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Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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amateur des vins

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Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragDi 4. Jun 2019, 15:04

Hi Leute,

Rolf "Der Wein-Schwede" hatte hier (Link) schon einmal geworben. Es sind noch einige Plätze verfügbar. Wer kurzfristig teilnehmen möchte, wendet sich bitte an Marko "maha", Rolf oder mich.

Das Line-Up kann sich - auch ohne Romanée-Conti :roll: - sicher sehen lassen. 8-)
Wir haben darauf geachtet, preislich nicht zu sehr abzuheben, decken aber das Spektrum gut ab, denke ich. Aus Deutschland haben wir Topweine von Huber, Knewitz, Rebholz, Saalwächter, Shelter, Wageck und Ziereisen am Start. Frankreich ist mit Bachelet-Monnot, Barraud, H. Boillot, Bonhomme, Joblot, B. Moreau und C. Moreau dabei (Änderungen vorbehalten).

Als besonderes Schmankerl hat Thomas Pfaffmann vom Weingut Wageck seine Teilnahme zugesagt und wird einige seiner Weine persönlich vorstellen!

Ich freue mich darauf, einige Foristen persönlich kennenzulernen! Es dürfen gerne noch ein paar mehr werden... :)
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 4. Jun 2019, 15:45, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 16.05.2019

BeitragDi 4. Jun 2019, 15:32

Hallo Karsten,

die Probe ist am 15.06.2019

Gruß
Rolf
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amateur des vins

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragDi 4. Jun 2019, 15:46

Der Wein-Schwede hat geschrieben:die Probe ist am 15.06.2019
Ups, danke! Hab's korrigiert.
Besten Gruß, Karsten
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Herr S.

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragMo 17. Jun 2019, 08:25

Hallo zusammen,

letzten Samstag fand in der Winebank Frankfurt die angekündigte Verkostung deutscher und französischer (burgundischer) Chardonnays statt.
Die Probe war Top organisiert (Danke Marko (maha), Rolf (Wein-Schwede) und Karsten (Amateur des vins) !) und alle Weine kamen als DE-FR-Zweier-Flights in Glas.
Das Niveau der Probe war, abgesehen vom ersten, etwas schwächeren Flight, durchweg hoch obwohl wir im Burgund „nur“ die 2. Reihe am Start hatten. Mein übergeordnetes Fazit ist, dass die deutschen Weine fast durchweg „lauter“ waren als ihre französischen Pendants (was nichts über die Qualität aussagen soll sondern nur über den Stil). Dadurch war es mit ordentlicher Trefferquote möglich, die Weine in den Flights den Herkunftsländern zuzuordnen. Natürlich erwartet jetzt jeder Notizen, Punkte usw. Damit kann ich nicht dienen und muss hier auf die drei o.g. Protagonisten verweisen, die allesamt umfangreich dokumentiert haben und hier bestimmt zeitnah etwas einstellen werden. Soviel vorweg: der Wein des Tages war für mich ein Deutscher und zwar der Chardonnay von Saalwächter, eine Neuentdeckung aus dem nördlichen Rheinhessen, genauer Ingelheim. Dieser Wein hatte ungemein viel Grip bei gleichzeitig toller Balance, eine kühle Aromatik mit Kräutern und Menthol und das alles summierte sich zu einem Wein, der einen in seinen Bann zog.
Ein dank gebührt neben den Organisatoren (siehe oben) Thomas Pfaffmann, der persönlich vor Ort war und zwei Jahrgänge seines Top-Chardonnays „Geisberg“ angestellt hatte. Zudem stellte er noch mit zwei Jahrgängen vom Geisberg Pinot Noir den „Absacker“.

