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Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
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weingeist

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 08:49

Als „Außenstehender“ verfolge ich Eure Diskussion zu diesem „speziellen“ Wein seit Beginn, wobei ich vorausschicken muss, dass ich (außer aus diesem Forum heraus)

> weder den Wein,
> noch die Werbetexte von PdP und
> schon gar nicht Martin Zwick

kenne (bei dem ich mich meist nur wundere, wenn er lediglich einen Text aus der Homepage eines Weinguts einstellt, als seine persönliche Erfahrung mit dem Wein – aber auch das, wie oder was hier jemand schreibt - muss jeder selbst wissen). Somit kann, möchte und „dürfte“ ich zu der Diskussion eigentlich gar nichts schreiben.

Trotzdem möchte ich nur zu einem Satz von „Käfi“ etwas ganz allgemeines in den Raum werfen.
Käfi hat geschrieben:Es muss zwar auch negative Kritiken geben, aber die überlasse ich lieber den Profis (auch wenn selbst diese viel zu wenige davon abliefern);
Kein Profiverkoster oder Weinredakteur wird - im Regelfall - einen Wein in einer Publikation negativ beschreiben. Ist der Wein schlecht, wird er „übergangen“. Das geben auch Redakteure (oder Verkoster) unumwunden zu, die z. B. in Österreich für die Vinaria bewerten. Und grundsätzlich fällt das dann ja auch kaum auf. Wurden für die Probe z. B. 300 Weine eingereicht und scheinen dann, sagen wir einmal, lediglich 200 in der Wertung auf, weiß niemand, von wem die 100 nicht gelisteten Weine stammen bzw. ob sie die Grenze für die Aufnahme in die Wertung nur knapp verfehlt haben oder eben grottenschlecht waren. Somit tut man dem unbekannten Winzer genau so wenig weh wie – im schlimmsten Fall – einem arrivierten Winzer.

Etwas, was wir als Weinfreunde in diesem Forum eben teilweise (aus schon genannten Gründen) etwas anders sehen.
Liebe Grüße
weingeist
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Bradetti

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 09:19

Habe nun gestern abend auch meine Testflasche geöffnet. Wenn ich die vielen Eindrücke hier sehe, würde ich mich grundhaft der Wahrnehmung von Josef anschließen:
stollinger hat geschrieben:So,... ich bin dann soweit:
Die Säure steht relativ im Vordergrund. Die Aromatik ist ausdrucksschwach, nicht besonders präzise und klar.

Ich kann mit dem Wein relativ wenig anfangen. Ein, für mich, nicht ganz so subjektiver Punkt ist, dass der Stil und die Struktur des Weins m.M. im Wesenlichen von der Säure kommt. Diese ist -gerade eben noch- okay (frisch aber auch etwas grün), aber mehr auch nicht. Nicht schön, nicht elegant, nicht kraftvoll oder von sonst einer erwähnenswerten Qualität.

Wobei ich die Nase durchaus schön fruchtig finde, mit exotischer Frucht, an der Grenze aber zum etwas aufgesetzt wirkend. Ich hatte ja im Keller 2018 Faden schon geschrieben was ich von dem Grünen Silvaner halte. Zählt nicht zu meinen Favoriten, wenn ich an Klaus Peter Keller denke - auch nach der gestrigen 18er Flasche nicht.
Als Essensbegleiter mag der Wein besser passen, kann ich nicht beurteilen.
Trotzdem kann ich nachvollziehen, dass es auch Weintrinker gibt die diesen Stil mögen!

Und unabhängig von der Diskussion zu Weinbeurteilungen und reißerischen Texten von wem auch immer und Befangenheiten oder sonstwas:
Ich finde es echt fantastisch, wie ein und derselbe Wein bei so vielen Verkostern andere Wahrnehmungen, Eindrücke und Geschmacksnoten hervorbringt. Das ist doch das eigentlich schöne hier.
Und wenn ich mich mit der einen oder anderen Beschreibung hier grundhaft identifizieren kann, dann hilft mir das ja auch, wenn diese User andere Weine beschreiben und ich das dann einfach besser einordnen kann.

