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Hallo zusammen,
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte in der örtlichen VHS, um der Fazination gereifter Weine auf den Grund zu gehen.
Die ausgewählten 15 Weine (7x weiß/8x rot)sollten vor allem 2 Kriterien erfüllen: mindestens 10 Jahre alt und nach menschlichen Ermessen jetzt besten Trinkgenuss bieten. Und die verkosteten Weine hielten sich auch fast ausnahmslos an diese Anforderungen, so dass diese "Altweinverkostung" nicht zur "Kellerentrümplungsaktion" verkam, sondern tatsächlich enorm spannend war und viel Trinkspass bot.
Zunächst zu den Weißweinen:
2003er Riesling QW trocken "Edition S" (G. A. Heinrich, Heilbronn) -Württemberg-
die Rieslinge aus dem "Ländle" werden gerne etwas unterschätzt, dieser Vertreter aus dem warmen und nicht einfachen Jahr ist noch sensationell lebendig: klassische Rieslingnase mit noch deutlicher Pfirsich- und Agrumenfrucht,dezente Honignote, lebendige, reife Säure, trotz 13,5 Vol% ein stimmiger und eher mittelgewichtiger Wein, findet perfekt die Mitte zwischen cremiger Reife und rieslingtypischer Eleganz und Spritzigkeit. Jetzt sehr schön zu trinken, dürfte in dieser Flaschenform aber noch einige Jahre problemlos weiterreifen.
2009er Senftenberger Pellingen Grüner Veltliner "Privat" DAC Reserve (Nigl,Senftenberg)-Kremstal-
auch hier ein Volltreffer aus warmen Jahrgang: cremig anmutende Nase mit vollreifer Kernobstfrucht, auf der Zunge sehr gehaltvoll, aber ohne jegliche Brandigkeit, sogar Spuren eines Pfefferl sind vorhanden, sehr fruchtdicht und extraktreich, die sanfte Säure hält aber den Wein im Gleichgewicht, cremig und außerordentliche Länge, bei der der Alkohol (13,5 Vol%) nur ganz dezent spürbar ist. Jetzt perfekt zu trinken, wird sich aber aufgrund des Extraktes und der Fruchtdichte noch einige Jahre halten, ohne aber wahrscheinlich besser zu werden. Ein würdiger Vertreter der gehaltvollen Veltliner.
1997er Mußbacher Eselshaut Riesling Spätlese trocken (Müller-Catoir, Haardt)-Pfalz-
einer der unzerstörbaren Klassiker unter der Ägide des legendären Hans-Günter Schwarz: keine Spur von Alterung bei diesem immerhin 22 Jahre alten Riesling, sehr klare, fast jugendlich wirkende Steinobstfrucht mit mineralischem Einschlag, entwickelt sich tatsächlich noch etwas mit Lufteinfluss, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%- heutzutage würde das nur als Kabinett-Wein bezeichnet werden), feinstrahlige, aber reife Säure, gerade genug Fleisch an den Knochen, sehr saftig und trinkanimierend, mittellanger Abgang. Ein echtes Trinkflussmonster . In dieser Flaschenverfassung tatsächlich noch weitere Möglichkeiten zur weiteren Reife über die nächsten 5 oder 10 Jahre (sofern der Korken durchhält). Dieser Wein würde in einer Blindprobe wahrscheinlich von den meisten auf 5 bis 6 Jahre alt geschätzt werden.
2008er "Erdrauch" Silvaner QW trocken (Weingut Landart, Mainstockheim)-Franken-
auch fränkischer Silvaner hat ein sehr gutes Alterungspotential, sofern er wie dieser Vertreter auf Langlebigkeit vinifiziert wurde (langes Hefelager, Ausbau im Großen Holz und kontrolliertes Nichtstun im Keller):
sehr jugendliche Nase mit reifem Apfel, Hauch Birne und Quitte, deutliche, aber integrierte (Altholz-)Note, lebendige, aber reife Säure,angenehm cremig, dezentes Holz, die Frucht entwickelt sich mit Luft, nur mittelgewichtig (13 Vol%), sehr ausgewogen und in sich ruhend, langer, von Frucht und Holz getragener Abgang. Dieser Silvaner trinkt sich jetzt perfekt, allerdings ist überhaupt keine Eile angesagt. Leider gibt es dieses Weingut und damit auch diesen angehenden "Kult-Silvaner" seit einigen Jahren nicht mehr.