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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amateur des vins

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragMo 17. Jun 2019, 21:59

Hallo Björn,

nicht wundern - ich habe Gerald gebeten, das Thema zu verschieben, denn eine Ankündigung ist es jetzt ja nicht mehr.
Herr S. hat geschrieben:Das Niveau der Probe war, abgesehen vom ersten, etwas schwächeren Flight, durchweg hoch
Man könnte erwähnen, daß wir im ersten Flight das einzige technische Problem hatten: Korkschleicher beim Rebholz - den ich erst nicht wahrnehmen und dann nicht wahrhaben konnte. :? Meine "Geheimwaffe" von Bonhomme hat an dem Abend leider nicht so funktioniert, wie ich ihn in Erinnerung habe.
Herr S. hat geschrieben:Mein übergeordnetes Fazit ist, dass die deutschen Weine fast durchweg „lauter“ waren als ihre französischen Pendants (was nichts über die Qualität aussagen soll sondern nur über den Stil).
Jep, so sehe ich das auch. Man merkte aber auch, daß die Lautheit Dominanz ausübt: Die leiseren Weine hatten es in der Gruppe tendenziell schwerer zu beeindrucken.
Herr S. hat geschrieben:[Mit Punkten] kann ich nicht dienen und muss hier auf die drei o.g. Protagonisten verweisen, die allesamt umfangreich dokumentiert haben und hier bestimmt zeitnah etwas einstellen werden. Soviel vorweg: der Wein des Tages war für mich ein Deutscher und zwar der Chardonnay von Saalwächter, eine Neuentdeckung aus dem nördlichen Rheinhessen, genauer Ingelheim. Dieser Wein hatte ungemein viel Grip bei gleichzeitig toller Balance, eine kühle Aromatik mit Kräutern und Menthol und das alles summierte sich zu einem Wein, der einen in seinen Bann zog.
Ich weiß noch nicht, ob meine ziemlich spärlichen Notizen noch einen Rundumschlag hergeben; wenn, dann später.

Saalwächter ist sicher eine Trouvaille, wie mir schon bei der Probeflasche im Vorfeld klar war. Dieser Wein, mit 23 € der günstigste der Probe, "performte" klar über seiner Liga.

Meine Favoriten waren dennoch andere, leisere: Bachelet-Monnot Maranges 1er Cru "La Fussière" 2016 war bei aller Feinheit und Eleganz äußerst komplex und tief; mein Favorit. Auch der teuerste Wein des Abends, Henri Boillot Puligny-Montrachet 1er Cru Clos de la Mouchère 2013, war auf vergleichbar hohem Niveau. Er hatte es allerdings sehr schwer mit seinem Flightpartner Huber Schlossberg 2013, ähnlich gut (für mehrere Teilnehmer der Favorit, wenn ich es richtig mitbekam), aber eben laut und markant rauchig, und dadurch dominant.
Herr S. hat geschrieben:Ein dank gebührt [...] Thomas Pfaffmann, der persönlich vor Ort war und zwei Jahrgänge seines Top-Chardonnays „Geisberg“ angestellt hatte. Zudem stellte er noch mit zwei Jahrgängen vom Geisberg Pinot Noir den „Absacker“.
Unbedingt; danke, Thomas! Toll, wie nahbar Du geduldig unsere Amateurfragen beantwortet hast. Und man hat Dir in jedem Moment die Leidenschaft angemerkt. :ugeek: 8-)
Besten Gruß, Karsten
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maha

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragDi 18. Jun 2019, 11:47

So, dann mach ich mal hier weiter.
Hier meine gesammelten Eindrücke.

Es wurde übrigens komplett blind verkostetet und erst ganz zum Schluss aufgedeckt. Lediglich Karsten kannte die Flight Zusammenstellung, wusste aber auch nicht in welchem Glas sich der Deutsche und in welchem Glas sich der Franzose befand. Insofern war es spannend bis zum Schluss ;)
Alle Weine - bis auf die beiden Geisberge - wurden ca. 1 Stunde vorher doppelt karaffiert und dann auf Trinktemperatur gebracht. Die beiden Weine von Thomas wurden erst kurz vor Beginn belüftet und dann temperiert.
Es war trotzdem interessant zu beobachten wie sehr sich die Weine noch im Glas verändert haben.
Die einzige Schlegelflasche (Rebholz) wurde in eine Burgunder Flasche umgefüllt um nicht sofort entlarvt zu werden

