So 26. Mai 2019, 19:20
.. und weiter mit den Weinen der Österreich-Probe:
2016er Ried Zieregg Sauvignon blanc Große STK-Lage (Tement, Berghausen)einer der österreichischen Icon-Weine und das vollkommen zu Recht:
das ist kein fetter, lauter Sauvignon, sondern einer der eleganten Art: zurückgenomme, sehr feine Fruchtausprägung, weder zu grasig grün noch zu tropisch-überreif, beide Komponenten sind da, gekonnt unterstützt durch einen Hauch Holz, sehr stimmig und kühle Anmutung in der Nase, setzt sich nahtlos im Mund fort, absolut trocken, saftige Säure, nur mittelgewichtiger Eindruck (13 Vol%), etwas Cassis, Stachelbeere, ganz zarte grüne Untermalung, deutlich Kalksteinmineralität, durchaus lang im Abgang. Vorbildlicher Sauvignon im eleganten, steirischen Gewand, der sich qualitativ absolut auf Augenhöhe (leider auch preislich) mit den besten Sortenvertretern der Loire bewegt.
2016er Beerenauslese Cuvee (Kracher, Ilmitz)Cuvee aus Chardonnay,Sämling 88, Traminer und Welschriesling. Saubere Bortrytisnote in der Nase,klare Frucht (gelbe Früchte), dezente Würze,leicht pilzige Noten, auf der Zunge verhaltene Süsse (gut 100gr. RZ), daher etwas höherer Alkohol im Vergleich zu deutschen BAs (12 Vol%), sehr harmonisch und stimmig, diese Beerenauslese ist absolut trinkbereit, hält aber sicherlich noch ein paar Jahre. Eine typische und gute BA aus dem Basissortiment von Gerhard Kracher.
Und jetzt noch zu den 5 Rotweinen:
2017er Zweigelt "Alte Reben" QW tr. (Paul Achs, Gols) sehr animierende Nase, reintönige, fast etwas "kitschige" Kirschfrucht, unterlegt mit einem Hauch Holz,sehr saftig am Gaumen, völlig durchgegoren, aber feine Extraktsüsse dank der 30-55 Jahre alten Reben, nur mittelgewichtig (12,5 Vol%), samtiges, fast abgeschmolzenes Tannin, stimmig, mittlere Länge und viel Trinkfluss.Ein unkomplizierter, aber dennoch keineswegs belangloser Zweigelt, der einfach Spass macht und jedem gefallen dürfte.
2014er Pinot Noir Reserve (Gerhard Markowitsch, Göttlesbrunn)gilt als einer der besten Pinots Österreichs, konnte dies aber bei dieser Flasche nicht so ganz zeigen: durchaus typische Nase nach Sauerkirsche und Brombeere, wirkt auch konzentriert, aber es fehlt die Finesse und Eleganz komplett, dies bestätigt sich auch am Gaumen,relativ wenig Dunkelfrucht, leicht ruppiges, wenig feinkörniges Tannin, es fehlt einfach an Fruchtdichte und Komplexität für höhere Weihen. Der Wein ist beileibe nicht schlecht, aber angesichts des Preises (ca. 35 EURO im Handel) habe ich mir schon deutlich mehr erwartet. Vielleicht hatten wir auch nur Pech mit der Flaschenverfassung, so löst der Wein aber keinerlei Nachkaufreflexe aus.
Zum Abschluss hatten wir noch 3 Blaufränker, die alle 3 durchaus verschieden waren, aber jeweils in Ihrer Art sehr viel Trinkvergnügen bereitet haben:
2012er Zemendorfer Steingraben Blaufränkisch "Salvatore" (Winzerei Ringhofer-Pairits, Großhöflein)Weinberg mit über 80 Jahre alten Reben, heute wenig gebräuchliche, ganz kleinbeerige Klone, Pressung per Hand, Spontangärung in gebrauchten und neuen Tonneaux.
Das Ergebnis ist ein recht ungewöhnlicher Blaufränker: erstaunlich transparentes Kirschrot, ganz feine und elegante Nase, Cassis,Preiselbeeren, sehr dicht in der Frucht, in sich ruhend, konsequent am Gaumen, komplett trocken, ganz feine Säure, die diesem Blaufränker fast etwas Pinot-Charakter verleiht, finessenreich, nur mittelgewichtig (13 Vol%), enormer Trinkfluss, saftig, komplex, auch am Gaumen Cassis, Preiselbeere und etwas Lakritze, Holz nur ganz untestützend, sehr gute Länge. Ein filigraner Blaufränkisch, der allen Pinot-Liebhabern ausnehemd gut gefallen dürfte. Der alte Rebbestand und das handwerkliche Winemaking klingt nach einem hochpreisigen Wein. Tatsächlich ist dieser Wein sicherlich einer der großen Weinwerte in Österreich im Rotweinbereich und hat ab Weingut geradezu lächerliche 8 EURO gekostet. Diese aberwitzige Preiskalkulation ist auch nur möglich, weil die beiden Inhaber das alles nur im Nebenerwerb machen und wahre Menschenfreunde sind. Der 2013er Nachfolger ist kaum schlechter und im deutschen Weinhandel für knapp 10 EURO zu haben.
2011er Deutsch Schützener Ried Weinberg Blaufränkisch Eisenberg DAC Reserveauch das ein Prachtexemplar von Blaufränker in bezahlbarer Klasse (ca. 16 EURO): deutlich kräftigeres Rubinrot im Vergleich zum "Salvatore", Tintenblei, reife, aber nicht überreife Zweschge, Brombeere, dezent vegetabile Noten,sehr mineralisch (die typische Eisenberg-Schiefernote kommt hervorragend zur Geltung), leicht kantiges, aber feinkörniges Tannin, gute Extraktdichte, bestens eingebundener Alkohol (13 Vol%), sehr saftig, klingt würzig-fruchtig aus. Sehr typischer Eisenberg-Blaufränker, der mit deutlich teureren Sortenvertretern aus dieser Ecke locker mithalten kann.
2012er Deutschkreutzer Goldberg Blaufränkisch Reserve (Heinrich, Deutschkreutz)auch dieser Wein ein Volltreffer: wirkt sehr extraktreich und fruchtdicht, deutlicher, aber sehr gekonnter Barriqueeinsatz, etwas "internationaler", aber trotzdem absolut sortentypisch, reife Brombeere, etwas Cassis, reife Pflaume, deutlich etwas Lakritze, enorme Fruchtdichte, aber trotz 14 Vol% ist das kein fetter oder monströser, sondern durchaus eleganter Wein mit angenehmen rustikalen Ecken und Kanten. Tolle Länge, toller Wein, der nicht satt macht und sehr gut von Silvia Heinrich (Chapeau!) vinifiziert wurde. Der Preis im deutschen Weinhandel (ca. 26 EURO) ist absolut berechtigt und bringt einen guten Gegenwert.
Fazit: die österreichen Weine in rot und weiss haben zu recht auch international ein gutes Standing. Auch wenn der Grüne Veltliner und die sehr guten Rieslinge wohl international mehr gefragt sind, ist gerade auch im Rotweinbereich mit dem Blaufränkisch sehr viel möglich, was die letzten 3 Weine der Probe durchaus verdeutlichen konnten. Hinsichtlich Pinot noir brauchen weder das Burgund noch die Spitzenerzeuger in Deutschland oder Neuseeland in Angstschweiss auszubrechen
Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
LG
Bodo