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Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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Allegro

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragMo 8. Jul 2019, 19:33

Ich könnte mir Fisch sehr gut dazu vorstellen ...

und mir schmeckt der Wein heute sogar noch besser als gestern: er ist heute runder geworden, und gerade die Cremigkeit gefällt mir außerordentlich gut - denn sowas mag ich generell sehr :mrgreen: Lediglich der hohe Alkohlgehalt stört :roll:
Viele Grüße - Allegro
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Bernd Schulz

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragMo 8. Jul 2019, 19:58

Bei mir gibt es leider heute keine weitere Begegnung mit dem Wein - er war gestern auf eine geheimnisvolle Art plötzlich verdunstet (was ja nun wirklich nicht gegen ihn spricht :!: ).....

Aus meinen Aufzeichnungen des verflossenen Abends habe ich jetzt mal eine VKN (in der mein Barrique-Verdacht fehlt) zusammengekloppt:

Bild

Ich würde diesen Genovese wahrscheinlich noch mal kaufen, wenn er bei einem der Fachhändler, bei denen ich ab und an eh bestelle, erhältlich wäre!

Herzliche Grüße

Bernd
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Kle

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragMo 8. Jul 2019, 22:43

Michl hat geschrieben:Was ist jetzt das Fazit? Der Wein polarisiert nicht nur unter uns, die wir den Wein getrunken haben (obwohl die Mehrheit nach meiner Wahrnehmung durchaus Gefallen am Wein fand), der Wein ist vielmehr auch "in sich polarisierend", irgendwie seltsam "antithetisch gebaut". Er kommt verdammt dickflüssig, ja fast schwülstig daher, obwohl er eigentlich richtig schlank ist (sic!), er wirkt vordergründig edel und erhaben, ist aber irgendwie auch aufgeblasen und ohne wirklichen Gehalt.

eine wunderbare Beschreibung, die für mich aber nur teilweise gilt. Im Grunde begann mein Erlebnis mit Enttäuschung und endete mit Ernüchterung. Insgesamt überwogen die durchschnittlichen Momente. Das quantiative Verhältnis von besser/schlechter genau wie die Harmonie des Gesamteindruck sind mir aber weniger wichtig. Ich sehe es eher wie eine Wanderung, wo es erst durch ein Gewerbegebiet geht, dann über Asphalt und öde Pfade und zurück an Hochäusern vorbei. Das alles für überraschende Ausblicke auf ein schönes Tal. Gerade so ist es ein besonderes Erlebnis, wirkt echter, weniger designt als ein ausgewiesener Spazierweg oder Edelwein. Dies machte für mich beim Korsen den Reiz aus, wie er vielleicht auch dem Trend zum Vin Naturel zugrunde liegt. Aber natürlich muss es das schöne Tal geben!
Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Ostbelgier

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 11:34

Hallo an alle Probanden,

auch wenn ich bei Eurer Verkostung nicht dabei war, habe ich Eure Diskussion doch mit großem Interesse verfolgt, da ich grundsätzlich ein großer Freund "südlicher" Weißweine bin und mir Rolle, Vermentino oder Macabeo prinzipiell nicht fremd sind.
Und dann habe ich in der neuen Ausgabe der Revue du Vin de France im Rahmen eines Korsika-Specials eine kurze Besprechung dieses Weines, Jahrgang 2018, gefunden, und wollte Euch das nicht vorenthalten, da ich inzwischen ganz gut französisch lesen kann. Also, die Rebsorte Genovese gilt als "Rare cépage" (seltene Rebsorte), bei dem Wein handelt es sich um eine personnalité très originale (sehr originelle oder eigenständige Persönlichkeit), "énergique".
Der Wein bekommt 16,5 von 20 Punkten, was für einen eher einfachen Regionalwein sehr, sehr ordentlich ist. Der Boden des 30 ha- Gutes besteht ausschließlich aus quaternärem Fluss-Schwemmland, das durch die Erosion des Schiefermassivs von Castagniccia entstanden ist. Dieser Boden besteht ebenfalls aus Ton, der mit dem Kies von Bravone vermischt ist. Nicht sehr fruchtbar, aber tief, ermöglicht es eine optimale Wasserversorgung des Weinbergs.
Ich hoffe, diese Infos bringen Euch weiter.

Viele Grüße

Markus
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stollinger

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 19:02

So sieht der Boden am Weingarten dann aus:

WP_20180820_19_55_11_Pro.jpg


Hier auch noch der Text der Revue du Vin de France zum 2017er:

Rare expression de ce cépage endémique, cette cuvée déploie une aromatique évoquant l'acacia, la glycine et le genet. Onctueux mais parfaitement sec, ce vin haut en couleurs nous enchante par sa profondeur de chair, son équilibre trés abouti et l'energie épicée que dégage sa finale

Also auch Blüten (Akazie, Glycin und Ginster). Cremig, aber perfekt trocken, würzige Energie etc.

Ist als Coup de Coeur mit 17/20 Punkten bewertet worden. Da sehe ich den aktuell nicht. Aber vor einem Jahr, als ich den Wein ab Hof probiert habe, schon in der Richtung.
Die meisten 2017er und auch viele 2018er haben sich für eine Verkostung nicht so richtig aufgedrängt. Als ich den Wein dann in einer gut sortierten Weinboutik* gesehen habe, habe ich mich kurzfristig entschieden, diesen mitzunehmen.

