch. Margaux Crack in unserer
Mitte verwechselte diese beiden Weine.
Sicherlich ist Lafite näher am "Trinkfenster",
der Margaux immer noch knackig jung (allerdings
dürfe seine "Pupertät" jetzt so langsam hinter
ihm liegen), nur hätte wohl niemand mit dieser
absoluten Highendqualität des Lafite "gerechnet",
und deshalb den an diesem Abend einen Tick
"besseren" Wein als eben nicht Margaux erkannt.
Gerne hätte ich in 10 Jahren diesen Flight
nochmals nebeneinander im Glas, es würde mich
wundern, wenn ich nicht zweimal dreistellig
bewerten dürfte...
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:07

anlässlich des halbrunden Geburtstags
"unseres" Dottores.

Wenn 26/27 Personen 2 DoMags Bollinger
Champagner zum Apero trinken, lässt
das nur 2 Schlüsse zu. Sie haben Durst
zum einen und er schmeckt zum anderen.
Nach wie vor ein ganz sichere und
"oberleckere" (Champagner-)Bank.
Der Meinung bin selbst ich, den man sonst
maximal mit einer 61er Cuvee Speciale von
Pommery "hinter dem Ofen" für Sprudelwasser
hervorlocken kann...

Gross sollten dann den ganzen Abend die
Flaschen über bleiben, beginnend mit einer
pfälzischen DoMag 2005 Sauvignon Blanc von
einem kleineren Weingut, dessen Namen mir zwar
geläufig ist, aber im Moment da ich diese
Zeilen schreibe "leider" entfallen, da mich
sonst die ganze "Weinrunde" u.U. nicht mehr
leiden mag, wenn es in Zukunft nur noch
limitierte Mengen gibt... , denn einen
solchen dt. Sauvignon Blanc, knapp unter 90Punkte,
zu einem mehr als anständigen Preis muss man
erst einmal finden.

Dann "rollte" der erste Rote an.
DoMag 1991 La Mission Haut Brion
Nach dem erst vor kurzem, wirklich genialen
87er aus dem gleichen Format, wundert mich ja schon
gar nichts mehr. Und es war wieder so eine
"Hammer" Nase, welche eigentlich "locker" in
den beginnenden "Neunzigern" war, leider konnte
er aber im Mund dieses "Niveau" nicht ganz halten
und bestätigen, sodass wir im Endeffekt bei immer
noch sehr respektablen 87P. landeten.
Ein wirkliches "Nasenweinelexier"!

Kongenial begleitet wurde dann der
1989 Barbaresco von Gaja, ebenfalls aus
der DoMag, von getrüffelter Pasta.
Was für eine Dekadenz!
Der Wein selbst, jung, knackig, frisch.
Und nicht zu vergessen, gross! Meine
Nr. 2 an diesem Abend. 94P.

Als 2er - Flight nebeneinander,
85 Rausan Segla und 85 Calon Segur,
beide ebenso jeweils aus der DoMag.
Zweiterer etwas "schmal auf der Brust",
fehlte hier das eigentlich zu erwartende
jahrgangstypische "Fett auf den Rippen".
Mehr als 87P. waren da leider an diesem
Abend nicht drin, was allerdings "Ersterer"
mehr als wett machte. Schrieb ich noch vor
knapp einem Jahr, dass Magnums jetzt auf dem
Punkt sein müssten, nach einer schon minimal
"müden" Eintel, nichtahnend mit einer DoMag
das Probe aufs Exempel machen zu dürfen, war
dies mein Wein des Abends. Anscheinend gehört
es zu den Privilegien des (meines) älterwerdens,
dass ich früher oft "verschmähte Weine" aus dem
Margaux, inzwischen mehr und mehr zu schätzen
weiss/kann (so ist wahrscheinlich auch das Burgund
nicht mehr zu weit von mir weg ).95P.

Aber wir bekamen es "noch grösser":
1989 Clerc Milon aus der Imperial
Unglaublich jung, immer noch mit Ecken
und Kanten versehen, frische Säure.
90P+. und auch in der Eintel ein
absoluter Kauftip.

Der Plan für den Abend sah eigentlich
von der Flaschenanzahl -und grösse ungefähr
nochmals das gleiche Pensum vor,
sodass wir uns für den nächsten "richtig"
runden Geburtstag in 5 Jahren gleich
wieder eingeladen haben, "um den Rest"
auch noch zu trinken...

