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- Registriert: So 28. Nov 2010, 23:05
Anfang Februar zog es 14 Weinnasen in die Nähe von Marburg, um gemeinsam eine ganze Phalanx alter Kameraden auf Herz und Nieren zu prüfen. An dieser Stelle erstmal herzlichsten Dank an unseren Gastgeber, der dieses Event nicht nur perfekt organsiert, sondern auch mehr als fair kalkuliert hatte. Ein Extra-Dankeschön auch an die Dame des Hauses - von der Nuss-Torte zu den Süßweinen träume ich noch heute. Es zeigte sich mal wieder, dass viele Altweine deutlich mehr Spaß machen, als man es über Punkte audrücken könnte und, dass Totgesagte länger leben. Wer auch abseits der großen Jahre und Erzeuger sucht, hat gute Chancen auf positive Überraschungen zu vertretbaren Kursen. Und wenn der Wein am Gaumen auch schon etwas gezehrt wirkt, sorgt ein passendes Essen dazu für ein feines Genuss-Erlebnis.
Los ging es gleich mit einem Paukenschlag, der erstmal für demütige Stille am Tisch sorgte... Doch vor dem Start des eigentlichen Programms gab es noch einen wahrlich respektablen Wein zum avinieren:
Chateau Certan de May 1995
Der Wein wirkt trotz des jugendlichen Alters schon gut angereift und trinkbar, was damit zusammenhängen mag, dass die Flasche schon am Vortag geöffnet worden war. In der Nase viel Pflaume, leicht rosinige Frucht, sehr erdig und ätherisch - fast ein bisschen Barolo-haft. Mit der Zeit im Glas entwickelt sich eine feine MInz-Note. Am Gaumen schöne Dichte, sehr gute Balance. Klasse! (92)
Nun zum "offiziellen" Teil:
Flight 1
Chateau La Mission Haut Brion 1945
Diese Flasche war in zweierlei Hinsicht sehr besonders: zum einen hätte ich nie gedacht, dass ich diesen Tropfen jemals vor die Nase gesetzt bekomme. Zum zweiten handelte es sich hierbei um die zweite Hälfte einer Flasche, die für eine Probe vor zwei Jahren geöffnet worden war. Damals war eben diese zweite Hälfte unter Gas in die Halbe "umgezogen" worden. Und wer meinte, dass bei einem Wein dieses Alters das Ergebnis eine Leiche sein müsse, sah sich derbe getäuscht: relativ helles, zum Rand hin blasser werdendes Rot. Sehr duftig. Zu Beginn Medizinkasten und Erde. Die Nase macht dann aber im Glas spektakulär auf mit wunderbar feiner, rotbeeriger Frucht, tollen Kräuternoten und Tabak. Am Gaumen perfekt reif, noch Reste von Frucht, beeindruckende Länge. Die Nase dreht immer weiter auf und endet in einem würzigen, komplexen, filigranen aber stabilen Traum. Sensationell. (96)
Chateau Haut-Brion 1955
Aus der Halben. Etwas dunkler als der parallel getrunkene 45er La Mission. Etwas eigenwillige, aber unglaublich expressive Nase mit Unmengen von Karamell. Dazu etwas Tabak. Erdig. Am Gaumen großartige Länge. Tragende, stramme aber nicht störende Säure. Ganz leichter Muff, der aber nicht weiter stört. Wunderbar. (94)
Fortsetzung folgt...
Los ging es gleich mit einem Paukenschlag, der erstmal für demütige Stille am Tisch sorgte... Doch vor dem Start des eigentlichen Programms gab es noch einen wahrlich respektablen Wein zum avinieren:
Chateau Certan de May 1995
Der Wein wirkt trotz des jugendlichen Alters schon gut angereift und trinkbar, was damit zusammenhängen mag, dass die Flasche schon am Vortag geöffnet worden war. In der Nase viel Pflaume, leicht rosinige Frucht, sehr erdig und ätherisch - fast ein bisschen Barolo-haft. Mit der Zeit im Glas entwickelt sich eine feine MInz-Note. Am Gaumen schöne Dichte, sehr gute Balance. Klasse! (92)
Nun zum "offiziellen" Teil:
Flight 1
Chateau La Mission Haut Brion 1945
Diese Flasche war in zweierlei Hinsicht sehr besonders: zum einen hätte ich nie gedacht, dass ich diesen Tropfen jemals vor die Nase gesetzt bekomme. Zum zweiten handelte es sich hierbei um die zweite Hälfte einer Flasche, die für eine Probe vor zwei Jahren geöffnet worden war. Damals war eben diese zweite Hälfte unter Gas in die Halbe "umgezogen" worden. Und wer meinte, dass bei einem Wein dieses Alters das Ergebnis eine Leiche sein müsse, sah sich derbe getäuscht: relativ helles, zum Rand hin blasser werdendes Rot. Sehr duftig. Zu Beginn Medizinkasten und Erde. Die Nase macht dann aber im Glas spektakulär auf mit wunderbar feiner, rotbeeriger Frucht, tollen Kräuternoten und Tabak. Am Gaumen perfekt reif, noch Reste von Frucht, beeindruckende Länge. Die Nase dreht immer weiter auf und endet in einem würzigen, komplexen, filigranen aber stabilen Traum. Sensationell. (96)
Chateau Haut-Brion 1955
Aus der Halben. Etwas dunkler als der parallel getrunkene 45er La Mission. Etwas eigenwillige, aber unglaublich expressive Nase mit Unmengen von Karamell. Dazu etwas Tabak. Erdig. Am Gaumen großartige Länge. Tragende, stramme aber nicht störende Säure. Ganz leichter Muff, der aber nicht weiter stört. Wunderbar. (94)
Fortsetzung folgt...