2004er "Vina Tondonia" Blanco Rioja Reserva DOC (Lopez de Heredia, Haro)-Rioja-
über diese einzigartigen Weißweine ist ja im Forum schon einiges geschrieben worden. Aufgrund der möglicherweise polarisierenden, durch die jahrelange Fasslagerung hervorgerufene Stilistik war ich schon im Zweifel, ob dieser Wein seine entsprechende Würdigung erfahren würde. Alle Zweifel waren aber unbegründet, da dieser Wein allgemein mit Begeisterung und einer gewissen Ehrfurcht vor so viel Sturheit und Stiltreue aufgenommen wurde: man erwarteti zunächst eine gewisse Oxidation, die aber nur in angenehmer Reife wahrnehmbar ist, deutlicher Holzeinfluss(6 Jahre Fasslager im großen Gebinde), der aber der reifen Frucht (Lederäpfel, Quitte) noch ausreichend Platz lässt, saftige Säure, die diesem Wein den richtigen Frische-Kick gibt, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), aber mit ausreichend Extrakt, die Komplexität äussert sich in den würzigen Noten (pfeffrig,Piment), ausgezeichnete Länge. Ein absolut zeitloser Wein in einzigartiger Stilistik, dem sogar ein Dekantieren gut getan hätte.
2002er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese*** (Jos. Christoffel jun., Ürzig)-Mosel-
auch dieses Weingut gibt es altersbedingt nicht mehr, die Weine sind und bleiben aber legendär so wie dieser: ultra-klassische Mosel-Auslese der tänzerischen Art mit gereifter Pfirsichfrucht und deutlicher Schieferaromatik, schon die Nase ein Gedicht, auf der Zunge ideales Gleichgewicht zwischen "abgeschmolzener" Süsse und saftiger Säure, so dass sich eine perfekte Harmonie ergibt, federleichte 7,5 Vol%, und trotzdem vollgepackt mit Frucht, Würze und feinem Extrakt. So einen Wein gibt es nur an der Mosel und ist die perfekte "Edel-Trinklimonade für Erwachsene"
1997er Randersackerer Sonnenstuhl Rieslaner Beerenauslese (Schmitts Kinder, Randersacker)-Franken-
Die Rebsorte Rieslaner (Kreuzung Silvaner x Riesling) ist im edelsüssen Bereich ein Gigant, der kernige Säure mit tropischen Fruchteindrücken verbinden kann. Hier eine angenehm gereifte aber noch lebendige Nase, deutlich saubere Bortrytis, ein Hauch Karamell, noch deutliche Frucht (Mango, reifer Weinbergspfirsich, etwas Rhabarber), auf der Zunge saftige Säure bei integrierter Säure, "alte" Stilistik mit mehr Alkohol (13 Vol%) und gemässigter Restsüsse, gute Länge. Jetzt sehr schön zu trinken, wird sich sicher in dieser Flaschenform noch halten, wird aber aufgrund der reduzierten Restsüsse mit der Alterung an Harmonie verlieren.
So kann es mit den Rotweinen weitergehen !!
Fortsetzung folgt !
LG
Bodo
letzten Freitag trafen sich wieder einige Weininteressierte in der örtlichen VHS, um der Fazination gereifter Weine auf den Grund zu gehen.
Die ausgewählten 15 Weine (7x weiß/8x rot)sollten vor allem 2 Kriterien erfüllen: mindestens 10 Jahre alt und nach menschlichen Ermessen jetzt besten Trinkgenuss bieten. Und die verkosteten Weine hielten sich auch fast ausnahmslos an diese Anforderungen, so dass diese "Altweinverkostung" nicht zur "Kellerentrümplungsaktion" verkam, sondern tatsächlich enorm spannend war und viel Trinkspass bot.
Zunächst zu den Weißweinen:
2003er Riesling QW trocken "Edition S" (G. A. Heinrich, Heilbronn) -Württemberg-
die Rieslinge aus dem "Ländle" werden gerne etwas unterschätzt, dieser Vertreter aus dem warmen und nicht einfachen Jahr ist noch sensationell lebendig: klassische Rieslingnase mit noch deutlicher Pfirsich- und Agrumenfrucht,dezente Honignote, lebendige, reife Säure, trotz 13,5 Vol% ein stimmiger und eher mittelgewichtiger Wein, findet perfekt die Mitte zwischen cremiger Reife und rieslingtypischer Eleganz und Spritzigkeit. Jetzt sehr schön zu trinken, dürfte in dieser Flaschenform aber noch einige Jahre problemlos weiterreifen.
2009er Senftenberger Pellingen Grüner Veltliner "Privat" DAC Reserve (Nigl,Senftenberg)-Kremstal-
auch hier ein Volltreffer aus warmen Jahrgang: cremig anmutende Nase mit vollreifer Kernobstfrucht, auf der Zunge sehr gehaltvoll, aber ohne jegliche Brandigkeit, sogar Spuren eines Pfefferl sind vorhanden, sehr fruchtdicht und extraktreich, die sanfte Säure hält aber den Wein im Gleichgewicht, cremig und außerordentliche Länge, bei der der Alkohol (13,5 Vol%) nur ganz dezent spürbar ist. Jetzt perfekt zu trinken, wird sich aber aufgrund des Extraktes und der Fruchtdichte noch einige Jahre halten, ohne aber wahrscheinlich besser zu werden. Ein würdiger Vertreter der gehaltvollen Veltliner.