Lieber Dottore, nochmals vielen Dank für
diesen grandiosen Big Bottle Abend
und alles gute und vor allem beste
Gesundheit im neuen Lebensjahr!

Grüsse
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:07

Wenn mich seit dem Ende dieser
Probe eine Frage quält, dann diese:
Wie muss ein 1938 Batard Montrachet
von Bouchard in seiner Jugend
wohl geschmeckt haben? Es wird mir
wahrscheinlich niemand weiterhelfen
können, sodass mir die Frage so schnell
auch nicht aus dem Kopf gehen dürfte...
Der Wein selbst war jung, für das
Alter sensationell hell in der Farbe,
gut stützende Säure, baute im Glas
immer mehr aus und gewann an Länge.
Und unglaublich, keinerlei Alterstöne.
Einfach nur unfassbar!

Im 83 Margaux Flight Rausan und Pavillon Rouge.
Ersterer reifer, mit schöner warmer Cabernetfrucht,
aber immer noch guter Adstringenz, welche ihn noch
einige Jahre weitertragen wird.91P.
Der Pavillon wirkte verschlossener, farblich jünger,
mit starker Adstringenz. Wenn der wirklich eines
Tages mal den "turnaround" schafft, dann dürfte
er einige Erstweine förmlich wegblasen...89+P.

Der 90 Flight mit Lagrange und 2xSociando
Lagrange ist sicher auch in diesem Jahr
kein Geheimtip mehr, leider, ist absolut stimmig
mit den vorhergegangenen, produzierten Jahrgänge
und steht am Anfang seiner Trinkreife (wenn man
ihm vorher ordentlich Luft verordnet). Zumindest
ist er in der Nase weiter als die beiden Flaschen
Sociando.
Zweimal Sociando gab es aus dem banalen Grund,
dass man mittags beim Dekantieren einen Flaschenfehler
bei der ersten Flasche vermutete und darum eine
zweite präparierte. Nun stammte die erste aus einem
(legendären) Göttinger Keller, was dann am
Abend ein etwas anderes Licht auf die Dinge warf.
Da war dann die Konterflasche, zuerst eingeschenkt,
jung und gut. So im soliden Bereich von 92P.
Als dann die "fehlerhafte Flasche" in die Gläser
kam, wurden am Tische allenthalben die "Münder breiter".
Dieses zufriedene Grinsen erschien auf den
erleuchteten Häupter, das war wieder so ein "Sociando
mit Turbolader" Ereignis. Zwar deutlich jünger als
die andere Flasche, aber was für eine Textur, Tiefe...
Uah, einfach genial!

Zum Ossobucco zwei perfekte "Essensbegleiter":
Ein sensationeller 86 Darmagi, mir fallen nicht
wirklich viele Italiener aus diesem Jahrgang ein,
welche noch so jugendlich sind und soviel Trinkspass
machen, sowie ein gleichwertiger aber reiferer 90 Barbaresco
vom gleichen Winzer, der wiederum einmal zeigte, wie
nah sich doch das Piemont und das Burgund sind,
oder sein können...

Da 88 gerade in so vieler Proben thematisiert wird,
wurde auch in diesen Jahrgang ein Abstecher gemacht.

Zweimal Clerc Milon, einmal "Sauerkraut flüssig"
und einmal Kork, war die unbefriedigende Ausbeute.
Wohlgesonnener der 88 Mouton. Der kommt in der Tat
immer besser ins "Rollen". Baut selbst im Glas,
nach stundenlanger Belüftung, immer noch kräftig
aus. Klasse Wein. 94++P.

Sehr interessant dann 4 grosse rote Burgunder, welche
ich in vollen Zügen genoss, aber Ihnen, aufgrund
meiner Unwissenheit auf diesem steinigen Feld,
nicht wirklich gerecht werden kann.
Als da wären 05 Clos des Lambrays, 01 Clos de la Roche
Lignier, 90 Latricieres-Ch. Faiveley und 89 Grands
Echezaux von Drouhin.

Abschliessend noch ein 89 Montrose aus der
Halben. Welcher sich immer noch unglaublich
jung, selbst aus diesem Format zeigt. Die
Grösse ist aber absolut nicht zu übersehen...
94+P.

Wie immer ein stimmiger, lehrreicher und
hochgenussreicher Abend.
Mit dankbarsten Grüssen an die Gastgeber
verspreche ich, mich auf das bestmöglichste
für die wunderschönen Stunden zu revanchieren...
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:09

Weinwelt (hauptsächlich aus Bordeaux)...