Los geht's

Flight 1:
Rebholz Chardonnay R, 2015
Leichter Muff, die allgemeine Meinung war Kork, ich war mir da nicht so sicher, Etwas zurückhaltender in der Nase, Sehr filigran. Mit Luft Kräuter und blumig
Am Gaumen schöne Säure, sehr zurückhaltend, ja, die Flasche hatte nen leichten Batscher. Dennoch würde ich nicht auf Kork tippen. Anyway, recht kurz und flach. Leider der schwächste Wein der Runde, was aber sicher der nicht optimalen Flasche geschuldet ist. 
Getippt auf FR
vs.
André Bonhomme, Viré Clessé, Maconnais, 2015
Buttrige Nase, ganz leicht reduktiv, Petrol, sehr laut, Vanille
Wuchtiger Gaumen, viel Holz das nicht sehr gut integriert scheint, leicht bitter, auch am Gaumen eher laut, voller Körper, würzig, Nelke, wirkt auf mich geschminkt.
Getippt auf DE

Flight 2:
Chassagne-Montrachet Premier Cru , Bernard Moreau, 2015
Nase Petrol, Orange, etwas grasige Noten, nasser Stein, dreht mit Luft und Wärme auf.
Schöne Komplexität im Mund, das Holz schmeckbar aber diskret, schön eingesetzt, etwas kalkig, schöne Mineralik, etwas eleganter als sein Partner, aber eine bezaubernde Eleganz. Wird mit Luft immer schöner, leider etwas kurz
Getippt auf FR
vs.
Wageck, Chardonnay Geisberg, 2016
Würzige Nase, sehr Komplex, auch hier Orangenzesten in der Nase, etwas Fenchel, auch schöner aber diskreter Holzeinsatz.
Im Mund seine sehr schöne Säure, viel Grip, auch hier schöne Komplexität, das Holz auch hier spürbar aber gekonnt eingesetzt, etwas mehr Frucht, 
Thomas Pfaffmann war sich sofort sicher: "Das ist mein Geissberg 16" 8-)
Getippt hatte ich auch auf DE

Flight 3:
Domaine Barraud, Pouilly Fuisse, En Buland, 2014
Fruchtig, gelbe Steinfrucht, blumige Nase, etwas Petrol, leicht „muffig“ hinten raus, riecht angereift, etwas Karamell, Apfel
Schöner Gaumen, sehr ausbalanciert, schöne Säure, viel Mineralik, wenig Frucht hier, wenn überhaupt Granny Smith, würzig hinten raus, schön elegant
Getippt auf FR
vs.
Ziereisen, Chardonnay Hard, 2014
Ordentlich Schießpulver in der Nase, geniale Kräuter Note, Frischer Liebstöckel aber ohne dabei den Suppencharakter zu haben, funky Nase.
Auch hier schmatzige Säure, mittlerer Körper, ordentlich Tannin, salzig, eingelegte Zitrusfrüchte mit ner schönen Kräuternote. Speichelzieher
Getippt auf DE

Flight 4:
Knewitz, Chardonnay Reserve, 2016
Schießpulver auch hier in der Nase, reduktiv, komplex, freakig, vegetabil. Der hatte irgendwas fruchtiges was ich nicht näher benennen kann. Am ehesten erinnert mich das an Jackfruit. In etwa so eine Mischung aus Zuckerwatte und Suppengrün, hört sich zwar komisch an, aber besser kann ich's nicht beschreiben. Mit Luft kommt Rauch und verbranntes Holz. 
Der Gaumen auch etwas freakig. Schöne Säure, mineralisch, etwas unterkomplex, etwas kurz obwohl er viel Lautstärke mitbringt
Getippt auf DE. Rolf hatte ihn sofort "entlarvt" ;)
vs.
Domaine Bachelet Monnot, Fussiere 2016
Schießpulver in der Nase aber nicht ganz so krass wie der Knewitz, dafür mit etwas Frucht dabei, bisschen Holz, ganz leicht Petrol, wird vanilliger mit Luft. 
Im Gaumen sehr schön ausbalanciert. Kräuter mit Frucht und Säure, die Säure super integriert und stützend, gute Länge, das ist wunderschön. Volle Harmonie. Mein bisheriger Favorit
Getippt auf FR

Thomas Pfaffmann hat eine sehr schöne Metapher zu dem Flight geäußert die ich gerne mit Euch teilen möchte:
Der Knewitz hat einen schönen Strauss Aromen und wenn man die Türe öffnet ist dahinter ledigleich ein recht kleiner Raum. Der Monnot hat ebenfalls einen schönen Strauss dabei, aber wenn man hier die Tür öffnet kommt dahinter ein riesen Ballsaal.

