Gemeinsame Verkostung - warum nicht mal ein Korse?

Hellgelb mit einem leichten Stich ins Grünliche sehe ich den Wein, am Glasboden ganz feine Perlen. In der Nase hatte ich zuerst leichten Zitronenduft und dann etwas Honig wahrgenommen, nach einigen Minuten auch Blüten, von denen ich keine im Einzelnen identifizieren kann.
Da ich unwillkürlich häufig vor allem bei kräftigen Farben auch mehr Dichte und Substanz erwarte, bin ich über den vollen Geschmack angesichts der blassen Farbe doch überrascht. Am Gaumen ordne ich den „Honig” dann einer Melone zu, ein „dunkler” Ton kommt nach ein paar Sekunden dazu. Die Säure bewirkt für mich eine sehr schöne Balance; sie kleidet den ganzen Mund aus ohne spitz zu wirken.
Der Abgang ist für meine Erfahrungswerte recht lang.

Zu einem europäisch gewürzten Hühnchen mit Kohlrabi und Kroketten habe ich den Wein als hervorragenden Essensbegleiter empfunden. Meiner Frau war er zum Essen zu, ja was, sagen wir aromatisch.

Vor einer Viertelstunde habe ich mir für diese Beschreibung nochmal einen kleinen Schluck eingeschenkt. Die feine Perlage ist immer noch da. Sie stört mich nicht, sondern verwundert nur.
Jetzt ist der Wein deutlich wärmer und mir geht ein wenig die Säure ab.

Mal schauen, wie es morgen aussieht. Bis jetzt gefällt er mir sehr gut.

Gruß
Oswald

So, jetzt habe ich ihn auch im Mund. Oh je, das könnte eine größere Kontroverse als bei Keller geben. Ich bin mal gespannt, halte mich aber noch zurück...

Ach Quatsch, jetzt haue ich meine Meinung raus, ihr werdet euch sicherlich nicht beeinflussen lassen. Vor allem dir, Josef, möchte ich noch einmal für die tolle Idee und die Mühe, die du auf dich genommen hast, danken. Aber ich kann nicht anders und Josef würde sicherlich auch nicht wollen, dass man ein Blatt vor den Mund nimmt. Also:
Im Mund eine sehr feinölige Textur, retronasal eine ganz leichte Lardo-Note, aromatisch aber ziemlich einfach (trotz gewisser Nachhaltigkeit) und für mich letztlich enttäuschend. Wirkt mangels Säure ziemlich breit, ohne breit zu sein, kaum Frische, kein Zug, durchaus eine gewisse Nachhaltigkeit, aber auch leicht alkoholisch im Nachklang (vermute 13,5 %). Muss man sehr kalt trinken, jedes Grad mehr ist dem Wein abträglich. Ich hoffe, der Wein entwickelt sich noch an der Luft und belehrt mich eines Besseren.

So - ich habe die vorherigen Beiträge inkl. Kle´s Verkostungsbericht nun absichtlich noch nicht gelesen; auch die website mit den korsischen Rebsorten habe ich mir noch nicht angesehen - und meine Flasche ist auch weiterhin noch "verpackt" ....

Hier nun also meine somit vollkommen "unbelastete" erste Verkostungsnotiz von einem Wein, von dem ich noch keine Ahnung habe, was er ist:

Farbe: schönes gelb mit Grünstich
Nase: köstlich - sehr appetitanregend und animierend. Fruchtig nach Pfirsich und Erdbeeren, ein Hauch Mandel und eine deutliche Sponti-Note (?)
Am Gaumen dann erst mal recht zurückhaltend, trocken, feinfruchtig, ein wenig kratzig, deutliche Sponti-Noten und deutlicher schmeckbarer Alkohol.
Gefällt mir trotzdem aber schon mal nicht schlecht

Nun gehe ich mein Abendessen kochen und werde sehen, wie er sich zum mediterranen Lamm mit Kräutern und Knoblkauch und Tomatensalat mit Feta macht ....

Und danach werde ich Rebsorte raten .... und ganz am Ende die vorherigen Postings lesen ....

... dieser ebenso betörende wie unangenehme Duft, wenn man zu intensiv an Blüten riecht...

Das finde ich sehr treffend beschrieben!

Ich hatte vor zwei Stunden ein Glas eingefüllt und es dann wieder (mit Frischhaltefolie drüber) zurück in den Kühlschrank gestellt. Jetzt empfinde ich die Säure schon als grenzwertig niedrig, das war vorher besser. Die Frucht wirkt im Mund dann doch sehr reif.

Jetzt ist der Wein deutlich wärmer und mir geht ein wenig die Säure ab.

Vielleicht gar nicht Gegenstand der Temperatur sondern einer flotten Alterung.

Der Jahrgang ist der Premierenjahrgang dieses Weins, Alterungserfahrung mit rebsortenreinen Vertretern gibt es hier nicht. Ich hatte den Wein vor einem Jahr mal ab Hof verkostet ohne Notizen zu machen. Ich empfinde ihn, so weit ich mich erinnern kann, aber schon als fortgeschritten in der Reife.

...hab das Gefühl, dass der Wein bei mir gerade rapide abbaut ...

Oh je, das könnte eine größere Kontroverse als bei Keller geben. Ich bin mal gespannt, halte mich aber noch zurück...

In der Tat scheint sich hier ein Schisma anzubahnen....

Ich habe den Wein jetzt wieder im Glas und bin nach wie vor von ihm angetan. Die Säure wirkt natürlich moderat, aber für mich reicht sie hin, um dem Wein genug Leben zu verleihen. Die Wirkung im Mund finde ich intensiv, ich spüre ziemlich viel Druck am Daumen, und lang ist die ganze Angelegenheit auch. Trotz der prinzipiell trockenen Anmutung gibt es so etwas wie eine Honignote, auch mineralische, leicht salzige Elemente tauchen im Hintergrund auf, und zusammen mit den floralen wie fruchtigen Komponenten entsteht für mich eine gewisse Vielschichtigkeit (wobei der Wein natürlich kein Komplexitätswunder darstellt). Alles in allem bietet mir die ganze Angelegenheit das, was ich von einem guten mediterranen Weißwein erwarte.

Zum weißen Korsen verspeise ich gerade einen Pyrenäenkäse (mit Baguette natürlich). Die Kombination gefällt mir durchaus.

Herzliche Grüße

Bernd

Ups - das Raten fällt leider flach - für die website reicht mein französisch nicht ...

Ups - das Raten fällt leider flach - für die website reicht mein französisch nicht ...

Da mein Französisch fast nicht vorhanden ist, habe ich mich von vorneherein dazu entschlossen, offen zu verkosten.

Gerade habe ich zwei Gläser im Einsatz, nämlich einmal den Riedel-Chianti-Typ, und dann noch das inzwischen wieder von mir sehr oft verwendete INAO-Glas. Und was soll ich sagen: Aus dem kleinen INAO-Glas riecht der Wein nicht nur intensiver, sondern er wirkt auch am Gaumen konzentrierter!

Herzliche Grüße

Bernd

Muss man sehr kalt trinken, jedes Grad mehr ist dem Wein abträglich.

Find ich gar nicht; jetzt erst kommt die Frucht auch am Gaumen so richtig zum Vorschein ...