Wir alle schimpfen über dies oder das,
sind mit diesem oder jenem nicht zufrieden.
Nun ich habe da ein Gegenmittel, garantiert
rezeptfrei, absolut und sofort wirkend, demutfördernd,
einzig mit der Verträglichkeit und den
Nebenwirkungen ist der Tip so eine Sache...:

Sucht Euch liebe Weinfreunde, setzt Euch zusammen
und zieht die Korken aus einigen Flaschen die
Euch selbst besonders schmecken.

So geschehen letztes Wochenende, und die
"Wirkung" (nein nicht der Akohol )hält
bis heute immer noch an, es geht einfach wieder
alles ein wenig besser...!

Doch genug der langen Vorrede, zu den Weinen:

Wenn es schon mit einem "DoppelMargauxFlight"
losgeht, kann man schon erahnen, dass der
Gastgeber gleich eine Richtungsorientierung
gesetzt hatte, zuvor gab es noch diverse Weissweine,
bei denen ich mich inzwischen aber nahezu abstinent
halte, um die "Nachwehen" am nächsten Tag zu
minimieren, was trotzdem nicht ganz gelang.
Vintag Tunina 98 von Jermann aus der Magnum,
ein völlig neben den Schuhen stehender Riesling
Achat 05 von Laible und ein grandioser Weissburgunder
05 GG Kirrweiler Mandelgarten von Bergdolt.

Doch nun zum ersten Rotweinflight, wie schon erwähnt
2x Ch. Margaux. Die Jahrgänge 91 und 97. Nun hat es
der erste Flight immer etwas schwerer, und ich weiss
wie sehr der eine odere andere hier im Forum insbesondere
den älteren Jahrgang schätzt, aber wirkliches "Premierfeeling"
wollte bei mir nicht aufkommen. Das ist klagen auf hohem/
höchstem Niveau, punktemässig bei ersterem 89P. bei zweiterem
91P., allerdings war ich sehr lange eher im Piemont
"unterwegs". 97 hat eine unglaubliche Ähnlichkeit mit
Gajas Barbaresco (in Bezug auf Säure, Süsse, Holz), was
ja nun auch nicht so schlecht ist, auf Bordeaux wollte ich
aber einfach nicht kommen (wobei ich wie so oft auch hier
meinen Leitspruch: "Denkst Du an "italienische Säure", bist
Du im Margaux", auch hier mal wieder vergaß, was für sehr
viele Weine aus dieser Region im letzten Jahrhundert gilt).
Ohne Frage hatte der Gastgeber aber mit seiner erdachten
"Flightdramaturgie" vollsten Erfolg, die Zunge war kalibriert
und die Sinne in höchster Anspannung und Neugierde auf diesen
Abend...

Im 2. Flight dann 2 etwas "untypische" Vertreter ihres Jahrganges.
89 Cos und 89 Leoville Barton. Gemeinsam haben beide eine
straffe "junge" Säure und wirken sehr rotbeerig ohne jede
Alterstöne. Der Cos wirkt komplexer, als ob er kurz vor
seiner Trinkreife steht, das könnte/dürfte in den nächsten
Jahren zu einem kleinen Geheimtip "heranwachsen", denn die
bekannten Kritiker haben ihn alle deutlich zu niedrig auf
dem "Ticker" 93+P. Da wird der Barton wohl nicht mithalten
können, er wirkt bourgeoiser und weniger konzentriert.
Trotzdem ein wunderschöner Wein. 91P.

Weiter ging es mit einem Neue Welt/Alte Welt Vergleich.
Da wir über die Rotweinprobe doppelt blind "unterwegs"
waren, war dies noch die einfachste "Aufgabe". "Rhone
und Kalifornien" ging auch noch, schwieriger wurde es
bei den Rebsorten, was aber über die Farbe auch noch
möglich war, landete ich schliesslich bei Grenache.
Also südliche Rhone und Kalifornien. Auf die zwei Weine/
Weingüter kam ich allerdings nicht, was im Fall des
Weines von der Rhone allerdings möglich gewesen wäre/
hätte sein sollen, zu typisch ist diese (für mich)
Weissweinnase. Es war der 01 C9P von Rayas. Ein nahezu
"leiser oder besser sinnlicher" Wein, unglaublich
fein und komplex. "Old school" at it`s best. Wenn man
etwas zu mäkeln sucht, könnte man die Konzentration
bemängeln, aber sie würde dem Wein eigentlich nur seine
Identität nehmen...94P. Im anderen Glas hatten wir das
genaue Gegenteil. "Laut", Nougat, Dichte und Länge,
alles bis zum Abwinken. Auch der Alkohol mit 15,7%, der
allerdings perfekt eingebunden und "nicht schmeckbar
war". 2000 Incognito von Manfred Krankl (Sine Qua Non),
megarar, megateuer und punktemässig im absoluten
Highendbereich. Gebe aber gerne zu, den Rayas würde
ich immer vorziehen...