Flight 5:
Saalwächter Chardonnay, 2017
Nach den ganzen Freaks mal wieder ne ruhigere, aber wunderschöne Nase. Zitrone, etwas Petrol oder eher eine blumige Seife (aber ohne das negativ zu meinen), Später etwas Rauch, wird mit Luft reduktiver, leicht angestoßene Senfsaat. Wenn ich so lese hört sich das nicht sehr einladend an, war es aber.
Der Gaumen sehr schön elegant, aber dabei wunderbar Komplex. Kräuterwürze, etwas Minze, feine Fruchtnoten. Das hat ordentlich Zug, eine frische Säure die schon sehr gut eingebunden ist und der ein voller Körper dagegen steht. Sehr schön harmonisch und balanciert. Schiebt sich im Rang weit nach vorne
Getippt auf FR
vs.
Joblot, Givry 1er Cru "En Veau", 2017
Buttrige Nase, süßer Hefeteig, Apfelmost, Kräuter. Auch sehr vielschichtig, aber anders als sein Flightpartner, etwas lauter. Wird mit Luft apfelmusiger
Am Gaumen schön harmonisch. Viel Extrakt mit Kräuter und ner schönen Säure dahinter. Das Holz ist mir einen ticken zu dominant. Das schmeckt "jung".
Getippt auf DE

Flight 6
Wageck, Chardonnay Geisberg, 2017
In der Nase Zuckerwatte, Vanille, Sahneerdbeere, sonst wenig Frucht und mehr Stein
Schöner Extrakt im Mund, volles Volumen, Kräuter und Steine, sehr Komplex. 
vs.
Domaine Christian Moreau, Chabils Grand Cru, Les Clos, 2016
Das ist mal Exotik pur. Mein Nasenwein des Abends. Erst ein ganze Ladung Passionsfrucht, dann Stachelbeere und zum Schluss die volle Breitseite Rhabarber. Etwas später noch Grapefruit. Abgefahrene Nase. Eigentlich Aromen die ich bisher mit Sauvignon Blanc assoziiert hätte, weniger mit Chardonnay. Ich kann aber nicht verleugnen dass mir das gefällt
Im Mund (leider) ganz anders. Ja, auch hier etwas Rhabarber, aber er kann nicht ganz mit der Nase mithalten. Ich mag das fruchtige ja sehr gerne. Das ist auch nicht quietschig oder aufgesetzt. Es fehlt nur etwas Tiefe und Mineralität, sonst wäre das bei mir auch ganz weit vorne gelandet.

Flight 7
Chardonnay Schlossberg, Huber 2013
Wieder eine ordentliche Ladung Schießpulver, sehr reduktiv, Kräuter, Räucherspeck, Kaminrauch, etwas dreckig, dann cremige Frucht. Das hüpft einem förmlich in die Nase, man möchte nur riechen.
Hammer Substanz im Mund, viel Extrakt, super komplex, zitrisch, schmutzige Gurke, kalter Kamin, Mann ist das schön! Super lang, komplex und tief! Der bleibt ewig. Wahnsinns Wein. Mein WOTN!
vs.
Domaine Henry. Boillot, Puligny-Montrachet Premier Cru, Clos de la Mouchere, 2013
Schon wieder Rhabarber in der Nase mit etwas Reduktion, etwas kompottig, Zuckerwatte, Das könnte man glatt für eine Riesling Kabi Nase halten (im positiven Sinne)
Im Mund etwas zurückhaltender, was dem Wein aber nicht gerecht wird. Ganz fein skizzierte Frucht gepaart mit einer schönen Mineralität. Das ist schon auch komplex und sehr elegant aber halt viel leiser. Wer mehr auf Eleganz als auf Wumms steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Er geht halt gegen seinen Partner, der mehr Krawall im Glas macht (um bei Karstens Terminologie zu bleiben), leider etwas unter, was ihm aber gar nicht gerecht wird. Aber der Huber ist hier schon sehr dominant. Dennoch ist das ein wunderschöner Wein, der sich bei mir auch weit nach vorne schiebt. Allerdings auch der teuerste Wein in der Runde. 