Von daher danke an alle die diesen Faden füllen. Zehn Seiten - wow :!:
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EThC

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 09:37

amateur des vins hat geschrieben:PdP-Deutsch
Deutsch-PdP

lange überfällig! ISBN? :D

Guugl-Ãœbersetzer :!: :lol:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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EThC

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 09:41

Bradetti hat geschrieben:Und unabhängig von der Diskussion zu Weinbeurteilungen und reißerischen Texten von wem auch immer und Befangenheiten oder sonstwas:
Ich finde es echt fantastisch, wie ein und derselbe Wein bei so vielen Verkostern andere Wahrnehmungen, Eindrücke und Geschmacksnoten hervorbringt. Das ist doch das eigentlich schöne hier.
Und wenn ich mich mit der einen oder anderen Beschreibung hier grundhaft identifizieren kann, dann hilft mir das ja auch, wenn diese User andere Weine beschreiben und ich das dann einfach besser einordnen kann.

Von daher danke an alle die diesen Faden füllen. Zehn Seiten - wow :!:

+1
Viele Grüße
Erich

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Ollie

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 10:02

EThC hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:PdP-Deutsch
Deutsch-PdP

lange überfällig! ISBN? :D

Guugl-Ãœbersetzer :!: :lol:


Eher Babbelfisch. :mrgreen:
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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Bernd Schulz

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 10:46

Bradetti hat geschrieben:Habe nun gestern abend auch meine Testflasche geöffnet. Wenn ich die vielen Eindrücke hier sehe, würde ich mich grundhaft der Wahrnehmung von Josef anschließen....


Vielen Dank fürs Mitmachen, Bradetti!

Bei der Beurteilung des Silvaners zeichnet sich ja mittlerweile doch eine klare mehrheitliche Tendenz ab. In dieser Deutlichkeit hätte ich das vorher nicht erwartet.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ollie

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 11:04

Bradetti hat geschrieben:Ich finde es echt fantastisch, wie ein und derselbe Wein bei so vielen Verkostern andere Wahrnehmungen, Eindrücke und Geschmacksnoten hervorbringt.


Das ist sicherlich so, und das ist auch gut so, denn wie langweilig waere die Weinwelt (und wie teuer der Wein), wenn alle nur das traenken, was mir schmeckt? (Das festzustellen braucht's freilich keinen Keller-Silvaner.)


weingeist hat geschrieben:Kein Profiverkoster oder Weinredakteur wird - im Regelfall - einen Wein in einer Publikation negativ beschreiben.


Die Idee eines Weinfuehrers ist zu sagen: "Kauft den Wein, den ich gut finde", und nicht "Kauft nicht den Wein, den ich schlecht finde". Das hat auch etwas mit Informationseffizienz (und Druckkosten pro Seite) zu tun, und es gibt nun einmal viel mehr schlechte Weine als gute.

Was wir Konsumenten in Foren abziehen, ist ja eher Erdmaennchenkolonie, wo man sich gegenseitig warnt oder besonders gute Futterquellen aufzeigt.

Cheers,
Ollie
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Käfi

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 12:38

weingeist hat geschrieben:Trotzdem möchte ich nur zu einem Satz von „Käfi“ etwas ganz allgemeines in den Raum werfen.
Käfi hat geschrieben:Es muss zwar auch negative Kritiken geben, aber die überlasse ich lieber den Profis (auch wenn selbst diese viel zu wenige davon abliefern);
Kein Profiverkoster oder Weinredakteur wird - im Regelfall - einen Wein in einer Publikation negativ beschreiben. Ist der Wein schlecht, wird er „übergangen“. Das geben auch Redakteure (oder Verkoster) unumwunden zu, die z. B. in Österreich für die Vinaria bewerten. Und grundsätzlich fällt das dann ja auch kaum auf. Wurden für die Probe z. B. 300 Weine eingereicht und scheinen dann, sagen wir einmal, lediglich 200 in der Wertung auf, weiß niemand, von wem die 100 nicht gelisteten Weine stammen bzw. ob sie die Grenze für die Aufnahme in die Wertung nur knapp verfehlt haben oder eben grottenschlecht waren. Somit tut man dem unbekannten Winzer genau so wenig weh wie – im schlimmsten Fall – einem arrivierten Winzer.

Etwas, was wir als Weinfreunde in diesem Forum eben teilweise (aus schon genannten Gründen) etwas anders sehen.


Dazu noch ein Wort, um völlig offtopic zu werden.

1. Es ist grundsätzlich völlig nachvollziehbar und im Ergebnis auch richtig, nicht jeden "schlechten" Wein auch als solchen zu bewerten, sondern ihn einfach zu übergehen. Weder Konsument noch Winzer haben etwas davon, wenn irgendein unbekannter Wein verrissen wird.