4. Flight

Und gleich nochmal Alte und Neue Welt
im Vergleich. Allerdings in diesem Fall
"verkehrte Welt", denn Laurel Glen aus dem
Sonoma ist nun alles andere als der
"klassische Kalifornier" (oder zumindest das
was man sich darunter vorstellen mag).
Er wirkt sehr europäisch, durch den grossen
Jahrgang (2001) allerdings etwas "fetter"
wie sonst, sodass man ihn eher rechtsseitig
im Bordeaux zuordnen würde. Tiefe Nase,
geniale Länge und jede Menge Potential.
Wer diese Art von Kalifornier sucht und mag,
ist praktisch jedes Jahr mit diesen Weinen
auf das Beste bedient. Dazu kommt noch ein
"relativ" humaner Preis für absolute Highendqualität,
was auf der Ebene nahezu konkurrenzlos sein dürfte...
94+P.
Dagegen stand ein MegaSchoko/MegaFruchtsüsse-Teil
das gegen diesen grossen Kalifornier nur gewollt/
gemacht und overdone wirkte. 2001 Aalto PS (sorry Jürgen
). Lustigerweise gerade das, was man sich so
gemeinhin als Neue Welt Wein vorstellt, eben
"verkehrte Welt". Und das er von einem solchen
"entlarvt" wurde, zeugt von einer gewissen Ironie,
denn unter "seinesgleichen" wäre der Unterschied
wahrscheinlich gar nicht so extrem aufgefallen...
Zu seiner Verteidigung muss man aber noch sagen,
es gibt mit Sicherheit Weinfreaks, die ihn
vorziehen würden (gell Jürgen)...
92P.

Leider waren die beiden nächsten Weine uns nicht
wohl gesonnen, einmal Flaschen/Korkfehler in einem
sonst grandiosen 86 Ch. Lagrange und einmal "nasser
Karton" beim 86 Ch. Grand Puy Lacoste. Wirklich
schade drum.

Wirklich "einfach" machten es uns auch
die nächsten Zwei nicht, nun gilt der
Jahrgang auch als nicht minder "schwierig"
wie 86, nämlich 88. Auch hier hat so mancher
Weinfreund inzwischen die Geduld verloren
und nach und nach verkauft, um inzwischen
wieder zuzukaufen, denn so langsam aber
sicher öffnet sich der eine oder andere,
und plötzlich wurde aus dem so lange hässlichen
Entlein ein nahezu weisser Schwan;-). Leider
gibt es immer noch Kandidaten, die den "Zutritt"
verweigern, wie die Flasche Haut Brion an diesem
Tag. Total verkapselt, Potential ohne Ende, am
besten noch, wenn man ihn aus dem geleerten Glas
nur roch. Punktemässig sind da wohl locker mittlere
Neunzig drin, könnte aber noch etwas dauern.
Zugänglicher und damit auch substantieller und
tiefer der Leoville Las Cases. Im Gegensatz zum
Flightpartner war er zwar noch nie ein "Gänsehautwein"
für mich, ohne das ich ihn jetzt hier schlechtreden
wollte, muss ich bei ihm immer "etwas kämpfen" um
ihm gerecht zu werden, trotzdem ist er ein sehr guter
und würdiger Vertreter dieses Jahrganges. Sicherlich
fehlt die Kraft für einen ganz grossen Wein, aber
ich freue mich schon heute auf die nächste Begegnung.
92P.

Eingestreut vor dem letzten Flight noch ein 96 Leoville
Poyferre. Ich schrieb: sehr jung, Zwischenhoch oder
beginnende Trinkreife?, klassischer Poyferre, burschikos,
Kraft, Länge, alles da. Hammerteil! 94+P.
Zum Glück konnte ich vor 2 Jahren noch etwas zu einem
sehr günstigen Kurs kaufen, ich freue mich auf jede
einzelne Flasche...