1997er Mußbacher Eselshaut Riesling Spätlese trocken (Müller-Catoir, Haardt)-Pfalz-
einer der unzerstörbaren Klassiker unter der Ägide des legendären Hans-Günter Schwarz: keine Spur von Alterung bei diesem immerhin 22 Jahre alten Riesling, sehr klare, fast jugendlich wirkende Steinobstfrucht mit mineralischem Einschlag, entwickelt sich tatsächlich noch etwas mit Lufteinfluss, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%- heutzutage würde das nur als Kabinett-Wein bezeichnet werden), feinstrahlige, aber reife Säure, gerade genug Fleisch an den Knochen, sehr saftig und trinkanimierend, mittellanger Abgang. Ein echtes Trinkflussmonster . In dieser Flaschenverfassung tatsächlich noch weitere Möglichkeiten zur weiteren Reife über die nächsten 5 oder 10 Jahre (sofern der Korken durchhält). Dieser Wein würde in einer Blindprobe wahrscheinlich von den meisten auf 5 bis 6 Jahre alt geschätzt werden.
2008er "Erdrauch" Silvaner QW trocken (Weingut Landart, Mainstockheim)-Franken-
auch fränkischer Silvaner hat ein sehr gutes Alterungspotential, sofern er wie dieser Vertreter auf Langlebigkeit vinifiziert wurde (langes Hefelager, Ausbau im Großen Holz und kontrolliertes Nichtstun im Keller):
sehr jugendliche Nase mit reifem Apfel, Hauch Birne und Quitte, deutliche, aber integrierte (Altholz-)Note, lebendige, aber reife Säure,angenehm cremig, dezentes Holz, die Frucht entwickelt sich mit Luft, nur mittelgewichtig (13 Vol%), sehr ausgewogen und in sich ruhend, langer, von Frucht und Holz getragener Abgang. Dieser Silvaner trinkt sich jetzt perfekt, allerdings ist überhaupt keine Eile angesagt. Leider gibt es dieses Weingut und damit auch diesen angehenden "Kult-Silvaner" seit einigen Jahren nicht mehr.
2004er "Vina Tondonia" Blanco Rioja Reserva DOC (Lopez de Heredia, Haro)-Rioja-
über diese einzigartigen Weißweine ist ja im Forum schon einiges geschrieben worden. Aufgrund der möglicherweise polarisierenden, durch die jahrelange Fasslagerung hervorgerufene Stilistik war ich schon im Zweifel, ob dieser Wein seine entsprechende Würdigung erfahren würde. Alle Zweifel waren aber unbegründet, da dieser Wein allgemein mit Begeisterung und einer gewissen Ehrfurcht vor so viel Sturheit und Stiltreue aufgenommen wurde: man erwarteti zunächst eine gewisse Oxidation, die aber nur in angenehmer Reife wahrnehmbar ist, deutlicher Holzeinfluss(6 Jahre Fasslager im großen Gebinde), der aber der reifen Frucht (Lederäpfel, Quitte) noch ausreichend Platz lässt, saftige Säure, die diesem Wein den richtigen Frische-Kick gibt, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), aber mit ausreichend Extrakt, die Komplexität äussert sich in den würzigen Noten (pfeffrig,Piment), ausgezeichnete Länge. Ein absolut zeitloser Wein in einzigartiger Stilistik, dem sogar ein Dekantieren gut getan hätte.
2002er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese*** (Jos. Christoffel jun., Ürzig)-Mosel-
auch dieses Weingut gibt es altersbedingt nicht mehr, die Weine sind und bleiben aber legendär so wie dieser: ultra-klassische Mosel-Auslese der tänzerischen Art mit gereifter Pfirsichfrucht und deutlicher Schieferaromatik, schon die Nase ein Gedicht, auf der Zunge ideales Gleichgewicht zwischen "abgeschmolzener" Süsse und saftiger Säure, so dass sich eine perfekte Harmonie ergibt, federleichte 7,5 Vol%, und trotzdem vollgepackt mit Frucht, Würze und feinem Extrakt. So einen Wein gibt es nur an der Mosel und ist die perfekte "Edel-Trinklimonade für Erwachsene"
1997er Randersackerer Sonnenstuhl Rieslaner Beerenauslese (Schmitts Kinder, Randersacker)-Franken-
Die Rebsorte Rieslaner (Kreuzung Silvaner x Riesling) ist im edelsüssen Bereich ein Gigant, der kernige Säure mit tropischen Fruchteindrücken verbinden kann. Hier eine angenehm gereifte aber noch lebendige Nase, deutlich saubere Bortrytis, ein Hauch Karamell, noch deutliche Frucht (Mango, reifer Weinbergspfirsich, etwas Rhabarber), auf der Zunge saftige Säure bei integrierter Säure, "alte" Stilistik mit mehr Alkohol (13 Vol%) und gemässigter Restsüsse, gute Länge. Jetzt sehr schön zu trinken, wird sich sicher in dieser Flaschenform noch halten, wird aber aufgrund der reduzierten Restsüsse mit der Alterung an Harmonie verlieren.
So kann es mit den Rotweinen weitergehen !!
Fortsetzung folgt !
LG
Bodo