Mein Fazit ist ähnlich wie das von Björn und Karsten. Die deutschen Chardonnays machen mehr Lärm als die französischen. Einen "Landessieger" will ich hier aber nicht ausmachen. Beide Stile finden Ihre Fans.
Die Diskussionen mit Thomas Pfaffmann fand ich auch sehr spannend. Vielen Dank dafür.
Mein WOTN war auch der Huber, gefolgt von Saalwächter, Monnot und Biollot auf einem Level.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die beiden Geisberg Pinots von Wageck (Danke an Thomas!), bei denen mich vorallem der 16er mit seiner schönen Säure-Frucht-Balance schwer begeistert hat

Vielen Dank an alle für diesen wundervollen Weinabend.
Gruss
Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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Der Wein-Schwede

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragDi 18. Jun 2019, 20:34

Vielen Dank Marko, für Deine VKN.
Hier kommen jetzt meine.

Diese Chardonnay Probe zu realisieren ist wirklich ein Traum gewesen.
An Marko „maha“ und Karsten „amateur des vins“ möchte ich ein sehr großes Dankeschön ausrichten, für dass ihr diese Idee angenommen habt und danach die Planung und Organisation so perfekt durchgeführt habt. Danke Karsten auch für die Aufstellung der Französischen Mannschaft (die deutsche Mannschaft haben Marko und ich auf die Beine gestellt), und für die „schlaue“ Zusammenstellung der Flights so dass es manchmal recht schwer (bzw. unmöglich) war, die Landesursprung zu bestimmen. ;)

Auch ein sehr großes Dankeschön an Thomas (Weingut Wageck-Pfaffmann), den ich nach mehreren besuchen am Weingut in Bissersheim kennengelernt habe. Deine Anwesenheit als Profi, war für uns Amateure sehr informativ und interessant. Ich hoffe dass der „Benchmarking“ mit anderen Chardonnays für Dich auch interessant war.
Wer Pinot Noir und/oder Chardonnay Liebhaber ist, sollte unbedingt das Weingut in Bissersheim besuchen. Hochklassige Weine kann man dort probieren und das mit Pfälzischer Gastfreundlichkeit gepaart.

Auch Dankeschön an Björn „Herr S“ (es war super nett Dich wieder zu treffen) und an alle anderen Teilnehmer, es war wirklich ein Toller Weinabend (fast sechs Stunden lang!)

Mit der Ausnahme des Flights Nummer 1 war die Qualität durch die Bank sehr, sehr hoch. Ich habe früher nie so viele gute Chardonnays auf einmal gehabt, und ein Wein war der Chardonnay meines Lebens. Einige andere Weine haben auch dazu auf diese Ebene „gekratzt“.

Unten meine Notizen nach persönlichen Präferenzen. Auch wenn meine Beschreibungen nicht immer im Detail mit Marko’s übereinstimmen, glaube ich dass wir recht einig sind welche die besten Weine waren.

Flight 1

Rebholz, Chardonnay R 2015

Nase: Leider ein kleiner Korkschmäcker, leicht Vanillie, gewisse Salzigkeit, straff.
Gaumen: Straff, feine Säure, gute Struktur, schlank aber leider ein bisschen kurzer und bitterer Abgang.
Hier war ich, und ich glaube alle andere um den Tisch in Frankreich. Diesen Wein habe ich mehr als ein Halbdutzend Mal getrunken, und er war leider nicht zu wiedererkennen. Der Korkschmäcker hat sicher die anderen Aromen versteckt. Ich kenne diesen Wein als fülliger, fruchtiger (Gelbfrucht) und mit deutlichem Holzeinsatz.
Weinführer Gault-Millau Gewinner „Bester Weisser Burgunder 2015“.
84 W-S Punkte.

André Bonhomme, Viré-Classé -Hommage à Gisèle Bonhomme- 2015
Nase: Kräftig Vanillie-Yoghurt, Pfirsich, Hefig, süssliche Barrique-Noten.
Gaumen: Wieder kräftig, buttrig und breit mit viel (zu viel) süssliges Holz. Auch „warm“ (alkoholisch).
Hier hatte ich auf den Rebholz getippt – falsch! Hattest Du schon uns getrickst, Karsten. :?
Dieser Wein hat vieles, aber leider nicht was ich mag.
86 W-S Punkte.