2. Schade finde ich, und nur darauf wollte ich auch ursprünglich hinaus, dass das selbe Spiel auch bei bekannten Weinen getrieben wird; sei es Keller Silvaner 2018, der G-Max, große Burgunder, BDX, ihr wisst welche Weine ich meine. Die habe ich als Konsument sowieso auf dem Schirm und da würde ich gerne ehrliche Kritiken lesen. Aber daran fehlt es in der Weinwelt, an objektivem, kritischen Journalismus. Entweder etwas wird in den Himmel gelobt, oder eben ignoriert. Und wenn ich nach einem solchen Wein suche, finde ich auch immer irgendwen, der diesen als best ever besingt.

Für mich führt dass dazu, dass mir das Geschreibe eines mir völlig unbekannten Bernd Schulz, EThC, Allegro etc. viel wichtiger und wertvoller ist, als das von professionellen Journalisten. Und das ist doch seltsam, das ist meine Kritik.



Felix Bodmann greift das Thema auch in seinem Podcast auf, wen es interessiert:

https://www.schnutentunker.de/blindflug ... age-mirto/

Min. 22:30
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Michl

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 13:44

marzemino, der leider hier nicht schreibt, aber meines Erachtens ganz großartige Verkostungsnotizen schreibt, denen ich mittlerweile blind vertraue, hat seine VKN zum Kellerschen Silvaner in der Datenbank eingestellt.
Ich erlaube mir einfach, sie auch hier einzustellen:

Bild
Viele Grüße

Michl
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Ollie

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Re: Verkostung von Kellers Grünem Silvaner 2018

BeitragFr 22. Mär 2019, 13:53

Käfi hat geschrieben:Aber daran fehlt es in der Weinwelt, an objektivem, kritischen Journalismus.


Käfi,

was du beschreibst, um mal kurz den off-topic-Faden weiterzuspinnen, ist nichts anderes als die voellige Nichtexistenz von Weinjournalismus. Den gibt es nicht und den gab noch nie. Das kann man auf einem Blick schon daran erkennen, dass kaum einer von den Weinschreibern eine Journalistenschule (oder, haha, eine Weinbauschule*) von innen gesehen hat, wo sie die absoluten Grundlagen ihres Handwerks gelernt haben. Geschweige denn ihre Muttersprache, denn die Qualitaet des Geschriebenen ist auch grammatisch und stilistisch unter aller Kanone. Das schliesst auch Promovierte und Germanisten ein. (Wobei ich schon seit laengerem den Verdacht hege, dass der Konsument eine Meinung als "besonders authentisch" wahrnimmt, wenn sie nur in hinreichend schlechtem Deutsch zusammengehackt wird.) Mittlerweile gibt es sogar Hochglanzmagazine, in denen Blogger zu Pflugscharen geworden sind. Und ich hebe ueberhaupt nicht auf etwaige Konsequenzen fuer die Integritaet der Berichterstattung ab, sondern auf die fehlenden Qualitaetsansprueche.

Das geht natuerlich auch den anderen special-interest-Branchen so (Auto, Hifi, ueberall wo es auch Objektivitaet genau nicht ankommt, weil: de gustibus, "Fahrspass" und so, ne.) Und natuerlich dem "echten Journalismus", wo fehlende Qualitaet vom Konsumenten gar nicht (mehr?) erkannt wird bzw. "journalistische Qualitaet" mal eben an der Wahrhaftigkeit vorbei definiert wird, siehe z.B. die Relotius-Affaere, die nur deshalb moeglich war, weil si non è vero, è ben trovato alles trumpft, wenn nur die Kasse stimmt. Und Zeitungen wollen Zeitungen verkaufen, nicht die Welt aufklaeren.

Nur auf den ersten Blick nichts zu tun damit hat die gerade in der Weinwelt allgegenwaertige Postfaktizitaet (na, eigentlich ist es noch Praefaktizitaet, aber das 17. Jahrhundert ist ja noch jung): Da wird von Terroir schwadroniert und ernsthaft Biodynamik und Sonne-Mond-und-Sterne diskutiert. Jedem Winzer, der sich so etwas zu labern traut, sollte man die Weine um die Ohren hauen, denn das ist genau die der Dung, auf dem Trump, Brexit und Impfgegner wachsen. In einer solchen Gemengelage kann wahrhaftiger Journalismus nicht existieren.

(Sorry, wenn das jetzt einigen wieder zu hart war, ich hab's halt faustisch zwischen den Ohren.)

Cheers,
Ollie

*Nicht, dass ich viel auf "Weinakademiker" geben wuerde (das ist etwas so wie Biersommelier), aber der WSET hat wenigsten versucht, ein bisschen Niveau in die Chose zu bringen. Wenn auch vielleicht aus ganz anderen Gruenden.
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