Grüße, Josef

[*]A Cantina di L'Orriu. Sehr gutes Sortiment, qualifizierte Beratung mit Weinbar und Verkostungsmöglichkeit
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OsCor

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 19:32

Falls es wieder mal eine solche gemeinsame Verkostung geben sollte, bin ich sicher dabei. Dass es diametral unterschiedliche Bewertungen gab, hat mich überhaupt nicht gestört. Das ist ja eine der Lehren, die nach einigen Jahren Mitlesens hier langsam in meinen Kopf eingesickert sind: Auch wenn andere massive Kritik an einem Wein äußern, muss dass noch lange nicht heißen, dass er mir nicht schmeckt.
Besonders gespannt war ich, ob ich in den Bemerkungen der Mitverkoster meine eigenen Empfindungen wiederfinde - und das war der Fall. Das ist für einen absoluten Anfänger nicht ganz unwichtig.

Gruß
Oswald
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EThC

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 19:46

...man muß einfach lernen, zu seiner eigenen geschmacklichen Wahrnehmung zu stehen, denn den absoluten Geschmack gibt es einfach nicht. Auch wenn den nicht wenige Leute hartnäckig und selbstbewußt für sich proklamieren.
Man kann (und sollte) seinen Geschmack bzw. dessen Wahrnehmung natürlich durch Übung entsprechend schärfen, aber das wird nie dazu führen, daß dann alle Geübten zu genau gleichen Eindrücken finden...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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Allegro

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 21:09

Danke für die weiteren interessanten Infos.

Aufgrund des hohen Alkoholgehaltes habe ich es gestern gar nicht geschafft, die Flasche leer zu trinken; also gibt es heute mit einem kleinen Rest sogar noch einen Tag 3 mit diesem Genovese:

In der Nase etwas schlanker geworden, aber immer noch sehr lecker und animierend.
Auch am Gaumen dann deutlich schlanker und noch etwas runder geworden.

Gefällt mir immer besser: feinfruchtig, Blütenreich, cremig - das ist - abgesehen vom hohen Alkohol - ein Wein nach genau meinem Geschmack - würde ich glatt nachkaufen, wenn ich vor Ort wäre :mrgreen:
Viele Grüße - Allegro
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Bernd Schulz

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragDi 9. Jul 2019, 21:13

EThC hat geschrieben:Man kann (und sollte) seinen Geschmack bzw. dessen Wahrnehmung natürlich durch Übung entsprechend schärfen, aber das wird nie dazu führen, daß dann alle Geübten zu genau gleichen Eindrücken finden...


Zum Glück verhält es sich so! Wenn es anders wäre (was durchaus schon von dem einen oder anderen professionellen Weinkritiker behauptet wurde), würde das Reden über Wein für mich eine grottenlangweilige Angelegenheit darstellen!

Noch einmal kurz zurück zu unserem Genovese: Wie ich den Postings von Markus und Josef entnehme, wurde der 2018er von der Revue du Vin de France zwar immer noch sehr gut, aber ein halbes Pünktchen niedriger als der 2017er bewertet. Da stellt sich dann die Frage, inwieweit die (von mir nicht so empfundenen, aber auch nicht als völlig haltlos gesehenen) Probleme, die der eine oder andere hier mit dem Wein hatte, wirklich mit dem laut Josef schwierigen Jahrgang 2017 zusammenhängen! Eigentlich müssten wir jetzt noch den 2018er testen.... ;) :mrgreen:

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

BeitragFr 12. Jul 2019, 23:08

Ostbelgier hat geschrieben:Hallo an alle Probanden,

auch wenn ich bei Eurer Verkostung nicht dabei war, habe ich Eure Diskussion doch mit großem Interesse verfolgt, da ich grundsätzlich ein großer Freund "südlicher" Weißweine bin und mir Rolle, Vermentino oder Macabeo prinzipiell nicht fremd sind.
Und dann habe ich in der neuen Ausgabe der Revue du Vin de France im Rahmen eines Korsika-Specials eine kurze Besprechung dieses Weines, Jahrgang 2018, gefunden, und wollte Euch das nicht vorenthalten, da ich inzwischen ganz gut französisch lesen kann. Also, die Rebsorte Genovese gilt als "Rare cépage" (seltene Rebsorte), bei dem Wein handelt es sich um eine personnalité très originale (sehr originelle oder eigenständige Persönlichkeit), "énergique".
Der Wein bekommt 16,5 von 20 Punkten, was für einen eher einfachen Regionalwein sehr, sehr ordentlich ist. Der Boden des 30 ha- Gutes besteht ausschließlich aus quaternärem Fluss-Schwemmland, das durch die Erosion des Schiefermassivs von Castagniccia entstanden ist. Dieser Boden besteht ebenfalls aus Ton, der mit dem Kies von Bravone vermischt ist. Nicht sehr fruchtbar, aber tief, ermöglicht es eine optimale Wasserversorgung des Weinbergs.
Ich hoffe, diese Infos bringen Euch weiter.

Viele Grüße

Markus


Hallo Markus,

danke für deine Infos. Ich bin mir sicher, das der Korse dir auch gefallen hätte. Ein perfekter Wein zum Essen. Mit Ziegenkäse. Da hatte Josef absolut richtig gelegen.

Gruß

Ralf
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