Flight 2

Bernhard Moreau, Chassagne-Montrachet 1er Cru Morgeot 2015
Nase: Jetzt eine deutliche Qualitätssteigerung, salzig-mineralisch, leicht vegetabilisch, diskrete Vanillie, leicht würzig, nasse Steine, ein bisschen Orange, sehr komplex.
Gaumen: Schön ausgewogene Säure, elegant und filigran, komplex, generell fein ausgewogen.
Alles stimmt, nichts steckt aus. Für die 72 Euro soll man auch erwarten können dass der Wein etwas anzubieten hat.
Hier habe ich korrekt auf Frankreich getippt, aber nicht auf Chassagne-Montrachet welcher öfters ein bisschen kräftiger ist.
92 W-S Punkte.

Wageck-Pfaffmann, Chardonnay Geisberg 2016
Nase: Kräftige Struktur, gerbstoffig und tief, salzige dunkle Mineralik, straff, Orangenzesten, vegetabilische Fenchelkräuter. Kräftiger Holzeinsatz aber kaum spürbar! Typisch für die Wageck Chardonnays – das Holz ist nur als Struktur und Gerbstoff zu finden, keine Vanillie-Süsse.
Gaumen: Sehr dicht, mineralisch, enorme zupackende Säure – aber reif, nicht scharf, voller Körper, langer Abgang mit richtig Tannin!
Hier habe ich blind auf den Wageck Geisberg 2016 korrekt getippt – durch die Orangenzesten, Fenchelnoten und Gerbstoff/Dichte identifizieren können. Man merkt dass der Wein vom einem Ertrag auf knapp über 20 hl gemacht worden ist. Wenn dieser Wein ein bisschen komplexe Feingewürze dazu entwickeln könnte, würde er noch höher punkten.
Muss unbedingt weiter reifen.
93 W-S Punkte.


Flight 3

Daniel Barraud, Pouilly-Fuissé en Buland 2014

Nase: Am Anfang leichte Oxidationsnoten welche übergehen, Petrol, blumig, leichte helle Mineralik, Creme Caramel. Schöne komplexe ziemlich reife Nase.
Gaumen: Mineralisch und ein bisschen rauchig, würzig und komplex, ziemlich gute Länge und milde Säure.
91 W-S Punkte.

Ziereisen Chardonnay Hard 2014
Nase: Leicht hefig, Apfel, Tee, Rauch, komplex-würzig, diskrete Orangen/Zitronenzesten.
Gaumen: Ziemlich viel Kraft und Länge, auch ordentlich Säure dabei, weniger komplex aber mehr gerbstoffig als der Vorgänger.
90 W-S Punkte.

Hier konnte ich gar nicht sagen welcher der Franzose oder der Deutsche war. Sehr gut abgestimmter Flight, Karsten! 


Flight 4

Knewitz, Chardonnay Reserve 2016

Nase: Ein freakiger Wein mit kräftigen Feuerstein und Zündholznoten, sehr reduktiv, Vanillie kann ich auch dabei finden (aber nicht falsch verstehen, dieser Wein ist straff nicht süßlich), salzig, leicht vegetabilische Kräuternoten.
Gaumen: Sehr kräftige mineralische Säure, ziemlich scharf, der Abgang hätte gerne komplexer sein können.
Diesen Wein habe ich durch die Nase sofort blind entdecken können. Es ist kein Wein für „Jedermann“, sondern für „Wine-freaks“. Man merkt dass der Winzer seinen eigenen Weg geht. Und erfolgreich ist es, der Wein ist öfters nach einigen Monaten nach der Freigabe am Weingut ausverkauft.
Weinführer Vinum Gewinner „Bester Weisser Burgunder 2016“.
91 W-S Punkte.

Bachelet-Monnot, 1er Cru Marenges Fussière 2016
Nase: Rauch, Clementin, leicht reduktiv, salzig-mineralisch, Lakritz, feine komplexe Gewürze.
Gaumen: Sehr lang, konzentriert, tief und sehr komplex, perfekt abgewogen.
Weltklasse!
Dieser Wein war ein Hochgenuss ohne Schwachpunkte!
94 W-S Punkte.


