Hallo
Ich hatte zuletzt einen Vermentino von 2017 aus Sardinien im Glas. Der war genau so breit und säurearm geraten wie viele Vermentino aus Korsika 2017. So viel schon mal zu Gemeinsamkeiten.
Als
Rolle gibt es den Vermentino ja auch noch in Frankreich.
Bei den Rotweinen ist in Korsika der Niellucciu, die korsische Variante des Sangiovese, die verbreitetste Sorte; gibt es auch häufig reinsortig. Sciaccarellu (Mammolo in Italien) die zweithäufigste. Von den roten Rebsorten ist Korsika wohl am nächsten an der Toskana.
Ich kenne mich leider in Italien weintechnisch nicht besonders gut aus. Ich würde aber meinen und vermuten, dass sich das Terroir in Korsika doch signifikant von Sardinien und der Toskana unterscheidet. Der Unterschied zwischen den einzelnen Appellationen in Korsika ist schon mitunter sehr deutlich.
Ein zweiter Aspekt ist m.M. nach auch, dass sich die Weinbautechnik, der Ausbau, die Charakteristik und die Erwartung, wie ein Wein sein soll, in Korsika an Frankreich orientiert. Ich finde z.B., dass die korsischen Vermentino durchaus häufig Gemeinsamkeiten mit Chardonnay haben.
Kle hat geschrieben:Ich fand im Bücherregal: „Frankreichs Regionalweine 1999/2000“ von Roger Voss. Korsika sind die letzten beiden Seiten des Büchleins gewidmet. Ob unsere Flasche die historische Einschätzung widerlegt?
Am besten gedeihen in dem heißen Klima wuchtige Rotweine und körperreiche Rosés. Die Weißen sind entweder zu stark oxidiert oder werden in einem modernen, nichtssagenden Stil bereitet.
Das war damals wahrscheinlich gar nicht so falsch. Viele, heute bekanntere Winzer, haben erst in den Nullerjahren, oder später, begonnen bzw. den Betrieb übernommen oder sind aus den Cooperativen ausgetreten (z.B. Clos Canarelli, Clos Canereccia, Enclos des Anges, Nicolas Mariotti Bindi, Yves Leccia, Clos Fornelli, U Stiliccionu,Clos Marfisi, bei Antoine Arena sind 2014 die Söhne Antoine-Marie und Jean-Baptiste eingestiegen,...).
Ebenso sind mehr (autochtone) Rebsorten zugelassen und Klone verfügbar. Wenn ich nicht irre, auch neue IGP geschaffen worden. Diese, eher jungen Winzer haben viel ausprobiert und anders gemacht als in den Jahren davor und sich dabei aber auf die historischen Rebsorten und auch Weintypen zurückbesinnt. Mittlerweile gibt es sehr viele eigenständige und spannende korsische Weine.
Die andere Seite der Medaille ist, dass 20% der Weine in den Export gehen (außerhalb Festland-Frankreich; die drei Hauptexportländer sind USA, Deutschland und die Niederlande). Im Fachhandel sehe ich diese Weine nicht (im Wesentlichen Weine der
Union de Vigneron de Ile de Beaute UVIB) und die werden m.M. nach noch immer in
einem modernen, nichtssagenden Stil bereitet.
Grüße, Josef