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Sylvaner Probe in FFM

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maha

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Sylvaner Probe in FFM

BeitragMi 15. Aug 2018, 14:34

Gestern Abend haben wir in kleinem Kreis das volle Spektrum der Sylvaner Rebe verkostet.
Getrunken wurde blind, aufgedeckt zum Schluss. Bis auf einen Wein, pop&pour
Hier meine Eindrücke

Flight 1:
Silvaner Höhnstetter Kreisberg trocken 2016 - Weingut Born, Saale-Unstrut
Leicht phenolische Nase, sehr geradlinig, Quitte, grüner Apfel, Honig.
Im Mund zuerst leicht anstrengend, sehr stoffig, anfänglich etwas kurz. Gute Säurestruktut. Kommt mit Luft und Wärme. Geht aber mit zu viel Wärme etwas in die Breite (14 Volt…)

Sylvaner 19/68 trocken 2016 - Weingut Teschke, Rheinhessen
Ich bin ja großer Fan vom Sylvaner Papst Teschke und seinen „Experimenten“. Diesen hab ich jetzt blind trotzdem nicht erkannt (war halt auch noch sehr jung). Viel gelbe Früchte, Birnenkompott, floral
Am Gaumen viel Grip, kräftiger Antritt, auch hier gelbfruchtig. Leichte Würze, feine Säure, wirkt aber dennoch leicht „overdressed“

Gleichstand für mich in diesem Flight. Beide sind auf Ihre Art gut, wenn auch unterschiedlich. So stellt man sich wohl einen klassisch ausgebauten Sylvaner vor, auch wenn der Teschke hier vielleicht etwas aus der Reihe schlägt

Flight 2:
Silvaner Eigenart - Weingut Max Müller 1, 2014, Franken
Schon beim Einschenken viel dunkler. Gereifte Nase, reife gelbe Früchte, mürber Apfel, etwas Akazienhonig, Vanille.
Voller Körper, voluminös, wirkt zunächst etwas fett, was aber durch die reife Säure gut abgepuffert wird. phenolig, Schwarztee. Könnte blind glatt als Chardonnay durchgehen. Das Holz auch hier schmeckbar aber gut eingebunden.
Gefällt mir sehr gut. Ganz anders als der erste Flight

Silvaner „Sehnsucht“ trocken 2015, Weingut Horst Sauer, Franken
Hier merkt man das Jahr Unterschied schon deutlich. In der Nase helle Frucht und Blüten, sehr frisch, ganz leicht Schießpulver.
Eine komplette Explosion im Mund. Sehr abgefahren. Granny Smith, Quitte, cremige Textur, sehr komplex, straff und ewig laaaang. Die Komponenten sind in sich stimmig, stehen aber noch etwas nebeneinander. Wirkt etwas freakiger als sein Flightpartner. Das macht Ihn deswegen auch interessanter. Ich würde den Wein gerne noch mal in 1-3 Jahren serviert bekommen.

Hier hat der "Sehnsucht" für mich die Nase vorn

Flight 3
Silvaner „Vinz“ trocken 2016, Weingut am Stein - Knoll, Franken, Ausbau im Beton Ei
Freakige Nase, leicht oxidativ, auch hier ähnlich einem Chardonnay, kräftig und würzig, leicht seifig.
Am Gaumen ein leichtes bitterl, sonst komplex und etwas ungestüm. Wird mit Luft und Wärme etwas breiter

Silvaner ab Ovo trocken 2015, Weingut Rainer Sauer, Franken
Wie der Name schon verrät, auch hier Ausbau im Beton Ei (Da hat sich der Dirk bei der Zusammenstellung der Flights wohl was bei gedacht ;) )
Und (Vorsicht Kalauer), die beiden Wein gleichen sich zunächst wie ein Ei dem anderen… :lol:
In der Tat sind sie erst mal schwierig voneinander zu unterscheiden. Ebenfalls leicht oxidativ, straff, süffig. etwas Limette, Vanille sehr komplex dreht mit Luft noch mehr auf. Das Jahr Reifevorsprung macht jedoch den Unterschied und der Ovo geht für mich in Führung. Das ist sehr stimmig.
Vielleicht liegt’s an der vorgerückten Stunde, aber das gefällt mir richtig richtig gut.

Am Ende wird der „ab Ovo“ für mich den Tagessieg nach Hause tragen

Mit dem letzten Flight wird’s dann abgefahren und orange.
Silvaner Mainstoff trocken 2014, Weingut Max Müller 1, Franken
Sehr abgefahrene Nase. Deutlicher Schwefelstinker (ähnlich wie junge Prüms), Apfel, Hefe, phenolisch würzig. Wird dann in die Karaffe verfrachtet und blüht richtig auf. Kräuter, Tee, florale Noten

Sein Flightpartner steht ihm da in nichts nach:
Silvaner „Schale, Stiel und Stengel“ trocken 2015, Weingut Stefan Vetter, Franken
Alter Va(e)tter, das ist richtig strange. Erst weihnachtliche Zimtschnecke, riecht dann wie Bangkok bei Nacht. Äppelwoi (kein Scherz), Tee, Kräuter, Almdudler, sehr oxidativ. Das ist Orange pur. Ich weiss nicht ob das mein Fall ist. Von Sylvaner ist hier jedenfalls nichts mehr zu erkennen. Das kann auch alles andere sein.

Hm, ich tu mich schwer mit dieser Art Ausbau. Das ist interessant, aber wann trinkt man so was ausser bei so einer Probe? Vielleicht muss ich mich noch eingehender mit der Materie beschäftigen.

Fazit. Sehr spannend wie unterschiedlich man eine Rebsorte durch unterschiedliche Ausbauarten interpretieren kann. Der Sylvaner scheint sich besonders gut dafür zu eignen.
Das hat richtig Spass gemacht.
Mein Favorit war der Silvaner "ab Ovo" trocken 2015, Weingut Rainer Sauer, Franken. Da stimmte für mich die Balance aus freakigkeit und Rebsortentypizität am besten. Gefolgt von Horst Sauers „Sehnsucht“

Vielen Dank an Dirk für die Bewirtung. Du warst (wieder mal) ein perfekter Gastgeber.
Danke auch an die Mitstreiter (ich weiss gar nicht wer hier alles mitliest). Armin, falls Du es tust, schön Dich kennengelernt zu haben. Ich hoffe wir haben noch öfter die Gelegenheit zusammen zu verkosten.
Vielleicht ja bald bei einer Sylvaner GG Verkostung?

Gruss
Marko
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Der schönste Sport ist der Weintransport!

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