Flight 5

Saalwächter, Chardonnay 2017

Nase: Süßlich-würzig, leicht reduktiv, Zimt-Minze, salzig, Zitrus, sehr feine komplexe vielfaltige Gewürze.
Gaumen: Perfekter Holzeinsatz, langer komplexer und eleganter Abgang mit sehr feinen Kräuternoten. Perfekt ausgewogen.
Hier war ich im Frankreich – falsch! – der Wein hat nur 40 km von Frankfurt entfernt in Rheinhessen gewachsen.
Auf Grund persönlichen Präferenzen ziehe ich einen Punkt für die süßlichen Gewürze ab. Der Wein ist dennoch eine Meisterleistung.
93 W-S Punkte.

Joblot, 1er Cru Givry en Veau 2017
Nase: Kräftige Nase mit Orangenzesten und Fenchel, leicht Vanille und Apfel. Deutlich mit Holz
Gaumen: Viel Holz, hat eine gute Konzentration und Länge. Gerbstoffig.
Hier habe ich auf Wageck Geisberg 2017 getippt. Die Orangenzesten und Fenchelnoten haben mir dazu getäuscht. Wieder falsch!
91 W-S Punkte.


Flight 6

Wageck-Pfaffmann, Chardonnay Geisberg 2017

Nase: Feuchtiger Keller, Nasse Steine, würzig, mineralisch, komplex! Keine Frucht.
Gaumen: Der Wein ist am Gaumen Intensiv, würzig, mineralisch und hat einen langen Abgang.
Ja, so kann es sein! Da war er, der Geisberg 2017. So unterschiedlich vom 2016, mehr mineralisch, steinig und deutlich weniger fruchtig, die Säure ist auch nicht so zupackend. Ein sehr interessanter und guter Wein – Abwechslung und das unerwartete machen Spaß.
Habe doch korrekt auf Deutschland getippt.
92 W-S Punkte.

Christian Moreau, Chablis Grand Cru Les Clos 2016

Nase: Maracuja, Clementine, leicht würzig, Rhabarber, exotisch, sehr fruchtig.
Gaumen: Wieder viel Frucht, gute Säurestruktur, kein Holz, ein bisschen eindimensional.
Dieser Wein ist überwiegend im Stahltank vergoren und hier fehlt mir die Barriquestruktur. Am Gaumen kann der Wein leider nicht aufhalten was von der Nase angekündigt wird.
Diesen Wein habe ich auch als Französisch korrekt eingeordnet.
88 W-S Punkte.


Flight 7

Bernhard Huber, Chardonnay GG Schlossberg 2013

Nase: Wow! Reduktion? Nein, wilder Rauch! Wie Räucher-Speck vom tiefsten Schwarzwald. Im Vordergrund stehen noch dazu sehr salzig-mineralische Noten, und kräftige Kräuter. Die Zitrische Noten sind da, aber nur im Hintergrund. Extrem komplex und groß.
Was für ein Nasenriese!
Gaumen: Sehr tief, komplex, würzig und konzentriert, viel Gerbstoff und lang, lang.
Kann (und soll!) weiter gelagert werden.
War das jetzt der Huber? Ich habe bis jetzt keinen Huber in der Probe identifizieren können, aber war verunsichert. Ich habe den Schlossberg 2013 nur einmal kurz in November probiert und ich konnte den nicht so rauchig erinnern.
Huber Chardonnays bis 2013 sind auch stilistisch unterschiedlich als die Julian Huber Chardonnays ab 2014, welche deutlich schlanker und säuriger sind.
Der „arme Wein“ der hinterher diesen Riese kommen musste….. Das ist wie ein Weltergewichter der in den Ring gegen Mike Tyson treten muss!
96 W-S Punkte.

Henri Boillot, Puligny-Montrachet 1er Cru Mouchère 2013

Nase: Feine Reduktionsnoten, ein bisschen Rauch, auch süßliche Noten, Apfel, feine vegetabilische Töne.
Gaumen: Sehr mineralisch und intensiv, vielleicht ein bisschen verschlossen noch, langer Abgang und sehr gut ausgewogen.
Ich denke dieser Wein soll man weiter reifen lassen. War der „Prestige-Wein“ dieser Probe.
Meine Beschreibung von dem Wein ist leider nicht so umfangsreich, ich war nach dem Vorgänger ein bisschen „betäubt“.
93 W-S Punkte.

Ich habe nach dieser Probe erfahren dass Weingut Bernhard Huber keine burgundische Chardonnays macht. Huber macht einfach Huber und dass ist einzigartig. Absolute Weltklasse!


