Gemeinsame Verkostung des Facebook-Pakets von Müllen

Ich startete in den heutigen Abend beim Kochen mit dem Kabi. Nach den ersten Schlucken kam es mir kurz so vor, als habe er gegenüber gestern an Substanz verloren, da war primär nur Säure, doch dann überzeugt mich der Wein wieder wie gestern. Er verlangt ein Eintrinken ist dann großartig mundwässernd und trinkanimierend ohne zu dünn zu sein. Punktemäßig würde ich ihn nicht über 85 P sehen, aber ganz subjektiv liebe ich solche straffen Charakterweine.

Jetzt habe ich gerade die Spätlese aufgemacht und beim ersten Schnuppern hat man ja oft einen anderen Eindruck als nach dem ersten Schluck. Danch riecht ein Wein häufig auch anders (was natürlich nachvollziehbar ist). Auf was ich hinaus will: Der erste Duft überzeugt ich nicht wirklich. Nicht primär die Exotik stört mich, sondern der leicht dropsige Oberton. Da schweben Gummibärchen über dem Wein (trotz Spontangärung) und hinten raus wird das noch dominanter. Nee, das mag ich nicht wirklich.
Im Mund dann wieder etwas Restzucker, wenn auch wesentlich besser eingebunden als beim Gutsriesling, sehr runde, fast schon "süßlich"-schüchterne Säure. Aber: Geschmacklich gefällt mir der Wein richtig gut, weil er hier trotz der Nase schlank, ziemlich definiert und vor allem wirklich stilvoll-elegant daherkommt.
Andere haben ja die Spätlese schwächer als den Kabi gesehen. Das kann ich nicht nachvollziehen. Obwohl mir der Kabi stilistisch am besten gefällt, ist das hier klar der beste Wein. Dieser Wein zeigt edle Züge. Der Kabi kann da nicht ansatzweise konkurrieren. Die 91 P von dir, Bernd, sehe ich zwar nicht, aber ich kann sie in "deiner Eichung" absolut nachvollziehen. Bei mir wären es 88-89 P.

Bevor ich gleich meinen ersten kanadischen Riesling dazwischenschiebe, habe ich mir auch noch mal den Kabinett vorgeknöpft und im Vergleich zu gestern keine großen Veränderungen festgestellt.

Er verlangt ein Eintrinken ist dann großartig mundwässernd und trinkanimierend ohne zu dünn zu sein.

Das unterschreibe ich! Um diesen Wein zu mögen, muss man allerdings wirklich säureresistent sein.

Die 91 P von dir, Bernd, sehe ich zwar nicht....

Einer muss ja den Ausreißer nach oben produzieren....

Herzliche Grüße

Bernd

Danke Bernd für den Hinweis, Fortsetzung jetzt im richtigen Thread: Den Kabi fand ich persönlich am Spannendsten! Im Duft Akazienhonig und Banane. Im Geschmack tolle Spannung durch die vibrierende Säure. Die finde ich völlig verträglich, weil für mich reif und rund. Da kenne ich von Moselrieslingen aus den späten 80er/frühen 90ern (wohl als Extremreaktion auf Glykolskandal) ganz andere Kaliber, die ich Mitte der 90er als Rachen- und magenverätzend empfunden habe. Den werde ich wohl nachordern und überlegen, welches Essen dazu gut passt. Irgendwelche Ideen?

Schöne Grüße
Armin

Hallo Armin,

den Kabi habe ich gerade noch mal im Glas. Ich finde ihn jetzt etwas runder als am Freitag und werde gleich noch eine VKN dazu verfassen. Was dazu essen? Martin Müllen empfahl, wenn ich mich nicht irre, im Livestream Fisch. Ich fand eine Bemme mit "ahler Wurscht" vom Teichhof ziemlich passend. Ich glaube, den Teichhof habe ich hier schon mal empfohlen, aber ich möchte das noch mal wiederholen: https://www.derteichhof.de/ahle-wurscht/?no_cache=1

Nicht nur die frischen Würste, sondern auch die Sachen in den Gläsern schmecken mir sehr gut, und die Preise sind konsumentenfreundlich gestaltet. Von den Gläsern habe ich immer einen Vorrat (momentan einen größeren) im Haus.

Herzliche Grüße

Bernd

Ich meine er korrigierte seine Empfehlung Fisch zu Hähnchen in Sahnesauce, kann aber auch sein dass es da um einen anderen Wein ging

Ich habe den Kabi auch gerade nochmal im Glas. Die Nase finde ich wirklich ganz apart: mineralisch, gewürzt mit ein bißchen Zitronengras und Kaminrauch. Ein bißchen runder ist er, aber am Gaumen auch aromatisch verflacht. Wie man die dadurch jetzt noch prominentere Säure als "reif und rund" empfinden kann, kann ich allerdings nicht nachvollziehen.

Im Parallelthread schrieb Ralf:

2018 Kröver Paradies Spätlese trocken** [...] druckvoll, aber niemals fett und durchaus elegant. Die Säure finde ich perfekt. Der Wein hat die typischen Paradies-Kräuternoten, die mich so oft blind Richtung Ruwer tippen ließen. Und, was mir vor allem gefällt: er ist die für mich perfekte Interpretation des Jahrgangs 2018. Ich bin etwas verwundert über die Reaktionen, weil der Wein m.E. mehrheitsfähig ist. Aber genau das ist ja so spannend an einer gemeinsamen Verkostung.

Ich habe ihn auch gerade nocheinmal im Glas: Für mich deutlich der beste, ausgewogenste Wein der drei. Wenn die Kräuter typisch sind, ist das sehr gut dargestellt, denn kräuterig ist er reichlich - mehr als Freitag; die Exotik hat nachgelassen. Breit finde ich ihn auch nicht, da hatte ich schon andere 2018er. Die Säure ist ok, weiterhin eher mild, und insofern wohl jahrgangstypisch.

Das ist eine andere Art von Riesling, als ich bisher kannte, und insofern ein Gewinn für mich. Ich bin aber nicht sicher, ob das meine bevorzugte Stilistik ist.

Kurz von mir zur Spätlese: Duft nach frischem Hefezopf und Williamsbirne, die Williamsbirne finde ich auch im Geschmack wieder, für mich eher halbtrockene/feinherbe Anmutung, vielleicht dem Jahrgang geschuldet. Auf seine Art ein schöner Wein, würde mich einmal in einem kühleren Jahrgang interessieren. Nicht zu warm trinken, weil er mir dann in Duft und Geschmack etwas zu alkoholisch und breit wird.

Schöne Grüße
Armin

...für mich eher halbtrockene/feinherbe Anmutung....

Ja, für mich auch - was aber nichts daran ändert, dass ich diese "trockene" Spätlese einfach wunderschön finde. Der noch von gestern verbliebene kleine Rest ist eben in meinen Schlund gewandert und hat dabei erneut für große Freude gesorgt.

Martin Müllen zeigt hier für meine Begriffe auf eine eindrucksvolle Art, was in 2018 möglich war, wenn der Winzer die Fähigkeit besaß, den Jahrgang adäquat zu interpretieren. Der Wein verfügt über eine jahrgangstypische Fülle, ohne auch nur ansatzweise eindimensional breit zu wirken. Kraft wie Feinheit ist gleichermaßen vorhanden.

Herzliche Grüße

Bernd

Die Hühnerberg-Vertikale-Pakete stehen nun auch schon im shop .... das würde mich ja schon in den Fingern jucken ...

Das große Hühnerberg-Vertikale-Paket habe ich gerade bestellt und bin sehr gespannt auf diese Probe, wir haben passender Weise ab dem Mittwoch Urlaub