"Kniefallflight"

Hier habe ich mir kein einziges Stichwort mehr notiert,
diese zwei Weine forderten die gesamte Aufmerksamkeit
und um ehrlich zu sein, es "qualmte" so unsagbar genial
aus den Gläsern, dass an das halten eines Stiftes in
keinster Weise zu denken war...;-)
Bordeaux! Klar! Einmal linkes Ufer, einmal Rechtes. Auch
ziemlich klar! Doch welcher Wein hat auf der rechten
Seite so eine 100P.+ Nase, das war Perfektion pur. Ich
schränkte mich bei meiner Suche zu sehr auf St. Emilion
ein, sodass ich gar nicht auf Pomerol kam. Es war der
sehr schwierig zu findende 90 L'Evangile. Ob man im
Gesamteindruck dann 98, 99 oder 100Punkte gibt ist
letztendlich unsagbar egal. Der Wein war einfach nur
sensationell. Beim Flightpartner waren die Gedanken
um die Bewertung vom ersten Kontakt an gefällt. Ein
Monument! Flüssige Perfektion in jeglicher Hinsicht
(nur in der Nase war er dem L'Evangile um das + unterlegen;-)).
100P.

Zum Abschluss gab es noch einen 86 Recioto von
Quintarelli, der bei mir allerdings keinen Platz
mehr fand, zu sehr hatte dieser Abend meine Kondition
in Anspruch genommen...;-)

Danke an den Gastgeber für dieses genialen Weinerlebnisse,
oberleckeres Essen, das grosse Bett und das erweckende
Frühstück, wir kommen ganz bestimmt wieder...;-)

Nun war das allerdings erst der Samstagabend...;-)
Ein lieber Weinfreund kam noch mit nach Wiesbaden,
um abends zu kochen und "etwas Wein zu trinken"...;-)

Begonnen wurde mit einem zur Zeit etwas "breiten"
Halenberg Riesling GG 05 von Emrich-Schönleber,
grosser Riesling ohne Frage, würde aber lieber nochmals
ein Jahr warten, bis er seine Balance gefunden hat.
Danach gab es 2000 Peby Faugeres, welcher leider irgendeinen
Flaschenfehler hatte und nicht so richtig mit uns
kommunizieren wollte/konnte.
Schliesslich noch 91 und 85 La Chapelle von Jaboulet-Aine.
Ersterer trinkreif, mit "blutiger" Nase und etwas
fehlender Konzentration und Power, aber wunderschön zu trinken.
Der Jahrgang 85 zählt ohne Zweifel zu den grossen
La Chapelle, immer noch unglaublich jung (also keinerlei
Alterstöne), tiefe, warme und konzentrierte Syrahnase.
eine absolute Delikatesse und ein würdiger Abschluss
für dieses weinsame Wochenende...

Grüsse
Grüsse weinfex
Offline

weinfex

Administrator

  • Beiträge: 1210
  • Bilder: 1
  • Registriert: Do 5. Aug 2010, 22:00
  • Wohnort: Wiesbaden

Re: Weinfex probt 0.0

BeitragFr 26. Nov 2010, 15:21

Die Weine wurden gegen 13.00Uhr doppelt
dekantiert, begonnen wurde gegen 18.00Uhr.

Angfangen wurde mit den vermeintlich
"leichtesten" Weine aus dem Pessac.
Pape Clement wirkte in der Nase für
mich noch unentwickelt, natürlich mit
den "magreztypischen korinthigen Anflügen,
trotzdem dürfte er noch einige Jahre
bis zu einer beginnenden Trinkreife benötigen.92+P.

Smith Haut Lafitte erschlägt einen nahezu mit
seinen vom Holz herrührenden Kokos und Kaffeearomen,
aber irgendwie fehlt dahinter das Gerüst und
die Frucht. Wenn ich mir da so die Jahrgänge in
den mittleren Neunziger anschaue, kann man an der
Entwicklungsfähigkeit zumindest mal zweifeln,
ganz die Hoffnung aufeben würde ich aber so jung noch
sicher nicht...90P.