Und, welches Land hat gewonnen?
639 Punkte vs. 635 Punkte - kleines Vorteil Deutschland! :)

Generell kann man auch sagen dass die Burgunder (trotzt manchmal klare Stil-Differenzen unter einander) doch im Verhältnis zu den Deutschen mehr miteinander übereinstimmen. Die sind öfters elegantere und "aristokratischere" Weine - seit Jahrhunderten entwickelt und verfeinert. Deutscher Chardonnay ist jung, und die Stil-Arten stecken in alle möglichen Richtungen aus. Die Winzer suchen noch ihre Wege.
Über etwas können wir doch sicher sein - die Deutschen werden jedes Jahr besser und besser….
Pass auf Frankreich!

Zum Schluss muss ich auch die beiden sehr feinen Pinot Noirs nennen, welche Thomas Pfaffmann mitgebracht hatte. Pinot Noir Geisberg 2015 und 2016, welche zu der PN Spitze Deutschlands gehören. Den 15er habe ich früher probiert, und ich habe nicht erwartet dass der 16er da richtig mithalten könnte. Aber, der 16er war (zwar nicht ganz so kräftig) aber äußerst elegant, komplex, feinwürzig und kalk-mineralisch. Es war wie rote Kirschen mariniert in „Kalk-Dressing“. :ugeek:

Das waren alles zusammen Weinmomente welche ich ewig erinnern werde.

Viele Grüße
Rolf
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Der Wein-Schwede

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragDi 18. Jun 2019, 23:23

Ein Bild von der Probe müssen wir doch haben!
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Chardonnay Probe Frankfurt _ IMG_1309.jpg
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Georg R.

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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragSo 30. Jun 2019, 12:06

*Neid*...

...hat sehr viel Spass gemacht, Eure Beiträge zu lesen.

Was ich herauslese ist, dass die Chardonnays aus D bereits mit der 2.Garde der Franzosen mithalten können.
(Huber wahrscheinlich auch mit den Grand Crus)
Und ich vermute mal, wenn man den Preis noch in die Wertung mit einbeziehen würde, wäre das Ergebnis klar zu Gunsten der deutschen Winzer...oder liege ich da falsch?

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
Mark Twain
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Re: Chardonnay "D vs. F" in Ffm am 15.06.2019

BeitragSo 30. Jun 2019, 13:00

Georg R. hat geschrieben:Was ich herauslese ist, dass die Chardonnays aus D bereits mit der 2.Garde der Franzosen mithalten können.
(Huber wahrscheinlich auch mit den Grand Crus)
Und ich vermute mal, wenn man den Preis noch in die Wertung mit einbeziehen würde, wäre das Ergebnis klar zu Gunsten der deutschen Winzer...oder liege ich da falsch?
Könnte man herauslesen, und ich denke, einige von uns werden das auch so sehen.

Mir stellt sich das anders dar: Ich denke, es ist mittlerweile deutlich geworden, daß mich der tendenziell "laute, krawallige" Stil nicht so anspricht. Ich hatte mehr Freude mit den Franzosen, und unter dem PGV-Aspekt war für mich der Bachelet-Monnot der klare Sieger, deutlich vor dem knapp doppelt so teuren Huber. Richtig ist, Boillot, obschon für mich auch sehr gut, und ebenfalls im Vergleich auf der leiseren Seite (überraschend), ist recht teuer. Richtig ist aber auch, wenn man den Stil mag, sind einige der deutschen Weine schon ziemlich gut.

Auslöser für die Probe war ja Rolf, der Wein-Schwede mit seinem Thread "Deutsche Chardonnays wie im Burgund". Eine Erkenntnis dieser tollen Probe war für mich: Das "wie im Burgund" trifft eigentlich überhaupt nicht zu, jedenfalls nicht auf seine in dieser Probe angestellten Favoriten. Stilistisch sind die Unterschiede erheblich, und wir haben sogar um fette Burgunder einen Bogen gemacht. Das positive daran ist, daß irgendwann, wenn sich alles gefestigt und gesetzt hat, vielleicht dereinst von einem "dezidiert deutschen Stil" gesprochen werden kann. Wir werden sehen...
Besten Gruß, Karsten
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