Wie gut Haut Bailly gelungen ist, hat Hartmut ja hier in der
Vergangenheit schon beschrieben, für mich hat er
nochmals einen Schritt "vorwärts" gemacht. Zwar wirkte
er insgesamt diesem Flight noch jünger
und unentwickelter wie die anderen beiden Weine, trotzdem
ist da ein wirklich beeindruckender Druck und speziell
eine von Haut Bailly bis dato noch nie erreichte Länge
zu schmecken. Kaufen !!! und nochmals mindestens 5 Jahre
im Keller vergessen...95P.

Auch die nächsten 3 Weine waren
wie bereits der 1.Flight relativ
leicht dem Gebiet (hier Margaux)
zuzuordnen, was für mich ein weiteres
Plus in diesem Jahrgang ist, Typizität.
Bei 05 oder gar 03 ist das unglaublich
schwierig, und das dürfte sich auch nicht
grossartig ändern.

Brane Cantenac wirkt schon deutlich weiter,
antrinkbarer, was aber auch nur eine
Phase sein kann, minimal bitter, mittlerer
Druck und Länge. Da ich diesen Jahrgang zum ersten Mal
überhaupt im Glas hatte, fällt es mir schwerer
den Wein einzuordnen was seine Zukunft betrifft...90P.

Palmer befindet sich im Moment in einer sehr
ungünstigen Phase, Nase fast nicht existent, sehr
jung, abweisend und stark aufrauhend im Mund.
Da ich ihn im Gegensatz zum Brane jung "kenne",
mache ich mir da für die Entwicklung null Gedanken.92+P.

Beim 3. Wein hätte ich Stein und Bein geschworen,
den Palmer im Glas zu haben, nahezu schwülstige
Frucht, kräftiges Holz, aber trotz allem sehr
jung und unentwickelt, toller Wein, mit tollem
Potential, der bei Integration sämtlich vorhandener
Komponenten, und daran habe ich überhaupt keine
Zweifel, noch für so manche Probenüberaschung sorgen
wird, Rauzan Segla. 96P. Auch das ohne Frage ein Kauftip!

Natürlich zeigen Weine wie die
3 nächsten nur ein Bruchteil ihrer
zukünftigen Möglichkeiten, trotzdem
ist es natürlich unglaublich interessant,
nach der Arrivage, nun zu sehen wo sie
stehen und wie sie sich bis jetzt entwickelt
haben.
Sich selbst treu bleib auch 2000 einmal
mehr Haut Brion. Sehr verhalten in jeder
Beziehung, aufrauhend und auf den ersten
Blick fast kein Potential
anzeigend. Später beim Nachprobieren hatte
ich ein einziges Mal für einen winzigen Moment
diese ganz spezielle und typische HB Aromatik
am Gaumen. Hier wird wohl frühestens in 10 Jahren
eine wirklich schmeckbare Evolution zu spüren sein...
95+P.

Da war der Wein im Nachbarglas natürlich "etwas
druckvoller und dichter in jeder Beziehung".
Wirkt aber ebenfalls "noch in sich gefangen".
Was mich minimal irritiert, es fehlt mir, auch
in diesem sehr jungen Stadium, dieser gewisse
"letzte Schuss" Genialität, wo bei einem irgendwie
"die Lichter" angehen, mal sehen was die Zunkunft
zeigen wird. Für "lockere" 98 P. hat es für mich
bei dem Margaux trotzdem "gereicht".

Was für den Haut Brion in Sachen Jugend gilt, gilt
auch für den La Mission, alles andere wäre zu diesem
Zeitpunkt auch eine Überraschung gewesen.
Mehr Jod und kräutriger, ungemein rauher Fluss,
mit beeindruckender Länge. Auch hier wird noch
ordentlich Zeit benötigt, bis man auch nur annähernd
von einer beginnender Trinkreife sprechen können
wird. Für den Moment ist so aber alles in bester
Ordnung...96+P.

Ja und gleich danach nochmals
eine Steigerung, allerdings wollten
die Weine richtiggehend erarbeitet
werden, man kann den Eindruck vielleicht
am ehesten noch mit "minimalstem streicheln"
erklären, nur mit der Zeit und mit jedem Schluck
mehr, begreift man die Dimensionen, die da
noch unentwickelt vor sich hinschlummern, es
sind nur Nuancen die sich greifen lassen, bei
mir mit einem minmalen Vorsprung für Latour (100P.)
vor Lafite (99P.). Die Weine sind nicht so total
verschlossen wie andere grosse Jahrgänge, das mag
an ihrer genialen Balance liegen, dass ich mir
diese natürlich auch Potentialwertung erlaube,
aber ohne Frage noch nicht viel weiter wie im
Babystadium. Aber die Grösse ist für mich eigentlich
nicht wirklich mit Worten zu fassen.
Da hatte es ein einmal mehr "heftig getoasteter"
Mouton im Flight natürlich schwer. Punktet aber
mit toller Länge und gutem Gripp. Hier wäre ich nicht
wirklich überrascht, wenn er nochmal eine gute Schippe in
einem Jahrzehnt drauflegen könnte...95+P.

Auch der nächste Flight war wieder
sehr gebietstypisch, ähnlich wie bei der
96 Probe, waren auch hier die Weine
aus St. Julien mit am verhaltensten
entwickelt, trotzdem aber aufgrund
ihrer "Charakterzüge" gut zuordenbar.
Extremst verhalten, das dürfte wieder
einer der Weine mit der längsten "Wartezeit" werden,
einmal mehr Las Cases, das könnte man
auch noch embryonal nennen, aber mit den
allerbesten Anlagen. 94+P.
Sehr viel Kräuter, Cabernetdominanz anzeigend,
Komplexität und Potential ohne Ende, für mich
einer von vielen Weinen des Abends, Gruaud Larose
wird ausser Frage ein ganz ganz Grosser...97P.
Und auch hier natürlich, wer noch nicht genug hat, Kaufen!
Auch der dritte Wein zog alle die von ihm
erwartete Register, gröber gestrickt, burschikos und
mächtig, auch hier starke Cabernetdominanz, ein
werdender Poyferre wie er im Lehrbuch steht! 95P.

Dieses Niveau in der Breite ist einfach sagenhaft!

Nicht ganz so "wohlgesonnen" wie
die vorherigen Flights waren die
Kraftbolzen aus dem Pauillac.

Eine etwas unsaubere "BrettComtesse",
aber ganz ohne Frage mit tollen Anlagen
(schöne Säure, sehr gute Konzentration),
hier bin ich gespannt wie sie sich entwicklen
kann und wird, bin aber sehr sicher, das wird
schon werden... 93P?.

Als einzigster im Flight hielt der Baron mal wieder
die Fahnen hoch, tolle Kirschnase, wirkt innerhalb
der drei Weine am offensten, sehr gute Länge,
hier ist alles da und am rechten Fleck, und wirkt
dementsprechend recht komplett, aber halt auch
noch sehr jung. 95P.

Einer der abweisendsten und unfertigsten Weine,
vielleicht auch einfach nur in einer "Rumpel/Umbruchphase
Lynch Bages. Da ich ihn aber auch seit der Arrivage
verfolgen konnte, bin ich auch bei ihm in seiner
zukünftigen Entwicklung sehr "entspannt"...91++P.


Einer ging (gerade) noch!

Einmal mehr (wie auch schon an der 96 Probe)
fand ich im Gegensatz zum grössten Teil
der Gruppe den Calon Segur sehr gut, zumindest
was seine Anlagen angeht. Sicher
benötigt er noch einiges an Reifezeit,
davor probiert er sich eigentlich grundsätzlich
immer sehr schwer, um dann (wie z.B. gerade
88&89) irgendwann aus der tiefsten Versenkung
aufzutauchen. Wenn man das beherzigt, wird
2000 ein grosser Jahrgang für Calon werden,
davon bin ich überzeugt. 94Potentialpunkte

Noch am zugänglichsten in diesem Flight wirkte Montrose.
Gebündelte Konzentration, wunderschöne Frische.
Toller St. Estephe mit fraglos langem Leben
und auch hier wird noch jede Menge Zeit ins Land ziehen,
bevor man von einer ersten Trinkreife sprechen kann. 94P.

Noch einmal eine Stufe darüber, Leoville Barton.
Das wird wohl einer der besten Bartons überhaupt
werden, auch hier natürlich ultrajung, zähnebeschlagendes
Tanninkorsett, aber dagegen steht ein dicker, dicker
Fruchtkern. Superklasse! 96+P.

Ein wirklich beeindruckende Probe, die meine
Hoffnungen in diesen Jahrgang, zumindest zu diesem
Zeitpunkt, vollauf bestätigt, teilweise sogar
übertroffen haben. Vielen Dank nochmals an Andreas,
bei dieser Probe dabeigewesen sein zu dürfen...
Grüsse weinfex

Zurück zu Weinproben und Verkostungsberichte

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen